AktuellProduktkennzeichnung und Regenwaldzerstörung
Schluss mit dem VersteckspielWo Palmöl drin ist, steht ab Samstag auch Palmöl draufWWF begrüßt neue Kennzeichnungspflicht WWF Pressemitteilung, 11.12.14 Ab dem 13. Dezember tritt eine neue EU-Verordnung in Kraft. Ab dann müssen Pflanzenöle in Lebensmitteln namentlich aufgeführt werden. Damit darf vor allem Palmöl nicht länger hinter beschönigenden Bezeichnungen wie „Pflanzenfett“ oder „pflanzliches Öl“ versteckt werden. Die Umweltschutzorganisation WWF begrüßt die neue Regelung „überfälliger Schritt in Richtung Transparenz“ und fordert Unternehmen auf, endlich komplett auf zertifiziertes Palmöl umzusteigen. Die Palmöl-Produktion gilt als kritisch, da für die Plantagen tropische Wälder gerodet werden. Seit 1990 hat sich die Fläche für Ölpalmen weltweit verdoppelt, in Indonesien sogar verzehnfacht. Palmölplantagen bedecken weltweit inzwischen zwölf Millionen Hektar Fläche. Das ist etwa ein Drittel der Bundesrepublik Deutschland. Die Monokulturen bedrohen die biologische Vielfalt und rauben Arten wie Orang-Utan und Tiger den Lebensraum. Nach Deutschland wurden 2013 allein über Direkt-Importe knapp 2 Millionen Tonnen Palmöl und Palmkernöl eingeführt. „Egal ob bei Fertigpizza, Schokoriegeln, Brotaufstrichen oder Margarine, das beschämende Versteckspiel bei Palmöl in Lebensmitteln ist endlich vorbei. Die neue Kennzeichnungspflicht schafft eine lange überfällige Transparenz“, erklärt WWF-Expertin Ilka Petersen. „Die Verbraucher haben nun erstmals die Wahl und können sich bei der Ernährung bewusst für zertifiziertes Palmöl entscheiden oder versuchen ganz darauf zu verzichten.“ Im zweiten Schritt müsse der Gesetzgeber die Kennzeichnungspflicht auch auf andere Produkte wie etwa Kosmetika, Wasch- und Reinigungsmittel ausweiten, so Petersens Forderung. Derzeit sind laut WWF gerade einmal 18 Prozent der Palmölproduktion nach den Standards des Runden Tisches für Nachhaltiges Palmöl (RSPO) zertifiziert. Allerdings wird nur rund die Hälfte davon verkauft. „Zertifiziertes Palmöl hat es auch in Deutschland leider immer noch schwer. Und auch wenn die Zertifizierungssysteme nicht perfekt sind gar nichts machen ist auch keine Lösung. Es ist erstaunlich, wie vielen Unternehmen es schlichtweg egal ist, woher ihre Rohstoffe stammen“, kritisiert Petersen. Absatzprobleme für zertifiziertes Palmöl machten es zudem schwer, bessere Anbaukriterien durchzusetzen. Der WWF hofft, dass dieser fatale Teufelskreis mit der EU-weiten Kennzeichnungspflicht durchbrochen werde. Es müsste nicht nur der Anteil an nachhaltigerem Palmöl am Markt erhöht werden, sondern zugleich gelte es strengere ökologische und soziale Anbaukriterien durchzusetzen. Deutsche Unternehmen fordert Petersen auf, sich dem „Forum Nachhaltiges Palmöl“ (FONAP) anzuschließen, um sich gemeinsam mit anderen aktiv für die Verbesserung der existierenden Systeme wie den RSPO einzusetzen. Hersteller unter ZugzwangAm 13. Dezember tritt die Kennzeichnungspflicht für Inhaltsstoffe in KraftSAVE Wildlife Conservation Fund Pressemitteilung, 10.12.14 Es ist bekannt, dass die Palmölgewinnung ein Hauptgrund für die Abholzung der Regenwälder ist. Jährlich gehen etwa 12,55 Millionen Hektar was einer Fläche von rund 17,5 Millionen Fußballfeldern entspricht auf das Konto der Palmölgewinnung; Tendenz weiter steigend. Bisher kamen die meisten Hersteller ihrer Verpflichtung nicht nach, die Verbraucher umfassend über die Inhaltstoffe ihrer Produkte zu informieren. Dies ändert sich jedoch mit der neuen Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel, die ab dem 13. Dezember dieses Jahr in Kraft tritt. Nun reicht die Angabe „pflanzliches Öl oder Fett“ nicht mehr aus. Die Produzenten müssen ganz klar kennzeichnen wenn Palmöl in Lebensmitteln enthalten ist. Billig und schädlich für Mensch und Umwelt „Pflanzliche Öle und Fette“ so heißt bisher noch die verschleierte Hersteller-Angabe bei Produkten, die Palmöl enthalten. Von Schokoriegeln und Fertiggerichten über Kosmetika bis hin zu Waschmittel und Kerzen - fast jeder zweite Supermarktartikel enthält pflanzliche Öle und Fette. Diese können zwar aus heimischen Raps- und Sonnenblumenöl oder Sojaöl stammen, aber meist verbirgt sich dahinter Palmöl. Denn Palmöl