Aktuell


Brasilien: Soja-Moratorium verlängert

Aufschub im Amazonas

Das Soja-Moratorium zum Schutz des Amazonas in Brasilien wird bis 2016 verlängert – keine langfristige Lösung. Der massive Anbau von Gen-Soja bleibt ein großes Problem.

Von Antje Rudolph, Greenpeace-Online, 26.11.14

Mit dem Soja-Moratorium bis Mai 2016 soll verhindert werden, dass mit Soja aus Regenwald-Gebieten gehandelt wird. Andernfalls würde durch den Sojaanbau und -handel noch mehr wertvoller Regenwald der Öl- und Futtermittelpflanze zum Opfer fallen. Die ökologische Vielfalt Brasiliens ist heute bereits massiv bedroht.

Im Jahr 2012 stammte knapp die Hälfte der nach Deutschland importierten Soja aus Brasilien. Brasilianische Soja wird als Tierfutter, in der Lebensmittelindustrie und als Ausgangsstoff für Agro-Diesel nach Europa exportiert. Seit 2005 ist Brasilien die Nummer eins unter den Soja exportierenden Ländern, gefolgt von Argentinien und den USA.

Soja zerstört den Regenwald

Die Verlängerung des Moratoriums kommt in einer entscheidenden Zeit für den Regenwald. Im vergangenen Jahr stieg die Zerstörung des Amazonas erstmals seit Jahren stark an: um 29 Prozent. Gerade in den brasilianischen Bundesstaaten, in denen viel Soja angebaut wird, nahm die Regenwaldzerstörung besonders zu: in Mato Grosso um 52 Prozent und in Para um 37. „Das Soja-Moratorium ist wichtig“, sagt Jannes Stoppel, Waldexperte von Greenpeace. „Von Regierung und Industrie ist jedoch eine Lösung gefordert, die dauerhaft sicherstellt, dass Sojaanbau aus Regenwaldzerstörung endgültig der Vergangenheit angehört.“

Firmen wir McDonald’s, Nestlé und die britische Supermarktkette Tesco erkennen zwar das Soja-Moratorium an, setzten aber auf der anderen Seite weiterhin auf gentechnisch veränderte Soja. Ein Großteil der in Brasilien und Argentinien angebauten Gen-Soja landet im Futtertrog von Rindern, Schweinen und Hähnchen. Unerkannt für den europäischen Verbraucher, denn Eier, Fleisch und Chicken-Nuggets müssen nicht gekennzeichnet werden, wenn die riskante Gen-Bohne im Tierfutter verwendet wurde.

McDonald’s Doppelmoral

McDonald’s erklärte im April 2014, nach 13 Jahren wieder Gen-Soja im Hähnchenfutter für Chicken-Nuggets und -burger einzusetzen. Die gentechnikfreie Ware war dem Fast-Food-Riesen zu teuer geworden. „McDonald’s fährt zweigleisig“, sagt Stephanie Töwe, Gentechnikexpertin bei Greenpeace. „Wer sich damit schmückt, den Regenwald schützen zu wollen, kann auf der anderen Seite nicht auf Gen-Soja in der Produktion setzen.“

Denn der großflächige Anbau von Gen-Soja richtet verheerende ökologische Schäden in den Anbauregionen an: Die Böden werden ausgelaugt, Gewässer verunreinigt. Unkräuter werden resistent, immer mehr Spritzmittel müssen eingesetzt werden. Am Ende der Kette stehen Verbraucher in Europa und Asien. Am Anfang stehen Arbeiter und Anwohner in Brasilien und Argentinien, die den Giften oft schutzlos ausgeliefert sind. „Es reicht nicht aus, in Brasilien ein Soja-Moratorium zu haben“, so Töwe. „Konzerne wie McDonald’s müssen ihre Produktionsstandards radikal verändern.“

Fordern Sie McDonald's mit dieser Protestmail auf, kein genmanipuliertes Soja bei der Fleischproduktion einzusetzen: https://www.greenpeace.de/genfutter#machmit


Klimagipfel: Caritas fordert Stopp der Abholzung des Regenwaldes

Indigene und Kleinbauern zentrale Akteure beim Waldschutz

Caritas Pressemitteilung, 27.11.14

Freiburg/Lima - Um den Ausstoß von Treibhausgasen zu verringern, fordert Caritas international stärker gegen die Abholzung des Regenwaldes vorzugehen. "Von allen Möglichkeiten, die Erderwärmung zu verlangsamen, ist der Erhalt des Regenwaldes der effektivste Beitrag", erklärt Oliver Müller, Leiter von Caritas international, im Vorfeld des Klimagipfels in Lima. In Lateinamerika werden 60 Prozent der Treibhausgase auf die Zerstörung des Regenwaldes zurückgeführt. Caritas international, das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, setzt sich in Peru und anderen lateinamerikanischen Ländern gemeinsam mit Amazonas-Gemeinden für den Erhalt des Regenwaldes ein. In Pilotprojekten werden unter anderem Kleinbauern unterstützt, die auf Produktionsweisen umstellen, die den Regenwald schonen. Eine Reihe dieser Caritas-Projekte werden vom deutschen Entwicklungshilfeministerium unterstützt.

Peru gehört zu den Ländern, die aufgrund der Zunahme von langanhaltenden Trockenzeiten und vermehrt auftretendem Starkregen, zu den Leidtragenden des Klimawandels zählen. Das Gastgeberland des Klimagipfels ist aber durch die Abholzung von Regenwald auch einer der Mitverursacher des Klimawandels. Eine wachsende Zahl von Überschwemmungen und Erdrutschen sowie sich ausdehnende Wüsten und Halbwüsten in Peru werden unter anderem auf den Klimawandel zurückgeführt. "Für uns als Katastrophenhilfswerk ist diese Entwicklung Besorgnis erregend. Wir machen die Erfahrung, dass angesichts der Zunahme extremer Wetterphänomene wirksame Katastrophenvorsorge nicht mehr ohne den Schutz der natürlichen Ressourcen möglich ist. Wer die Menschen vor Naturkatastrophen effektiv schützen will, der muss auch bereit sein, den Regenwald zu schützen", so Oliver Müller, der als Teil einer Delegation des Entwicklungshilfeministeriums am Klimagipfel teilnehmen wird.

Mit Sorge betrachtet Caritas international, dass verbriefte Mitbestimmungsrechte von indigener Bevölkerung und Kleinbauern der Amazonas-Gemeinden in Peru immer öfter zugunsten von Bergbau- und Agroexportprojekten ausgehebelt werden. Das gilt auch für internationale Waldschutzabkommen wie REDD+ (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation). Müller: "Kleinbauern werden wegen ihres Wanderfeldbaus und Brandrodungen oftmals zu Sündenböcken für die Abholzung des Regenwaldes gemacht. Tatsächlich ist ihr Beitrag, verglichen mit der großflächigen Zerstörung des Regenwaldes durch illegalen Bergbau, großflächigen Anbau von Agroexportgütern sowie infrastrukturelle Großprojekte, gering. Wir versuchen mit unseren Projekten, Indigene und Kleinbauern gleichermaßen für den Schutz des Regenwaldes zu gewinnen."




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