Aktuell


Klimawandel gefährdet Weltfrieden

Jetzt ist es amtlich: Globale Erwärmung gefährdet Weltfrieden

Von Benjamin Borgerding, Greenpeace, 21.7.11

Mit der Überzeugung, die globale Klimaerwärmung stelle die größte Bedrohung der Menschheit dar, steht Ex-Beinahe-US-Präsident Al Gore nicht alleine da. Dass der Klimawandel die politische Stabilität vieler Länder und Regionen ins Wanken bringt, ist alles andere als eine steile These (Stichwort: Klimaflüchtlinge). Eine begrüßenswerte (wenn auch längst überfällige) Nachricht ist es insofern, dass der UN-Sicherheitsrat diese Gefahr endlich anerkannt hat: Erstmals hat sich das Gremium der Vereinten Nationen zu der offiziellen Erklärung durchgerungen, dass die globale Erwärmung eine Gefahr für den Weltfrieden darstellt.

Deutschland hatte die Erklärung in die Verhandlungen des Sicherheitsrates in New York eingebracht. Obwohl das Sicherheitsrisiko des Klimawandels eigentlich “common sense” ist oder sein sollte, haben sich bis zuletzt einige Länder gegen eine supranationale Anerkennung gesträubt. Bis zum Schluss wurde um den Erklärungstext gefeilscht - schließlich zeigten sich auch Russland und China mit den Formulierungen der “präsidentiellen Erklärung” einverstanden. Außenminister Guido Westerwelle wertete dies als großen Erfolg der deutschen Klimadiplomatie. Ihm sei ein seltener Moment berechtigter Freude gegönnt, die Erklärung des UN-Sicherheitsrates ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Gleichwohl muss klar sein: Im Kampf gegen die globale Erwärmung zählen Taten, heiße Luft ist das Allerletzte, was das Klima retten könnte. Entscheidend sind engagierte politische Maßnahmen auf nationaler und verbindliche CO2-Zielsetzungen auf EU-Ebene. Erstere werden durch die neuerlich von der Bundesregierung beschlossene Förderung von Kohlekraftwerken unterlaufen, letztere werden nach Kräften sowohl von Seiten der Politik als auch der Industrie torpediert (ein Grund, warum Greenpeace VW auf der dunklen Seite der Macht verortet).

So ergab letztwöchig eine Anfrage der Grünen Bundestagsfraktion, dass Gelder aus dem staatlichen Klimafonds an Kohlekraftwerke fließen sollen – einem Fond, der eigentlich für die Förderung von Öko-Energien vorgesehen ist. Das Wirtschaftsministerium ließ wissen, dass “in den Jahren 2013 bis 2016 der erforderliche Neubau hocheffizienter, flexibler fossiler Kraftwerke [Kohle und Gas, BB] mit fünf Prozent der jährlichen Ausgaben des Energie- und Klimafonds gefördert werden” solle. Wenn Herr Westerwelle aus New York zurückgekehrt ist und wieder auf den harten Planken der Regierungsbank Platz genommen hat, könnte er also gleich ein weiteres Wunder deutscher Klimadiplomatie vollbringen. Dazu müsste er nur Parteifreund und Wirtschaftsminister Philipp Rösler sowie Kanzlerin Angela Merkel die fixe Idee ausreden, mit Kohle das Klima retten zu wollen.


Eisbären in der Klimafalle

WWF-Studie: Schmelzendes Polareis macht Eisbären zu Langstreckenschwimmern
Sterblichkeit bei Jungtieren steigt


WWF Pressemitteilung, 21.7.11

Berlin - Die durch den Klimawandel beschleunigte Eisschmelze in der Arktis wird einer aktuellen Studie zufolge, zu einer immer größeren Bedrohung für die Eisbären. „Wir vermuten schon lange, dass Eisbären durch die abnehmende Meereisfläche gezwungen sind, deutlich längere Strecken schwimmend zurückzulegen und durch Erschöpfung im Meer zu ertrinken drohen. Diese Gefahr ist nun erstmals empirisch bewiesen“, so Stefan Ziegler, Artenschutzreferent beim WWF Deutschland. Besonders bei den Jungtieren steige durch den Verlust an stabilem Meereis die Sterblichkeitsrate.

Die Ergebnisse basieren auf der Auswertung von Satellitendaten. Zwischen 2004 und 2009 wurden die Schwimmdistanzen von 68 mit GPS-Sendern ausgestatteten Eisbärweibchen aufgezeichnet. Dabei kam heraus, dass die Sterblichkeitsrate der Jungtiere deutlich höher war, je länger die zurückgelegten Schwimmdistanzen wurden. Im Untersuchungszeitraum legten elf Eisbärmütter Einzelstrecken von mehr als 30 Kilometern zurück. Fünf von ihnen verloren in dieser Zeit ihr Junges, was einer Sterblichkeit von 45 Prozent entspricht. Bei den Eisbärjungen, die Einzelstrecken von weniger als 30 Kilometern mit ihrer Mutter zurücklegten, lag die Sterblichkeit bei nur 18 Prozent. Der Rekordwert an insgesamt zurückgelegter Strecke lag bei 687 Kilometern und rund 12 Tagen. Männliche Eisbären wurden nicht in die Studie einbezogen, da sie aus anatomischen Gründen nicht mit Sendern ausgestattet werden können. Ihre muskulösen Nacken sind größer als ihr Kopf.

Weltweit leben 20.000 bis 25.000 Eisbären. Die Weltnaturschutzunion IUCN befürchtet, dass dieser Bestand um mindestens 30 Prozent in den nächsten 45 Jahren schrumpfen wird – als Folge der verstärkten Packeisschmelze. Auch Meeresverschmutzung, die zunehmende Schifffahrt sowie die Erforschung und Förderung von Öl- und Gasvorkommen in der Arktis gefährden die bestehenden Eisbärpopulationen. Seit dem Jahr 2006 wird der Eisbär deshalb in der Kategorie „gefährdet“ auf der Roten Liste der IUCN geführt. Mit Maßnahmen zur Dämpfung des Klimawandels und Anit-Wildeei-Programmen versucht der WWF, den Eisbären und seinen Lebensraum zu schützen.

Die Ergebnisse der Studie “Long-distance swimming events by adult female polar bears in the southern Beaufort and Chukchi Seas” von Anthony M. Pagano, Kristin S. Simac, George M. Durner, und WWF-Polarexperte Geoff S. York wurden im Rahmen der International Bear Association (IBA) Conference in Ottawa, Kanada veröffentlicht.


Energiewende falsch gedacht: Klimakiller Kohle

Von Michelle Bayona, Greenpeace-Online, 19.7.11

Mit einem ganzen Paket frischer Gesetze läutet Deutschland die angebliche Energiewende ein. Weg von Atom und Kohle - her mit Sonne und Wind? Mitnichten: Die Regierung setzt auf den Ausbau klimaschädlicher Kohlekraftwerke und ersetzt damit ein Übel durch das andere.

Auch wenn die Energieriesen gemeinsam ins gleiche Horn stoßen: "Der Atomausstieg bedeutet eben nicht, dass wir zwangsläufig auf den Bau neuer Kohlekraftwerke angewiesen sind", betont Anike Peters, Klimaexpertin bei Greenpeace. Das aktuelle Greenpeace-Energiekonzept "Der Plan" zeigt: Deutschland braucht auf dem Weg zu einer vollständigen Stromversorgung mit Erneuerbaren keine neuen Kohlekraftwerke. