AktuellClub of Rome zu Regenwäldern
Endspiel am AmazonasDer 34. Bericht an den Club of Rome thematisiert die Zukunft der tropischen RegenwälderWWF Pressemitteilung, 21.5.15 Berlin - Der Klimawandel und die industrielle Landwirtschaft werden immer stärker zum Waldkiller, dies ist die zentrale Botschaft des neuen Berichts an den Club of Rome. Claude Martin, langjähriger Generaldirektor des WWF International, liefert darin einen Zustandsbericht über die tropischen Regenwälder der Welt und wagt eine Prognose zu deren Zukunft. Fast die Hälfte der Tropenwälder sei bereits dem Hunger nach Land, Holz, Fleisch und anderen Agrarprodukten zum Opfer gefallen. Mit dem fortschreitenden Klimawandel werde der Wald zunehmend in die Zange genommen. Dürren und Waldbrände werden zunehmen. Das treffe besonders Gebiete, die ohnehin durch wachsende Soja- oder Palmölplantagen und immer größere Rinderherden massiv unter Druck geraten seien. „Das Zusammentreffen von Agrarindustrie, Klimawandel und Zerstückelung der Flächen durch Straßen ist ein tödlicher Giftcocktail“, so Claude Martin. „Wenn die Regenwälder verschwinden, kippt unser Klima und wenn wir den Klimawandel nicht bremsen, werden die Tropenwälder kaum zu retten sein.“ Der Bericht an den Club of Rome macht deutlich, dass viel auf dem Spiel steht. Trotz jahrzehntelangem Raubbau sind die verbliebenen Waldflächen am Amazonas in Zentralafrika und in Asien noch immer gigantisch. Sie umfassen mehr als eine Milliarde Hektar, eine Fläche die größer ist als die USA. Die Analyse der aktuellen Entwaldungstrends legt nahe, dass bis 2050 ein weiterer Verlust von Primärwäldern von mindestens 100 Millionen Hektar zu befürchten ist. Das entspricht etwa der doppelten Größe Spaniens. Der WWF hält sogar noch weit größere Verluste für realistisch. Zwar seien die Abholzungen in den vergangenen Jahren in einigen Regionen deutlich zurückgegangen, doch vom Ziel der Vereinten Nationen, die globale Entwaldung bis 2030vollständig zu stoppen, sei man weit entfernt. „Das Endspiel um den Erhalt der letzten Tropenwälder hat längst begonnen“, fasst Claude Martin die aktuelle Situation zusammen. Noch sei das Schicksal der Tropenwälder nicht besiegelt. Es bedürfe aber gewaltiger Anstrengungen, dieses Naturerbe zu bewahren. Neben der Ausweisung von Schutzgebieten seien die Staaten gefordert, den Waldschutz in den Tropenländern gesetzlich zu verankern, praktisch umzusetzen und Finanzströme umzuleiten. Ein weiterer zentraler Punkt sei die Veränderung des Konsumverhaltens der Menschen in den Industrie- und zunehmend auch in den Schwellenländern. Besonders die Nachfrage nach Fleisch, Futtermittel und Biokraftstoffen dürfe nicht weiter im großen Stil auf Kosten der Tropenwälder gehen. Diese Einschätzung wird vom WWF geteilt. Jörg Andreas Krüger, Leiter des Fachbereichs Biodiversität beim WWF Deutschland fordert: „In den Tropenländern müssen Schutzgebietssysteme und Landnutzungsplanungen entwickelt werden, die einen wirkungsvollen Schutz der Wälder ermöglichen. Bei der finanziellen und technischen Unterstützung ist auch Deutschland in der Verantwortung. Ein zentraler Schauplatz, an dem sich das Schicksal der Tropenwälder entscheidet, ist das Amazonasbecken. Hier findet sich der größte Regenwaldblock der Erde mit 530 Millionen Hektar, der sich auf neun lateinamerikanische Staaten verteilt. Besonders im Fokus steht Brasilien. „Das Land hat große Erfolge im Regenwaldschutz im Amazonas erzielt und kann für andere Staaten in Zentralafrika oder in Asien als Modell funktionieren“, erkennt Jörg-Andreas Krüger an. Leider sei Brasilien dabei, die Erfolge leichtfertig kurzfristigen Profitinteressen der Agrar- Energie