Aktuell


Trumps Njet zu Klimaschutz

Trump im Abseits

US-Präsident steigt aus Pariser Klimaabkommen aus
WWF: Die Weltgemeinschaft wird ungehindert weiter gegen die Erderhitzung kämpfen


WWF Pressemitteilung, 1.6.17

Der US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, aus dem Pariser Klimaschutzabkommen aussteigen zu wollen. Dazu sagt Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim WWF Deutschland:

„195 Länder haben sich mit dem Abkommen von Paris auf ein rechtsverbindliches Klimaschutzübereinkommen geeinigt. An mehr Klimaschutz führt kein Weg vorbei, wenn wir unsere gemeinsamen Lebensgrundlagen bewahren wollen.

Es ist eine historische Fehlentscheidung, dass der US-Präsident den Klimakonsens aller Staaten verlassen und sein Land ins Abseits stellen will. Mit seiner rückschrittlichen Politik gefährdet er die Lebensgrundlagen des Planeten und handelt gegen die Interessen des amerikanischen Volkes. Die USA ist eines der Länder, das von Klimaextremen wie Rekorddürren, Überschwemmungen und Wirbelstürmen besonders betroffen ist. Auch für die Wirtschaft außer- und innerhalb der USA sind umweltfreundliche Technologien die lohnende Zukunft. Trump setzt mit seinem Einsatz für die Kohle auf eine Strategie der Vergangenheit. Das haben alle relevanten Investoren längst erkannt.

Doch es gibt auch Zeichen, die zuversichtlich stimmen: Die internationale Staatengemeinschaft lässt sich von Trump nicht aufhalten. Das wurde kürzlich auf dem G7-Gipfel deutlich, auf dem die 'G6' sich demonstrativ für das Pariser Abkommen und seine schnelle Umsetzung ausgesprochen haben. Klimapolitische Schwergewichte wie China und Indien bekennen sich mittlerweile ebenfalls sehr deutlich zum Klimaschutz.

Innerhalb der USA ist der Wille zu mehr Klimaschutz ungebrochen: Unternehmen, Städte und Bundesstaaten werden sich weiterhin dafür einsetzen, die für uns alle so schädliche Erderhitzung zu bekämpfen. Selbst wenn die USA offiziell nicht mehr Teil des Abkommens sein werden: Diese Akteure arbeiten weiter daran, die weltweit beschlossenen Klimaschutzziele zu erreichen.“


Ende mit Schrecken

Die USA steigen aus dem Pariser Klimavertrag aus. Greenpeace-Aktivisten hatten am frühen Morgen eine Botschaft an Präsident Trump – in einer Sprache, die er versteht.

Von Michael Weiland, Greenpeace-Online, 2.6.17

Der Eiertanz hat ein Ende: Die USA werden aus dem Klimaabkommen von Paris aussteigen. Als US-Präsident Donald Trump gestern gegen halb vier Uhr nachmittags Ortszeit in Washington vor die Presse trat, um nach monatelangem Hinhalten seine Entscheidung zu verkünden, war kaum noch mit einer Überraschung zu rechnen. Dass Kohlefreund Trump das Abkommen für „ungerecht“ hält, war Teil seiner Wahlkampfrhetorik. Trotzdem: Das mildert nicht die Enttäuschung über die kurzsichtige und verantwortungslose Politik eines 70 Jahre alten Mannes, der die Welt für kommende Generationen ein Stück schlechter hinterlassen will.

Greenpeace-Aktivisten hatten heute früh am Morgen eine Botschaft für Trump, in einer Sprache, die der emsige Nutzer des Kurznachrichtendiensts Twitter auch versteht: An die Wand der US-Botschaft in Berlin projizierten sie in typischer Trump-Diktion „Total loser, so sad!“: Ein kompletter Verlierer, dieser Trump. So traurig!

Was passiert nun?

Der Ausstieg geht nicht von heute auf morgen: Die Verfasser des Klimaabkommens haben festgelegt, dass der Vertrag erst drei Jahre nach Inkrafttreten gekündigt werden kann. Das wäre im November 2019. Danach wird die Kündigung erst nach einem Jahr wirksam – also pünktlich zur nächsten US-Wahl im November 2020. Doch schon jetzt will Trump alle Maßnahmen zurückfahren, die das Pariser Abkommen zur Bekämpfung der Erderhitzung vorsieht. Das heißt vor allem: Es fließt wieder mehr Geld in klimaschädliche Energien wie Kohle.

