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Nestlé gefährdet Orang Utans

Kitkat: Süßes mit bitterem Beigeschmack

Greenpeace enthüllt, wie Nestlé zum Aussterben der Orang-Utans beiträgt

Von Sigrid Totz, Greenpeace-Online, 17.3.10

Die Produktion von Schokoriegeln wie Kitkat von Nestlé trägt zur Zerstörung des indonesischen Urwalds bei und vernichtet damit die Lebensgrundlage der vom Aussterben bedrohten Orang-Utans. Das ist das Ergebnis eines heute veröffentlichten Greenpeace-Berichtes. Nestlé-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden heute von 60 Greenpeace-Aktivisten über die Folgen der Palmölproduktion, beispielsweise für Kitkat, informiert. Seit den frühen Morgenstunden verteilen die Aktivisten Flugblätter vor der deutschen Zentrale in Frankfurt/Main sowie vor den Nestlé-Standorten in Hamburg, Berlin, München, Nürnberg, Soest und Singen.

"Jeder Biss in einen Kitkat-Riegel zerstört das Leben der letzten Orang-Utans ein bisschen mehr", sagt Corinna Hölzel, Greenpeace-Waldexpertin, vor Ort in Frankfurt. "Nestlé muss seine Verträge mit Lieferanten kündigen, die den Urwald zerstören."

Nestlés Beitrag zur Vernichtung der Regenwälder und Orang-Utans

Der Bericht von Greenpeace zeigt, dass Nestlé Rohstoffe vom indonesischen Hersteller Sinar Mas kauft. Dieser Lieferant verletzt internationale Standards und indonesisches Recht, ist an Landkonflikten beteiligt, rodet wertvolle Regenwälder in Orang-Utan-Gebieten und hat massive Expansionspläne. Auf den gerodeten Urwaldflächen werden Ölpalmplantagen in Monokulturen angelegt. Allein Nestlé, der größte Nahrungsmittel- und Getränkehersteller der Welt, hat seinen Bedarf an Palmöl in den letzten drei Jahren auf 320.000 Tonnen verdoppelt.

Greenpeace hat Nestlé bereits mehrfach aufgefordert, seine Verträge mit Sinar Mas zu kündigen und legte wiederholt Beweise vor, dass Sinar Mas trotz gegenteiliger Behauptungen weiterhin Urwald rodet. Als Reaktion auf die Urwaldzerstörung und die illegalen Machenschaften von Sinar Mas haben die Firmen Unilever und Kraft bereits ihre Verträge mit der Firmengruppe gekündigt.

"Während andere Firmen handeln, weigert sich Nestlé, seine Verantwortung wahrzunehmen und seine Geschäfte mit dem größten Urwald- und Klimakiller Indonesiens zu stoppen", so Hölzel. Neben Nestlé gibt es aber auch noch weitere schwarze Schafe: Beispielsweise auch in Bahlsen-Keksen, der Prinzenrolle, Toffifee, in Maggi-Produkten, Kosmetik von Schwarzkopf oder Waschmitteln wie Persil, Spee und Terra Aktiv von Henkel kann Palmöl aus Urwaldzerstörung enthalten sein.

Indonesien ist Brennpunkt der weltweiten Urwaldzerstörung

Indonesien ist das Land, in dem Urwaldzerstörung am schnellsten voranschreitet. Seit 1950 sind 74 Millionen Hektar Wald vernichtet worden, eine Fläche doppelt so groß wie Deutschland. Besonders dramatisch für den Klimaschutz und die Artenvielfalt unseres Planeten ist die Rodung und Trockenlegung der Torfwälder, da diese rund zehnmal mehr Kohlenstoff speichern als andere Urwälder und viele vom Aussterben bedrohte und endemische Arten wie Orang-Utans, Sumatra-Tiger oder Java-Nashörner beheimaten. Aufgrund der Urwaldzerstörung ist Indonesien bereits der drittgrößte Produzent von Treibhausgasen - nach China und den USA.

Greenpeace hat eine Petition an den Geschäftsführer von Nestlé in Deutschland verfasst. Der Konzern muss seine Geschäftspolitik ändern. Protestieren Sie mit uns, unterzeichnen Sie unsere Online-Petition.


Nestlé redet sich raus

Von Corinna Hölzel, Greenpeace-Online, 18.3.10

Es geht rund. Die Greenpeace-Aktivitäten gegen Kitkat und Palmöl aus Urwaldzerstörung haben Nestlé aufgescheucht. Der Konzern hat schnell mit einer Presseerklärung reagiert. Darin kündigt er an, die Verträge mit Sinar Mas zu kündigen und bis 2015 ausschließlich zertifiziertes Palmöl zu kaufen. Denkt Nestlé also um? Nicht wirklich.

Tatsächlich verändert diese Ankündigung nichts für den indonesischen Regenwald und schützt auch keinen einzigen Orang-Utan. Denn Nestlé wird nur die direkten Verträge kündigen. Die gab es sowieso nur zwischen Sinar Mas und Nestlé Indonesien. Hier in Europa kommt das Sinar Mas-Palmöl über Zwischenhändler wie Cargill in die Nestlé-Fabriken. Greenpeace fordert weiterhin von Nestlé, dass sie kein Sinar Mas-Palmöl mehr für ihre Produkte verwenden, also auch ihre indirekten Verträge kündigen.

