Aktuell


Waldbrände in Amazonien (9)

Bedrohung für Bedrohte

Zum Tag der Tropenwälder (14.9.): 265 bedrohte Arten von Amazonas-Bränden besonders betroffen

WWF Pressemitteilung, 13.9.19

Die anhaltenden Brände in Brasilien verschärfen die Lage für zahlreiche ohnehin schon bedrohte Arten: Wie der WWF mitteilt sind 265 Tier- und Pflanzenarten besonders stark von den Feuern betroffen, 124 davon kommen ausschließlich im Amazonasgebiet vor. Darauf weisen die Umweltschützer anlässlich des Tags der Tropenwälder am Samstag hin. „Die Tropen sind nicht nur unersetzlich für den Klimaschutz, sondern auch Heimat für unzählige Tiere und Pflanzen. Allein im Amazonas ist jede zehnte Art unseres Planeten zuhause. Von den jetzt besonders betroffenen Arten besitzen viele Schutzstatus, doch der rettet sie nicht vor den Flammen“, sagt Roberto Maldonado, Brasilien-Referent beim WWF Deutschland.

Die Analyse listet insgesamt 180 Tier- und 85 Pflanzenarten auf, die durch die Brände massiv gefährdet sind. Mindestens 55 davon leben vor allem in Schutzgebieten, darunter etwa Riesen-Gürteltier, Kronenadler, großer Ameisenbär, Grautinamu und weißlippiges Nabelschwein. Besonders hoch ist das Risiko für die vom Feuer betroffenen Arten, die nicht unter Schutz stehen, wie etwa das schwarz geschulterte Opossum. Allein im vergangenen August brannten im brasilianischen Amazonas fast 25.000 Quadratkilometer, womit sich die insgesamt abgebrannte Fläche in diesem Jahr auf rund 44.000 Quadratkilometer beziffert. Das entspricht einer Steigerung von fast 150 Prozent im Vergleich zu 2018.

Der Amazonas ist für die Gesundheit des Planeten von entscheidender Bedeutung. Er gilt als Hot-Spot der Biodiversität. Bisher konnten etwa 30.000 Pflanzenarten, 427 Säugetierarten (darunter Jaguar, Ozelot, Riesenotter und Flussdelfin), 1.294 Vogelarten (darunter Kaiseradler, Tukane, Aras und Kolibris) sowie über 3.000 verschiedene Fischarten identifiziert werden. Dabei sind viele Gebiete im Regenwald von Amazonien noch nahezu unerforscht. Gleichzeitig gilt die Region als entscheidender Verbündeter für den Klimaschutz, deren Wälder so viel Kohlenstoff speichern, wie die Menschheit in zehn Jahren ausstößt.

Um der zunehmenden Entwaldung etwas entgegenzusetzen fordert der WWF mehr Einsatz der deutschen Politik und Wirtschaft. Im aktuell verhandelte Freihandelsabkommen zwischen der EU und mehreren südamerikanischen Staaten, darunter auch Brasilien, müssten dringend verbindliche Umweltstandards festgehalten werden. Gleichzeitig müsse die deutsche Industrie, die im großen Umfang auf Rohstoffe aus Brasilien setzt, sich stärker um die Herkunft der Waren kümmern. Importe auf Kosten des Regenwaldes dürfe es nicht geben, so die Umweltschützer.


Die Industrie und der Amazonas

Deutsch-Brasilianische Wirtschaftstage: WWF fordert deutsche Industrie auf, Verantwortung zu übernehmen

WWF Pressemitteilung, 14.9.19

Die aktuellen Brände im Amazonas zählen zu den schwersten seit Jahren. Allein zwischen Januar und August 2019 sind den Flammen fast 6.200 Quadratkilometer Regenwald zum Opfer gefallen. Anlässlich der vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und deren Partnerorganisation in Brasilien (CNI) organisierten Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage, die am Sonntag in Rio Grande do Norte beginnen, fordert der WWF deutsche Unternehmen auf, ihrer Verantwortung für den Waldschutz gerecht zu werden.

„Die Brände sind zum großen Teil eine Folge landwirtschaftlicher Expansion, Spekulation und nicht-nachhaltiger Rohstoffgewinnung. Die deutsche Industrie muss klarmachen, dass sie in ihren Lieferketten keine illegalen oder mit Raubbau in Verbindung stehenden Aktivitäten toleriert. Unternehmen dürfen und sollen nach Profit streben, aber die gesellschaftliche Verantwortung darf nicht auf der Strecke bleiben. Die aktuelle Waldzerstörung im Amazonas und Cerrado hat katastrophale Folgen für Mensch und Natur weltweit und die bittere Realität ist, dass deutsche Unternehmen daran einen nicht zu unterschätzenden Anteil haben“, sagt Eberhard Brandes, geschäftsführender Vorstand des WWF Deutschland.

