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Aktuell

Massive Rodung im Steigerwald

„Ein Schlachtfest an der Waldnatur am Fest der Liebe“

Pressemitteilung des Nationalpark Steigerwald e.V., 2.1.19

Tiefe Trauer, Fassungslosigkeit und große Enttäuschung fühlten die Mitglieder des Vereins Nationalpark Steigerwald anlässlich einer Waldbegehung der ausgedehnten Staatswälder bei Fabrikschleich im Steigerwald. Auf einer riesigen Fläche hat der Staatsforstbetrieb Ebrach hunderte mächtiger Buchen gefällt. Der 1. Vorsitzende Dr. Liebhard Löffler war von der Menge der 120 bis 160 Jahre alten „geernteten“ Bäume und der Größe der betroffenen Waldfläche erschüttert. „Am Fest der Liebe fühlt sich der Wald liebende bei dieser Dimension eher an ein Schlachtfest erinnert“, betonte der Steigerwälder und beklagt:“ Warum mussten selbst die Methusaleme sterben?“. Bei näherem Hinsehen werde deutlich, dass viele Buchen einen Stammdurchmesser von über 80 Zentimeter aufweisen und deshalb auch nach dem Naturschutzkonzept des Staatsforstbetriebes als Methusalem-Bäume vor dem Absägen geschützt sind.

Der 2. Vorsitzende Florian Tully sieht die einzigartigen Waldökosysteme im Staatswald, die der Rücksichtname früherer Förstergenerationen zu verdanken sind, ohne Not zerstört. „Angesichts des Klimawandels mit langanhaltender Trockenheit, Starkregen und heftigen Stürmen, wie wir sie bisher nur aus südlichen Breitengraden bei Orkanen und Tornados kennen, ist es verantwortungslos, den Wäldern große Mengen an gut verwurzelten Starkbäumen zu entziehen und den Stürmen weite ausgelichtete Waldflächen für ihr Vernichtungswerk zu bieten,“ ergänzte der Ingenieur. Dem wunderbaren Wald habe es nichts genutzt, dass er als europäisches Natura 2000 Schutzgebiet in Form eines FFH Flora – Fauna-Habitat Gebiets und auch als SPA Vogelschutzgebiet geschützt ist. Man habe gezielt die starken Buchen zwischen 60 und 100 Zentimetern entnommen. Frage: „Wo sollen denn die künftigen Methusaleme herkommen, die so wesentlich für Boden-, Klima-, und Artenschutz sind?“. Denn eine reguläre Holznutzung, die nur noch wenige Starkbäume pro Hektar vorsieht, dürfe weiterhin auf diesen Flächen stattfinden.

Die Heuchelei der Verantwortlichen dieses Buchen Massakers sei nicht zu überbieten: Einerseits würden sie massiv in das Ökosystem Buchenwald eingreifen, andererseits bedauerten sie öffentlich, dass kaum mehr wirklich alte und intakte schutzwürdige Wälder mehr vorhanden seien. Für die Waldbegeisterten sei es blanker Zynismus, die selbst herbeigeführten Schädigungen anzuprangern und trotzdem weiterhin mächtige Buchen in Buchenwäldern zu fällen und sich öffentlich zu wundern, dass es in diesen Waldgebieten keine mehr gibt oder zu erklären, dass irgendwo schon wieder Buchen nachwachsen werden. Für Löffler sollten die Staatsforstverantwortlichen ihre Verantwortung als Verursacher sehen und nicht in die Rolle von Opfern schlüpfen und abhängige Beschäftigte Proteste unterschreiben lassen. Der Vorsitzende appelliert an alle: „Nehmen Sie sich die Zeit, gehen Sie in den Wald bei Fabrikschleichach, an der Staatsstraße 2258 Richtung Unterschleichach, und machen Sie sich ein Bild. Es wird sich an der Kommerz-orientierten Forstwirtschaft, wie sie zur Zeit betrieben wird zugunsten intakter Waldökosysteme nur etwas ändern, wenn sich viele Menschen für naturnahe Wälder im Staatswald stark machen. Die Entschuldigung an die Enkelkinder, wie sie Alexander Gerst von der Raumstation ausgesendet hat, wäre nicht nötig, wenn unsere Generation weniger egoistisch und rücksichtslos die Erde nutzen würde.


BN kritisiert Jagd auf dicke Buchen

BN fordert nutzungsfreies Schutzgebiet im Landkreis

Bund Naturschutz in Bayern e.V. Pressemitteilung, 20.12.18

Aktive der Kreisgruppe Schweinfurt im BUND Naturschutz trauern um zahlreiche dicke Buchen, die vom Forstbetrieb Ebrach der Bayerischen Staatsforsten bei Handthal gefällt wurden. In einem buchenreichen Laubwald wurden einige Dutzend dicke Buchen abgeholzt. „Wir sehen mit großer Sorge, dass die Staatsforsten systematisch die dicken Buchen nach und nach umsägen“, so Erich Rößner, stellvertretender Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Schweinfurt. „Wir sind schockiert, dass der Forstbetrieb Ebrach gezielt die zwischen 60 und 80 cm dicken Buchen fällt, offenbar bevor sie die 80 cm-Schwelle erreichen, ab der der Forst sie eigentlich schützen müsste“, kritisiert Edo Günther, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Schweinfurt. „Wir fordern als BN, dass die Staatsregierung endlich auch im Landkreis Schweinfurt Staatswälder großflächig schützt, damit der Forstbetrieb Ebrach nicht weiter gezwungen ist, hier dicke Buchen abzuholzen.“

Damit ist aus BN-Sicht klar, dass es dem Forstbetrieb im Kern nicht darum geht den Wald mit seinen dicken Bäumen zu schützen, sondern ihn zu nutzen und die dicken Bäume zum größten Teil nach und nach zu fällen. Wie stark sich diese Forstnutzung von einem Naturwald unterscheidet, zeigt sich schon darin, dass die hier gefällten dicken Buchen gerade einmal etwa die Hälfte ihrer Lebensspanne erreicht haben und sozusagen aus der Mitte ihres Lebens gerissen wurden.

Im Wirtschaftsforst wird ihnen verwehrt, dass sie ungestört alt werden dürfen. Der BN kritisiert, dass der Forst durch diese Fällungen verhindert, dass ein alter Wald mit dicken Bäumen entsteht. Eine Entwicklung zu einem Naturwald wird verhindert und um Jahre zurückgeworfen.

Anstatt die Wälder um Handthal zusammen mit dem Hohen Buchenen Wald als „Weltnaturerbe Buchenwälder“ zu schützen, fällt der Forstbetrieb Ebrach hier dicke, wuchskräftige Buchen. „Wir gewinnen der Eindruck, dass es dem Ebracher Forstbetrieb mit der Entnahme der dicken Buchen darum geht, derartige naturnahe ältere Buchenwälder in einen Forst umzuwandeln, in dem künftig offenbar andere Baumarten dominieren sollen“, so der BN. „Im schutzlosen Stollberger Forst liegt das Waldnaturerbe am Boden“, bedauert Edo Günther. „Wir fordern deshalb in einem ersten Schritt einen sofortigen Einschlagsstopp für den Stollberger Forst“. Der BN fordert weiterhin, dass der Stollberger Forst um Handthal als Naturwald geschützt wird, um bedrohten Tier-, Pilz-, und Pflanzenarten eine dauerhafte Heimat zu geben. Zusammen mit dem Hohen Buchenen Wald soll die Staatsregierung eine Weltnaturerbe-Bewerbung auf den Weg bringen.






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