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Aktuell

Jahresbilanzen

Rekord ohne Sieger

2018 war ein entscheidendes Jahr: Die Auswirkungen der Erderhitzung waren aufgrund der Höchsttemperaturen in ganz Deutschland spürbar. Was bedeutet das für den Klimaschutz?

Von Michael Weiland, Greenpeace-Online, 20.12.18

War 2018 ein Schicksalsjahr für den Klimaschutz? In Deutschland konnten sich in den vergangenen Monaten viele Menschen ein sehr eindrückliches Bild davon machen, was es heißt, in der Klimakrise zu leben: etliche eingestellte Hitzerekorde, eine beispiellose Dürre, ausgetrocknete, feuergefährliche Wälder. Deutschland ist im Schnitt bereits ein Grad wärmer als zur vorindustriellen Zeit – und die Erderhitzung schreitet voran. Der aktuelle Sonderbericht des Weltklimarats warnt eindringlich vor den Folgen, wenn bis 2030 der weltweite Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase nicht um die Hälfte reduziert wird. Bis zur Mitte des Jahrhunderts muss die Erdbevölkerung sogar CO2-neutral produzieren. Zwölf Jahre um das Ruder herumzureißen... 2018 mag ein Schicksalsjahr gewesen sein, die kommenden sind es umso mehr.

Darum ist der Klimawandel auf absehbare Zeit die wichtigste und schwierigste Herausforderung der Menschheit; Greenpeace hat im vergangenen Jahr informiert, gewarnt und mobilisiert. Nach wie vor ist die Umweltschutzorganisation eine wichtige Stimme in der Kohlekommission, die den überfälligen Ausstieg Deutschlands aus der Kohleenergie in die Wege leitet. Alle sind gefragt: Politik, Wirtschaft, Nichtregierungsorganisationen – sogar die Justiz. Mit drei Familien klagt Greenpeace gegen die Bundesregierung, weil die ihre Klimaziele für 2020 aufgegeben hat.

Was war so besonders an 2018?

Eine Hitzewelle macht noch keinen Klimawandel – Wetter ist kurzfristig, Klima langfristig. Aber der besonders heiße Sommer in Deutschland passt in ein Muster. Das stellt sich einfach dar, ist aber unerbittlich: Die ganze Welt, auch Deutschland, wird zusehends wärmer. Der Deutsche Wetterdienst meldete heute, 2018 sei mit durchschnittlich 10,4 Grad Celsius das wärmste Jahr seit dem Beginn deutschlandweiter Wetteraufzeichnungen. Acht der neun wärmsten Jahre seit 1881 fallen somit in das 21. Jahrhundert. Davon muss man nicht überrascht sein: Das Thema durchdrang dieses Jahr sämtliche Medien, die Gesellschaft für deutsche Sprache kürte vor wenigen Wochen „Heißzeit“ sogar zum Wort des Jahres – ein Begriff, der eine veränderte Welt beschreibt.

Zur Hitze traten etliche Extremwetterphänomene, die in einem systematischen Jahresvergleich schwer zu greifen sind; die Auswertung der finanziellen Schäden kann noch Jahre dauern. In einer Pressemitteilung fasste der Deutsche Wetterdienst am 13. Dezember auf knapp 20 Seiten Wetterschäden in Deutschland 2018 zusammen, wies allerdings darauf hin, dass so eine Liste nur unvollständig und oberflächlich bleiben kann. Dass solche Ereignisse sich mehren, steht für die Behörde aber fest: „Trotzdem wird erkennbar, wie offenbar zunehmend unser Dasein, Leib und Leben, durch extreme Wettersituationen beeinträchtigt wird.“

Wie hat Greenpeace 2018 zu dem Thema gearbeitet?

Im Januar stellte Greenpeace ein Sofortprogramm vor, mit dem die Bundesregierung ihre kurzfristigen Klimaziele für 2020 noch erreichen kann: Dazu gehört die Stilllegung der schmutzigsten Kohlekraftwerke, das Verbot, neue Kraftwerke zu bauen und neue Tagebaue zu erschließen, sowie der Ausbau der Erneuerbaren Energien. Damit könnten die angepeilten 40 Prozent CO2-Reduktion im Vergleich zu 1990 erreicht werden. Stattdessen verabschiedete sich das im Februar gebildete Regierungsbündnis von CDU/CSU und SPD in ihrem Koalitionsvertrag von diesem Ziel – vorschnell und kurzsichtig.