Der Schaden ist beträchtlich, auch in diplomatischer Hinsicht: Die Weltgemeinschaft wird sich fragen müssen, inwieweit Verträge mit den Vereinigten Staaten von der Regierung als bindend erachtet werden.

Wirtschaft und Wissenschaft gegen Trump

Trotzdem muss man den größeren Zusammenhang im Blick behalten: Trumps Ausstieg ist eine schockierende Missachtung der Wissenschaft und ein diplomatischer Eklat – doch er ist nicht das Ende des Kampfes gegen den Klimawandel. Erneuerbare Energien sind ein Jobmotor der USA, Bundesstaaten wie Kalifornien haben bereits angekündigt, das Pariser Abkommen weiter zu achten. Egal, was der Präsident sagt – für führende Wirtschaftsunternehmen, darunter nahezu geschlossen die Internetbranche, ist der Klimawandel Realität. Entsprechend reduzieren sie ihre CO2-Emissionen: Das Treibhausgas heizt die Atmosphäre hauptsächlich an.

„Mit seinem Alleingang sabotiert der Präsident den Schutz des Klimas, aber er bringt ihn nicht zu Fall – nicht weltweit und auch nicht in den USA“, sagt Sweelin Heuss, Geschäftsführerin von Greenpeace Deutschland. Die Entscheidung sei eine „moralische Bankrotterklärung“. Trumps eigenes Land ist bereits viel weiter: Die Erneuerbaren Energien überholen in vielen US-Bundesstaaten mittlerweile die alte Energiewelt aus Kohle und Öl. „Trump kann den Niedergang dieser schmutzigen Energien hinauszögern“, so Heuss, „aufhalten aber wird er ihn nicht.“

Der Spielverderber bestimmt nicht die Regeln

Trump will nun, dass das Klimaabkommen neu verhandelt wird, einen „new deal“. Doch daraus wird nichts, erinnerten ihn Bündnispartner wie Italien, Deutschland und Frankreich umgehend: Die Ergebnisse von Paris stünden nicht zur Diskussion, die restlichen 196 Unterzeichner stehen hinter der Umsetzung der Beschlüsse. „New deal“ kann im Englischen auch heißen, dass die Spielkarten neu gemischt werden. Die sind längst verteilt – und Trump könnte bald merken, dass er kein vermeintliches As im Ärmel hat, sondern ein sehr schwaches Blatt.


Ausstieg aus Paris-Abkommen ist Schlag ins Gesicht der Menschheit und Schwächung der USA

Germanwatch: EU und China müssen neue Klimaschutz-Allianz aufbauen

Germanwatch Pressemitteilung, 1.6.17

Berlin. Die Entscheidung der US-Regierung für den Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen stößt bei der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch auf heftige Kritik. "Der von Präsident Trump verfügte Ausstieg aus dem Paris-Abkommen ist ein Schlag ins Gesicht der gesamten Menschheit und er schwächt die USA selbst", sagt Klaus Milke, Vorstandsvorsitzender von Germanwatch. "Trumps Realitätsverweigerung ist zum einen zynisch, weil er einfach so tut, als gäbe es die globale Klimakrise mit all' ihren schon heute sichtbaren Folgen nicht. Die Regierung des Staates, der historisch gesehen mit seinen immensen Emissionen den größten Anteil zur Krise beigesteuert hat, kündigt den vom Klimawandel betroffenen ärmsten Menschen auf der Welt die Solidarität auf. Der Ausstieg aus dem Paris-Abkommen ist zum anderen dumm, denn er wird vor allem den USA selbst schaden. Klimaschutz und Erneuerbare Energien sind riesige Wachstumsbereiche. Die US-Regierung meldet ihr Land von diesen Zukunftsmärkten ab. Das haben auch viele Städte, Bundesstaaten und Unternehmen in den USA erkannt, die trotz Trumps' Entscheidung auf mehr Klimaschutz drängen."

