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Waldschutz auf Madagaskar

Madagaskar: Waldwirtschaft wird weiblich

Seitdem eine Frau an der Spitze des gemeinschaftlichen Waldmanagements steht, geht es aufwärts für den Wald von Ambatovita

WWF-Online, 15.8.11

Es war eine kleine Revolution in der traditionell männlich dominierten madagassischen Gesellschaft: Vor fünf Jahren wurde in der Gemeinde Ambatovita Razafindrafara Honorine als erste Frau zur Präsidentin der COBA gewählt, einer von regionalen Gemeinden getragenen Vereinigung zur Waldbewirtschaftung. Ihr männlicher Vorgänger musste nach zwei Jahren des Missmanagements abdanken. Die Region im Südosten der Insel hatte viel Wald verloren und das Land litt unter der Bodenerosion. Heute kehrt der Wald zurück.

„Ich traute meinen Augen nicht“ erinnert sich Janvier Robert, der vor Ort für das regionale WWF-Büro arbeitet. „Wissen Sie, wir sind Bara und eine sehr stolze und traditionsbewusste Volksgruppe. Bei uns bleiben die Frauen meist zu Hause, erledigen den Haushalt, kochen und erziehen die Kinder. Frauen dürfen häufig nicht einmal reden, wenn Männer anwesend sind. Diese neue Entwicklung ist sehr vielversprechend.“

Razafindrafara Honorine ist eine kleine Frau mit freundlichen Augen. Sie sieht nicht nach einer Revolutionsführerin aus. Doch ihre Präsidentschaft ist ein Zeichen für eine sich verändernde Gesellschaft.

„Es hat einfach nicht funktioniert“

„Als der WWF 2004 hierher kam und uns half, COBA aufzubauen, waren wir alle hochmotiviert. Wir wollten Verantwortung übernehmen und gegen den Waldverlust vorgehen“, erklärt Honorine. „Doch dann war der erste COBA-Präsident gleichzeitig Vizepräsident, Schatzmeister und Berater in einer Person. Er hat die anderen Mitglieder überhaupt nicht berücksichtigt. Geld ist verschwunden. So sollte es doch nicht laufen.“

Honorine sprach mit einigen Nachbarn über die unbefriedigende Situation. Alle waren sich einig: Es musste sich etwas ändern. In einer kurzfristig einberufenen COBA-Sitzung ließen die Mitglieder dem amtierenden Präsidenten keine andere Wahl, als zurückzutreten. Und gleichzeitig schlugen Sie Honorine als Nachfolgerin vor. Das war für sie zunächst ein Schock, wie sie sagt: „Ich hatte Angst, diese Rolle zu übernehmen und wollte auch keine Schwierigkeiten mit dem alten Präsidenten bekommen.“ Doch die Gemeinschaft gab nicht nach. Alle waren überzeugt, dass sie die Richtige für diesen Job ist. „Es ist der Anwesenheit des WWF und seiner Zusammenarbeit mit Frauenverbänden zu verdanken, dass sich langsam etwas in den Köpfen verändert“, sagt Honorine und lacht.

Heute hat sie in ihre Rolle hineingefunden. Jeden Dienstag läuft sie die sieben Kilometer von ihrem Haus nach Ambatovita. Dort setzen sich die COBA-Mitglieder in einem Kreis zusammen – meist im Schatten eines großen Baumes. Nach einer persönlichen Begrüßung durch die Präsidentin wird diskutiert. Mal eine halbe Stunde mal länger. Ihr nächstes Projekt ist der Bau neuer Lagerhäuser.

Der Wald kehrt zurück nach Ambatovita

Der WWF hat in Ambatovita Schulungen in Imkerei, Fischzucht, Gemüseanbau und Baumpflege organisiert. 2010 haben die COBA-Mitglieder gemeinsam mehr als 10.000 Baumsetzlinge gepflanzt. 7.744 haben überlebt. Jetzt kehrt der Wald zurück.

Auch Edmund Salomon Rasolondraibe ist begeistert von den Erfolgen der letzten Jahre. Er ist Mitarbeiter im regionalen WWF-Projekt zur Stärkung der Zivilgesellschaft. „Die Zusammenarbeit mit Madame Honorine und der neu organisierten COBA ist toll. Sie sind alle äußerst motiviert.“

Aufgaben gibt es noch genug. „Mit unserem nächsten Projekt wollen wir das Analphabetentum hier und der Umgebung bekämpfen“, erläutert Rasolondraibe. Wir werden den Bauern auch zeigen wie man Maß-Skalen liest, damit ihnen niemand mehr ihren Sack Reis für den halben Preis abnimmt. Wir werden dabei verstärkt mit Frauen zusammenarbeiten, denn es scheint, dass diese sich viel mehr Gedanken um die Zukunft ihrer Kinder machen als die Männer.“




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