Aktuell


Schmähpreise für Urwaldvernichter

"Goldene Kettensäge" für asiatischen Urwaldzerstörer

Von Michelle Bayona, Greenpeace-Online, 30.1.11

So hatte sich der umstrittene Papierhersteller "Asian Pulp & Paper" (APP) seinen Auftritt auf der internationalen Fachmesse "Paperworld" sicher nicht vorgestellt: Seit heute ziert dessen Messestand in Frankfurt eine goldene Kettensäge. Greenpeace-Aktivisten entlarven mit der Übergabe des Schmähpreises den größten Regenwaldzerstörer Indonesiens.

Mit der Produktion von Kopier-, Toiletten- und Druckerpapier sorgt der Papier- und Zellstoffproduzent dafür, dass die Vernichtung des indonesischen Regenwaldes noch schneller voranschreitet. APP legt riesige Flächen wertvoller Torfwälder trocken, um schnell wachsende Akazien in Monokulturen anzupflanzen und Zellstoff für Papier herzustellen.

Dafür ist scheinbar jedes Mittel recht: Asian Pulp & Paper ist eine Tochterfirma des berüchtigten Palmölgiganten Sinar Mas. Der weit verzweigten Konzerngruppe konnte Greenpeace schon oft illegale Urwaldrodung und Menschenrechtsverletzungen nachweisen. "Die Liste der Umweltverbrechen von APP ist lang: illegale Rodungen, riesige CO2-Emissionen durch Torfwaldtrockenlegung, Landkonflikte, Ausrottung ganzer Arten", erklärt Corinna Hölzel, Waldexpertin von Greenpeace. Tiger und Orang-Utans gefährdet

Mit den Regenwäldern verschwindet auch die Heimat von gefährdeten Pflanzen- und Tierarten. Ein Ende ist nicht in Sicht: Der indonesische Papierriese APP wird seine Produktion in den nächsten Jahren massiv hochfahren. Die Papierfabriken auf den Inseln Borneo und Sumatra sollen ihre Kapazität von 2,6 Millionen Tonnen im Jahr 2006 auf 17,5 Millionen Tonnen in den nächsten Jahren erhöhen. Diese Pläne gefährden die letzten Rückzugsgebiete für Sumatra-Tiger, Sumatra-Elefanten und das einzige erfolgreiche Auswilderungsprojekt für den Sumatra-Orang-Utan.

Regenwälder schützen!

In Indonesien fordert Greenpeace einen sofortigen Stopp der weiteren Vernichtung von Urwäldern. Diese Torfwälder sind besonders wichtig für das globale Klima. Die Wälder speichern in meterdicken Torfböden große Mengen an Kohlenstoff. Bei Rodung und Trockenlegung gelangt der Kohlenstoff als Kohlendioxid in die Luft und beschleunigt den Klimawandel. Indonesien ist weltweit der drittgrößte Produzent von CO2.

"Mehrere Unternehmen wie Metro und Adidas haben ihre Verantwortung bereits wahrgenommen und ihre Zusammenarbeit mit APP beendet. Jetzt versucht der Konzern erneut, in Deutschland Abnehmer zu finden. Mit dem größten Urwaldzerstörer Indonesiens dürfen keine Geschäfte gemacht werden", fordert Hölzel.


Neste Oil erhält Schmähpreis

Von Michelle Bayona, Greenpeace-Online, 27.1.11

Der Sieger der Public Eye Peoples Awards ist gekürt: Mit 17.385 Stimmen landete Neste Oil auf Platz eins. Stolz auf die Auszeichnung kann der finnische Biosprit-Hersteller nicht sein: Wer diesen Preis gewinnt, hat sich vor allem durch menschen- und umweltverachtende Geschäftspraktiken einen Namen gemacht.

Sie fordern angesichts von Umweltsünden und Menschenrechtsverletzungen mehr Unternehmensverantwortung: Greenpeace Schweiz und die EVB decken seit 2000 als kritischer Kontrapunkt im Umfeld des Weltwirtschaftsforums (WEF) das übelste Unternehmen des Jahres exemplarisch auf. Die Verleihung des Schmähpreises fand heute in Davos statt.

