Mahagoni


CITES-Entscheidung zu Mahagoni

Das heutige Mahagoni (Swietenia macrophylla) kommt in Mittel- und Südamerika vor, in Brasilien am südlichen und östlichen Rand des Amazonas-Regenwaldes. Der sog. Mahagoni-Gürtel reicht von Süd-Para über Nord-Mato-Grosso, Rondonia, Süd-Amazonas bis nach Acre, umfasst ca. 80 Mio. ha und ist nicht zufällig mit dem brasilianischen Entwaldungs-Gürtel identisch. Denn Mahagoni ist das mit Abstand wertvollste Edelholz des Amazonasgebietes und bringt unverarbeitet ca. 1600 US$ / m3. Der Baum kann zur Zeit nicht angepflanzt werden, da seine Ökologie, insbesondere seine Verbreitungsbedingungen unbekannt sind. Man vermutet, dass er sich auf Störungsflächen, z.B. an Flussufern, in kleinen Gruppen ansiedelt. Versuche einer nachhaltigen Bewirtschaftung von Mahagoni sind noch in der Pionierphase. Die ursprünglich verwendete Art Swietenia mahagoni ("Echtes Mahagoni") wuchs auf den Westindischen Inseln, wurde seit dem 18. Jahrhundert nach Europa exportiert und ist mittlerweile "ökonomisch ausgerottet".

Aufgrund seines hohen Wertes ist Mahagoni ein Motor der Urwalderschließung und nachfolgenden Entwaldung. Ein einzelner Stamm bringt vor Ort 30-50 US$, als Schnittholz im Export bis zu 3.300 US$, die aus ihm hergestellten Möbel bis zu 130.000 US$. Bei diesen Gewinnspannen lohnt es sich, auch zu Einzelstämmen Erschließungsstraßen anzulegen. In Mexiko und Mittelamerika sind die Bestände bereits zu 70% vernichtet. Die derzeit größte Exportregion für Mahagoni ist der Bundesstaat Para, dort v.a. in den Indianerreservaten südlich der Transamazonica um die Flüsse Xingu und Tapajos. Während sich hier die Bestände allmählich erschöpfen, wurden neue Bestände in Nord-Mato-Grosso entdeckt und mit einem Wegenetz durchzogen.

Wie im Raubbau üblich, wurden zuerst die Bäume außerhalb von Schutzgebieten abgeholzt, so dass Mahagoni praktisch nur noch in Indianerreservaten vorkommt, in denen der kommerzielle Holzeinschlag verboten ist. Hier geht der Raubbau unvermindert weiter: Entweder bekommen die Indianer für die geschlagenen Bäume eine Entschädigung, oder die Stämme werden heimlich bzw. mit Gewalt aus dem Reservat geschafft. Hierzu muss gesagt werden, dass Para der wohl gesetzloseste Bundesstaat Brasiliens ist, in dem politischer Mord, Massaker, Bestechung, Dokumentenfälschung und Sklaverei alltäglich sind.

Es gab verschiedene Versuche, den Mahagoni-Einschlag einzuschränken bzw. zu unterbinden. Als 1996 durch Satellitenbilder das Ausmaß der Entwaldung wieder einmal deutlich wurde, gelang es einer Koalition von Umweltverbänden, die Regierung zu einem offiziellen Moratorium für neue Mahagoni-Einschlagspläne zu bewegen, zuerst für zwei Jahre, seitdem immer wieder verlängert bis heute. 1998 nahm die Regierung Mahagoni in Anhang III von CITES (Konvention zu Handel mit bedrohten Arten) auf, was gewisse Kontrollen in Brasilien beim Export, aber nicht wie im Anhang II international beim Import ermöglicht, da dann nicht nur der Exporteur, sondern auch der Importeur für die Legalität der Lieferung verantwortlich ist. Die brasilianische Regierung hat sich gegen die Aufnahme in Anhang II vehement gewehrt, weil sie den illegalen Handel mit Mahagoni bestritt und internationale Kontrollen deshalb für unnötig empfand. So konnte sie 1994 und 1997 bei CITES-Treffen eine Sperrminorität von einem Drittel der Stimmen erreichen.