und Bergbauindustrie zu opfern. Falls aktuelle Reformpläne umgesetzt werden, könnten selbst bestehende Naturschutzgebiete und indigene Schutzgebiete aufgelöst und erschlossen werden. Nicht nur für den Wald wäre das fatal: Im Amazonas leben mehr als 300 indigene Kulturen, einige von ihnen ohne Kontakt zur Außenwelt. Ihre Territorien haben sich gegenüber der Entwaldung als noch widerstandfähiger erwiesen als staatliche Naturschutzgebiete „Der Schutz der Kulturen und Rechtsansprüche indigener Völker ist ein zentraler Schritt zum Schutz der Wälder, konstatiert Claude Martin in seinem Bericht an den Club of Rome. „Es geht nicht allein um die Bewahrung einer biologischen Schatzkammer. Wälder versorgen uns mit sauberem Wasser, schützen uns vor Erosion und Fluten und stabilisieren unser Klima. Setzen wir das aufs Spiel, verlieren wir mehr als ein paar Prozente Wirtschaftswachstum“. Der Club of Rome ist ein Zusammenschluss namhafter Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft aus mehr als 30 Ländern. Die 1968 gegründete gemeinnützige Organisation setzt sich für eine nachhaltige Zukunft der Menschheit ein. Weitere Informationen unter www.clubofrome.org Tropenwälder vor dem UntergangKlimawandel und industrielle Landwirtschaft bedrohen die tropischen Regenwälder in ihrem Bestand - und verstärken damit wiederum die Erderwärmung. Vor einem Fortschreiten dieser Spirale warnt der Club of Rome.(sda) - 23. Mai, 2015 https://www.schweizerbauer.ch/pflanzen/wald/tropenwaelder-vor-dem-untergang-22528.html Wenn der Regenwald im Wege stehtKommentar von Kurt Stenger, Neues Deutschland, 22.5.15http://www.neues-deutschland.de/artikel/971958.wenn-der-regenwald-im-wege-steht.html G7: Reiche Länder arme NaturWWF: G7-Rechenschaftsbericht beschönigt eigene Anstrengungen zum Schutz der NaturWWF Pressemitteilung, 22.5.15 Berlin - Der heute veröffentlichte Rechenschaftsbericht zur Biodiversität der G 7-Staaten zeichnet ein zu rosiges Bild des Engagements der sieben reichsten Länder der Erde, bemängelt der WWF. „Der Bericht skizziert zwar ein realistisches Bild der Bedrohung des Planeten. Allerdings sind die bisherigen politischen Maßnahmen und die Investitionen in den Erhalt des Naturkapitals armselig. Wäre der Planet eine Bank, hätten die G 7 schon lange Milliarden in die Rettung gepumpt“, so Günter Mitlacher, Leiter Biodiversitätspolitik beim WWF Deutschland. Die reichen Länder lebten über ihre Verhältnisse auf Kosten der Natur. Das könne auf Dauer nicht gut gehen. Der Living Planet Report des WWF rechnet vor, dass z.B. der ökologische Fußabdruck Deutschlands mehr als doppelt so groß ist wie die Kapazität seiner Ökosysteme. In den anderen G7 Ländern sehe es ähnlich aus: Der Naturverbrauch in den USA übersteige die Reproduktionsrate sogar um ein Vierfaches. „Es geht nicht allein um den Schutz faszinierender Tiere und Pflanzen, sondern um handfeste wirtschaftliche Interessen und letztlich um das Überleben vieler Menschen“, betont Günter Mitlacher. Die Natur bilde die Grundlage alles Lebens und damit die Basis unserer Wirtschaft. Ob es um die Säuberung von Böden und Wasser oder die Speicherung von Kohlendioxid durch Wälder und Ozeane gehe, die Natur erbringe Jahr für Jahr gigantische Leistungen. Fruchtbare Böden seien die Grundlage für die Landwirtschaft, gesunde Fischbestände sichern die Proteinversorgung von Millionen Menschen. Der WWF fordert, dass die Interessen der Natur bei den Entscheidungen der G 7 viel stärker berücksichtigt werden. Im Grunde müsste die Natur beim kommenden Gipfel in Elmau mit am Tisch sitzen. Sie hat die größte Wirtschaftskraft. Der Wert der Ökosystemleistungen wird auf 125 Billionen