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Pipelines in Nordamerika

Die Leitung bitte kappen

Ökologisch sind Öl-Pipelines ein Verlustgeschäft, wirtschaftlich noch nicht – so lange Banken sie wider jede Vernunft finanzieren. Der Geldfluss muss stoppen, fordert Greenpeace.

Von Michael Weiland, Greenpeace-Online, 29.6.18

Öl-Pipelines sind ein riskantes Unterfangen. In Kanada und den USA ziehen sie sich durch das Land indigener Völker; tritt dort Öl aus, trifft es das Trinkwasser der Menschen. Wo sie beginnen, entstehen oft regelrechte Giftseen, falls das Öl auf extrem umweltschädliche Art und Weise aus Teersand gewonnen wird. Am gegenüberliegenden Ende gibt es andere Umweltprobleme: Im Fall der umstrittenen Trans-Mountain-Pipeline von Alberta nach Vancouver entsteht durch die Menge des zu verladenden Öls ein Supertanker-Highway an der nordamerikanischen Pazifikküste – unter anderem mit nicht absehbaren Folgen für den bereits empfindlich geschrumpften Bestand an Schwertwalen in diesem Gebiet.

Führt all das dazu, dass Öl-Pipelines plötzlich auch wirtschaftlich nicht mehr interessant sind? So sieht es jedenfalls die Baufirma, die für eine Kapazitätserweiterung der bestehenden Trans-Mountain-Pipeline verantwortlich war: das Unternehmen Kinder Morgan. Anhaltende Proteste und der politische Streit zwischen den Provinzen Alberta und British Columbia – erstere ist für, letztere gegen den Ausbau – haben die Firma letztlich hinwerfen lassen: Soll sich doch die kanadische Regierung darum kümmern. Für umgerechnet rund drei Milliarden Euro hat die das Projekt gekauft und sucht nun ihrerseits nach Interessenten für die Pipeline. Währenddessen sollen die Bauarbeiten unter Leitung der staatseigenen Crown Corporation weitergehen.

Eine von vielen

Das Theater um Kinder Morgan und die Trans-Mountain-Pipeline ist ein Konfliktherd von vielen, in denen sich Umweltschützer und Indigene gegen rücksichtslose Expansionspläne von Öl-Unternehmen wehren. Nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten waren auf einmal bereits gestoppte Großvorhaben in den Vereinigten Staaten wie die Dakota-Access- und Keystone-XL-Pipeline wieder auf der Agenda. In Kanada zeigt sich jetzt: Der ansonsten umweltbewusst auftretende Premierminister Justin Trudeau handelt kaum besonnener als sein US-amerikanisches Pendant, wenn es ums Geld geht.

So lange Banken das schmutzige Geschäft mit Pipelines finanzieren, ist dort eben auch weiter welches zu holen. Zum Schutz der Bevölkerung dürfen aber keine weiteren solcher Ölleitungen gebaut werden; durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien ist das Zeitalter der fossilen Brennstoffe ohnehin am Ende. Das Öl und die Kohle, die noch im Boden sind, müssen zum Schutz des Klimas dort bleiben. Greenpeace hat weltweit zwölf Banken identifiziert, die das noch nicht begriffen haben. Sie finanzieren Teersand- und Pipeline-Projekte entweder direkt oder mittelbar, etwa über Versicherungen, ohne die die Projekte nicht durchführbar wären.

Das dreckige Dutzend

Dazu gehört auch die Deutsche Bank. Sie macht Geschäfte mit dem Unternehmen Energy Transfer Partners, dem Unternehmen, das hinter der Dakota-Access-Pipeline steht, mit der TransCanada Corporation, die die Keystone-XL-Pipeline aus dem kanadischen Alberta ins US-amerikanische Nebraska baut, sowie Enbridge, die für die Line-3-Expansion von Alberta nach Wisconsin in den USA verantwortlich zeichnet. In der Vergangenheit finanzierte die Deutsche Bank auch Kinder Morgan.

Greenpeace fordert von den zwölf Banken, die noch in Geschäfte mit Teersand und Öl-Pipelines investieren, sich von Unternehmen wie Energy Transfer Partners loszusagen. Es gibt gute Beispiele, denen Finanzunternehmen wie Credit Suisse, Wells Fargo oder eben die Deutsche Bank folgen können: Im April dieses Jahres hat HSBC, Europas größte Bank, verkündet, keinerlei neue Teersandprojekte zu unterstützen, den Bau von Pipelines eingeschlossen. Die französische Bank BNP Paribas, die schwedische Bank ING und das weltgrößte Versicherungsunternehmen AXA haben zuvor bereits erklärt, in Zukunft keine derartigen Unternehmen zu unterstützen.

Das „dreckige Dutzend“ sollte auf seine Mitbewerber hören: Das Ölbusiness ist einfach kein gutes Geschäft mehr.

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