Aktuell


Tag des Tigers

Bhutan veröffentlicht neue Bestandszahlen

WWF warnt vor dem Aussterben der Tiger in Südostasien

WWF Pressemitteilung, 29.7.15

Zum Internationalen Tag des Tigers präsentiert die Regierung von Bhutan das Ergebnis ihrer ersten, landesweiten Tigerzählung. Demnach leben in dem Himalajastaat derzeit noch 103 Tiger in freier Wildbahn. Eine frühere Schätzung ging von nur 75 Tieren aus. Der WWF warnte zum Tag des Tigers, dass die Raubkatzen in weiten Teilen Südostasien aussterben könnten und rief alle Staaten zur Zählung und zum verstärkten Schutz ihrer Bestände auf. Teile von Tigern wie etwa die Knochen sind ähnlich wie Elfenbein und Nashorn-Hörner in Asien sehr begehrt und die Knochen werden noch immer illegal für pseudomedizinische Zwecke eingesetzt.

„Es ist ein gutes Signal, dass erstmals in der Geschichte Bhutans die Regierung eine nationale, wissenschaftliche Bestandserhebung durchgeführt hat. Erst wenn bekannt ist, wo und wie viele Tiger in einem Land leben, können geeignete, wirksame Schutzmaßnahmen ergriffen werden“, erkläre Eberhard Brandes, Geschäftsführender Vorstand beim WWF Deutschland.

Erst vor einigen Tagen hatte auch Bangladesch die Zahl der dort wild lebenden Tiger bekannt gegeben. Die wissenschaftliche Zählung ergab nur 106 Tiere, wesentlich weniger als zuvor geschätzt. Der WWF geht davon aus, dass frühere Angaben auf einer wenig verlässlichen Zählmethode beruhten und zu positiv waren. Zugleich warnte der WWF vor einem Verschwinden des Tigers in weiten Teilen Südostasien. So sei zu befürchten, dass die Zahl der in Malaysia lebenden Tiger von 500 im Jahr 2010 auf weniger als 250 Tiere geschrumpft ist. In Kambodscha, Vietnam und Laos gibt es nach WWF-Einschätzung heute keine fortpflanzungsfähigen Populationen mehr. Außerdem sei unbekannt, wie viele Tiger es noch in Thailand, Indonesien und Myanmar gibt.

„Auf dem internationalen Tigergipfel 2010 hat sich die internationale Staatengemeinschaft darauf verständigt die Bestandszahlen auf mehr als 6000 Tiger verdoppeln zu wollen. Diesem Versprechen müssen endlich auch in Südostasien Taten folgen. Die südostasiatischen Tiger-Länder müssen nun endlich Bestände zählen und die Wilderei wirksam bekämpfen. Das ist die zwingende Grundlage für erfolgreichen Artenschutz“, fordert WWF-Vorstand Brandes.

Neben Bhutan und Bangladesch ist derzeit bekannt, dass es in Indien seit 2010 eine Zunahme von 1.706 auf 2.226 Tiere gab. Russlands letzte Zählung kam im Frühjahr 2015 auf 540 Tiere. In Nepal stieg die Zahl von 155 (2008) auf 198 im Jahr 2013. Der WWF arbeitet in zahlreichen Projekten in allen Tigerstaaten zusammen mit Regierungen, Behörden und Wissenschaftlern an der Verdoppelung der Tigerzahlen bis 2022.


Tiger-Nachwuchs am Fuße des Himalaya

Tennhardt: Bestände in NABU-Schutzgebiet steigen weiter

NABU Pressemitteilung, 28.7.15

Berlin – Anlässlich des internationalen „Tag des Tigers“ (Mittwoch, 29. Juli) macht die NABU International Naturschutzstiftung auf den alarmierenden Zustand der Großkatze aufmerksam. Lebten einst noch rund 100.000 Tiere in freier Wildbahn, ist der Bestand inzwischen auf 3.200 zusammengeschrumpft. „Tiger sind vor allem durch die illegale Jagd nach ihren Knochen und anderen Körperteilen für die asiatische Medizin gefährdet sowie durch die massive Zerstörung ihrer Lebensräume. Inzwischen wurden die Tiger aus 93 Prozent ihres ursprünglichen Lebensraums verdrängt“, so Thomas Tennhardt, Vorsitzender von NABU International.

