Aktuell


Tropenholz bei Galeria Kaufhof

Kaufhof wortbrüchig: Tropenholz aus Raubbau im Verkauf

ROBIN WOOD-Protestaktion in Hamburg

ROBIN WOOD Pressemitteilung, 23.2.15

„Schluss mit Raubbauholz bei Galeria Kaufhof!“ – ein Banner mit dieser Forderung haben ROBIN WOOD-AktivistInnen heute an der Fassade des Kaufhauses in der Mönckebergstraße in Hamburg aufgespannt. Weitere Aktive verteilten Flyer an die KundInnen und informierten sie darüber, dass Kaufhof – trotz einer anderslautenden Selbstverpflichtung – Tropenholz führt, dessen legale und umweltverträgliche Herkunft nicht belegt ist. Parallel zu der Aktion wandte sich ROBIN WOOD heute mit einem Schreiben an Kaufhof und den Mutterkonzern Metro. Darin fordert die Umweltorganisation von der gesamten Metro-Gruppe den Verzicht auf Tropenholz, sofern es nicht nachweislich aus legaler sowie ökologisch und sozial akzeptabler Forstwirtschaft stammt. Produkte ohne entsprechenden Nachweis soll die Metro-Gruppe umgehend aus dem Sortiment nehmen.

Die letzten Wälder dieser Erde schwinden in atemberaubendem Tempo – mit weitreichenden Folgen für die Umwelt, das globale Klima und die Menschen vor Ort. Ein Profiteur dieses Raubbaus ist die Metro-Gruppe. Das belegt ein aktueller Marktcheck von ROBIN WOOD. ROBIN WOOD kaufte bei Galeria Kaufhof, Metro und Real holzhaltige Produkte ein und ließ sie von einem Experten des Thünen-Instituts begutachten. Tropenholz gefunden wurde u.a. in Besteck, Schachbrettern, Pfeffermühlen und Tischtennisschlägern. Keiner der Hersteller konnte auf Nachfrage von ROBIN WOOD die legale und ökologisch vertretbare Gewinnung dieser Hölzer belegen. Die verwendeten Hölzer stammen allesamt von gefährdeten Baumarten aus dem tropischen Afrika – einer krisenreichen Region, in der nach Schätzungen von Interpol zwischen 50 und 90 Prozent der Holzernte illegal geschlagen wird.

„Die Metro-Gruppe vertreibt Produkte aus Holz bedrohter Tropenwaldbäume, dessen Herkunft unklar ist. Sie nimmt damit billigend in Kauf, dass Tropenholz aus Raubbau in den Verkauf gelangt“, kritisiert ROBIN WOOD-Tropenwaldreferentin Tina Lutz.

Dadurch bricht die Metro-Gruppe mit einer Selbstverpflichtung, die sie bereits 1999 gegenüber ROBIN WOOD abgegeben hatte. Darin verpflichtete sich Metro, „zukünftig keine ... massiven Holzprodukte aus tropischen Harthölzern ohne FSC-Zertifizierung mehr zu disponieren“. Das FSC-Siegel ist ein weltweit gültiges Zertifikat für Waldwirtschaft, das soziale und ökologische Mindeststandards einfordert.

Der Gesetzgeber hat den Handel auf Kosten des Regenwaldes bislang nicht im Griff. Das seit zwei Jahren geltende Holzhandelssicherungsgesetz kann nicht einmal den Import von Produkten aus illegalem Einschlag unterbinden. Ökologische und soziale Mindeststandards verlangt das Gesetz erst gar nicht. „Hier sind dringende Nachbesserungen nötig, um den Raubbau in den Tropen zu stoppen“, sagt ROBIN WOOD-Waldreferent Rudolf Fenner.

Die KundInnen von Kaufhof und Metro-Gruppe ahnen nicht, dass sie sich unfreiwillig am Raubbau beteiligen. Angaben zur Holzart oder -herkunft waren auf keinem der untersuchten Produkte angegeben. Entsprechende Informationen auf den Internet-Seiten waren in vielen Fällen falsch: So wurde die Holzart Sapeli als Mahagoni oder als Rosenholz ausgegeben, Sipo wurde falsch als Palisander deklariert.


Nachweis von illegalem Tropenholz in Papier: DBU-Förderung ermöglicht Entwickeln neuartiger Methoden

Deutsche Bundesstiftung Umwelt Pressemitteilung, 23.2.15

Rund 13 Millionen Hektar Wald werden weltweit jährlich vor allem durch illegalen Holzeinschlag zerstört. Das entspricht der gesamten Waldfläche Deutschlands. Das Holz wird auch für das Herstellen von Papier benötigt. Einer der größten Hersteller der weltweit jährlich produzierten 400 Millionen Tonnen Papier ist China, das die Holzfasern insbesondere aus tropenholzreichen Regionen wie Indonesien einführt und sich zum größten Zellstoffimporteur entwickelt hat.