Publikums-"Liebling": Neste Oil

An der Online-Abstimmung haben sich dieses Jahr mehr als doppelt so viele Menschen wie 2010 beteiligt. Auf dem unrühmlichen Siegertreppchen stehen neben Neste Oil auch der Ölmulti BP mit 13.000 Stimmen und Tabakfirma Philip Morris mit knapp 8000 Votes.

Der finnische Agro-Treibstoffkonzern Neste Oil vertreibt unter der Bezeichnung "Green Diesel" europaweit Biodiesel aus Palmöl. Mit der steigenden Nachfrage nach dem grünen Gold treibt Neste Oil die Regenwaldzerstörung in Indonesien und Malaysia massiv voran und vernichtet damit die Heimat gefährdeter Tier- und Pflanzenarten.

Ob diese Auszeichnung der Deutschen Lufthansa zu denken gibt? Das deutsche Unternehmen hat sich Neste Oil als neuen Kooperationspartner für ein umstrittenes Bio-Kerosin-Projekt gewählt.

Jurypreis an AngloGold Ashanti

Auch der südafrikanische Bergbaukonzern AngloGold Ashanti bekam sein Fett weg - ihn wählte eine Expertenrunde für den Public Eye Global Award. Für den Goldabbau in Ghana werden täglich 6000 Tonnen Gestein gefördert, gemahlen und in Tanks mit Zyanid vermischt. Die hochgiftigen Minenabfälle treiben in Seen, Flüssen und Brunnen und vergiften die Menschen. Bei seiner Laudatio berichtet Daniel Owusu-Koranteng, Präsident der Betroffenenorganisation WACAM, es seien "in konzerneigenen Wachhäusern verschiedentlich Anwohner gefoltert" worden, wobei es "auch schon Tote" gab.

Die Nominierten

Bereits im Vorfeld des Awards stehen die ausgewählten Unternehmen im Scheinwerferlicht, um den öffentlichen Druck zu erhöhen:
  • Der finnische Energiekonzern Neste Oil verkauft unter dem irreführenden Namen "Green Diesel" im großen Stil Biosprit aus Regenwaldabholzung.
  • Der britische Energiekonzern BP hat mit dem Öldesaster im Golf von Mexiko elf Menschenleben genommen und riesige Meeresgebiete auf Jahre abgetötet.
  • Der US-Tabakproduzent Philip Morris klagt gegen Uruguays Raucherschutzgesetze und unterminiert damit staatlichen Gesundheitsschutz.
  • Der südafrikanische Bergbaukonzern AngloGold Ashanti vergiftet beim Goldabbau in Ghana Land und Leute.
  • Der taiwanesische Elektronikhersteller Foxconn hat mit miserablen Arbeitsbedingungen 2010 mindestens 18 junge Chinesen in den Selbstmord getrieben.
  • Der Schweizer Stromversorger Axpo bezieht Uran aus Majak, dem verstrahltesten Ort der Welt, und hat dies jahrelang verschleiert.
Die Rangliste und die langen Vergehenslisten der sechs nominierten Unternehmen finden Sie hier.


Lufthansa: Palmöl im Tank?

Von Michelle Bayona, Greenpeace-Online, 27.1.11

Mit schlechtem Beispiel voran: Die Lufthansa startet ein Pilotprojekt mit Bio-Kerosin. Ihr Lieferant Neste Oil steht international stark in der Kritik. Der Grund: Das umstrittene Unternehmen setzt für seinen Biosprit hauptsächlich Palmöl ein. Dieses soll zwar angeblich nachhaltig produziert sein - von welchen Plantagen die Ware stammt, bleibt aber unbekannt.

Ein halbes Jahr lang wird die Lufthansa in einem Pilotprojekt 800 Tonnen Bio-Kerosin auf der Strecke Hamburg-Frankfurt ins Triebwerk mischen. Die Zugabe von Palmöl im Sprit kann nicht ausgeschlossen werden. Das Problem: Nachhaltiges Palmöl kann nicht unbegrenzt produziert werden. Je höher die Nachfrage, desto größer der Druck, wertvolle Wälder und Wiesen in Ölpalmplantagen umzuwandeln. Das zerstört den Lebensraum gefährdeter Tiere und vernichtet bedrohte Pflanzenarten.