Dem wollen Staaten mit Tiger-Vorkommen entgegenwirken. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, die Zahl der Großkatzen in den Jahren 2010 bis 2022 mindestens zu verdoppeln. Einen wichtigen Beitrag dazu leistet die NABU International Naturschutzstiftung. Sie unterstützt am Fuße des Himalaya die Renaturierung eines Schutzgebietes, damit sich die dortigen Tiger-Bestände wieder erholen können. „Seit Beginn unseres Projektes in Indien hat sich die Zahl der in Valmiki lebenden Tiger von zehn auf 28 fast verdreifacht. Ganz besonders freuen wir uns, dass wir auch in diesem Jahr wieder neuen Nachwuchs beobachten konnten“, so Tennhardt.

Mitarbeiter des Valmiki-Projekts hatten Ende Juni die Spuren von zwei Tigern in der Nähe eines Flusslaufes entdeckt. Neben den großen Tatzenabdrücken war noch eine zweite, kleinere Spur sichtbar. Damit ist klar: Es gibt erneut Tiger-Nachwuchs in Valmiki.

Dank der Einschränkung der illegalen Beweidung und Maßnahmen zur Regeneration der natürlichen Wiesen sind die Beutetiere des Tigers, wie der Axishirsch, wieder häufiger geworden. Ranger hatten zuletzt Herden mit mehr als 150 Tieren beobachten können. Auch der Gaur, das indische Wildrind, ist im Schutzgebiet wieder öfter zu sehen.

Eine zweite Maßnahme, die sich bezahlt macht: Durch die Umstellung auf lokal hergestellte Kochöfen, die mit Abfällen aus der Landwirtschaft beheizt werden, sowie die Verteilung von Solarlampen sank der Brennholzverbrauch der im Umkreis lebenden Gemeinden um mehr als drei Viertel. So konnte die Abholzung von circa 34 Tonnen Wald verhindert werden – und die Rückzugsräume der Tiger bleiben erhalten.

„Die Verhältnisse für die Tiger in Valmiki verbessern sich durch unsere Anstrengungen immer mehr. Die Voraussetzungen sind gut, dass die diesjährigen Jungtiere bei der nächsten großen Zählung 2018 als imposante Tiger in eine Fotofalle tappen“, so Barbara Maas, Leiterin für internationalen Artenschutz bei der NABU International Naturschutzstiftung. Doch trotz aller Freuden über den Nachwuchs, sagt Maas, sei der Kampf um das Überleben der seltenen Großkatze noch lange nicht gewonnen. So seien von den ursprünglich neun Tiger-Unterarten drei bereits ausgestorben: der Javatiger, der Balitiger und der Kaspische Tiger.

Mit den wachsenden Tigerpopulationen im 900 Quadratkilometer großen Valmiki steigt auch die Gefahr von Konflikten zwischen Mensch und Raubkatze. Denn angrenzend an den Nationalpark liegt das am dichtesten besiedelte und ärmste Gebiet Indiens. Um möglichen Konflikten und Wilderei vorzubeugen, leistet NABU International intensive Aufklärungsarbeit in den Dörfern. Gleichzeitig werden Schulungen für 150 Angestellte und Ranger des Nationalparks angeboten. Sie lernen die Vorbeugung, rechtliche Bekämpfung und Beweissicherung von Wilderei sowie das Monitoring der Tigerpopulation.

Der „Tag des Tigers“ wurde im Jahr 2010 auf dem internationalen Tiger-Gipfel in Sankt Petersburg ins Leben gerufen. Er soll auf die vom Aussterben bedrohte Großkatze aufmerksam machen und ein Zeichen für den gemeinsamen Tigerschutz setzen. Auf dem Gipfel verabschiedeten die 13 teilnehmenden Staaten mit Tiger-Vorkommen auch das Ziel, die Tiger-Bestände bis 2022 – im Vergleich zum Jahr 2010 – zu verdoppeln.




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