Trump habe sich als beratungsresistent erwiesen und verweigere sich den Fakten, so Milke weiter. "In der vergangenen Woche hat Papst Franziskus Trump erklärt, dass es eine moralische Verpflichtung zum Klimaschutz und zur Unterstützung der Ärmsten gibt. Die anderen Regierungschefs der G7 haben zudem deutlich gemacht, wie stark die internationale Einigkeit beim Paris-Abkommen ist. Und führende Ökonomen der OECD haben vorgerechnet, dass Klimaschutz wirtschaftliche Chancen und Arbeitsplätze schafft. Überdies haben Unternehmenschefs betont, dass das Abkommen die verlässlichen Rahmenbedingungen schafft, die sie brauchen um neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Wer das alles ignoriert, der ist blind für die Realität."

Nun müssen andere Regierungen umso mehr die internationale Klimapolitik und die Umsetzung des Paris-Abkommens forcieren, so Germanwatch. Klaus Milke: "Die EU und China müssen die internationale Klimapolitik vorantreiben - gemeinsam mit den vom Klimawandel am stärksten betroffenen Staaten, die häufig auch Vorreiter beim Klimaschutz sind. Der EU-China-Gipfel morgen bietet bereits die Gelegenheit, eine solche engere Zusammenarbeit anzukündigen." Mit Indien hat Bundeskanzlerin Merkel bereits diese Woche eine engere Partnerschaft beim Klimaschutz angekündigt. Eine so gestaltete informelle Allianz sollte auch weiteren Ländern offenstehen. Sie sollte sich zudem eng mit denjenigen US-Bundesstaaten abstimmen, die weiter auf Klimaschutz setzen.

Die nächste Chance, sich direkt mit Trump über Klimaschutz auseinander zu setzen, ist der G20-Gipfel Anfang Juli in Hamburg. "Die Bundeskanzlerin muss gemeinsam mit weiteren Staats- und Regierungschefs Trump deutlich machen, dass er die weltweite Umsetzung des Paris-Abkommens nicht blockieren kann. Die G20 müssen ein ehrgeiziges Klimapaket verabschieden - auch ohne Trump. Es ist nun umso wichtiger, dass die G20-Staaten sich verpflichten, nächstes Jahr Pläne zum Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas bis zur Mitte des Jahrhunderts vorzulegen, klimaschädliche Subventionen abzubauen und CO2-Preise einzuführen sowie Klimarisikoversicherungen für die verletzlichsten Menschen in armen Ländern aufzubauen", so Milke.


Hendricks: Der Klimaschutz wird sich von Trumps Entscheidung nicht aufhalten lassen

BMUB Pressemitteilung, 1.6.17

Zur Entscheidung von US-Präsident Trump, das Paris-Abkommen aufzukündigen, erklärt Bundesumweltministerin Barbara Hendricks:

„Ich bedauere diese Entscheidung. Größer als der Schaden für den internationalen Klimaschutz ist jedoch der Schaden für den Multilateralismus. Denn das Besondere an Paris ist ja, dass die Staatengemeinschaft beschlossen hat, eines der größten Weltprobleme dieses Jahrhunderts gemeinsam anzugehen. Aus diesem gemeinsamen Projekt hat sich die Trump-Regierung nun verabschiedet. Die US-Regierung vertut mit dem Ausstieg auch eine wertvolle Chance für eine zukunftsgerichtete Entwicklung der USA. Die USA schaden mit dieser Entscheidung vor allem sich selbst.

Der internationale Klimaschutz wird weitergehen und sich von dieser Entscheidung nicht aufhalten lassen. Große Teile der Wirtschaft in den USA haben sich bereits eingestellt auf die treibhausgasneutrale Zukunft. Sie erkennen die immensen wirtschaftlichen Chancen, die in dieser Zukunft liegen. Sie werden sich durch die Entscheidung ihres Präsidenten nicht von ihrem Weg abbringen lassen.

Was die Umsetzung des Paris-Abkommens angeht, bin ich weiter optimistisch. Denn: Der Rest der Welt steht hinter dem Pariser Klimaschutzabkommen. In den vergangenen Wochen haben wir viele ermutigende Signale aus Europa, China, Russland, Indien, Kanada und vielen anderen Ländern bekommen. Der Rest der Welt ist noch enger zusammengerückt, das Bekenntnis zum Klimaschutz ist noch größer geworden. Trump hat sich für die Vergangenheit entschieden, der Rest der Welt für die Zukunft.

