Aktuell


Luchs im Aufwind

Luchs im Aufwind

Schutzbemühungen weiter nötig

WWF Pressemitteilung, 5.6.19

Zu den heute vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) veröffentlichten Zahlen zum Bestand der Luchse in Deutschland erklärt Moritz Klose, Wildtierexperte WWF Deutschland:

„Als Naturschützer freuen wir uns über die stabile Luchs-Population in Deutschland. Allerdings zeigen die neuesten Zahlen des BfN auch wie langsam der Luchsbestand in Deutschland wächst. Ein Hauptgrund dafür ist die Zerschneidung der Lebensräume durch Siedlungen, Industriegebiete, Straßen und die fehlende Vernetzung der Teilpopulationen. Neun von insgesamt 14 toten Luchsen sind im Monitoringjahr 2017/2018 ums Leben gekommen, ein Luchs wurde illegal getötet und bei vier weiteren ist die Todesursache unklar.

Verkehrsunfälle sind nach wie vor die Todesursache Nummer Eins für Luchse und viele andere Wildtiere. Zusammenhängende Waldgebiete und Querungshilfen wie Grünbrücken sind für die Wanderungen und somit auch für die Fortpflanzung der Luchse von großer Bedeutung. Jungluchse verlassen ihre Mutter um sich ein eigenes Revier zu suchen und um sich fortzupflanzen. Dazu brauchen sie große zusammenhänge Wälder und Möglichkeiten stark befahrene Straßen und Autobahnen sicher überqueren zu können. Auch illegale Tötungen wurden dem Luchs in den vergangenen Jahren immer wieder zum Verhängnis. Hier setzt sich der WWF seit Jahren für ein entschiedenes Vorgehen gegen Straftaten ein. Für die langfristige Sicherung der Luchse in Mitteleuropa braucht es eine länderübergreifende Luchsstrategie und eine Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinaus.“


Luchse brauchen vernetzte Lebensräume

BUND Pressemitteilung, 5.6.19

Berlin. Heute wurden die neuen Bestandszahlen zum Luchs durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) veröffentlicht, wonach im Monitoringjahr 2017/18 85 Luchse durch Deutschlands Wälder streiften. Das sind einige Luchse mehr als im vorangegangenen Berichtszeitraum. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sieht darin einen ersten Erfolg der Naturschutzmaßnahmen für den Luchs. Damit Luchse in Deutschland langfristig überleben können und die Bestände noch weiter wachsen, sind aber noch deutlich mehr Anstrengungen nötig. Die Hauptbedrohung der Luchse in Deutschland ist die Zerstückelung ihrer Lebensräume durch Straßen. Viele Luchse werden überfahren oder kehren auf Wanderungen vor großen Straßen um. Hinzu kommen illegale Tötungen und Krankheiten.

Dazu erklärt Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND: "Wir freuen uns sehr darüber, dass wieder mehr Luchse in Deutschland leben. Doch die Situation der Luchse hierzulande ist weiterhin besorgniserregend: Es sind noch immer sehr wenige Tiere in kleinen, isolierten Teilpopulationen. Wir brauchen endlich eine bessere Vernetzung der Luchsvorkommen in Deutschland." Dazu müssen mehr sichere Querungshilfen über Straßen geschaffen und die Vernetzung von Lebensräumen gestärkt werden. Fälle von illegalen Tötungen gilt es konsequent zu verfolgen.

"Der Blick nach Hessen zeigt uns, mit welchen Problemen der Luchs hierzulande zu kämpfen hat", so Weiger weiter. Aus dem Harz waren einige Tiere nach Nordhessen gewandert und hatten dort über die Jahre eine kleine Teilpopulation begründet, die zwischenzeitlich auf bis zu zehn Tiere angewachsen war und sogar Nachwuchs verzeichnete. Doch dann dezimierte die Räude, eine Hauterkrankung von Wild- und Haustieren, den Bestand. Seither wurden in Hessen nur noch einzelne Männchen nachgewiesen und es ist völlig offen, ob und wann wieder ein Weibchen einwandert.

Erfreuliche Meldungen dagegen gibt es etwa im Umfeld des Bayerischen Waldes, wo nun mehr Luchse unterwegs sind als früher. Einer der Gründe dafür könnte sein, dass die dort seit Jahren grassierenden illegalen Tötungen endlich zurückgehen. Dazu Hubert Weiger: "Die konsequente strafrechtliche Verfolgung der jüngsten Fälle von illegalen Luchstötungen und die Aufklärungsarbeit der Polizei hat offenbar Wirkung gezeigt und demonstriert: Wildtierkriminalität ist kein Kavaliersdelikt."