Rund die Hälfte des nach Deutschland importierten Eisenerzes, welches insbesondere im Maschinenbau-, Automobil- und Gebäudesektor zum Einsatz kommt, stammt aus Brasilien. Auch bei anderen Rohstoffen und landwirtschaftlichen Produkten hat das Land eine herausragende Bedeutung, etwa bei Soja, das als Futtermittel in großen Mengen in der Fleischproduktion in Deutschland genutzt wird. Umgerechnet verbraucht jeder Einwohner Deutschlands für die Tierfütterung knapp 300 Quadratmeter Soja-Acker in Südamerika.

„Brasilien ist seit jeher Deutschlands wichtigster Handelspartner in Lateinamerika. Für viele Sektoren spielt das Land eine dominierende Rolle als Lieferant für Rohstoffe, für deren Produktion zum Teil der Wald zerstört wird. Deutsche Unternehmen müssen ihre Lieferketten stärker als bisher auf Umweltrisiken überprüfen. Dazu gehört auch, bei brasilianischen Handelspartnern auf die Einhaltung von Menschenrechts- und Umweltstandards zu pochen. Legale Rahmenbedingungen zu Sozial- und Umweltstandards sollten zudem im Dialog mit der Politik weiterentwickelt werden. Der EU-Aktionsplan zu Lieferketten oder die brasilianische Reform zu Umweltlizenzvergaben sind Beispiele hierfür. Wir erwarten von der deutschen Industrie, dass sie ihren Teil der Verantwortung übernimmt, und zwar aus eigenem Interesse. Nur mit nachhaltigen Lieferketten und Produktionsstandards lassen sich auch langfristig Gewinne erwirtschaften“, so Eberhard Brandes.


Amazonas-Waldbrände Bundesregierung warnt vor Stopp des Mercosur-Abkommens

Im Amazonasgebiet brennt der Regenwald - doch die Bundesregierung will von einem Stopp des geplanten EU-Handelsabkommens mit den Mercosur-Staaten nichts wissen. Stattdessen spielt Berlin auf Zeit.

Von Markus Becker, SPIEGEL-Online, 13.9.19

https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/amazonas-waldbraende-bundesregierung-haelt-an-mercosur-abkommen-fest-a-1286601.html


Die schlimmsten Brände stehen dem Amazonasgebiet erst noch bevor – und sie könnten unkontrollierbar sein, sagt ein Forscher

Von Lea Kreppmeier, Business Insider Deutschland, 14.9.19

https://www.businessinsider.de/die-schlimmsten-braende-stehen-dem-amazonasgebiet-erst-noch-bevor-2019-9


Tag der Tropenwälder: „Wir untergraben unsere eigene Existenz“

Vor 50 Jahren hielt der Biologe Karl Linsenmair schon erste Vorträge, in denen er vor der Gefahr für die Tropenwälder warnte. Es macht ihn ratlos, wie wenige Menschen begreifen, dass sie von den Regenwäldern abhängen.

Karl Linsenmair im Gespräch mit Ute Welty, Deutschlandfunk Kultur, 14.9.19

https://www.deutschlandfunkkultur.de/tag-der-tropenwaelder-wir-untergraben-unsere-eigene-existenz.1008.de.html?dram:article_id=458820


Rinderbaron: "Wenn Welt Regenwald erhalten will, muss sie uns finanziell unterstützen"

Nach den immensen Bränden und Abholzungen im Amazonas-Regenwald hat sich FOCUS-Online-Reporterin Sandra Weiss vor Ort mit Adelio Barofaldi unterhalten. Der Rinderbaron sagt im Interview, warum er sich wegen der Brände Sorgen macht, wie die brasilianische Wirtschaft umdenkt und was die Welt tun müsste.

VonSandra Weiss, FOCUS-Online, 14.9.19

https://www.focus.de/wissen/natur/focus-online-im-amazonas-abholzung-ist-ein-irrtum-wird-aber-ueberdimensioniert_id_11138555.html


Gran Chaco: Auch Südamerikas zweitgrößtes Waldgebiet in Gefahr

Von Rodolfo Chisleanschi, Nachrichtenpool Lateinamerika, 22.8.19

https://www.npla.de/poonal/gran-chaco-auch-suedamerikas-zweitgroesstes-waldgebiet-in-gefahr/




» zurück

Aus der easy.wdss.de, gedruckt am: So, 22.12.2024 © easy.wdss • Besuchen Sie die www.weitblick.net unter www.weitblick.netBildschirm-Version

< zurück | nach oben scrollen^