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Brasiliens Waldschutz-Gegner

Wie internationale Firmen die Abholzung des Regenwaldes in Brasilien stützen – auch in der Schweiz

Gesellschaft für bedrohte Völker, Schweiz, Pressemitteilung, 13.9.18

Ein neuer Bericht der amerikanischen Organisationen Amazon Watch zeigt, wer die brasilianischen Politiker sind, welche die Schutzbestimmungen für den Amazonas aufweichen wollen. Unterstützt werden die mächtigen Grossgrundbesitzer im brasilianischen Parlament auch von Konsumentinnen und Konsumenten im Norden – via die Lieferketten von Marken wie Coca-Cola. Solche Lieferketten führen auch zur Schweizer Firma Schweppes.

Der Bericht «Complicity in Destruction: How Northern Consumers and Financiers Sustain the Assault on the Brazilian Amazon and its Peoples» – auf Deutsch: Zerstörerische Komplizenschaft: Wie nordische Konsumenten und Finanzierungsinstitute den Angriff auf den brasilianischen Amazonas und seine Menschen unterstützen) – durchleuchtet zum ersten Mal die wirtschaftlichen Verbindungen, die hinter sechs brasilianischen Kongressabgeordneten bestehen, welche die treibende Kraft des Angriffs auf den Amazonas sind. Diese Politiker fordern die Aufweichung der Schutzbestimmungen für den Amazonas und setzen sich für die Schwächung der Rechte der indigenen Völker ein – bis hin zur Bewilligung von Rohstoffabbau in bisher geschützten Indigenen-Reservaten.

Handelskette auch in die Schweiz

Der Bericht zeigt auf, dass die mächtigen Grossgrundbesitzer Brasiliens gestützt werden durch weltweit bekannte Marken wie zum Beispiel Coca-Cola, und zwar via deren Lieferketten. Die Spur führt auch in die Schweiz: Die Schweizer Firma Schweppes zum Beispiel importierte 2018 75 Tonnen Orangensaft von Sucocitrico Cutrale. Diese Zitrusfirma bezieht seit Jahrzehnten Orangen von Nelson Marquezelli, einem der oben erwähnten Politiker. «Wir fordern Schweizer Firmen wie Schweppes auf, ihren Einfluss wahrzunehmen und sicherzustellen, dass sie nicht indirekt zur Zerstörung des Amazonas beitragen», sagt Christoph Wiedmer, Co-Geschäftsleiter der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), welche die Amazonas-Indigenen beim Einsatz gegen die Zerstörung ihres Lebensraums unterstützt.

Konsumenten und Wirtschaft in der Pflicht

Ziel des neuen Berichts ist es, Finanzierungsinstitute, Firmen wie auch Konsumentinnen und Konsumenten im Norden auf die Zerstörung des Amazonas als Lebensraum der indigenen Völker hinzuweisen. Die Wirtschaftsakteure sind aufgefordert, Massnahmen zu ergreifen, damit sie nicht indirekt die zerstörerische Politik unterstützen. Alessandra Korap Munduruku vom Verein Pariri des indigenen Volkes der Munduruku hält fest: «Wir indigenen Völker wissen, dass grosse Banken und Firmen ausserhalb Brasiliens die Bestrebungen der Politiker der Agroindustrie unterstützen, die indigenen und traditionellen Gemeinschaften und unsere Wälder und Flüsse zu zerstören. Diese Politiker sehen die Bäume und das Wasser als Geldproduzenten, doch sind diese unsere Heimat – wir haben keine Alternative. Wir und die gesamte Menschheit sind vom Amazonas abhängig und haben die Verpflichtung, ihn zu schützen.»

Der agroindustrielle Sektor in Brasilien erwirtschaftet 23.5 Prozent des brasilianischen Bruttosozialprodukts und hat einen Anteil von 44.1 Prozent aller Warenexporte gemäss der nationalen Landwirtschafts- und Grundbesitzervereinigung. Entsprechend gross ist ihr politischer Einfluss auf die Politik.




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