Im Jahre 2000 gelang es einer Greenpeace-Kampagne, das Ausmaß des illegalen Mahagonieinschlags mit Dokumenten zu belegen und die Behörden zum Eingreifen zu zwingen. Die Regierung stellte fest, dass 70% des Mahagonieinschlags illegal sind und beim derzeitigen Ausmaß der Abholzung die Bestände in 8 Jahren erschöpft sein werden. Sie verbot den Mahagonieinschlag vollkommen, verfolgte einige Straftäter und beschlagnahmte große Mengen illegal geschlagenen Holzes. Die Strafverfolgung war aber nicht umfassend und konsequent. Beschlagnahmtes Holz wurde weiterverkauft, die Holzmafia-Barone blieben unbehelligt, der Handel suchte sich neue Wege. Seitdem verfolgen Regierung allgemein und Umweltministerium verschiedene Wege. Während das Umweltministerium die US-Regierung um Hilfe bei der Strafverfolgung von Mahagonischmugglern bittet, die Umweltverbände um ihre Meinung bzgl. CITES fragt und eine Aufnahme von Mahagoni in Anhang II befürwortet, bestreitet die Regierung, dass Mahagoni eine gefährdete Art ist und sieht in Anhang II nur eine Beschränkung des freien Handels. Der damalige Präsidentschaftskandidat und zukünftige Präsident Lula sprach sich übrigens für Anhang II aus.

Die Umweltverbände sind sich einig, dass der illegale Holzeinschlag und die fehlende staatliche Verfolgung das Hauptproblem bei Mahagoni sind. Die nationalen Gesetze sind seit 2001 zwar sehr strikt, werden aber kaum kontrolliert, Korruption und Dokumentfälschungen erschweren die Verfolgung. Durch das strikte Verbot wurden Projekte nachhaltiger Mahagoninutzung behindert, der illegale Einschlag konzentrierte sich auf wenige, namentlich bekannte Holzmafia-Barone, die nicht belangt werden. Andererseits ist die Verfolgung von internationalem Mahagonischmuggel erst in Anhang II richtig möglich. Dies hat der vergebliche Versuch von Greenpeace gezeigt, illegal ausgeführtes Mahagoni in englischen Häfen beschlagnahmen zu lassen (Großbritannien kommt in der EU die Aufgabe zu, eine Strategie im Kampf gegen illegalen Holzeinschlag zu entwickeln). In den USA und Deutschland wurden Ladungen, zumindest kurzzeitig, festgehalten (wie lange, ist mir nicht bekannt). Insofern sind die Umweltverbände für eine Aufnahme von Mahagoni in Anhang II, versprechen sich aber generell nicht viel davon ohne eine differenzierte Strategie innerhalb Brasiliens, die illegalen Raubbau effektiv unterbindet und Formen der nachhaltigen Nutzung zulässt. Im Vorfeld der CITES-Verhandlungen sprachen sich überraschend auch die wichtigsten britischen Mahagoniimportverbände für eine Aufnahme in Anhang II aus.

Auf der diesjährigen CITES-Sitzung in Santiago de Chile nun gelang es Brasilien nicht mehr, die Sperrminorität von einem Drittel zusammenzubekommen. Nicaragua und Guatemala stellten den Antrag, von den lateinamerikanischen Ländern stimmte nur Bolivien mit Brasilien, am Ende fehlten zwei Stimmen. Das Umweltministerium versuchte noch in letzter Minute vergebens, die ablehnende Haltung seiner Regierung zu ändern. So kam im November Mahagoni in Anhang II. Die brasilianische Regierung verurteilte das Ergebnis als Hindernis für den freien Welthandel. Die Umweltverbände begrüßten die Entscheidung. Insbesondere Greenpeace sieht darin den historischen Sieg einer 10-jährigen Kampagne und verspricht sich von CITES eine spürbare Reduktion der Entwaldungsrate in Amazonien. Friends of the Earth ist da wesentlich skeptischer, freut sich über das Ergebnis, wartet aber die weiteren nationalen Entscheidungen und Entwicklungen ab. Die lateinamerikanischen Länder haben jetzt ein Jahr Zeit, verschärfte Kontrollmechanismen einzurichten.

Ein erstes Pionierprojekt will jetzt erproben, ob sich Mahagoni nachhaltig bewirtschaften lässt. Dass das Umweltministerium unter Lula von einer anerkannten Vertreterin der nachhaltigen Waldnutzung, Marina Silva aus Acre, geleitet werden wird, ist ein positives Zeichen. Dass es bis zur Lösung der Probleme allerdings noch ein langer Weg sein wird, zeigt das gewaltsame Ende einer Flussblockade gegen Mahagonischmuggel in Para, der von der lokalen Bevölkerung ausging, von Greenpeace unterstützt wurde und trotz Beschlagnahme von zwei Floßladungen Mahagoni nur 3 Tage aufrecht erhalten werden konnte, bevor die Gewalt der lokalen Holzmafia überhand nahm und fast Menschenleben kostete.


Links:

FOE Amazonas, mit verschiedenen Berichten und Editorials zum Thema.

Greenpeace-Studie "Partners in Mahogany Crime" sowie verschiedene Stellungnahmen.

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