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Benettons Räumungsklage gegen Chiles Indigene

Gerichtsurteil zu Gunsten von Benetton verurteilt Mapuche-Gemeinschaft von Santa Rosa zur Räumung ihres Lands

Gesellschaft für bedrohte Völker Pressemitteilung, 11.3.11

Nur wenige Tage nach der Ankündigung der argentinischen Präsidentin Cristina Fernández, die Regierung würde an einem Gesetzesentwurf arbeiten, um ein Grenzmass für den Landkauf seitens Ausländern festzulegen, hat das Gericht von Esquivel in der Provinz Chubut in Patagonien am vergangenen 3. März die Landbesetzung der Mapuche-Gemeinschaft Santa Rosa als illegal definiert und deren Räumung angeordnet. Das von Richter Omar Magellano unterschriebene Gerichtsurteil gibt somit Argentiniens größtem Großgrundbesitzer Recht : der italienische Konzern Benetton besitzt in Argentinien über die Gesellschaft Compañía de Tierras Sud Argentino SA um die 900.000 Hektar Land, darunter auch die von der Gemeinschaft Santa Rosa beanspruchten 500 Hektar circa. Das Urteil gibt den Mapuche 10 Tage Zeit um das Land zu räumen, das der Gruppe Benetton "frei von Personen und/oder von diesen errichteten Gebäuden" übergeben werden muss.

Die Gemeinschaft von Santa Rosa hat bereits Rekurs angekündigt. Laut dem Anwalt der Familie Curiñaco widerspricht das Räumungsurteil dem Gesetz 26.160, dem nach "keine Räumungen von Urvölkern vorgenommen werden dürfen und die Gerichtsverfahren gegen diese limitiert werden sollen solange die Landvermessung nicht stattgefunden hat". Der Anwalt protestiert ausserdem gegen die Verletzung des Internationalen Abkommens ILO 169 und des Urteils des Obersten Gerichtshofs Argentiniens, das in dieser Art von Konflikten zur Anwerndung des Indigenen Gesetztes verpflichtet. Der Anwalt der Mapuche beklagt auch, dass das Gericht den Zeugen des Konzerns Benetton Vorrang eingeräumt und die Zeugen der Gemeinschaft Santa Rosa ignoriert hat.

Dieses Urteil ist nur der letzte Akt eines langen Konflikts zwischen dem italienischen Konzern und der Familie Curiñaco, die 2002 im Hungerzustand und mit der Billigung der Autoritäten auf das Land ihrer Ahnen zurückgekehrt war. Die Gemeinschaft wurde daraufhin von der Gruppe Benetton gewaltsam geräumt, was allerdings auch die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf sich zog. 2005 wurde ein Treffen zwischen der Familie Benetton und der Mapuche-Gemeinschaft organisiert, dem auch der damalige Bürgermeister von Rom Walter Veltroni, der Journalist Gianni Minà und der argentinische Friedensnobelpreisträger Adolfo Perez Esquivel beiwohnten. Die Familie Benetton lehnte damals die Forderung auf Zurückgabe der ca. 500 Hektar Land ab und bot den Mapuche dafür in "einer Geste sozialer Verantwort", wie sie es selbst definierten, 2.500 Hektar eines anderen Landstrichs an. Das Angebot wurde sowohl von den Mapuche als auch von den Behörden abgelehnt, denn laut Studie des Nationalen Institut für landwirtschaftliche Technologie (Inta-Instituto Nacional de Tecnología Agropecuaria) kann jener Landstrich "trotz der Flächenausdehnung höchstens zwei Familien ernähren, denn er besteht zu 95% aus Schwemmland, Bergen, steinigem Boden und tiefen Schluchten. Die wenigen leichten Hänge sind schwierigen klimatischen Bedingungen ausgesetzt, mit starken Winden und extremen Temperaturen. Dieses Land ist sowohl zur Landwirtschaft als auch zur Viehzucht ungeeignet".

Die Gesellschaft für bedrohte Völker Südtirol fordert, dass sowohl die angestammten Rechte der Mapuche-Gemeinschaft als auch das argentinische indigenen Gesetz und das internationale Recht respektiert werden, sowohl seitens des argentinischen Staates, der Garant seiner Gesetze sein sollte, als auch seitens multinationaler privater Unternehmen.




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