Auf internationaler Ebene hinterlassen die USA allerdings ein Führungs-Vakuum. In den vergangenen Jahren waren sie ein wertvoller Verbündeter im internationalen Klimaschutz. Der historische Durchbruch von Paris wäre ohne die USA nicht zustande gekommen. Aber das Paris-Abkommen wird Bestand haben – auch ohne die USA. Andere werden die Führungsrolle übernehmen. Wir Europäer werden ganz sicher dazugehören.“


PIK STATEMENT zu Präsident Trumps Rückzug aus dem Pariser Klima-Abkommen

PIK Pressemitteilung, 1.6.17

US-Präsident Trump hat heute angekündigt, aus dem Klima-Abkommen von Paris auszusteigen. Dazu Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen der Bundesregierung (WBGU) und Vorsitzender des High Level Panel on Decarbonisation Pathways der Europäischen Kommission:

„Dem Fortschritt der weltweiten Klimapolitik wird es nicht substanziell schaden, wenn Amerika tatsächlich das Paris-Abkommen verlässt; schaden wird es aber den USA. China und Europa werden globale Führer auf dem Weg zu einer sauberen und sicheren Energiezukunft, und sie werden ihre Position verstärken, wenn die USA zurückrutschen ins Nationale. Auch innovative US-Bundesstaaten wie Kalifornien, immerhin die sechstgrößte Volkswirtschaft der Welt, werden weiter Emissionsreduktionen vorantreiben. Die Leute von Trump hocken in den Schützengräben der Vergangenheit, statt die Zukunft aufzubauen. Sie erkennen nicht: Die Klimakriege sind vorbei - das Wettrennen um nachhaltigen Wohlstand läuft.“


USA ziehen sich von Welt-Klimavertrag zurück

Kein „fairer Deal“: Dutzenden indigenen Völkern droht durch Trumps Ignoranz das Aus

GfbV Pressemitteilung, 2.6.17

Göttingen. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) wirft US-Präsident Donald Trump vor, mit seinem Rückzug vom Welt-Klimavertrag das Überleben von Dutzenden indigenen Völkern zu gefährden. „Trump fordert einen fairen Deal. Doch für die mehr als 6.000 indigenen Völker weltweit ist sein Verhalten an Unfairness kaum zu überbieten. Die Ureinwohner leiden am meisten unter den Folgen der Erderwärmung und warten seit Jahrzehnten vergeblich auf mehr Fairness von den Hauptverursachern des Klimawandels“, kritisierte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Freitag in Göttingen. „Trumps Ignoranz ist für viele indigene Völker akut existenzbedrohend und nicht einfach nur ärgerlich.“

„Ob Sami-Rentierhalter in Skandinavien, Fulani-Hirten in Nigeria, Afar-Nomaden in Eritrea, Tibeter im Himalaya, Papua in Neuguinea, Amazonas-Indianer oder Maohi-Ureinwohner in Polynesien – für sie alle und noch viele andere indigene Völker geht es um das nackte Überleben, wenn die internationale Gemeinschaft den Klimawandel nicht endlich entschlossen eindämmt.“

Bereits lange bevor Wissenschaftler auf den Klimawandel aufmerksam wurden, beobachteten indigene Völker massive Veränderungen in der Natur, die ihre Lebensgrundlagen unmittelbar gefährden. So warnten sie schon vor anderthalb Jahrzehnten vor dem Abschmelzen von Gletschern und Eisbergen sowie vor ausbleibenden Regenfällen oder Extremwetter. „Das ist für die Ureinwohner kein Versicherungsproblem oder die Frage eines angeblich profitableren Deals, sondern hat viel weitreichendere Folgen“, sagte Delius.

So werden in Nigeria durch ausbleibende Regenfälle und vertrocknende Weideflächen bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Hirten und ansässigen Bauern geschürt. In Äthiopien, Eritrea und Kenia fürchten Nomaden den Zusammenbruch ihrer traditionellen Lebens- und Wirtschaftsform. Auf der Halbinsel Jamal im Norden Sibiriens klagen Nenzen über plötzliche Regenfälle, die den Schnee mit einer Eisschicht überziehen, so dass zehntausende Rentiere keine Nahrung mehr fanden und verendeten. In Sibirien fürchten Ureinwohner die Folgen des Auftauens von Permafrostböden, bei dem große Mengen von Methan und anderen Treibhausgasen freigesetzt werden. In Amazonien trocknen wegen des Klimawandels die Flüsse aus, so dass die vom Fischfang lebenden Ureinwohner keine Fische mehr finden.


