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Neue AKTION zu Belo Monte

Wir fordern: Keine europäische Beteiligung an Mega-Staudamm im Amazons

Rettet den Regenwald e.V., 30.7.10

Die Vorbereitungen für den Bau des drittgrößten Staudamms der Welt, den Belo Monte am Xingu-Fluss in Brasilien, laufen auf Hochtouren. Bereits im Oktober 2015 soll das Mega-Projekt ans Netz gehen, teilte das Betreiberkonsortium Norte Energia mit. Erst vor wenigen Tagen genehmigte die Nationale Agentur für Elektroenergie (ANEEL) die Durchführungsgesellschaft – ungeachtet großer Proteste und ohne offene Gerichtsentscheidungen abzuwarten die Durchführungsgesellschaft. Es scheint, als wolle man möglichst schnell Fakten schaffen, um den Protesten der indigenen Völker der Region und Umweltschützern einen Riegel vorzuschieben. „Der Xingu ist unser Leben, unsere Zukunft und die unserer Kinder. Das Ausmaß der Zerstörung will und kann ich mir nicht einmal vorstellen“, sagt Häuptling Daniel Apaïmama vom Volk der Juruna. Für brasilianische und internationale Wirtschaftsunternehmen ist Belo Monte dagegen ein hochprofitables Projekt. Die Baukosten sind auf bis zu 13 Milliarden Euro veranschlagt.

Die Auswirkungen des Belo Monte auf Umwelt und indigene Völker werden katastrophal sein. Zahlreiche Familien sind als Fischer vom intakten Ökosystem des Flusses abhängig. Wird das sensible ökologische Gleichgewicht durch den Stausee zerstört, fehlen den Menschen jegliche Nahrungs- und Lebensgrundlagen. Hinzu kommen rund 20.000 Menschen, die umgesiedelt werden müssen. Vertreter der indigenen Gruppen kritisieren zudem, dass sie kaum in die Planung des Projekts einbezogen und ihre Mitspracherechte verletzt wurden. Am Internationalen Tag der indigenen Völker (9. August) startet nahe dem Bauort ein Treffen der von den Staudammprojekten betroffenen Indianervölker. Sie wollen daran erinnern, dass der von der UNO ausgerufene Tag nicht zu einem bloßen Lippenbekenntnis verkommt.

Experten bemängeln außerdem die unzureichende Umweltverträglichkeitsprüfung zu Belo Monte. Mit der Überflutung von rund 500 Quadratkilometern Regenwald und landwirtschaftlicher Fläche werden immense Mengen Methan freigesetzt – ein Treibhausgas, das deutlich schädlicher als CO2 ist. Hinzu kommen der Wegfall des Regenwaldes als CO2-Speicher und die Zerstörung eines einmaligen Ökosystems. Mit „sauberer Energie“, wie die Betreiber des Projekts die Wasserkraft bezeichnen, hat Belo Monte nichts zu tun.

Ein großer Teil der erzeugten Energie von 11.000 Megawatt ist für die Aluminium-Produktion vorgesehen. Um eine Tonne Rohaluminium zu gewinnen, sind 14.000 Kilowattstunden Strom nötig. Der amerikanische Alcoa-Konzern, einer der weltweit größten Aluminiumproduzenten, hat bereits nach eigenen Angaben umgerechnet 850 Millionen Euro in vier Staudämme in Brasilien (Serra do Facão, Barra Grande, Machadinho und Estreito) investiert und soll nach Presseberichten aktuell auch eine Beteiligung an Belo Monte analysieren. Alcoa, das vom deutschen Manager Klaus Kleinfeld geführt wird, rodet zum Abbau von Bauxit den Amazonasregenwald auf einer Fläche von 10.500 Hektar im Bundesstaat Para, betreibt eine Aluminiumraffinerie im Bundesstaat Maranhao sowie eine eigene Eisenbahnlinie und einen Verladehafen. Von dort wird das Aluminium zu den Alcoa-Werken in aller Welt exportiert.

Auch Deutschland führt große Mengen an Aluminium für die Industrie und den Bausektor ein. Autos aus Aluminium gelten fälschlicherweise als umweltfreundlich. Auch die Getränkedosenindustrie versucht, die Kunden über die angebliche Umweltfreundlichkeit der Dosen zu täuschen. Bei deutschen Supermärkten und Discountern war deren Lobbyarbeit bereits erfolgreich. Durch die unnötige Wiedereinführung der Getränkedosen wird der Rohstoffbedarf weiter angefacht. Darum hat Rettet den Regenwald hierzu aktuell eine Protestaktion gegen Penny und Netto gestartet.

Bereits heute ist zudem klar, dass Belo Monte nicht der einzige Staudamm am Rio Xingú bleiben kann. Wegen der starken saisonalen Schwankungen der Wassermenge im Xingu-Fluss sind fünf weitere Staudämme geplant.

Das Wasserkraftwerk soll zur Stromerzeugung mit insgesamt 72 Turbinen ausgestattet werden. Um den Bau haben sich bereits mehrere Unternehmen beworben. Neben Angeboten aus Russland, Japan und Argentinien ist auch das Angebot eines europäischen Konsortiums, gebildet aus Alstom, Voith-Siemens und Andritz, dabei. Die drei Unternehmen zählen zu den weltweit führenden Ausrüstern für Wasserkraftwerke.

Rettet den Regenwald fordert das europäische Konsortium dazu auf, das Angebot zurückzuziehen und sich nicht an dem Projekt zu beteiligen. Alstom, Voith-Siemens und Andritz sollten ein Zeichen gegen die Zerstörung des Regenwaldes und des Lebensraumes indigener Völker setzen.

Der Vorstandsvorsitzende der Voith AG reagiert auf die Bedenken der vielen Tausend Teilnehmenden der Protestaktion. Unter dem Titel ”Schadensbegrenzung statt Einsicht” dokumentieren und kommentieren wir die Antwort der Voith AG.

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