AktuellPygmäen-Verfolgung
„Pygmäen“-Familie appelliert an deutsche Regierung nachdem Sohn in Nationalpark getötet wurdeSurvival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 24.10.17Eine Batwa-Familie appelliert in einer formalen Beschwerde verzweifelt an die deutschen Entwicklungshilfeorganisationen GIZ und KfW, nachdem ihr 17-jähriger Sohn von einem Parkwächter erschossen wurde. Mobutu Nakulire Munganga betrat gemeinsam mit seinem Sohn am 26. August 2017 den Kahuzi-Biega-Nationalpark in der Demokratischen Republik Kongo, um Heilpflanzen zu sammeln. Im Park trafen sie auf Wildhüter, die das Feuer eröffneten. Herr Nakulire wurde verletzt, konnte aber entkommen. Sein Sohn Mbone Christian Nakulire wurde getötet. Herr Nakulire verbrachte aufgrund seiner Verletzungen über drei Wochen im örtlichen Krankenhaus. Die Parkwächter erhalten logistische Unterstützung und Gelder durch die Entwicklungsbank der KfW, einer staatlichen Durchführungsorganisation des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Die deutsche Regierung unterstützt die Verwaltung des Schutzgebietes seit über 20 Jahren. Nach internationalem Recht und dem verbindlichen Menschenrechtskonzept des BMZ ist die Zustimmung indigener Völker bei Naturschutzvorhaben auf ihrem Land notwendig. „Doch bisher ist noch nie jemand gekommen, um unsere Zustimmung für den Kahuzi-Biega-Nationalpark einzuholen“, schreiben Herr Nakulire und seine Frau in der Beschwerde an die KfW und die GIZ. „Warum unterstützt und finanziert das Ministerium ihn weiter durch die Organisationen GIZ und KfW ?“ Zwischen den 1960er und 1980er Jahren vertrieben Behörden bis zu 6.000 Batwa gewaltsam aus dem Park. „Die Batwa sind heute nicht mehr gesund, wie unsere Großeltern es waren“, schreibt Familie Nakulire. „Wir kämpfen darum, genug zu essen zu haben und müssen mit neuen Krankheiten und dem Verlust vieler unserer Wald-Medikamente zurechtkommen.“ „Nichts wird je den Verlust meines Sohnes aufwiegen können, aber ich reiche diese Beschwerde ein, damit Sie mir und meinem Volk helfen können Gerechtigkeit zu erlangen und unser Land zurück zu bekommen“, bittet Herr Nakulire. „Das Ministerium und seine Organisationen müssen ihre Menschenrechtspolitik ehren und helfen, unser Leid zu beenden.“ Bereits 2016 hatte Survival darüber berichtet, dass die Gesundheit der Bayaka-„Pygmäen“ in Schutzgebieten in der Zentralafrikanischen Republik unter deutscher Entwicklungshilfe leidet. Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte: „Diese Tragödie ist ein weiteres Kapitel einer langen und schmachvollen Geschichte. Zuerst wurde Herr Nakulires Volk gewaltsam und illegal vertrieben, nun riskieren sie den Tod, wenn sie versuchen zurückzukehren. Die deutsche Regierung muss ihr Versprechen einlösen, die Rechte der Batwa zu respektieren. Wenn sie nicht die Zustimmung der Batwa zu Projekten hat, sollten sie nicht dort sein.“ Hintergrundinformationen
Neuer Bericht enthüllt verbreitete Misshandlungen, finanziert durch große NaturschutzorganisationenSurvival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 27.9.17Ein neuer Bericht von Survival International deckt verbreitete und systematische Menschenrechtsverletzungen durch Wildhüter im Kongobecken auf, die vom World Wildlife Fund (WWF) und anderen großen Naturschutzorganisationen finanziert werden. Der Bericht schildert schwere Fälle von Misshandlungen durch Parkwächter in Kamerun, der Republik Kongo und der Zentralafrikanischen Republik zwischen 1989 und heute. Finanziert und ausgerüstet werden die Wildhüter durch den WWF und die Wildlife Conservation Society (WCS), die Muttergesellschaft des Bronx-Zoo in New York. Der Bericht führt mehr als 200 Fälle seit 1989 auf, zum Beispiel das Vergießen von heißem Wax auf ungeschützte Haut, Schläge und Verletzungen mit erhitzten Macheten-Klingen. Die im Bericht dokumentierten Misshandlungen zeigen vermutlich nur einen Bruchteil der tatsächlichen systematischen und wiederholten Gewalt, Schläge, Folter und Todesfälle. Genau wie diese besonders grausamen Vorfälle dokumentiert der Bericht auch Formen von Gewalt, die Teil des täglichen Lebens vieler Menschen geworden sind, darunter Drohungen und die Zerstörung von Lebensmitteln, Werkzeugen und anderem Eigentum. Neben Survival haben in den letzten drei Jahrzehnten auch zahlreiche weitere unabhängige Expert*innen und Organisationen Besorgnis über die Misshandlungen geäußert. Darunter Greenpeace, Oxfam, UNICEF, Global Witness, Forest Peoples Programme sowie Wissenschaftler*innen vom University College London und den Universitäten Oxford, Durham und Kent. WWF und WCS haben sogar Partnerschaften mit einigen Holzfirmen geschlossen, trotz Belegen, dass diese weder nachhaltig noch mit Zustimmung indigener Völker arbeiten, wie es internationales Recht und ihre eigenen Leitlinien vorschreiben. Ein Bayaka-Mann berichtete: „Ein Wildhüter sagte mir, ich solle mich hinknien. Ich sagte: 'Niemals, ich kann das nicht.' Er sagte: 'Wenn du nicht runter auf die Knie gehst, werde ich dich schlagen.'” Eine Baka-Frau sagte: „Sie brachten mich mitten auf die Straße und fesselten meine Hände mit Gummiseilen. Sie fixierten meine Hände hinter meinem Rücken und schnitten mich mit Macheten.” Eine Bayaka erklärte: „Sie traten mich am ganzen Körper Ich hatte mein Baby bei mir. Es war erst drei Tage alt.” Indigene Völker sind von ihrer Umwelt abhängig und verwalten diese seit Jahrtausenden. Ihr Land ist keine „Wildnis“. Es gibt Beweise dafür, dass sich indigene Völker so gut um ihre Umwelt kümmern wie niemand sonst. Doch führende Naturschutzorganisationen wie der WWF arbeiten mit der Industrie und der Tourismusbranche zusammen und zerstören dabei die stärksten Verbündeten der Umwelt. Heute werden indigene Völker der „Wilderei“ bezichtigt, weil sie jagen, um ihre Familien zu ernähren. Ihnen drohen Festnahmen, Schläge, Folter und Tod, während bezahlte Großwildjagd gefördert wird. Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte: „Dieser schockierende Bericht zeigt erstmals und detailliert die Misshandlungen und Verfolgung, die 'Naturschutz' den indigenen Völkern im Kongo-Becken gebracht hat. Dies sind nur die dokumentierten Fälle. Es ist schwer sich vorzustellen, dass nicht viele weitere im Verborgenen liegen.” „Die großen Naturschutzorganisationen sollten zugeben, dass ihr Aktivitäten in der Region katastrophal waren, sowohl für die Umwelt als auch für indigene Völker, die diese Wälder seit so langer Zeit gehütet haben. Die Unterstützer*innen von WWF und WCS könnten diese Organisationen fragen, warum sie diese Situation so lange zugelassen haben und was sie tun werden, um dafür zu sorgen, dass sie ein Ende hat.” » zurück |
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