Dass 2018 ein besonderes Jahr werden würde, deutete sich früh an: Bereits der Januar war im Schnitt 3,4 Grad wärmer als im Mittel zwischen 1981 und 2010. Im Mai erklärte Karsten Smid, Greenpeace-Experte für Klima, im Interview, inwiefern sich aus den vergangenen Wochen Rückschlüsse auf Klimaveränderungen ziehen lassen – April und Mai waren die heißesten Monate in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Heiße Maimonate sind weniger selten, aber der April ist besonders: „Die fünf wärmsten Aprilmonate seit Beginn der Wetteraufzeichnung lagen alle zwischen 2007 und heute.“ Das ist kein Zufall. Das ist der Klimawandel.

Im Hambacher Wald, in der Kohlekommission, mit vielen Aktionen und Veröffentlichungen arbeitete Greenpeace 2018 am Kohleausstieg und für Klimaschutz. Das Ziel ist, die Treibhausgasemissionen weltweit so weit zu senken, dass der globale Temperaturanstieg nicht mehr als 1,5 Grad Celsius beträgt. Ansonsten drohen Verwüstungen, Überschwemmungen, Stürme, kurzum: eine Welt, die wir nicht wiedererkennen.

Was bleibt?

Greenpeace schuf dieses Jahr eindrückliche, mahnende Bilder zur Klimakrise: als Projektion am Kohlekraftwerk Lippendorf etwa oder mit einem Banner an der Zugspitze, deren Gletscher von Jahr zu Jahr schwinden. Greenpeace-Jugendliche gingen für den Klimaschutz in der Spree baden. Für lange Zeit bleiben wird ein Mahnmal, das ironischerweise gerade nicht zu sehen ist. In der Elbe nahe Magdeburg setzten Greenpeace-Aktivisten im August einen Hungerstein: Eine sehr alte Tradition, die im Flussbett Dürreperioden kennzeichnet – nur wenn der Fluss nahezu trockenliegt, sind sie sichtbar. Bei historischem Niedrigwasser platzierten Klimaschützer den Findling, der die Inschrift trägt: „Wenn du mich siehst, ist Klimakrise.“

Die kommenden Jahre entscheiden, ob unsere Lebensgrundlagen gerettet werden können. Wir brauchen den sofortigen Kohleausstieg, ein Umdenken vor allem im innerstädtischen Verkehr und eine ökologische Landwirtschaft. Es braucht Engagement von jedem Einzelnen, Mut, Ausdauer und Kraft – machbar ist es. Denn wir können gut damit leben, den so beschrifteten Stein in der Elbe niemals wiederzusehen.


2018: Starke Umweltbewegung, zögerliche Bundesregierung

BUND Pressemitteilung, 27.12.18

Berlin: Der Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger, zieht eine aus umweltpolitischer Sicht ernüchternde Bilanz für das Jahr 2018. Für 2019 fordert der BUND von der Bundesregierung ein wirksames, eigenständiges Klimaschutzgesetz.

"Es hat uns sehr gefreut, dass die Umweltbewegung in diesem Jahr von einem so breiten gesellschaftlichen Rückhalt vor allem auch von jungen Menschen getragen wurde", erklärt Weiger mit Blick auf die zahlreichen Großdemonstrationen in diesem Jahr. "Die Umweltbewegung wird stärker und deshalb sollte die Bundesregierung die Umweltpolitik nicht länger zum fünften Rad am Wagen machen. Es muss der Vergangenheit angehören, dass die Umweltministerin – wie in diesem Jahr regelmäßig – von den anderen Ressorts ausgebremst wird. Dies kann die Regierung im kommenden Jahr korrigieren, indem sie endlich einen ambitionierten Kohleausstieg beschließt und verpflichtende und wirkungsvolle Klimaziele für Verkehr, Industrie und Landwirtschaft ins Klimaschutzgesetz schreibt."

Weiger kritisiert die bisherigen Trippelschritte in der Regierungspolitik: "Klimawandel und Kohleausstieg, Verkehrswende oder auch die dringend notwendige Reform in der Agrarpolitik, in allen Themenfeldern verweigert die Bundesregierung die dringend gebotene erhebliche Veränderung und betreibt Besitzstandwahrung. Dem Bundesverkehrsminister zum Beispiel hätte es gut angestanden, im Dieselskandal frühzeitig hart durchzugreifen, die Hardwarenachrüstung von Diesel-Pkw anzuordnen und die Blaue Plakette einzuführen. Stattdessen schont er die Autokonzerne bis heute und trägt somit eine klare Mitverantwortung an den Fahrverboten, die die Besitzer von Dieselfahrzeugen jetzt treffen. Nicht erfolgreiche Klagen vor den Gerichten erzwingen Fahrverbote, sondern die Kumpanei von Unternehmen und Politik zu Lasten der Gesundheit der betroffenen Menschen führt zu klaren Gesetzesverstößen."

