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Anti-Teersand-Tour

Chief Bill Erasmus besucht Berlin für Anti-Teersand-Tour

„Die Teersandindustrie vergiftet unsere Flüsse und zerstört unser Land“

WWF-Online, 2. April 2012

Bill Erasmus hatte eine klare Botschaft an die Bundesregierung, als er am 23. März 2012 im Rahmen einer Anti-Teersand-Tour aus dem kanadischen Alberta nach Berlin reiste. „Die Teersandindustrie ist illegal, und es ist absolut offensichtlich, dass sie unmoralisch ist“, sagte er. „Wir brauchen die Unterstützung Deutschlands. Denn sie muss sich dafür stark machen, dass Kraftstoffe, die aus Teersanden gewonnen werden, nicht auf den europäischen Markt gelangen.“

Bill Erasmus war Teil einer Delegation, die seit dem 18. März 2012 durch die europäischen Hauptstädte tourte. Nach Stationen in Paris, London und Den Haag folgte auf Einladung des WWF und Greenpeace vom 23.-26. März die Schlussetappe in Berlin. Chief Erasmus ist das Oberhaupt der „First Nations“ im Nordwesten Kanadas, den „Dene“. Sie leben in den borealen Wäldern und Steppen, genau dort, wo gigantische Teersandvorkommen lagern, aus denen in einem energieintensiven Prozess Erdöl gewonnen wird.

Erasmus zeigte mit dem Finger auf eine Karte, genau dorthin, wo sich seine Heimat, die kanadische Provinz Alberta, befindet. „Als ich noch klein war, dachten wir alle in Kanada, dass wir hier oben - im hohen Norden - vor den Umweltverschmutzungen sicher sind. Inzwischen vergiftet die Teersandindustrie unsere Flüsse und zerstört unser Land“, sagte er auf einer Pressekonferenz.

Teersand - eine ökologische und soziale Katastrophe

Das Ziel der Anti-Teersand-Tour war es, auf die katastrophalen ökologischen und sozialen Auswirkungen der Kraftstoffgewinnung aus Teersanden aufmerksam zu machen. Begleitet wurde Erasmus von Stewart Trew (Council of Canadians) und Hannah McKinnon (Climate Action Network Canada).

„Kanadas derzeitige Regierung ist leider nicht mehr Teil der weltweiten Allianz, die den Klimawandel bekämpft“, sagte Hanna McKinnon. „Damit hat unsere Regierung uns Kanadier zu Außenseitern gemacht. Wir sind gekommen, um den Entscheidungsträgern in Europa zu zeigen, dass wir eine andere Position vertreten, dass wir anders denken.“ Das „Climate Action Network“ ist ein Dachverband von insgesamt 450 verschiedenen Nichtregierungsorganisationen, dem auch der WWF angehört.

EU-Kommission will höhere Auflagen für Teersandkraftstoffe

Im Juni 2012 wird sich der Ministerrat der EU mit dem Thema befassen. Bereits im April 2009 wurde die Kraftstoffqualitätsrichtlinien (Fuel Quality Directive-FQD) verabschiedet mit dem Ziel bis zum Jahr 2020 die Treibhausgasemissionen von Treibstoffen um sechs Prozent zu senken. Ginge es nach dem derzeitigen Vorschlag der EU-Kommission, würden Teersand-Kraftstoffe mit einem 23% höheren Ausgangswert auf die Erreichung des 6%-Minderungsziels angerechnet werden als konventionelle. Doch dem Kommissionsvorschlag fehlt bislang die breite Unterstützung der Mitgliedsstaaten, auch die von Deutschland.

Im Februar 2012 enthielten sich die meisten EU-Mitgliedstaaten bei einer Entscheidung zum Kommissionsvorschlag auf Ebene nationaler Experten. Mit dieser Enthaltung spiele die Bundesregierung den Interessen der Mineralölindustrie und Kanadas in die Hände, statt sich für die Ziele der europäischen Klimapolitik stark zu machen, urteilt Viviane Raddatz, die WWF- Expertin für Verkehrspolitik.

Und das, obwohl Umweltschützer aus aller Welt Alarm schlagen: die Kraftstoffgewinnung aus Teersanden ist verbunden mit einer immensen Umweltzerstörung.

Lobbykampagne der Kanadischen Regierung pro Teersand

Im Vorfeld einer Abstimmung im Deutschen Bundestag pries die kanadische Regierung bei ihren deutschen Kollegen die Teersandgewinnung als besonders saubere Möglichkeit der Energiegewinnung an. Mit Erfolg, denn vor allem die Stimmen der Koalition fehlten, um dem Antrag der Grünen zu zustimmen.




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