Ausstieg der US-Regierung aus Pariser Klimaabkommen wäre ungeheurer Affront gegen die Weltgemeinschaft

BUND Pressemitteilung, 1.6.17

Berlin: Sollte die US-Regierung heute tatsächlich aus dem Pariser Klimaschutzabkommen aussteigen, wäre dies für Hubert Weiger, den Vorsitzenden des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ein „ungeheurer Affront gegen die Weltgemeinschaft“ und ein gravierender Schlag gegen die Bemühungen um mehr globalen Klimaschutz.

„Ein Ausstieg Trumps aus dem Pariser Klimaschutzvertrag zeugt von enormer Ignoranz gegenüber den existierenden Klimarisiken. Trump kann zwar das Pariser Klimaabkommen aufkündigen, weltweit arbeiten jedoch fast alle Regierungen weiter an dessen Umsetzung", sagte Weiger.

„Trumps Antiklimaschutzpolitik gefährdet die Lebensgrundlagen aller“, sagte Weiger. „Der weltweite Siegeszug der regenerativen Energien kann nicht mehr gestoppt werden. Während die Kohleindustrie rote Zahlen schreibt, schaffen erneuerbare Energien auch in den USA hunderttausende neue Jobs“, sagte der BUND-Vorsitzende.

Werde der Vertrag tatsächlich aufgekündigt, hätten US-amerikanische Unternehmen und vor allem die vom Klimawandel bereits Betroffenen die negativen Folgen zu tragen. Der BUND-Vorsitzende sieht auch in der Rücknahme wesentlicher nationaler Klimaschutzzusagen durch die Trump-Regierung Gefahren für die Sicherheit der Weltgemeinschaft.

„Entwicklungsländer, Küstenstädte und kleine Inselstaaten gehören zu den ersten Opfern der Klimakrise. Auch in den USA verursacht der Klimawandel zunehmend Wetterextreme. Hurrikans wie Katrina oder Sandy zerstören das Hab und Gut von Zehntausenden. Überflutungen wie 2005 in New Orleans oder 2016 in Louisiana kosten viele sogar das Leben. Die Opfer von Trumps Entscheidung werden Millionen Menschen sein, im eigenen Land, aber vor allem in ärmeren Staaten. Die Unterzeichner des Paris-Abkommens, vor allem die EU und andere große Industrie- und Schwellenländer, müssen jetzt den Ausstieg aus fossilen Energien beschleunigen und die Umsetzung des Abkommens gewährleisten“, sagte Weiger.

Globaler Klimaschutz erfordere den Ausstieg aus der Kohleverstromung, die Verkehrswende und den klimafreundlichen Umbau der Landwirtschaft. Für Deutschland heiße das, die Bundesregierung müsse deutlich vor 2030 aus der Kohle aussteigen und in einem Bündnis von Vorreiterstaaten den Kohleausstieg auch international voranbringen, sagte der BUND-Vorsitzende.


CARE zur US-Entscheidung: "Ein Schlag in die Magengrube für die ärmsten Länder"

CARE Deutschland-Luxemburg e.V. Pressemitteilung, 2.6.17

Bonn/Washington - Die internationale Hilfsorganisation CARE warnt vor den fatalen Folgen der gestrigen US-Entscheidung, aus dem Pariser Klimaschutzabkommen auszusteigen. "Es ist ein Schlag in die Magengrube für Millionen von Menschen in bitterer Armut, für die der Klimawandel bereits jetzt traurige Realität ist", so Sven Harmeling, CARE-Klimaexperte.