Euro pro Jahr geschätzt. Das ist mindestens das Vierfache des Bruttosozialprodukts der G7 Staaten. Die G 7 haben in den vergangenen fünf Jahren ihre finanzielle Unterstützung für den Ökosystemschutz in Entwicklungsländern auf etwa 1,5 Milliarden Euro verdoppelt. Der WWF erkennt diese Bemühungen an, aber im Vergleich zur Wirtschaftsleistung der Länder sei diese Summe dennoch eine Marginalie. Deutschland stellt derzeit jährlich 500 Millionen Euro für den globalen Biodiversitätsschutz zur Verfügung, das entspricht 0,15 Prozent des Bundeshaushalts. „Quer denken, neu entwickeln“>Neue Studie zeigt: Bildung für nachhaltige Entwicklung wird nicht ausreichend gefördertGreenpeace-Online, 22.5.15 Es ist an der Zeit, die Lehre von nachhaltiger Entwicklung im deutschen Bildungssystem zu verankern. Denn in der Schule werden Kindern und Jugendlichen keine grundlegenden Ideen für eine zukunftsfähige Welt vermittelt. Die Greenpeace-Studie „Nachhaltigkeitsbarometer“ zeigt, dass notwendige Kompetenzen dafür, eine nachhaltige Entwicklung zu gestalten, nicht ausreichend gefördert werden. Thomas Hohn ist bei Greenpeace für den Bereich Bildung zuständig. Er engagiert sich ehrenamtlich in der Stiftung Bildung (www.stiftungbildung.com), die bundesweit für bessere Lernbedingungen kämpft; zudem begleitet er Projekte im Bereich Schule und Kita. Im Interview erklärt er warum eine nachhaltige Entwicklung dringend in jeden Stundenplan gehört. Das neue Nachhaltigkeitsbarometer zeigt: Schule bremst die Jugend aus, wenn es um ihr Engagement für die Entwicklung einer nachhaltigen Gesellschaft geht was bedeutet das konkret? Um die aktuelle Situation auf unserem Planeten verändern zu können, brauchen wir kreative Querdenkerinnen und Querdenker, die bereit sind ungewohnte Wege zu gehen und neue Perspektiven einzunehmen. Die Themen Klimawandel, Gerechtigkeit, Umweltschutz sind mit einem „immer-weiter-so“ nicht zu lösen. Die Vereinten Nationen haben das als essentiellen Schlüssel für eine lebenswerte Zukunft und gerechtere Welt erkannt. Deshalb haben sie von 2005 2014 die UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgerufen und ein daran anschließendes Weltaktionsprogramm beschlossen. Diese Erkenntnis kommt in den deutschen Schulen jedoch nicht an. Zwar hören Jugendliche in der Schule etwas über Nachhaltigkeit, aber die Kompetenzen für nachhaltiges Handeln werden nicht gelehrt. Fakt ist, dass Bildung für nachhaltige Entwicklung ein wissenschaftliches und politisches Expertenthema ist. Es gibt zwar etliche Engagierte und die UNESCO zeichnete in den letzten Jahren zahlreiche Projekte aus, die sich dem Thema „Nachhaltigkeit lernen“ gewidmet haben. Unser Bildungssystem ist auf einen Wandel jedoch nicht eingerichtet; die Lehrenden und Fachkräfte werden mit den Herausforderungen allein gelassen. Im Unterricht werden durchaus Themen wie gesundes Essen oder Regenwaldschutz behandelt doch in der Praxis ändert sich dadurch nichts! In der Schulmensa gibt es weiterhin billiges und ungesundes Essen und am Kopierer stapeln sich die Papierberge. So gibt es einzelne Leuchttürme, hell wird es dadurch nicht. Was brauchen Schülerinnen und Schüler, um die komplexen Probleme einer globalisierten Welt zu durchschauen? Das Kernanliegen von Bildung für nachhaltige Entwicklung ist es, Menschen zu ermächtigen komplexe Zusammenhänge zu verstehen und daraus nachhaltige Handlungen zu entwickeln. Es gilt, über den Tellerrand hinauszuschauen, ökologische, ökonomische und soziokulturelle Themen in noch nie dagewesener Weise querzudenken und neu zu entwickeln. Bildung für nachhaltige Entwicklung soll Menschen unter anderem in die Lage versetzen, sich selbst