Zentral war im zurückliegenden Jahr die Auseinandersetzung um die zukünftige Klima- und Energiepolitik. "Klimaschutz ist die Überlebensfrage der Menschheit. Da hat Bundesentwicklungsminister Gerd Müller Recht. Um dieser zentralen Herausforderung zu begegnen, ist der Kohleausstieg unverzichtbar. Nur so können die von Deutschland mitbeschlossenen Pariser Klimaziele erreicht werden", sagt der BUND-Vorsitzende weiter. "Die Einsetzung der Kohlekommission hat der Regierung Zeit verschafft und gibt noch die Chance zu gemeinsamen, gesellschaftlich breit getragenen Ergebnissen, entbindet die Regierung aber nicht von der Verantwortung, in der Sache selbst klare Position zu beziehen und endlich Entscheidungen zu treffen, die unseren Enkeln und Urenkeln noch ein gutes Leben auf unserer Erde erlauben."

"Die dringend benötigte Verbesserung aller nationalen Klimaschutzpläne steht deshalb auch in Deutschland aus", so Weiger weiter. Der BUND begrüßt zwar das beschlossene Regelwerk für die Vergleichbarkeit von Maßnahmen im Klimaschutz auf der Klimakonferenz in Katowice, doch allein das Beachten dieser Regeln wird nicht zu einer Verbesserung des Klimaschutzes führen. "Die Kluft zwischen dem Pariser Klimaziel und den dafür notwendigen Klimaschutzmaßnahmen ist nach wie vor zu groß. Deutschland macht da keine Ausnahme und muss jetzt umsteuern."

Mit Blick auf die Landwirtschaft und die im nächsten Jahr anstehenden Entscheidungen in der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik (GAP), wie auch zur Europawahl, betont Weiger: "In der Förderungspolitik der EU-Agrarpolitik muss gelten: Öffentliche Gelder für öffentliche Leistungen. Steuergelder darf es nur noch für Leistungen geben, die einen Mehrwert für die gesamte Gesellschaft haben wie den Schutz von Klima, Natur oder Tieren. Die Förderpolitik zu Gunsten der Agroindustrie muss beendet werden, stattdessen müssen bäuerlich-ökologische Strukturen mehr Geld erhalten."

Am 9. November, 29 Jahre nach dem Fall der Mauer, hat der Thüringer Landtag das Grüne Band Thüringen als Nationales Naturmonument ausgewiesen und damit über 750 Kilometer Grünes Band geschützt. "Die Entscheidung aus Thüringen ist ein Meilenstein zum Erhalt dieses einmaligen Biotopverbundes an der ehemaligen innerdeutschen Grenze und lebendigen Denkmals der jüngeren deutschen und europäischen Geschichte", bekräftigt Weiger. "Mit dem Rückenwind dieser Entscheidung wird sich der BUND weiter für den Lückenschluss und ein durchgängiges Grünes Band einsetzen, vor allem im Bundesland Sachsen-Anhalt. Zum 30-jährigen Jubiläum des Grünen Bandes im nächsten Jahr wäre es das schönste Geschenk, wenn die anderen Bundesländer dem Beispiel folgen und das Grüne Band in seiner gesamten Länge von 1393 Kilometern als Nationales Naturmonument ausweisen würden."

Erfreut zeigte sich Weiger zudem über die Erfolge, die der BUND mit seiner "Rette unser Wasser"-Kampagne erzielen konnte. "Dank über 108.000 Unterstützern konnten Bund und Länder überzeugt werden, sich für den Fortbestand des wichtigsten europäischen Wasserschutzgesetzes, der Wasserrahmenrichtlinie, einzusetzen. Zudem verpflichteten sie sich, mit Hochdruck daran zu arbeiten, bis 2027 einen guten Zustand aller Gewässer zu erreichen", erklärt der BUND-Vorsitzende weiter. "Nun muss auch die EU-Kommission überzeugt werden, die Wasserrahmenrichtlinie nicht aufzuweichen. Deshalb ruft der BUND die Bürgerinnen und Bürger auf, der EU ihre Meinung zur Zukunft unserer Gewässer und seiner Schutzgesetze zu sagen."

