Aktuell


Forderungen zu mehr Waldschutz

Greenpeace und BUND Naturschutz Bayern: Gemeinsame Forderungen für mehr Waldschutz

Von Sara Westerhaus, Greenpeace-Online, 10.6.13

Greenpeace und BUND Naturschutz in Bayern (BN) fordern bei einer gemeinsamen Pressekonferenz eine Neuausrichtung für den öffentlichen Wald in Bayern. Die für das Gemeinwohl wichtigen Waldfunktionen wie Erholung, Natur-, Klima- und Hochwasserschutz werden nicht vorrangig und vorbildlich erfüllt.

In einem heute veröffentlichten Forderungspapier dokumentieren Greenpeace und BN die Fehlentwicklungen im Staatswald und zeigen Lösungsansätze auf. „Im Vergleich zu anderen Ländern wird im bayerischen Staatswald zu intensiv Holz genutzt, aber zu wenig Wald geschützt,“ kritisiert Oliver Salge, Waldexperte bei Greenpeace. Im Vorfeld der Landtagswahl in Bayern fordern die beiden Umweltverbände von den Parteien, sich für eine grundsätzliche Neuausrichtung der Bewirtschaftung und einen besseren Schutz des Staatswaldes einzusetzen. Neben einem Nationalpark im Steigerwald müssen auch im Spessart große Waldschutzgebiete eingerichtet werden.

Vorrang für Gemeinwohl statt industrieller Holznutzung

Viele aktuelle Beispiele zeigen, dass bei den Bayerischen Staatsforsten (BaySF), die den Staatswald bewirtschaften, der kurzfristige Gewinn und die Holznutzung Vorrang haben. Immer wieder kommt es zu massiven Bodenschäden und auch Holzeinschläge in der Brut- und Aufzuchtzeit sind die Regel. Selbst Waldrodungen werden toleriert, weil der Abbau von Bodenschätzen ein lukratives Geschäft ist. Es soll zudem verstärkt Windkraftanlagen im Wald geben, wobei selbst alte Wälder als Standorte nicht tabu sind. „Bayern verstößt mit der aktuellen Praxis bei der Waldbewirtschaftung gegen ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das für den öffentlichen Wald die Umwelt- und Erholungsfunktion klar über die Holznutzung gestellt hat“, so Waldexperte Salge.

BN und Greenpeace fordern deshalb die Staatsregierung auf, für die Bewirtschaftung des Staatswaldes eindeutig festzulegen, dass die Erfüllung von Gemeinwohlfunktionen – also für Umwelt- und Klimaschutz, Hochwasserschutz und Erholung - Vorrang vor der Nutzung von Holz und Bodenschätzen haben muss. In der Fläche kann dies nur erfolgreich umgesetzt werden, wenn im Wald wieder deutlich mehr Förster und Waldarbeiter arbeiten. Die Reviere müssen verkleinert werden und Förster wieder die Gesamtverantwortung für ihr Revier bekommen.

Umsetzung der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt

In Bayern bestehen nicht nur große Defizite bei der Waldnutzung, sondern auch beim Waldschutz. So dürfen sich in den Staatswäldern, für die die Bayerischen Staatsforsten (BaySF) die Verantwortung tragen, nur 7.000 Hektar dauerhaft natürlich entwickeln. Das sind weniger als ein Prozent. Aufgebessert wird diese magere Bilanz durch die beiden bestehenden Nationalparke, so dass in Bayern von den im Eigentum des Freistaates stehenden Wäldern insgesamt 26.700 Hektar dauerhaft geschützt sind. Die Bundesregierung hat schon 2007 beschlossen, dass zehn Prozent der öffentlichen Wälder bis 2020 einer natürlichen Entwicklung überlassen werden sollen. Erst vor Kurzem bekräftigte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) öffentlich diesen Beschluss. „Obwohl der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) mit am Kabinettstisch saß, als die nationalen Waldschutzziele beschlossen wurden, weigert er sich nun. sie in Bayern umzusetzen“, kritisiert Salge. „Damit verstößt der Freistaat auch gegen völkerrechtsverbindliche Vorgaben.“ Um diesen nachzukommen, müssen in Bayern noch etwa 50.000 Hektar Wald aus der forstlichen Nutzung genommen werden. Andere Bundesländer hingegen bekennen sich zu den Zielen beim Waldschutz und treiben ihre Umsetzung aktiv voran.

