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Palmölplantagen in Kamerun

Palmölplantagen im Kolonialstil

Dubiose US-Investmentfirma will in Kamerun 60.000 Hektar biologische Schatzkammer zerstören

Pro Wildlife e.V. Pressemitteilung, 13.9.11

München. Ausgerechnet am morgigen Tag der Tropenwälder diskutiert die Regierung Kameruns, ob eine 60.000 Hektar große biologische Schatzkammer abgeholzt werden darf. Dies soll – gegen den Willen der lokalen Bevölkerung – der industriellen Palmölplantage eines US-Investment-Unternehmens Platz machen. Dies würde auch ein wichtiges Rückzugsgebiet für bedrohte Arten wie Waldelefanten und Schimpansen zerstören. Pro Wildlife bezeichnet eine von der Firma in Auftrag gegebene, 300 Seiten starke Umweltverträglichkeitsstudie, die nun den Startschuss durch die Regierung sichern soll, als Farce: „Das Gutachten stellt den Wald als wertlose Fläche dar und verharmlost die desaströsen Folgen eines Kahlschlags für die Artenvielfalt und die dort lebenden tausende Menschen“, betont Dr. Sandra Altherr, Sprecherin von Pro Wildlife.

Die verheerenden Folgen der exzessiven Ausbreitung von Palmölplantagen in Indonesien und Malaysia sind gut dokumentiert. Eine ähnliche Entwicklung bahnt sich nun in Afrika an, da die Flächen in Südostasien weitgehend ausgeschöpft sind. Kamerun wird hierbei zum Präzedenzfall:

Manipulative Umweltverträglichkeitsstudie

Die US-Investmentfirma Herakles Farms will über ihren lokalen Ableger „Sithe Global Substainable Oil Cameroon“ (SG SOC) 60.000 Hektar Wald im Südwesten Kameruns abholzen, um riesige Palmöl-Monokulturen anzulegen. Das Gebiet liegt ausgerechnet in einem der artenreichsten Gebiete Afrikas – genau zwischen vier Schutzgebieten, darunter dem Korup Nationalpark. Nach kamerunischem Recht muss erst eine Umwelt- und Sozialverträglichkeitsprüfung vorliegen, die dann als Entscheidungsgrundlage für die Regierung dient. Doch diese nun veröffentlichte Studie ist laut Pro Wildlife manipulativ und unvollständig: „Das Pseudo-Gutachten ignoriert die biologische Bedeutung des Gebietes, das zu den 25 artenreichsten der Welt gehört. Sie unterschlägt, dass das Konzessionsgebiet Lebensraum und Wanderweg für Waldelefanten, Schimpansen und andere bedrohte Arten ist“, so Altherr.

Grünes Mäntelchen für Umweltzerstörer

Herakles Farms und SG SOC geben sich als Entwicklungshelfer mit grünem Anstrich: So behauptet die von ihnen in Auftrag gegebene Studie, dass sowohl die lokale Bevölkerung als auch die Regierung Kameruns von dem Plantagenprojekt profitieren würden. Pro Wildlife liegt jedoch der Knebelvertrag zwischen SG SOC und der Regierung Kameruns vor: „Die Firma ist für zehn Jahre von jeglichen Steuern befreit und darf zudem auch noch das gesamte geschlagene Holz der Riesenfläche verkaufen und den Erlös einstecken. Das Entwicklungsland geht hingegen leer aus“, betont Altherr. Fotos belegen: Bereits vor Monaten begann die Firma, Flächen zu roden, um Baumschulen für die Palmen anzulegen – obwohl das Projekt bis heute nicht genehmigt ist. „Um sich den Rückhalt der lokalen Bevölkerung zu sichern, verteilten SG SOC Mitarbeiter lebende Schweine, Bierkästen und Reis“, so Altherr. Doch die Rechnung geht nicht auf:

Widerstand der lokalen Bevölkerung

Ein Großteil der 37 betroffenen Gemeinden traut den Jobversprechungen von SG SOC nicht und befürchtet fatale Folgen für ihre Existenz. „Uns liegen zahlreiche Protestschreiben der Dorfältesten an ihre Regierung vor. Kahlschlag und Palmölplantage würden all das zerstören, wovon sie leben: ihre traditionelle extensive Landwirtschaft, unbegrenzter Zugang zu Wasser sowie das Sammeln von wilden Früchten, Arzneipflanzen und Brennholz“, betont die Pro Wildlife Sprecherin. „Was wir hier sehen, ist Plantagenwirtschaft im Kolonialstil: Konzessionsgrenzen mit dem Lineal gezogen – ohne Rücksicht auf die lokale Bevölkerung und die einzigartige Artenvielfalt – und die US-Firma sackt den Profit ein“. Die Artenschutzorganisation fordert mit 80 weiteren Verbänden die Umwelt- und Forstminister Kameruns auf, das Projekt umgehend zu stoppen. Auch das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung intervenierte bereits bei der kamerunischen Regierung.




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