Der BUND engagiert sich vor allem in Bayern, Hessen und Thüringen für den Luchs. Die wilden Katzen leben in Deutschland hauptsächlich im Harz, im Bayerischen Wald und seit kurzem auch im Pfälzerwald. Dazu kommen wenige einzelne Männchen in Baden-Württemberg, Hessen, Thüringen und Sachsen. Ein Austausch zwischen den Beständen findet praktisch nicht statt und die Wiederbesiedelung neuer Lebensräume geht nur sehr schleppend voran. In der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt hat sich Deutschland das Ziel gesetzt, den Luchs bis 2020 in den deutschen Mittelgebirgen wieder heimisch zu machen.


Zählung seltener Pinselohren – Wo gibt es Luchse in Deutschland?

Luchs-Männchen erobern weitere Bundesländer
BfN-Präsidentin: Erhaltungszustand der Luchse bleibt kritisch


BfN Pressemitteilung, 5.6.19

Bonn, 05. Juni 2019: Mindestens 85 selbstständige Luchse sowie 43 Jungtiere waren am Ende des Monitoringjahres 2017/2018 in Deutschland vorhanden. Bei weiteren sieben Luchsen konnte das Alter nicht bestimmt werden. Somit zählten die Luchsbeauftragten der Länder zum Ende des Monitoringjahres 2017/2018 einen Mindestbestand von 135 Luchsen in zehn deutschen Bundesländern. Das geht aus der Auswertung der jährlichen Erhebung der Bundesländer hervor. Eine Karte mit den Vorkommen und mit bundeslandspezifischen Informationen ist jetzt auf der Webseite des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) abrufbar.

Der Luchs kommt derzeit in zwei Populationen in Deutschland vor: Eine Population lebt in Ostbayern (Bayerischer und südlicher Oberpfälzer Wald), eine zweite Population erstreckt sich vom Harz bis nach Nordhessen und Nordrhein-Westfalen. Zudem entwickelt sich aus dem 2016 in Rheinland-Pfalz begonnenen Wiederansiedlungsprojekt ein drittes Vorkommen, bei dem im Monitoringjahr 2017/2018 erstmals zwei Jungtiere nachgewiesen werden konnten.

In mehreren Bundesländern wiesen die Luchsforschenden außerdem einzelne Luchs-Männchen nach, etwa in Hessen, Baden-Württemberg, Brandenburg, Sachsen und Thüringen. Luchs-Weibchen fehlen in diesen Gebieten allerdings überwiegend, da diese seltener größere Distanzen zurücklegen und insbesondere die Querung von ungeeigneten Lebensräumen meiden.

„Der Erhaltungszustand des Luchses muss in Deutschland weiterhin als kritisch eingestuft werden. Vor allem durch die Zerschneidung von Lebensräumen und durch illegale Tötungen ist die Art hierzulande nach wie vor stark gefährdet. Hinzu kommt allerdings auch, wie die Daten zeigen, dass der Anteil der Individuen, die sich tatsächlich fortpflanzen, immer noch sehr klein ist“, sagt BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel. „Das Luchsmonitoring der Bundesländer liefert wichtige Daten über die deutschen Luchsvorkommen.“

Die bundesweiten Daten, die das BfN jährlich veröffentlicht, werden von den Bundesländern nach einheitlichen Standards jeweils für ein Monitoringjahr erhoben. Dieses erstreckt sich über ein biologisches „Luchsjahr“, von der Geburt der Jungtiere bis zur Trennung von ihrer Mutter. Vor der Veröffentlichung müssen die Daten erst noch bundesweit im Rahmen des Treffens der im Monitoring erfahrenen Personen von Bund und Ländern bewertet, zusammengeführt und im Anschluss abgestimmt werden.

Dass im Monitoringjahr 2017/2018 mehr selbstständige Luchse in Deutschland beobachtet werden konnten, ist vor allem auf das Auswilderungsprojekt in Rheinland-Pfalz zurückzuführen. Dort wurde zudem zum ersten Mal Luchsnachwuchs bestätigt.

Unter den 85 selbstständigen Luchsen waren 20 Weibchen, bei denen im Monitoringjahr 2017/2018 Nachwuchs festgestellt werden konnte. Elf davon brachten ihren Nachwuchs im Harz, acht im Bayerischen Wald und eines im Pfälzer Wald zur Welt. Weitere 26 Luchse haben ihren Aufenthaltsschwerpunkt im angrenzenden Ausland, sodass sie nicht für Deutschland mitgezählt werden.

Im Monitoringjahr wurden 14 Luchse tot aufgefunden und ein Luchs war aus anderen Gründen nicht mehr in Freiheit. Haupttodesursache war der Straßenverkehr (neun tote Luchse), ein Luchs wurde illegal getötet und bei vier Luchsen war die Todesursache unklar. Luchse benötigen möglichst unzerschnittene, waldreiche Lebensräume mit ausreichend verfügbaren Beutetieren. Sie besetzen große Reviere mit ruhigen Rückzugsorten, insbesondere für die Jungenaufzucht.