Grünes Mäntelchen RSPO

Auch der Verweis auf die Zertifizierungsorganisation RSPO (Round Table on Sustainable Palm Oil) schützt den Lebensraum der Orang-Utans nicht. Der RSPO ist ein Zusammenschluss von Unternehmen, um die Produktion von Palmöl nachhaltig zu gestalten. Allerdings tun diese Unternehmen nicht genug, um die Urwaldzerstörung in Indonesien zu stoppen. Die Kriterien des RSPO sind zu schwach und enthalten keinen Schutz der Torfböden und keine Anforderungen zur Einsparung von Treibhausgasen.

Nicht einmal diese schwachen Kriterien werden in der Praxis eingehalten. Schon die erste Lieferung von RSPO-zertifiziertem Palmöl im November 2008 hat sich als Marketinginstrument der Palmölindustrie erwiesen. Greenpeace-Recherchen haben ergeben, dass die Firma United Plantations in Landkonflikte verwickelt ist und in Orang-Utan-Gebieten sowie innerhalb geschützter Seengebiete Plantagen angelegt hat.

Auch die zu Sinar Mas gehörende Firma PT Smart ist Mitglied im RSPO und gleichzeitig weiterhin in illegale Aktivitäten und Zerstörung wertvoller Torfwälder involviert. Der RSPO existiert seit 2005, dennoch konnte die rasante Abholzung der wertvollen indonesischen Wälder nicht gestoppt werden. Es ist unverantwortlich, sich beim Thema Urwaldzerstörung auf den RSPO als Lösung zu verlassen.

Dann eben über die Bilanz

Das Wichtigste, was jetzt in Indonesien passieren muss, ist ein gesetzlich verankerter Stopp auf die weitere Vernichtung der Urwälder für Plantagen. Dafür müssen sich Nestlé und auch der RSPO einsetzen. Sinar Mas als größter Palmölproduzent in Indonesien blockiert seit Jahren solch ein Moratorium. Auch aus Jakarta kommt kein Fortschritt für den Urwaldschutz - allzu eng ist Sinar Mas mit der indonesischen Regierung verflochten.

Einzige Lösung: Die Firmengruppe Sinar Mas muss jetzt ökonomisch, also durch Vertragskündigungen gezwungen werden, ihre Blockade endlich aufzugeben. Nestlé könnte einen wichtigen Beitrag leisten, tut es aber noch nicht.


Zerstörerische Profitgier:

Nestlé give the Oran Utan a break!

Greenpeace Green-Action, 18.03.2010

Indonesien hat die Fläche seiner Palmölplantagen in zwanzig Jahren versiebenfacht, vor drei Jahren hat es den bisherigen Spitzenreiter Malaysia überholt. Die Agrarkonzerne beider Länder brennen und holzen Urwälder ab, um Anbauflächen zu gewinnen. In Indonesien wurde für 56 Prozent der neu angepflanzten Plantagen Wald abgeholzt oder abgebrannt.

Größter indonesischer Palmölproduzent ist der Konzern Sinar Mas. Zu ihm gehört, neben einer eigenen Bank, auch einer der größten Papierhersteller, der 2007 illegal geschlagenes Holz von Torfmoorwäldern auf Sumatra verarbeitete. Sinar Mas betreibt von allen Produzenten den aggressivsten Ausbau seiner Palmölplantagen - auf Kosten des Regenwaldes.

Der Raubbau hat verheerende Folgen für das Weltklima: Die bis zu zwölf Meter tiefen Torfschichten binden zehnmal mehr Kohlenstoff als andere Regenwälder. Durch das Abbrennen und Trockenlegen gelangen in kurzer Zeit Unmengen des Treibhausgases CO2 in die Atmosphäre. So wurde das Agrarland Indonesien zum drittgrößten CO2-Produzenten der Welt - hinter den Industriestaaten USA und China. Die Produktion von einer Tonne Palmöl belastet die Umwelt mit bis zu 33 Tonnen Kohlendioxid.

Die Anlage von Plantagen ist oft verbunden mit sozialen Konflikten und gewaltsamer Vertreibung. Meistens geht es um die Frage, wem das Land gehört. Die indonesischen Regenwälder sind die Heimat vieler Menschen. Sie sehen sich zunehmend ihrer Lebensgrundlage beraubt.

Tödliche Folgen

Ein Viertel der indonesischen Plantagen liegt auf den Torfböden ehemaliger Moorwälder. Diese waren auch die Heimat der Orang-Utans. Mit der Zerstörung der Urwälder bringen die Palmölgesellschaften diese sanften Menschenaffen zum Aussterben. Sie werden zunehmend vertrieben, erschlagen oder mit ihrem Lebensraum abgefackelt. Auf Borneo gibt es nur noch zwischen 45.000 und 69.000 Orang-Utans in freier Wildbahn. Auf Sumatra sind es 7.300 Tiere.







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