Aktuell


Indigenenkonflikte in West-Amazonien

Brasilien: Experte warnt vor Gefahren für isoliert lebende Indigene

Survival International Deutschland e.V., 14 12.10

Einer von Brasiliens führenden Experten für isoliert lebende Indianer hat davor gewarnt, dass die illegale Rodung der Wälder zu gewaltsamen Konflikten unter unkontaktierten indigenen Gruppen an der Grenze zwischen Peru und Brasilien führen könnte.

José Carlos Meirelles, der seit Jahrzehnten mit indigenen Völkern in der Region arbeitet, sagte, dass sich die Spannungen in der Region seit dem Vordringen von illegalen Holzfällern in die abgeschiedenen Wälder auf peruanischer Seite 2006 verstärkt haben.

Es wird vermutet, dass das Eindringen der Holzfäller die isoliert lebenden Indianer über die Grenze in den brasilianischen Bundesstaat Acre getrieben hat – und in das Gebiet von benachbarten Völkern, die sich wahrscheinlich gegen dieses Eindringen wehren werden.

Meirelles geht davon aus, dass die Bevölkerung der unkontaktierten Gruppen in Acre zugenommen hat. Möglicherweise hat sich ihre Anzahl in den letzten 20 Jahren sogar verdoppelt. Es wird angenommen, dass in Acre momentan bis zu 600 unkontaktierte Indianer leben, die vier unterschiedlichen Gruppen angehören.

Unkontaktierte Indigene sind extrem gefährdert, da sie keine oder nur schwache Abwehrkräfte gegen Erkrankungen wie Grippe, Masern oder Windpocken haben. In der Vergangenheit sind große Teile der Bevölkerungen indigener Gruppen nach Kontakt an Epidemien gestorben.

FUNAI, die brasilianische Behörde für indigene Angelegenheiten, bemüht sich um den Schutz des Landes unkontaktierter Gruppen, damit diese frei von Bedrohungen leben können.

Meirelles hatte in der Vergangenheit bereits auf die Gefahren illegaler Abholzung für isoliert lebende Gruppen in Acra aufmerksam gemacht, dennoch geht die Rodung unvermindert weiter.


Indigene erheben Vorwürfe gegen Militärs

Blickpunkt Lateinamerika, 16.12.10

In Ecuador hat der Stamm der "Kichwa de Tzawata" in dieser Woche schwere Vorwürfe gegen die Regierungstruppen des südamerikanischen Landes erhoben. Nach lokalen Medienberichten hätten schwer bewaffnete Soldaten in der Amazonas-Provinz Napo versucht, die dort lebende indigene Bevölkerung gewaltsam zu vertreiben.(...) http://www.blickpunkt-lateinamerika.de/index.php/sID/f83af873a072f4996763c2e656c8921e/lan/de/xtra/ce006c313c57a37258d2ac8202abf12e/msg/a028b5f18cf0581cca8e33576ec061b8/itt/Ecuador


Nukak bitten verzweifelt um Rückkehr in den Amazonas-Regenwald Survival International Deutschland e.V., 21.12.10

Ein Sprecher der indigenen Nukak aus Kolumbiens Amazonasregion hat einen verzweifelten Appell für das Überleben seines Volkes an das oberste Menschenrechtskomitee des Landes gerichtet.

„Wir wollen in unsere Wälder zurückkehren, aus denen uns die FARC Rebellen vertrieben haben – wir wissen nicht einmal, warum,“ sagte Joaquín Nuká.

Die Nukak sind Jäger und Sammler, die als Nomaden in der Guaviare Region im Südosten Kolumbiens leben. Sie wurden durch die linksgerichtete Guerillabewegung FARC von ihrem Land vertrieben. Die FARC Rebellen behaupten, dass die Nukak ein Sicherheitsrisiko für ihre illegalen Operationen in dem Gebiet darstellen.

Seit sie die Wälder 1988 zum ersten Mal verließen, ist mehr als die Hälfte der Nukak umgekommen; die meisten durch Krankheiten, die dem Kontakt mit der Außenwelt folgten. Die Indigenen kämpfen nun an den Stadtrandgebieten mit der Anpassung an einen sesshaften Lebensstil. Für ihr Überleben sind sie auf Zuwendungen der Regierung angewiesen.

„[In den Wäldern] leben wir inmitten der Nahrung des Dschungels,“ sagte Joaquín Nuká gegenüber der kolumbianischen Radiostation Caracol. „Das Essen, das sie uns hier in San José geben ist gut, es ist das Essen der weißen Menschen, aber es tut den Kindern nicht gut. Wir vermissen unser Essen aus den Wäldern.“

Trotz der Bemühung der Regierung und einem „Krieg gegen Drogen“, der finanziell durch die USA unterstützt wird, verwüstet der Anbau von Koka zur Herstellung von Kokain weiterhin die Region.

Um den Anbau von Koka zu verhindern, werden die Pflanzen unter anderem aus Flugzeugen mit Pestiziden besprüht. Diese stark in die Kritik geratene Methode hat die Farmer in immer abgelegenere Regionen des Dschungels zurückgedrängt, und provoziert nun gewaltsame Zusammenstöße mit der dort lebenden indigenen Bevölkerung.

Der Vizepräsident des Menschenrechtskomitees, Senator Alexander López, sagte: „Die erzwungene Vertreibung … besonders von indigenen Gemeinden wie den Jiw und den Nukak, stellt eine ernste Bedrohung für ihr Überleben als Volk dar… Die Indianer sollten unverzüglich auf ihr Land zurückkehren können und ihr Lebensstil mit Würde geschützt werden.“

Die Nukak sind eines von mehr als 30 indigenen Völkern in Kolumbien, die laut einem Bericht der nationalen Organisation für Indigene ONIC und dem UN Hochkommissar für Flüchtlinge kurz vor der Auslöschung stehen. Survival International setzt sich für die Rückkehr der Nukak in ihr Reservat ein, unter der Bedingung, dass Sicherheit und eine angemesse Gesundheitsversorgung gewährleistet sind.

Stephen Corry, Direktor von Survival, sagte heute: „Diese verzweifelte und deprimierende Situation besteht schon zu lange. Die Nukak und andere indigene Völker müssen die Hauptlast für die gescheiterte Anti-Drogenpolitik der Regierung tragen.“




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