und die Gesellschaft, in der wir leben, zu verändern. Es ist wichtig den Jugendlichen das Gefühl zu vermitteln, dass sie selbst etwas tun können, um eine Veränderung zu bewirken. Das kann über Planspiele zum Thema Zukunft passieren, über Bio-Essen in den Schulen bis zur Jugendbeteiligung in UN-Gremien. Es ist wichtig Möglichkeiten zum kreativen Denken zu bieten und Räume zu schaffen, um neue Perspektiven einzunehmen und mögliche Zukunftsvisionen zu entwickeln. Kompetenzen zur strategischen Umsetzung von nachhaltigen Veränderungen und eine kooperative Haltung, die das „Wir“ im Fokus hat, finden sich nicht im Alltag unseres Bildungssystems wider. Es geht dabei nicht um ein „immer-mehr“ und „immer-besser“ was wir brauchen sind Lösungen für eine lebenswerte Zukunft. Dabei ist es entscheidend, die nächste Generation aktiv zu beteiligen und ihr die Frage zu stellen, wie sie sich Zukunft, Bildung und Leben wünscht. Möchten sich Jugendliche denn überhaupt mit dem Thema nachhaltige Entwicklung beschäftigen? Ist bei ihnen das Interesse vorhanden? Die Jugend wartet nur darauf, sich aktiv beteiligen zu können. Das Greenpeace-Nachhaltigkeitsbarometer zeigt deutlich, dass die nächste Generation die Herausforderungen erkennt. Die Gruppe der Nachhaltigkeitsaffinen bildet mit 32 Prozent die größte Einheit, dicht gefolgt von 20 Prozent an Nachhaltigkeit Interessierten. Ferner haben 15 Prozent der Jugendlichen eine hohe Motivation, sich für Nachhaltigkeit einzusetzen, auch wenn sie diese nicht in Handlung umsetzen. Weitere 16 Prozent handeln nachhaltig ohne einen inneren Anlass. Das ist eine ziemlich breite Basis. Bei Workshops mit Greenpeace-Jugendlichen löst die Frage: „Wie stellt ihr Euch Eure Zukunft vor?“ ein Feuerwerk von Ideen aus. Ihre Impulse stecken ein weites Feld ab: eine gerechtere Welt, die Gleichstellung von Umwelt und Mensch, die Entwicklung von Wir-Kompetenzen und ein verändertes Bildungssysteme mit weniger Bewertung und mehr Wertschätzung sind nur einige wenige der Punkte, die sie nennen. Sie sind bereit aktiv zu werden. Schule bremst also die Jugend aus, Lehrende werden nicht ausreichend unterstützt. Was muss sich ändern? Bildung für nachhaltige Entwicklung, auch kurz BNE genannt, muss fest in die Bildungspläne aller relevanten Fächer verankert werden. Lehrer sind der Schlüssel obwohl Bildung bereits in der Kita beginnt und sich über Berufs- und Hochschulen weiter fortsetzt. Lehrenden und Pädagogen kommt eine Schlüsselrolle zu, sowohl in Schulen als auch in Kitas und in der beruflichen Bildung. Ein wesentlicher Teil des lebenslangen Lernens findet zudem im außerschulischen oder non-formalen Bildungsbereich statt. Wir brauchen hier im gesamten Bildungssystem flächendeckende Aus-und Weiterbildungsangebote für Lehr- und Fachkräfte. Wie setzt sich Greenpeace für die Umsetzung von Bildung für nachhaltige Entwicklung ein? Ein weiterer wichtiger Punkt ist die systematische Einbindung von Kindern und Jugendlichen. Dafür muss sich die Politik bewegen. Greenpeace initiierte daher ein Bündnis aus deutschen Nichtregierungsorganisationen aus den Bereichen Jugend, Bildung, Umwelt, Entwicklung und Menschenrechte. Im „Bündnis ZukunftsBildung“ sind neben Greenpeace BUND, BUNDjugend, Germanwatch, GEW, Innowego, NAJU, Oxfam, Welthungerhilfe und WWF vertreten. Das Bündnis fordert die Politik auf, gemeinsam mit der Zivilgesellschaft einen Plan zu entwickeln, damit BNE fest im deutschen Bildungssystem verankert werden kann. Außerdem soll ein Zukunftsfonds eingerichtet werden, der die langfristige Finanzierung von notwendigen Strukturen sicherstellt. » zurück |
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