Aktuell70% der Naturkatastrophen klimabedingt
Naturkatastrophen fordern jährlich hunderte Millionen MenschlebenVon Lena Küpper, Greenpeace-Online, 9.5.11Über 200 Millionen Menschen sind jedes Jahr von schwersten Naturkatastrophen betroffen. Mindestens die Hälfte der Opfer sind Kinder - das besagt der aktuelle UNICEF-Bericht Zur Lage der Kinder in Krisengebieten 2011. Schuld daran: der Klimawandel. Die Opfer der Naturkatastrophen werden getötet, verletzt, leiden an Krankheiten durch Mangelernährung, unsauberes Wasser und schlechte hygienische Bedingungen. Rund 70 Prozent aller Katastrophen sind heute klimabedingt, erklärt UNICEF im aktuellen Bericht. Zu Anfang des Jahrtausends waren es 50 Prozent. Es gilt also, den Klimawandel zu bekämpfen, um die Menschen vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern zu schützen. Strategien und Maßnahmen dafür diskutieren derzeit 2.000 Experten aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und NGOs auf der "Globalen Plattform zur Reduzierung von Risiken durch Naturkatastrophen", die am morgigen 10. Mai von UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon offiziell eröffnet wird und bis zum 13. Mai in Genf stattfindet. Um die katastrophalen Folgen des Klimawandels zu begrenzen, fordert Greenpeace eine schnellstmögliche Reduktion der klimaschädigenden Treibhausgase. Doch so lange auf Braunkohle gesetzt wird, ist dies nicht zu schaffen. Warum? Braunkohle setzt im Vergleich zu anderen fossilen Energieträgern besonders viel Kohlendioxid (CO2) frei, das sich in der Atmosphäre anreichert und der wesentliche Verursacher des stattfindenden Klimawandels ist. Die Energieversorgung der Zukunft muss also auf effizienten Gaskraftwerken sowie Erneuerbaren Energien basieren. Wie das geht, zeigt Greenpeace in seinem Energiekonzept "Der Plan". Mit Erneuerbaren Energien können also Naturkatastrophen, denen jährlich so viele Menschen zum Opfer fallen, bekämpft werden. Dass es aus wissenschaftlicher Sicht möglich ist, die Welt mit alternativen Energien zu versorgen, zeigt auch eine neue Studie des Weltklimarates IPCC, die heute in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten veröffentlicht wurde. Mitautor Sven Teske von Greenpeace International: "Technisch könnten die 560 Gigatonnen (Milliarden Tonnen) mit Erneuerbaren Energien eingespart werden, die wir brauchen, um die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen." Das würde schon enorm helfen, dem Klimawandel und den daraus resultierenden Naturkatastrophen entgegenzuwirken. Was heißt das konkret? Greenpeace plädiert vor allem für den Abschied von der Braunkohle und die Investition in Erneuerbare Energien. Nicht nur, um Kinder vor Naturkatastrophen zu schützen, sondern die gesamte Menschheit. CCS-Gesetz: Länder, lasst euch nicht über den Tisch ziehen!Von Lena Küpper, Greenpeace-Online, 9.5.11Der geplante CCS-Gesetzesentwurf (Carbon Capture and Storage) der Bundesregierung beinhaltet eine Länderausstiegsklausel, die es erlaubt, vor den Küsten CO2-Endlager einzurichten - ohne Mitsprache des jeweiligen Bundeslandes. So sollen die Bundesländer außerhalb einer 20-Kilometer-Zone, der sogenannten Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ), kein Mitspracherecht erhalten. Und das, obwohl sich Bundesländer wie Niedersachsen und Schleswig-Holstein entschieden gegen CO2-Endlager unter ihrem Gebiet ausgesprochen haben. Sollte das CCS-Gesetz zustande kommen, kann es tatsächlich zur unterirdischen Verpressung des Klimagases CO2 gegen den Willen der Bundesländer und vor allem gegen den Willen ihrer Bevölkerung kommen. Das CCS-Gesetz - eine reine Mogelpackung. Greenpeace fordert daher die Landesregierungen von Niedersachsen und Schleswig-Holstein auf, das CCS-Gesetz der Bundesregierung abzulehnen. Dass diese beiden Länder besonders betroffen sind, zeigt eine Greenpeace-Auswertung zu potentiellen CO2-Endlagern. Wo sich diese genau befinden, sehen sie bei Google Earth. Weitreichende Folgen und Risiken Und was passiert dann? Durch den hohen Druck der CO2-Verpressung findet im Umkreis von bis zu 50 Kilometern eine Druckerhöhung statt. Dies birgt die Gefahr, dass salziges Wasser aus den Hohlräumen der Lagerstätten verdrängt wird und das Grundwasser verunreinigt - eine Gefahr für das Wasser sowie für die Bevölkerung. Anike Peters, Greenpeace-Energieexpertin, argumentiert: "Von den CO2-Verpressungen unter dem Meer könnten viele Menschen direkt betroffen sein - aber das wird bewusst nicht an die große Glocke gehängt. Die Bundesländer dürfen sich nicht von der Bundesregierung über den Tisch ziehen lassen." Auch rechtlich ist Deutschland nicht dazu verpflichtet, ein CCS-Gesetz zu erlassen, denn laut Artikel 4 Absatz 1 Satz 2 der europäischen CCS-Richtlinie haben alle EU-Mitgliedstaaten das Recht, "keinerlei Speicherung auf Teilen oder auf der Gesamtheit ihres Hoheitsgebietes zuzulassen." Einziger Ausweg: CCS-Gesetz kippen! Greenpeace fordert daher von der Bundesregierung ein komplettes Verbot der CCS-Technologie in Deutschland - an Land wie unter der See. Denn CCS birgt noch weitere Risiken: Das CO2 könnte langfristig wieder an die Oberfläche kommen und den Klimawandel vorantreiben. Außerdem wäre die Technologie erst 2030 großflächig einsetzbar - für den Klimaschutz viel zu spät. Besonders problematisch bei CO2-Endlagern unter dem Meer ist die Überwachung der Lagerstätten. Das sogenannte "Monitoring" unter dem Meeresboden und die Beseitigung eventueller Leckagen sind weitaus komplizierter als an Land. Kommt es zu Leckagen, stellt das CO2 eine Gefährdung der Meeresumwelt dar. Das Meerwasser könnte versauern und durch die im verpressten CO2 enthaltenen Giftstoffe wie Quecksilber und Blei verunreinigt werden. Dass die CCS-Technologie keine Lösung ist, hat Greenpeace schon 2008 in der Studie "Falsche Hoffnung - Warum CO2-Abscheidung und -Lagerung das Klima nicht retten werden" betont. Energieversorgung schnellstens umstellen "Der Ausschluss der CO2-Endlagerung in Deutschland wäre ein wegweisender Schritt für eine zukunftsfähige Energieversorgung - ohne ökologische und wirtschaftliche Altlasten für zukünftige Generationen", erklärt Peters. Was wir konkret dafür tun müssen:
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