"Der Klimawandel hat Auswirkungen auf uns alle und verlangt eine globale Lösung. Es ist ein denkbar schlechter Zeitpunkt für die USA, ihre internationalen Versprechen aufzulösen und Millionen von armen Menschen im Stich zu lassen." CARE ruft alle Regierungen dazu auf, den Klimawandel weiterhin zu bekämpfen. Nur so könnten viele humanitäre Krisen verhindert und extreme Armut bekämpft werden. "Beim Paris-Vertrag geht es vor allem auch um Fairness", so Harmeling. Fast 200 Staaten hätten diesen Vertrag gemeinsam ausgehandelt, auch um die historisch gewachsene Ungerechtigkeit zu korrigieren. Diejenigen Menschen, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben, leiden bereits jetzt am meisten unter den Folgen. "Amerika kehrt seinen Partnern, seinen moralischen Verpflichtungen und dem Kampf für eine gerechtere Welt den Rücken", so Harmeling.

CARE unterstützt ambitionierte, neue Zusammenschlüsse der Zivilgesellschaft und einiger Regierungen, unabhängig von der Entscheidung der US-Regierung Fortschritte im Kampf gegen den Klimawandel zu machen. "Wir müssen jetzt für starken Gegenwind sorgen. Klare Worte und klares Handeln sind nötig, damit der Klimaschutz und die Solidarität mit den am meisten Betroffenen nicht unter dieser Fehlentscheidung leiden", so Harmeling.


Trump verkündet Katastrophe für das Klima

T-Online, 1. Juni, 2017

http://www.t-online.de/nachrichten/ausland/usa/id_81342552/donald-trump-verkuendet-ausstieg-aus-pariser-abkommen.html


"Es gibt nichts zu verhandeln"

Europa und China kehren Trump den Rücken zu

Von Michael Donhauser, dpa, 2.6.17

http://www.t-online.de/nachrichten/ausland/internationale-politik/id_81343588/streit-um-klimaabkommen-europa-und-china-kehren-trump-den-ruecken-zu.html


Trump will Klimavertrag kündigen - Internationale Kritik

Von Jeff Mason und Markus Wacket, Reuters, 2. Juni, 2017

http://de.reuters.com/article/deutschland-klima-trump-idDEKBN18T0DU


Trumps Logik ist eiskalt

Das Pariser Klimaabkommen hat viele Ziele, nicht nur den Umweltschutz. Es könnte sogar Flüchtlingsströme eindämmen - doch die will Trump offenbar lieber mit Mauern und Waffen bekämpfen.

Kommentar von Winand von Petersdorff, FAZ, 2.6.17

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/energiepolitik/kommentar-trumps-logik-ist-eiskalt-15043746.html


Bernie Sanders: "Mehrheit der Amerikaner weiß, dass Klimawandel real ist"

Interview von Matthias Kolb, Süddeutsche Zeitung, 1.6.17

http://www.sueddeutsche.de/politik/bernie-sanders-mehrheit-der-amerikaner-weiss-dass-klimawandel-real-ist-1.3531768


Hendricks: Klimaschutz braucht Beitrag von Wissenschaft und Think Tanks

BMUB Pressemitteilung, 29.5.17

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks hat die zentrale Rolle der Wissenschaft im Kampf gegen den Klimawandel gewürdigt. „Kaum ein anderes Politikfeld wird so sehr von wissenschaftlichen Erkenntnissen vorangetrieben wie die Klimapolitik“, sagte sie heute auf dem T20 Gipfel in Berlin. Die T20 sind ein Netzwerk der führenden Forschungsinstitute und Think Tanks aus den G20-Ländern. Als Teil der Zivilgesellschaft entwickeln sie gemeinsame, forschungsbasierte und konkrete Politikempfehlungen, um den politischen G20-Prozess zu unterstützen.

Hendricks: „Es kommt nun darauf an, dass wir als G20-Staaten Mut beweisen und die großen Chancen nutzen, die uns das Paris-Abkommen und die 2030-Agenda bieten. Es geht um einen weltweiten Modernisierungsschub hin zu nachhaltigeren, klimaverträglicheren Wirtschaftsweisen.“

Eine wichtige Voraussetzung sei die Umlenkung der globalen Finanzströme in Richtung nachhaltige Investitionen. Viele Universitäten weltweit haben bereits damit begonnen, ihr Kapital aus fossilen Energieträgern abzuziehen und in klimafreundliche Alternativen umzuschichten.

