Aktuell


Bundes-Naturschutz-Offensive

Umweltministerin Hendricks startet Naturschutz-Offensive

Größte Defizite im Agrarland – Richtungswechsel in der Landwirtschaft erforderlich

BMUB Pressemitteilung, 14.10.15

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks hat sich für eine Neuausrichtung des Systems der Agrarsubventionen ausgesprochen. Die Höhe der Zuwendungen solle sich künftig weniger an der Fläche als an den Leistungen der Landwirte für den Naturschutz orientieren, sagte Hendricks bei der Vorstellung eines naturschutzpolitischen Aktionsprogramms. "Ich möchte den Schutz von Natur und Landschaft wieder nach vorne bringen. Dabei ist der Handlungsbedarf in der Landwirtschaft am größten." Im Ackerbau klaffe die Schere zwischen Realität und Ziel am weitesten auseinander. Das Handlungsprogramm "Naturschutz-Offensive 2020" des Bundesumweltministeriums enthält rund 40 Maßnahmen und Initiativen zur Verbesserung der Artenvielfalt. Es liegt Vertretern von Verbänden, Wissenschaft und Naturschutzbehörden auf dem heute beginnenden "Nationalen Forum zur biologischen Vielfalt" in Berlin zur Beratung vor.

Auch im Rahmen der Städtebauförderung soll mehr Raum für Natur und Naturerleben geschaffen werden. Hendricks: "In Deutschland leben gerade im städtischen Raum viele Menschen, die aus anderen Kulturkreisen kommen und zu vielen verschiedenen Religionsgemeinschaften gehören. Aktuell kommen die Flüchtlinge dazu. Sich gemeinsam für die Natur zu engagieren, schafft Verbindungen über alle kulturellen und religiösen Grenzen."

Insgesamt enthält die Naturschutz-Offensive 2020 zehn Handlungsfelder und 40 konkrete Maßnahmen zur Umsetzung der nationalen Strategie biologische Vielfalt der Bundesregierung. Neben der landwirtschaftlich genutzten Kulturlandschaft stehen Nutzungen von Küsten und Meeren, insbesondere die Fischerei, sowie von Auenlandschaften und Wäldern im Fokus. Weitere Initiativen werden für Schutzgebiete, Biotopverbünde und Wildnisflächen vorgeschlagen.

Die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt beschreibt die Ziele der Bundesregierung für die Erhaltung und Verbesserung der biologischen Vielfalt sowie deren nachhaltige Nutzung. Die biologische Vielfalt ist in Deutschland weiter stark gefährdet. Im Februar 2015 verabschiedete das Kabinett einen Indikatorenbericht, der zeigt, dass die biologische Vielfalt in Deutschland zurückgeht.


Naturschutzoffensive für Deutschland

Umweltministerium stellt Initiative für die Erhaltung der biologischen Vielfalt in Deutschland vor
Umweltverbände: Zeit der Sonntagsreden ist vorbei


BUND/DNR/DUH/NABU/WWF Pressemitteilung, 14.10.15

Anlässlich der Bekanntgabe einer neuen Initiative zum Schutz der biologischen Vielfalt durch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks fordert eine Allianz der großen deutschen Umweltverbände ein konsequentes Handeln der gesamten Bundesregierung. Nach Einschätzung von BUND, DNR, DUH, NABU und WWF können die selbstgesteckten Ziele der Bundesregierung zum Schutz der Biologischen Vielfalt in Deutschland bis 2020 nur noch erreicht werden, wenn massiv umgesteuert werde. Ziele, die bis spätestens 2015 hätten erreicht werden sollen, wurden zudem klar verfehlt. Die „Zeit der wohlklingenden Sonntagsreden“ sei vorbei. Zahlreiche Schutzgebiete, so die Kritik der Verbände, seien in einem schlechten Zustand, es gebe keine ausreichende Vernetzung und der Artenschwund in Deutschland sei weiterhin ungebremst dramatisch. Die angekündigte Umsetzungsinitiative wurde in einer gemeinsamen Erklärung der Umweltschutzorganisation als „dringend notwendiges Zeichen zur rechten Zeit“ bewertet. Bundesregierung und Länder müssten jetzt endlich dafür sorgen, dass die Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt (NBS) mit Leben gefüllt und umgesetzt werde. Ausdrücklich begrüßt wurde, dass Hendricks mit der Forderung nach einer grundlegenden Neuausrichtung der Agrarsubventionen eine längst überfällige Diskussion angestoßen habe.

Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger forderte vor allem Verbesserungen beim Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000: „Die Natura 2000-Schutzgebiete sind größtenteils in einem schlechten Zustand. Bei einer Vielzahl von ihnen fehlen festgeschriebene Schutzziele und ausreichende Managementpläne. Es mangelt außerdem an Wanderkorridoren, damit ein Austausch von Arten zwischen den Gebieten möglich ist. Erforderlich ist außerdem eine bundesweite Biotopverbundplanung, für deren Umsetzung alle zuständigen Bundesministerien gemeinsam verantwortlich sein müssen.“

DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner ergänzt: „Die NBS ist eine Regierungsstrategie, zu deren Umsetzung alle Bundesministerien beitragen müssen. Alle Planungen und Gesetze der Bundesregierung müssen auf ihre Verträglichkeit für die biologische Vielfalt als Grundlage allen Lebens hin überprüft werden, wie wir bereits zum Beginn der UN-Dekade zur Biologischen Vielfalt 2010 gefordert haben. Jetzt zu deren Halbzeit nach fünf Jahren und Fortschritten nur in wenigen Bereichen ist es höchste Zeit, dass die gesamte Bundesregierung ihre Verantwortung für die Umsetzung wahrnimmt.“

DNR-Vizepräsident Leif Miller hebt die internationale Verantwortung Deutschlands hervor, die es ebenso zu berücksichtigen gelte: „Als Mitunterzeichner der 2030-Agenda für Nachhaltige Entwicklung ist Deutschland aufgefordert, den Schutz der biologischen Vielfalt zu gewährleisten. Wir können es uns nicht leisten, im eigenen Land zu versagen, wenn wir gleichzeitig den Erhalt der globalen Ökosysteme einfordern.“

NABU-Präsident Olaf Tschimpke betont die entscheidende Bedeutung einer verantwortlichen Landnutzungspolitik: „Die nicht-nachhaltige Landnutzung ist das Hauptproblem im Natur- und Umweltschutz. Ich bin froh, dass Ministerin Hendricks mit der Abschaffung der Agrarsubventionen klar Ross und Reiter benennt. Das Bundeslandwirtschaftsministerium ist nun gefordert, eine Neuausrichtung der Agrarförderung nach dem Prinzip 'Geld gegen Leistung' aktiv zu unterstützen.“

WWF-Vorstand Christoph Heinrich fordert einen massiven Ausbau der Investitionen für Biologische Vielfalt seitens des Bundes und der Länder. Schließlich belegt eine vom BMUB selbst in Auftrag gegebene Studie, dass zur Wiederherstellung und zum Erhalt wichtiger Ökosysteme in Deutschland jährlich rund drei Milliarden Euro notwendig wären. „Investitionen in unsere Biodiversität lohnen sich letztlich für alle Bürger, denn sie sichern uns Leistungen der Natur, die umgerechnet einen Mehrwert von neun Milliarden Euro haben. Dazu zählen etwa die Bereitstellung von sauberem Wasser, positive Klimawirkungen und vielfältige Erholungslandschaften.“




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