"Während die Art und Herkunft der meisten Holzprodukte sicher identifiziert werden können, ist dies bei Papier bisher nicht möglich. Doch die gravierenden Folgen der Tropenwald-Vernichtung für das ökologische Gleichgewicht und die Artenvielfalt drängen zum Handeln", sagt Cajus Caesar, MdB, Kuratoriumsmitglied der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und Diplom-Forstingenieur. Am Arbeitsbereich chemische Holztechnologie der Universität Hamburg in Kooperation mit dem Thünen-Kompetenzzentrum Holzherkünfte werden jetzt mit fachlicher und finanzieller Unterstützung der DBU Methoden entwickelt, um Tropenholz in Papierprodukten nachweisen zu können.

"Es wäre ein großer Fortschritt für den Schutz der Regenwälder, wenn wir zukünftig Aussagen zur Art und Herkunft von Holzfasern in Papier machen können", hebt Caesar hervor. "Die tropischen Wälder sind für das ökologische Gleichgewicht unserer Erde von unschätzbarem Wert. Ihre Zerstörung schafft in mehrfacher Hinsicht ökologische Probleme: Lebensraum wird vernichtet und das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten beschleunigt. Eine nicht nachhaltige Nutzung bedeutet einen massiven Eingriff in das Klima, weil verstärkt Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangt, wenn nicht mehr genügend Bäume da sind, die es speichern können", sagt Caesar. Schließlich beeinträchtige das Schwinden der Tropenwälder auch die Stoffkreisläufe. Nicht zuletzt verursache der illegale Holzeinschlag einen erheblichen volkswirtschaftlichen Schaden.

Das Ziel des Projektes bestehe darin, mittels zweier verschiedener Ansätze das Identifizieren von Holzfasern zu verbessern. "Dafür werden wir chemische und morphologische Merkmale, also die für das jeweilige Holz charakteristische Struktur und Form der Hölzer, für etwa 35 Gattungen tropischer Baumarten aus Südostasien herausarbeiten, anhand derer anschließend die botanische Zugehörigkeit der Zellstoffe im Papier zuverlässiger identifiziert werden kann", erklärt Projektleiter Dr. Jürgen Odermatt vom Arbeitsbereich chemische Holztechnologie der Universität Hamburg. Zum einen sollen mikroskopisch die morphologischen Strukturmerkmale der einzelnen Zellelemente, v.a. der Gefäße, untersucht und in Form eines Faser-Atlasses dokumentiert werden. Zum anderen sollen erstmals mit speziellen Methoden, die auf der chemischen Zusammensetzung der Zellstoffe basieren, die Art und Herkunft des in den verschiedenen Papierprodukten verwendeten Zellstoffs nachgewiesen werden. Wir ermitteln sozusagen einen anatomischen und chemischen "Fingerabdruck", wie Odermatt erklärt.

Odermatt: "Beim Herstellen von Zellstoff und Papier durchlaufen die aus dem Holz gewonnenen Zellstofffasern intensive chemische Prozesse mit hohen Belastungen. Dabei gehen alle Verbundmerkmale des Holzes verloren und viele Einzelmerkmale der Zellen werden verändert. Das erschwert sehr stark das Unterscheiden auf Basis von morphologischen, chemischen oder genetischen Informationen. Deshalb bedeutet es eine große Herausforderung, anhand der verbleibenden Informationen der gebleichten Zellstofffasern noch systematische Unterschiede zu erkennen, um die Holzgattung des für die Herstellung verwendeten Rohstoffs zu identifizieren."

Das Vorhaben ist laut Caesar von großer Aktualität: "Wir gehen von einer großen Nachfrage durch Behörden, Nichtregierungsorganisationen und Wirtschaftsbetrieben aus. Um illegal eingeführte Holz- und Papierprodukte zu identifizieren, werden praxistaugliche, verlässliche und gerichtsfeste Methoden benötigt. Die DBU hat in der Vergangenheit bereits erfolgreiche Projekte zum Rückverfolgen von Holz, insbesondere Tropenholz, gefördert." Die sogenannte Isotopenmethode und die DNA-Analyse von Holz werden mittlerweile weltweit von Holzimporteuren und Zollbehörden genutzt, um die Legalität ihrer Ware zu beweisen. "Die geförderten Institutionen zählen mittlerweile global zu den führenden Einrichtungen der Holzidentifizierung. Eine praxistaugliche Methode zum Nachweis von Tropenholz, bzw. geschützten Arten, in Papierprodukten ist daher ebenso dringlich wie erfolgversprechend", sagt Caesar.




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