Der BUND hat zum Jahresende 2018 mit über 600.000 Mitgliedern und Unterstützern den höchsten Bestand seiner Geschichte.


Gewinner und Verlierer 2018

WWF: Zahl der bedrohten Tier- und Pflanzenarten bleibt 2018 auf „schrecklichem Rekordniveau“

WWF Pressemitteilung, 27.12.18

Die Artenvielfalt bleibt auch 2018 weiter unter Druck: Einen 60-prozentigen Rückgang der weltweiten Wirbeltierbestände seit 1970 stellt der Living Planet Report 2018 der Naturschutzorganisation WWF fest. Zu den Verlierern des Jahres zählen laut WWF Deutschland Tapanuli-Orang-Utan, Flussdelfine im Amazonas, Land- und Süßwasserschildkröten und die Mongolischen Saiga-Antilopen. Aber auch der Ostsee-Hering. Insgesamt verbucht die Internationale Rote Liste der Weltnaturschutzunion IUCN mittlerweile fast 27.000 Tier- und Pflanzenarten als bedroht. Das ist neuer Negativrekord und betrifft fast 30 Prozent aller untersuchten Arten. "Die Klimakrise, Lebensraumzerstörung, Wilderei oder immer mehr Plastikmüll in den Ozeanen: Der Mensch verursacht gerade das größte, globale Artensterben seit Verschwinden der Dinosaurier. Wir sägen am Ast, auf dem wir sitzen. Der Mensch ist Teil der Natur. Ohne vielfältige, vitale Ökosysteme können wir nicht überleben", warnt WWF-Vorstand Eberhard Brandes zum Jahreswechsel.

Doch es gibt auch Hoffnung. Dank Fangverboten und weiterer Schutzmaßnahmen konnten sich Finnwale und die Westpazifischen Grauwale erholen. In Nepal hat sich die Zahl der Tiger beinahe verdoppelt. Es gibt wieder mehr Berggorillas, und Bienenfresser breiten sich in Deutschland aus. Dank aufwendiger Ansiedlungsprojekte kehren Waldrapp und Tüpfelbeutelmarder in ursprüngliche Lebensräume zurück. "Allein dass es trotz weltweitem Artenschwund auch Gewinner gibt, zeigt: Natur- und Artenschutzmaßnahmen können funktionieren. Es braucht mehr davon. Der Mensch verursacht nicht nur das Problem, sondern hält auch den Schlüssel für die Lösung in den Händen", so Brandes.

Verlierer 2018:

Hering der westlichen Ostsee: Lange galt der Bestand in der westlichen Ostsee als "Brotfisch" der deutschen (Küsten)Fischerei. Doch inzwischen ist dieser Bestand förmlich eingebrochen. Grund sind neben dem hohen Fischereidruck auch schlechte Nachwuchsjahrgänge, die vermutlich auf klimawandelbedingte Veränderungen der Ostsee zurückzuführen sind. Der Hering wird damit zu einem Symbol der Klimakrise und ihren ökologischen wie ökonomischen Folgen.

Tapanuli-Orang-Utan: Der Tapanuli-Orang-Utan, der erst 2017 als eigene Art beschrieben wurde, ist mit nur noch 800 Tieren auf Sumatra die seltenste Menschenaffen-Art der Erde. Plantagen, Goldminen und ein geplanter Mega-Staudamm nagen am verbliebenen Lebensraum von rund 1.000 Quadratkilometern, der damit nur wenig größer als Berlin ist.

Land- und Süßwasserschildkröten: Schildkröten bevölkerten die Erde schon vor über 200 Millionen Jahren und überlebten das letzte große Massenaussterben zur Zeit der Dinosaurier. Heute ist die Hälfte der bekannten Spezies laut einem aktuellen Bericht bedroht. Ganz oben die Yangtze-Riesenweichschildkröte. Nur noch drei Tiere gibt es weltweit. Nun scheint sich das Schicksal von "Lonesome George" zu wiederholen.

Mongolische Saiga-Antilope: Anfang 2017 fielen Tausende Mongolische Saiga-Antilopen einer Seuche zum Opfer. Der vergangene harte Winter schwächte die Bestände abermals. Nach Schätzungen des WWF streiften statt der ehemaligen 11.000 Tiere im Oktober 2016 lediglich noch 3.000 Antilopen im Mai 2018 durch die Steppe.