Hendricks begrüßte den Bericht der „High-level Commission on Carbon Pricing“, der auf dem T20 Gipfel vorgestellt wurde. „Der Bericht unterstreicht, wie wichtig es ist, CO2 einen Preis zu geben, und er zeigt, wie man diese Bepreisung gestalten kann. Wir brauchen effektive CO2-Preise als Anreize für Investitionen in CO2-arme Infrastruktur und Technologien.“ Mittlerweile nutzen bereits mehr als 40 Staaten sowie rund 20 Regionen und Städte Kohlenstoffbepreisung und Kohlenstoffmärkte. Rund 80 nationale Klimaschutzbeiträge (NDCs) sehen die Nutzung marktbasierter Ansätze vor. Effektive CO2-Preise sind erforderlich, um Anreize für Investitionen in CO2-arme Infrastruktur und Technologien zu setzen.

Angeführt werden die T20 während der deutschen G20-Präsidentschaft vom Direktor des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE) Dirk Messner sowie dem Präsidenten des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IFW) Dennis J. Snower. Ko-Vorsitzende der High-level Commission on Carbon Pricing sind Lord Nicholas Stern (London School of Economics) und der Nobelpreisträger Joseph Stiglitz (Columbia University). Der T20 Gipfel findet am 29./30. Mai 2017 in der European School of Management and Technology (ESMT) in Berlin statt.


„Wegschauen hilft nicht“

Besonders in den V20, den 20 verwundbarsten Staaten der Welt, treibt der Klimawandel immer mehr Menschen in die Flucht. Ein Interview mit Greenpeace-Experte Fawad Durrani.

Von Ortrun Sadik, Greenpeace-Online, 25.5.17

Klimawandel und Umweltzerstörung sind bereits heute ein viel stärkerer Antrieb für Vertreibung, Abwanderung und Flucht, als vielen von uns bewusst sein mag. Das fasst eine aktuelle Greenpeace-Studie zusammen. Besonders schlimm ist die Situation in den Ländern, in denen verheerende Folgen des Klimawandels wie Dürre oder Überschwemmungen auf Armut und kriegerische Konflikte treffen. Diese Länder bezeichnet man als besonders verwundbar. Eines dieser V20-Länder ist Afghanistan. Aus ihm kommt auch Fawad Durrani, Greenpeace-Experte für den Zusammenhang von Klimawandel, Vertreibung und gewalttätige Konflikte.

Greenpeace: Was sind Klimaflüchtlinge oder Klimavertriebene?

Fawad Durrani: Beide Begriffe, sowohl Klimaflüchtlinge als auch Klimavertriebene, sind eigentlich falsch, doch sie wollen bewusst provozieren. Sie beschreiben das Phänomen, dass Menschen wegen des Klimawandels ihre Heimat verlassen müssen. Zum Beispiel, weil wegen Dürren und Trockenheit keine Landwirtschaft mehr möglich ist, oder weil Stürme, Fluten oder Überschwemmungen ihren Lebensraum wieder und wieder zerstören. Falsch im wissenschaftlichen Sinne sind die Begriffe deshalb, weil nie nur ein einziger Faktor die Menschen aus ihrer Heimat vertreibt und in die Flucht schlägt. Der Klimawandel ist also nicht die einzige Ursache für das Abwandern von Bevölkerungsteilen. Aber er wirkt als Multiplikator in Regionen, in denen das Leben etwa wegen Krieg, Terror und Armut ohnehin schon schwierig geworden ist.

Kann man beziffern, wie viele Klimavertriebene es gibt?

Das ist schwer zu sagen. Es gibt keinerlei Zahlen über schleichende Abwanderungen. Erfasst werden derzeit nur die sogenannten Katastrophenvertriebenen, also Menschen, die zum Beispiel wegen Flut oder Erdrutsch urplötzlich ihr Zuhause verlieren. Schon das betrifft jährlich mehr als 20 Millionen Menschen, also fast doppelt so viele, wie jedes Jahr neu durch Krieg und Gewalt vertrieben werden.

Was genau bedeutet: Der Klimawandel wirkt als Multiplikator?

