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EU-Nachhaltigkeitskriterien für Agrosprit

Röttgen begrüßt Zertifizierung von Biokraftstoffen und flüssiger Biomasse zur Stromerzeugung

BMU Pressemitteilung, 10.6.10

Die Europäische Kommission hat heute zwei Mitteilungen und eine Entscheidung veröffentlicht, in denen sie die Anforderungen an die Zertifizierung von Biokraftstoffen und Bioenergie aus Pflanzenölen konkretisiert. Bundesum-weltminister Dr. Norbert Röttgen begrüßt diesen Schritt: "Die Nutzung von Biomasse ist ein zentraler Bestandteil des Ausbaus der erneuerbaren Energien. Nur wenn wir Biomasse verstärkt als Energieträger nutzen, werden wir in Europa die Ziele zum Ausbau der erneuerbaren Energien erreichen. Ich begrüße deshalb außerordentlich, dass Energiekommissar Oettinger heute Kriterien zur nachhaltigen Nutzung von Biomasse vorgelegt hat, anhand derer die Zertifizierung nun europaweit harmonisiert werden soll", so Röttgen. Ein einheitliches Siegel für den umweltverträglichen Anbau von Energiepflanzen werde auch die Akzeptanz der Nutzung von Biomasse weiter vergrößern. Deutschland hat bereits 2009 als erster EU-Mitgliedstaat die europäischen Nachhaltigkeitsanforderungen an Biokraftstoffe und an flüssige Biomasse in deutsches Recht umgesetzt.

Biokraftstoffe und Pflanzenöle müssen zukünftig mit Hilfe von Zertifizierungssystemen ihre Nachhaltigkeit beim Anbau und in der Herstellung nachweisen, nur dann können sie auf die Biokraftstoffquote angerechnet werden oder nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gefördert werden. So darf der Anbau von Biomasse für Biokraftstoffe und Pflanzenöle nicht mit der Umwandlung von Flächen mit hohem Kohlenstoffbestand und hoher Biodiversität einhergehen. Zu den geschützten Flächen gehören Naturschutzgebiete, Urwälder, Wälder, Feuchtgebiete und Grasland. Zudem müssen Biokraftstoffe und Pflanzenöle nachweislich mindestens 35 Prozent Treibhausgas-Emissionen gegenüber dem fossilen Kraftstoff einsparen.

Deutschland ist Vorreiter bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitszertifizierung. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) ist mit der Anerkennung von Zertifizierungssystemen betraut. Die Behörde hat bereits zwei Zertifizierungssysteme und acht Zertifizierungsstellen für die Tätigkeit der Zertifizierung vorläufig anerkannt.


Nachhaltigkeitsverordnung der EU hinkt

Von Michelle Bayona, Greenpeace-Online, 10.6.10

Die neu veröffentlichten EU-Nachhaltigkeitskriterien für "Biosprit" aus Importen bieten kaum Grund zur Freude. Die europäischen Richtlinien bilden die Grundlage für ein Zertifzierungssystem und können weder die Regenwaldabholzung noch den Treibhausgasausstoß angemessen verringern. Immerhin, die Definition Ölpalm-Plantage gleich Wald – wie es ein erster Entwurf der Richlinien vorsah - ist nun passé. Nach einem Sturm der Entrüstung von Umweltverbänden, Menschenrechtsorganisationen und einigen Mitgliedsstaaten hat die EU den absurden Absatz überarbeitet, der nebenbei auch der internationalen Definition von Wald widersprach.

"Die Nachhaltigkeitsstandards der EU-Kommission sind immer noch zu schwach; damit werden weder Wald noch Orang-Utans gerettet", erklärt Corinna Hölzel, Waldexpertin bei Greenpeace. Sie lassen zentrale Probleme außer Acht: So wird für die ersten Jahre eine Treibhausgaseinsparung von lediglich 35 Prozent vorgeschrieben. Auflagen zum Schutz von Böden, Wasser und Luft fehlen. Torfböden, die bereits ackerbaulich genutzt wurden, können weiterhin in Plantagen umgewandelt werden. Auch soziale Kriterien sucht man vergeblich.

Die Klimabilanz der sogenannten Biokraftstoffe erfasst indirekte Landnutzungsänderungen gar nicht erst, obwohl gerade diese Verschiebungseffekte die Urwaldzerstörung vorantreiben: Wenn beispielsweise Ölpalmen oder Soja für Biosprit auf Flächen angebaut werden, die vorher für Rinderweiden oder Tierfutter genutzt wurden, müssen für den Anbau dieser Nutzungsformen zusätzliche Flächen gerodet werden. Das bedeutet mehr CO2-Emissionen, die dem Klima schaden.

Das Joint Research Center der EU rechnet vor: Wenn nur ein Prozent des europäischen Biodiesels von indonesischen Torfwäldern stammt, macht dies bereits alle Treibhausgaseinsparungen der EU zunichte. Greenpeace-Analysen zeigen, dass der in Deutschland verkaufte Biodiesel bereits heute zu elf Prozent aus Soja- und zu fast sechs Prozent aus Palmöl besteht - somit trägt er direkt zur Waldvernichtung in Südamerika und Südostasien bei.

Berücksichtigt der neue Versuch der Europäischen Komission den ökologischen Fußabdruck des importierten Agrosprits? Corinna Hölzel verneint: "Mit den neuen Leitlinien wird trotzdem Palmöldiesel in deutschen Tanks landen, der lediglich auf dem Papier als nachhaltig deklariert ist", befürchtet sie. Greenpeace fordert die EU-Mitgliedsstaaten auf, die Nachhaltigkeitskriterien konsequent nachzubessern und sowohl soziale Kriterien als auch indirekte Landnutzungsänderungen aufzunehmen.







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