Transparente Planung und Kontrolle sowie mehr Bürgerbeteiligung

BN und Greenpeace fordern, bei der Planung und der Kontrolle der Staatswaldbewirtschaftung die Stellung der Forstverwaltung und des Landtags deutlich zu stärken. Dadurch sollen die Eigenkontrolle der BaySF beendet werden und moderate, nachhaltige Nutzungsmengen zu Gunsten von Klima und Naturschutz sichergestellt werden. Dazu würde auch die Zertifizierung des Staatswaldes nach den hochwertigen Standards des Forest Stewardship Council (FSC) beitragen. Die Verbände fordern außerdem mehr Transparenz beim Zugang zu Daten. Derzeit klagt Greenpeace gegen die Bayerischen Staatsforsten nach Umweltinformationsgesetz auf Herausgabe von Daten zur Lage und Zustand der alten Buchenwälder in Bayern.

Forderungspapier

Mehr zur Kampagne "Schützt die alten Buchenwälder"


NABU gegen Flächenfraß: Mit guten Ideen Innenentwicklung stärken

Tschimpke: Jeder Hektar verbaute Landschaft ist ein Hektar zu viel

NABU Pressemitteilung, 12.6.13

Berlin – Anlässlich des bundesweiten 30-Hektar-Tages macht der NABU gemeinsam mit Städten und Gemeinden auf den fortschreitenden Landschaftsverbrauch aufmerksam und wirbt für eine bessere Innenentwicklung: Um- und Neubau im Innenstadtbereich statt Landschaftszerstörung am Ortsrand lautet die Devise.

In fast jeder Stadt und Gemeinde finden sich freie Grundstücke und Brachflächen oder leer stehende Häuser, die genutzt werden könnten. Gemeinsam mit dem NABU stellen verschiedene Städte und Gemeinden, unter anderem Worms und Hundsangen (Rheinland-Pfalz), Barnstorf (Niedersachsen), Wildflecken und Itzgrund (Bayern) zur „Woche der Fläche“ vom 15. bis 21. Juni 2013 Alternativen zum Landschaftsverbrauch und die Entwicklungsmöglichkeiten im Ortskern oder in der Stadtmitte vor: Baulücken, leer stehende Gebäude und gute Baubeispiele werden mit roten Riesenballons und Solar-Laternen markiert. Interessierte können dort in roten Sesseln Platz nehmen, um das innerörtliche Lebensgefühl zu testen.

„Flächensparendes Wohnen mitten im Ort bringt gleichzeitig mehr Lebensqualität durch kurze Wege und weniger Autoverkehr. Angesichts sinkender Bevölkerungszahlen ist jeder Hektar neu verbaute Landschaft ein Hektar zu viel“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Die Bundesregierung hat in ihrer Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie das Ziel formuliert, die Inanspruchnahme neuer Flächen für Siedlungen und Verkehr auf täglich 30 Hektar im Jahr 2020 zu verringern. „Vom 30-Hektar-Ziel ist Deutschland noch weit entfernt: Bundesweit gehen jeden Tag knapp 80 Hektar Landschaft durch den Bau von Wohnhäusern, Straßen und Gewerbegebieten verloren“, so Tschimpke.