Nehmen wir mal als Beispiel Afghanistan, mein Heimatland. Afghanistan leidet seit Jahrzehnten unter Krieg und Gewalt. Gleichzeitig ist das Land besonders stark vom Klimawandel und damit verbundenen Naturkatastrophen betroffen. Jährlich suchen Überschwemmungen, Erdrutsche und Dürren das eh schon geplagte Land heim. So vertrieben im Jahr 2015 zum Beispiel Gewalt und Terror mehr als 300.000 Menschen, Naturkatastrophen im gleichen Jahr noch einmal mehr als 70.000. Und das sind nur die Zahlen aus einem Jahr – aber die Situation ist schon seit Jahrzehnten die Gleiche. Das Problem ist riesig. In meinem Heimatland sind drei von vier Menschen schon mindestens einmal vertrieben worden!

Wie greifen Gewalt und Klimawandel ineinander und verschlimmern sich?

Ein Aspekt: Viele Konflikte in ländlichen Regionen und Gemeinden drehen sich um Ressourcen wie Ackerland und Wasser. Die sind in den vergangenen Jahren auch wegen des Klimawandels immer knapper geworden – die Konflikte verstärken sich. Seit 1980 sind in Afghanistan – auch klimatisch bedingt – 60 Prozent der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche verloren gegangen. In einem Land, das zu 80 Prozent von der Landwirtschaft lebt, ist das eine Katastrophe!

Der Klimawandel bewirkt auch, dass Wasser immer knapper wird. Zwar gibt es heftigere Regenfälle als früher und damit schlimmere Fluten und Überschwemmungen. Aber wegen gestiegener Durchschnittstemperaturen schwinden die Gletscher in Afghanistan. Die sind notwendig für eine verlässliche Wasserversorgung das ganze Jahr über.

Die Wasserknappheit heizt nicht nur Verteilungskonflikte an. Sie zwingt auch Bauern, Pflanzen anzubauen, die weniger Wasser benötigen. Und eine davon ist – Opium. Der Anbau und der Handel mit dem Rauschgift sind aber die Haupteinnahmequelle für die Taliban. Nun will ich nicht sagen, dass allein der Klimawandel den Opiumanbau in die Höhe treibt. Aber die Effekte verstärken sich.

Ein anderer Aspekt: Nicht nur die Landwirtschaft Afghanistans ist von den Gletschern und Flüssen des Landes abhängig. Auch die Nachbarländer Pakistan und Iran hängen an diesen Wasseradern. Dass diese Länder nun die Taliban und andere aufständische Gruppen unterstützen, hat auch damit zu tun, dass bei all dem Terror in Afghanistan niemand dazu kommt, die Felder ordentlich zu bewässern. So kommt mehr Wasser im Iran und in Pakistan an.

Spricht man von Klimaflüchtlingen oder Klimavertriebenen, wird einem ja gerne Panikmache vorgeworfen. Ist das gerechtfertigt?

Nein. Richtig ist zwar, dass die Begriffe aus fachlicher Sicht problematisch sind und die Welt eben nicht so monokausal funktioniert. Aber wir müssen aufhören, darüber zu diskutieren, wie stark der Einfluss des Klimawandels ist, und ob man das jetzt als Hauptgrund, Nebengrund oder nur als Verstärker einstufen soll. Auch wenn wissenschaftlich nicht exakt beziffert werden kann, wie sehr welcher einzelne Faktor am Ende zu einer Verschlimmerung der Lebenssituation in einem Land wie Afghanistan beiträgt, aber auch in Syrien, im Irak oder in Teilen Afrikas: Wir müssen die Verschlimmerung durch den Klimawandel wahrnehmen und damit umgehen. Wegschauen hilft nicht. Deswegen reden wir über Klimavertriebene, auch wenn der Begriff wissenschaftlich nicht sauber ist. Denn klar ist doch, dass sich in dem Maße, in dem der Klimawandel schlimmer wird, diese Probleme, das dadurch verursachte menschliche Leid und eben auch die Flüchtlingsströme vergrößern werden.

Was muss passieren?

Das Problem der Vertreibung durch Klimawandel muss endlich ernst genommen werden. Außerdem müssen so Vertriebene einen Status erhalten, der ihnen international Rechte gibt und ihnen Schutz gewährt. Dann müssen die gefährdetsten und verwundbarsten Länder von der Weltgemeinschaft finanziell bei der Anpassung an den Klimawandel unterstützt werden. Und natürlich muss die Menschheit und die Staatengemeinschaft alles in ihrer Macht stehendende dafür tun, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen!




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