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Pygmäen und Naturschutz

Naturschutz verschlimmert Gesundheitsnotstand der „Pygmäen“

Survival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 11.1.18

Eine kongolesische Organisation kommt zu dem Schluss, dass Naturschutzprojekte für den Tod einiger Dutzend Kinder, größtenteils Bayaka-„Pygmäen,“ mitverantwortlich sind. Die Kinder starben während einer Epidemie 2016 in der Republik Kongo, die jüngste in einer langen Reihe an Massenepidemien.

Laut medizinischer Untersuchungen waren die Todesursachen Malaria, Lungenentzündung und Ruhr, die aufgrund von schwerwiegender Mangelernährung tödlich endeten.

Bereits seit 2005 wird über Mangelernährung unter den Kindern der Bayaka in dieser Gegend berichtet, weil Wildhüter und Parkwächter die Indigenen daran hindern, auf ihren Gebieten zu jagen und Nahrung zu sammeln. Sie bedrohen die Bayaka und wenden auch Gewalt an.

Die Wildhüter werden von der Wildlife Conservation Society, einer der weltweit größten Naturschutzorganisationen, sowie ihrem Projektpartner CIB, einem Abholzungskonzern, finanziert und ausgestattet. Beide Organisationen haben keine effektiven Maßnahmen gegen die Misshandlungen ergriffen.

“Die Wildhüter misshandeln uns. Wir dürfen den Wald nicht betreten. Wie sollen wir unsere Kinder ernähren?”, erzählte ein Bayaka aus Mbandza, wo die Epidemie wütete, Survival International 2016.

In den letzten Jahren wurden immer wieder Stimmen laut, die von Misshandlungen an den Bayaka und Nahrungsmitteldiebstählen berichteten. Nach einem solchern Übergriff in Mbandza 2016, musste ein Mann schwerverletzt ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Durch die andauernde Bedrohung werden die Bayaka unrechtmäßig aus ihrer angestammten Heimat vertrieben. Eine Bayaka-Frau erzählt: „Der Wald nährt uns gut im Gegensatz zu den Dörfern. Wir essen wilde Yams und Honig. Wir möchten in den Wald gehen, aber sie verbieten es uns. Wir haben Angst. Wir haben Angst.“

Kritiker*innen merken überdies an, dass Wildhüter daran gescheitert sind die Tiere zu schützen, auf die die Bayaka angewiesen sind. Es scheint ihnen nicht zu gelingen die Korruption einzudämmen und den Bau neuer Abholzungs-Schneisen zu stoppen – zwei der wichtigsten Wegbereiter für Wilderei.

Seit 2006 hat sich der Gesundheitszustand der Bayaka, die im zentralafrikanischen Dzanga-Sangha-Schutzgebiet (DSPAC) – eines der Vorzeigeprojekte des WWF – leben, gravierend verschlechtert. Laut einer 2016 veröffentlichten Studie würden die dort vorgefundenen Bedingungen unter den älteren Frauen „von internationalen Gesundheitsorganisationen als nationale Gesundheitskrise angesehen“ werden.

Auch unter den Baka in Kamerun, wo der WWF agiert, und unter den Batwa in einem vom WCS gegründeten Schutzgebiet im Osten der Demokratischen Republik Kongo, stiegen die Fälle an Mangelernährung, aber auch die Sterblichkeitsrate signifikant an.

„Wir fürchten uns vor den Wildhütern. Früher konnten wir eine Frau nach der Geburt in den Wald bringen, dort kam sie wieder zu Kräften. Nun können wir das nicht mehr. Wir würden unsere Kinder in den Wald bringen, um uns vor Epidemien zu schützen. Nun sind wir von Krankheiten betroffen, die wir noch nie zuvor gekannt haben.“, sagte eine Baka-Frau aus Kamerun gegen Survival International.

Weder WCS noch WWF haben zuvor die Zustimmung der indigenen Völker zu den Projekten eingeholt, was jedoch gemäß ihrer eigenen Menschenrechtsleitlinien und grundlegenden Sorgfaltspflichten vorgeschrieben ist.

Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagt dazu: „Landraub ist ein ernstes und tödliches Verbrechen. Das zeigen diese Berichte. Viele Menschen verbinden Naturschutz mit Vernunft und Mitgefühl, aber für die Baka und Bayaka bedeutet er oftmals sinnlose Gewalt und eine Zunahme an Krankheiten. Wann werden sich WWF und WCS endlich an ihre eigene Menschenrechtsleitlinien halten?“




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