Für den NABU war das der Anlass, 2011 den 30-Hektar-Tag als bundesweiten Aktionstag für nachhaltiges Flächenmanagement ins Leben zu rufen. Er fällt jeweils auf den Tag, an dem das laut 30-Hektar-Ziel verfügbare „Flächen-Jahresbudget“ aufgebraucht ist. Im Jahr 2013 ist das der 13. Juni. Ab diesem Tag müssten in ganz Deutschland Schaufelbagger und Planierraupen stillstehen. Die Aktion ist zugleich offizieller NABU-Beitrag zur Deutschen Aktionswoche Nachhaltigkeit. „Auch im kommenden Jahr wird der NABU den 30-Hektar-Tag als Aktionstag fortführen, um das 30-Hektar-Ziel im Blick und Bewusstsein der Öffentlichkeit zu erhalten“, so der NABU-Präsident.


NABU: Keine Windenergie in Schutzgebieten mehr erlauben

Tschimpke: Deutschlands Stromversorgung ist naturverträglich machbar

NABU Pressemitteilung, 12.6.13

Berlin – Anlässlich der am gestrigen Dienstag veröffentlichten Studie des Umweltbundesamts zum Ausbaupotenzial von Windenergie fordert der NABU, Windkraftanlagen künftig nur noch auf Flächen auszuweisen, die für die Natur unbedenklich sind. „Die Studie zeigt, dass in Deutschland ausreichend Fläche für einen natur- und umweltverträglichen Ausbau der Windenergie an Land vorhanden ist“, so NABU-Präsident Tschimpke.

Insgesamt stehen demzufolge 13,8 Prozent der Fläche Deutschlands, rund 49.400 Quadratkilometer, für einen naturverträglichen Ausbau zur Verfügung. „Diese Fläche ist mehr als genug, um den Strombedarf Deutschlands mehrfach zu decken. Daher sollten künftig grundsätzlich keine Windkraftanlagen mehr in Schutzgebieten, wie Nationalparken, Natura-2000- und Naturschutzgebieten, geprüft, geschweige denn erlaubt werden“, so der NABU-Präsident.

Zwar berücksichtige die Studie aktuell keine Flächen, die für den Schutz von Vögeln oder Fledermäusen außerhalb von Schutzgebieten notwendig seien. „Doch auch wenn jene Gebiete zusätzlich aus den Planungen herausgenommen werden, wird noch ausreichend Fläche vorhanden sein, die unbedenklich für Windkraft genutzt werden kann“, so Maria Moorfeld, NABU-Expertin für Naturschutz und Energiewende.

Der NABU fordert zudem, bei Windenergieprojekten, die einen entsprechenden Abstand zu Wohnhäusern wegen Lärm, Schattenwurf, Reflektionen an Rotorblättern oder Beleuchtung erfordern, die Bewohner frühzeitig und umfassend an der Planung und Umsetzung der Anlagen zu beteiligen. Auch die Auswirkungen auf Natur und Landschaft müssten künftig stärker berücksichtigt werden. Dazu zählen insbesondere die Auswirkungen auf Vogel- und Fledermausarten, die an den Anlagen kollidieren können, im Zug gestört oder aus ihren Lebensräumen vertrieben werden. Beim Ausbau der Windenergie in Waldgebieten sollten Standorte ausgewiesen werden, die intensiv forstwirtschaftlich genutzt und daher für den Naturschutz von geringerer Bedeutung sind.

Für die Ausweisung von Standorten fordert der NABU, künftig Standard-Untersuchungskonzepte einzusetzen. Derzeit legen die jeweiligen Planungsregionen noch eigenständig fest, welche Aspekte wie untersucht werden, was zahlreiche unterschiedliche Regelungen zur Folge hat. Um die Natur- und Umweltverträglichkeit einer Windenergieanlage künftig zuverlässig ermitteln zu können, seien Vereinheitlichungen unerlässlich, so Maria Moorfeld. „Neben ökologischen Aspekten sollten die Standard-Untersuchungskonzepte auch Fragen zum Landschaftsbild und der Erholung beantworten. Nur so können Landschaften erhalten werden, die gänzlich frei von Windkraft sind“, so die NABU-Expertin.




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