ist das mit Abstand billigste Pflanzenöl auf dem Markt. Die bereits in 2011 von der EU beschlossene Kennzeichnungspflicht tritt als Gesetz ab dem 13. Dezember in Kraft. Hersteller müssen nun genau angeben um welche Öle und Fette es sich in ihren Pizzen, Schokoladen und Nusscremes handelt. So haben Verbraucher endlich die Möglichkeit, auf Produkte zu verzichten, die das umweltschädliche Palmöl enthalten. Mit Hilfe einer von SAVE Wildlife Conservation Fund zusammengestellten Datenbank kann der Kunde künftig Produkte aus den Bereichen Lebens- und Reinigungsmittel, Kosmetika oder Tierfutter finden, die kein Palmöl enthalten. Die Datenbank, die Teil der Kampagne Zeropalmöl (www.zeropalmoel.de) ist, zeigt ebenfalls an, welche Hersteller auf Palmöl ganz oder auch teilweise verzichten. „Hersteller, die Palmöl verwenden, bringen die Regenwaldabholzung direkt in die Haushalte der Verbraucher! Sie beteiligen sie an der Umweltzerstörung, an Menschenrechtsverletzungen und dem Artensterben“, kritisiert Dr. Maike Förster vom SAVE Wildlife Conservation Fund. Gründe auf Palmöl zu verzichten gibt es viele. Die schädlichen Auswirkungen der Palmölerzeugung auf Umwelt, Mensch und Tier sind schon lange bekannt, die Negativ-Liste lang! Für Plantagen werden in den Tropen immer noch große Regenwaldflächen oft illegal - gerodet, Kleinbauern vertrieben, Grund und Boden durch den Einsatz von Pestiziden verseucht. Tiere verlieren ihren Lebensraum, viele Arten wie Orang Utans oder der Sumatra Tiger sind akut vom Aussterben bedroht. Dazu kommen die Gesundheitsschäden, die raffiniertes Palmöl verursacht. Studien zeigen, dass das Molekül 3-MCPD und Glycidol Fettsäureester, die beim Raffinieren entstehen, schwere Krankheiten wie Krebs verursachen können. Diese Moleküle sind in weitaus höherer Konzentration in Palmöl enthalten als in anderen pflanzlichen Ölen. Zudem wird Palmöl auch zur Herstellung von Agrosprit verwendet, wodurch noch mehr Waldflächen verloren gehen. Und damit nicht genug! Gigantische Kohlenstoffspeicher in Form von Torfböden wurden durch die Regenwaldwaldabholzung bereits zerstört. Dadurch wird der gespeicherte Kohlenstoff frei. Dies führt zu einem nachweislich extrem hohen und schädlichen CO2-Anstieg. Aufgrund der bekannten Problematik versuchen viele Hersteller ihre Einkaufspolitik und Verantwortung auf sogenannte „Nachhaltigkeitssiegel und Zertifizierungen“ abzuwälzen. Hiervon sollte sich der Verbraucher aber nicht täuschen lassen! Nahezu 95% aller Hersteller können die genaue Herkunft des verwendeten Palmöls nicht eindeutig nachweisen. Das vielleicht bekannteste Beispiel eines Zertifizierungssystems ist der RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil). Zahlreiche bekannte Hersteller setzen auf RSPO zertifiziertes Palmöl und bewerben dies fleißig. Doch die vom RSPO festgelegten Kriterien sind schwammig, Verstöße gegen Umweltauflagen und Menschrechte werden kaum geahndet. Dadurch kann billig produziert werden. Tatsächlich kann von „billig“ jedoch keine Rede sein, denn die Folgen dieser Profitgier verursachen langfristig astronomische Kosten. Es ist daher wichtig, Verbraucher, Hersteller und Politik für die Probleme, die die Palmölproduktion verursacht, zu sensibilisieren. Es geht auch anders! Das beweisen einige verantwortungsbewusste Hersteller, die bereits jetzt auf Palmöl in ihren Produkten verzichten. “Verbraucher haben es in der Hand, den Raubbau an unseren Regenwäldern aufzuhalten! Indem sie sich für palmölfreie Produkte bzw. Alternativen entscheiden und somit Firmen zur Umstellung auf heimische Öle bewegen“, ist Förster überzeugt. Indonesien: Palmöl als Waldvernichter Nummer einsVon Kathrin Hartmann, Frankfurter Rundschau, 12.12.14http://www.fr-online.de/wirtschaft/indonesien-palmoel-als-waldvernichter-nummer-eins,1472780,29310204.html Jetzt neu: Palmöl drin, Palmöl drauf!Palmöl war bisher immer als pflanzliches Öl oder Fett unter den Inhaltsstoffen getarnt. Das wird sich nun ändern: Wenn das Öl drin ist, steht's ab sofort auch auf dem Etikett. Umweltschützern ist das nicht genug.Von Hannah Fuchs, Deutsche Welle, 12.12.14 http://www.dw.de/jetzt-neu-palm%C3%B6l-drin-palm%C3%B6l-drauf/a-18123337 » zurück |
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