Eine Karte mit dem Luchsvorkommen im Monitoringjahr 2017/2018 sowie bundeslandspezifischen Informationen steht auf der BfN-Webseite: http://bit.ly/luchskarte.

Hintergrund: Der Luchs in Deutschland

Der Eurasische Luchs (Lynx lynx) ist in Deutschland streng geschützt. Nachdem er lange Zeit aus seinem heimischen Lebensraum verschwunden war, gibt es heute drei voneinander isolierte Vorkommen in der Region des Harzes, in Ostbayern und in Rheinland-Pfalz. Heutige Luchsvorkommen gehen auf Wiederansiedlungsprojekte in den vergangenen Jahrzehnten und auf aus Nachbarländern zugewanderte Tiere zurück. Der Luchs ist in Deutschland weiterhin in einer ungünstigen Erhaltungssituation und wird auf der Roten Liste als stark gefährdet gelistet. Die häufigsten nachgewiesenen Todesursachen sind Verkehrsunfälle, Krankheiten und illegale Tötungen. In vielen weiteren Fällen blieb die Ursache unbekannt. Im Nahrungsspektrum der Luchse machen Rehe den größten Anteil aus, Nutztiere bilden nur einen sehr geringen Anteil.


Internationaler Tag des Luchses am 11. Juni

Aus den Wäldern ins Rampenlicht

WWF Pressemitteilung, 6.6.19

Derzeit gibt es hierzulande gerade einmal 85 erwachsene Luchse in freier Wildbahn. Die Tierart ist in Deutschland damit weiterhin vom Aussterben bedroht. Das erklärt die Naturschutzorganisation WWF anlässlich des Internationalen Tag des Luchses am 11. Juni. Zu den Hauptgefährdungsursachen der streng geschützten Katzen gehören laut WWF die Zerschneidung der Lebensräume durch Straßen oder illegale Tötungen aufgrund mangelnder Akzeptanz. Zudem seien ein grenzenloser Schutz und damit eine länderübergreifende Luchsstrategie notwendig, um den sich erst langsam erholenden Bestand in Europa dauerhaft zu stabilisieren.

„Luchse gehören ebenso in unsere Natur wie der Rothirsch, das Eichhörnchen und der Schwarzstorch. Nachdem sie lange Zeit aus unseren Wäldern verdrängt wurden, haben wir nun die Chance, sie bei der Rückkehr in ihre ursprünglichen Lebensräume zu begleiten“, sagt Moritz Klose, Wildtierexperte beim WWF Deutschland.

Der Aktionstag am 11. Juni wurde im Rahmen des grenzübergreifenden Luchsprojektes 3Lynx gemeinsam mit über zehn Partnern in Deutschland, Tschechien, Österreich, Italien und Slowenien ins Leben gerufen. Mit zahlreichen Aktionen rund um den internationalen Luchstag – von Ausstellungen, Vorträgen, Infoveranstaltungen für Schulklassen, Führungen über Veranstaltungen für Familien – machen die Projektpartner gemeinsam auf die streng geschützte, heimliche Katze in unseren Wäldern aufmerksam. Mehr zum Tag des Luchses und zum 3Lynx Projekt unter https://www.wwf.de/Luchs.

Veranstaltung bei Arnschwang im Bayerischen Wald am 11. Juni

Zum internationalen Tag des Luchses am 11.06. veranstalten die Projektmitarbeiter von 3Lynx zusammen mit der Kreisgruppe Cham des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern e.V. im LBV-Zentrum „Mensch und Natur“ in Nößwartling bei Arnschwang ein regionales Treffen für alle, die sich für die heimischen Katzen und deren Schutz interessieren und einsetzen. Das Angebot richtet sich in diesem Jahr insbesondere auch an Kinder und Familien.

Über das Projekt 3Lynx

Große Beutegreifer wie der Luchs kennen keine Landesgrenzen, sie brauchen transnationale Projekte wie 3Lynx. Im Rahmen des internationalen Projekts setzen sich Bayern, Tschechien und Österreich gemeinsam für den Schutz und Erhalt des Luchses ein. Der Austausch mit den unterschiedlichen Interessengruppen steht neben dem Luchs-Monitoring und der Entwicklung von populationsübergreifenden Managementstrategien im Fokus des Projekts. Die Projektpartner auf deutscher Seite sind das Bayerische Landesamt für Umwelt und der WWF Deutschland. Das Projekt 3Lynx wird zum größten Teil durch das Programm Interreg Central EUROPE finanziert, das die grenzübergreifende Zusammenarbeit zentraleuropäischer Länder zu unterschiedlichen Schwerpunktthemen fördert. Dank der engen Zusammenarbeit erhalten die Experten einen umfassenden Überblick über die Verbreitung dieser mobilen, nachtaktiven Tiere und teilen ihr Wissen mit der Öffentlichkeit. Mehr unter www.3lynx.eu




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