Amazonas-Flussdelfin: Es wurde immer offensichtlicher, dass die Flussdelfine vom Amazonas fortwährend seltener wurden, doch bisher fehlten konkretere Daten. Mit der Roten Liste 2018 herrscht Gewissheit: Die Delfine gelten nun offiziell als stark gefährdet. Die Weltnaturschutzunion prognostiziert einen weiter anhaltenden Bestandsrückgang.

Nördliches Breitmaulnashorn: Sudan, das letzte männliche Nördliche Breitmaulnashorn, ist im März 2018 gestorben. Es gibt nur noch zwei weitere, nicht fortpflanzungsfähige Weibchen. Damit ist diese Art de facto ausgestorben. Letzter Hoffnungsschimmer besteht in der Anzucht von Embryonen im Labor, die von Leihmüttern der südlichen Unterart ausgetragen werden sollen.

Gewinner 2018:

Tiger in Nepal:"Tx2" (Tiger mal zwei) ist das ambitionierte Ziel der 13 Tigerstaaten, die Zahl der Großkatzen in freier Wildbahn bis 2022 zu verdoppeln. Nepal hat das nach aktueller nationaler Bestandszählung fast erreicht. 2009 streiften dort rund 120 Tiger durch die Wildnis. Nun sind es bereits 235. Insgesamt muss man sich aber weiterhin um die weltweiten Tigerbestände sorgen. Wilderei und Lebensraumverlust bleiben ein Problem, dazu kommen steigende Konflikte zwischen Menschen und Tigern.

Bienenfresser in Deutschland: Jahr für Jahr pendelt der Bienenfresser zwischen Afrika und Europa. Früher in Deutschland noch extrem selten, wandert der Vogel jetzt verstärkt aus dem Mittelmeerraum nach Deutschland ein. Er ist ein Profiteur der Klimakrise. Heute brüten hierzulande mehr als 2.000 Paare. Doch seine enge Bindung an gefährdete Lebensräume sowie das große Insektensterben könnten den Höhenflug des Vogels jäh bremsen.

Tüpfelbeutelmarder: Vor etwa 50 Jahren starb die Art auf dem australischen Festland aus, überlebte nur in Tasmanien. Der WWF startete mit weiteren Partnern ein Zucht- und Rückkehr-Projekt. Im März 2018 war es soweit: 20 Tüpfelbeutelmarder wurden in einem Nationalpark im Südosten Australiens frei gelassen. Im Sommer gab es erstmals Nachwuchs.

Berg-Gorillas: Es geht bergauf mit dem Berggorilla. 2018 steigt die Gesamtzahl der sanften Riesen auf mehr als 1000 Individuen. In einer aktuellen Bestandsuntersuchung zählten Wissenschaftler nun 604 Berg-Gorillas in den Bergwäldern rund um den Nationalpark Virunga. Eine Bestandszunahme von 26 Prozent in diesem wichtigen Rückzugsgebiet seit 2010. Doch Wachsamkeit tut not: Wilderei, Krankheiten und Klimawandel bedrohen die haarige Verwandtschaft. Und über allem schwebt das Damoklesschwert der geplanten Ölförderung im Virunga-Nationalpark.

Finn- und Westpazifische Grauwale: Der westliche Bestand des Grauwals hat sich laut Internationaler Roter Liste von "Vom Aussterben bedroht" auf "Stark Gefährdet" verbessert. Der Bestand bleibt jedoch mit geschätzten 100 bis 150 Tieren nach wie vor sehr klein. Auch dem Finnwal geht es besser: Seit den 1970er Jahren hat sich die Zahl der bis zu 27 Meter langen Tiere auf etwa 100.000 etwa verdoppelt. Zurückzuführen ist diese gute Nachricht auf Fangverbote und Lebensraumschutz. Folgerichtig entschied sich die Staatengemeinschaft auf der Tagung der Internationalen Walfangkommission 2018 auch gegen einen Antrag Japans, das Jagdmoratorium zu lockern.

Waldrapp: Der Waldrapp ist einer der seltensten Vögel der Welt und war in Mitteleuropa ausgerottet. In einem Wiederansiedlungsprojekt werden "Ziehkinder" aus Deutschland von einem Ultraleichtflugzeug in ihr Winterquartier gelotst. Fast alle Waldrappe schafften die beschwerliche Reise in die Toskana. Auch ihren komplett wilden Verwandten in Marokko, die solche Schützenhilfe nicht nötig haben, geht es besser.




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