An der steigenden Nachfrage nach Palmöl ist Neste Oil maßgeblich beteiligt: Der finnische Mineralölkonzern baut riesige Biodiesel-Fabriken in Rotterdam und Singapur. Mit deren Fertigstellung etabliert sich der Konzern mit 2,5 Millionen Tonnen pro Jahr weltweit zum größten Abnehmer von Palmöl.

Ob von nachhaltigen Plantagen oder nicht - mit der Massenabnahme des grünen Goldes trägt Neste Oil dazu bei, dass zum Beispiel Ölpalmen für Lebensmittel oder Kosmetika zukünftig auf Regenwaldflächen angebaut werden. Diese indirekten Landnutzungsänderungen stellen ein globales Problem dar, das allein durch die Zertifizierung von Biokraftstoffen nicht zu lösen ist. Kaum verwunderlich, dass Neste Oil bei der laufenden Publikumsabstimmung für den Public Eye Award ganz oben auf der Liste der übelsten Unternehmen des Jahres steht.

Lufthansa bemüht

Bei der Lufthansa ist man über die Schattenseite ihres neuen Kooperationspartners informiert: Sie versucht immerhin, über Neste Oil den Palmölanteil durch Jatropha-Pflanzen zu ersetzen. Das funktioniert nur begrenzt - es gibt Lieferschwierigkeiten für die gewünschte Ware. "Der Trend weg vom Palmöl ist ein erster Schritt, bei dem Lufthansa versucht, die riesigen ökologischen und sozialen Probleme bei der Palmölproduktion nicht noch zu verschärfen", erklärt Corinna Hölzel, Waldexpertin bei Greenpeace. "Die Jatropha-Produktion kann allerdings zu ähnlichen Problemen wie beim Ölpalmen-Anbau führen", gibt Hölzel zu bedenken.

Agrar- und Biospritkonzerne argumentieren gerne, mit dem Anbau von Jatropha keine Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion zu verursachen. Diese wachse auf trockenen Flächen, auf denen kaum etwas andere gedeihe. "Firmen, die in großem Stil Biosprit auf den Markt bringen, sind trotzdem an fruchtbarem Land für den Jatropha-Anbau interessiert, weil das deutlich höhere Erträge bringt. Damit verdrängen sie letztendlich doch indirekt den Anbau von Nahrungspflanzen in den schützenswerten Regenwald", so Hölzel.

Palmöl - nicht im Tank!

Palmöl hat weder im Flugzeug- noch im Autotank etwas zu suchen. Klimafreundlicher Sprit kann derzeit nur aus Abfällen hergestellt werden. Die Alternative heißt: weniger Flugverkehr. Ob die Lufthansa auf der Zusammenarbeit mit Neste Oil beharren wird? Andere Unternehmen wie die DHL oder die Stuttgarter Verkehrsbetriebe haben ihre Pilotprojekte mit dem fragwürdigen Kooperationspartner auch aus ökologischen Gründen nicht verlängert. Solange Neste Oil nicht garantiert, dass sie kein Palmöl für die Produktion einsetzen, fordert Greenpeace alle Fluglinien, Autohersteller und Logistikunternehmer auf, keine Zusammenarbeit mit Neste Oil einzugehen.

Update:

Die Fluglinie Finnair, die auch mit Neste Oil über ein Pilotprojekt zu den gleichen Konditionen wie Lufthansa verhandelte, hat sich gerade gegen das Projekt entschieden. Finnair will Palmöl im Tank nicht akzeptieren. Lufthansa sollte sich ein Beispiel an der finnischen Airline nehmen.


Studie: Verkehr in EU ab 2050 weitgehend ohne Öl möglich

AFP, 25.1.11

http://de.news.yahoo.com/2/20110125/tsc-studie-verkehr-in-eu-ab-2050-weitgeh-c2ff8aa.html




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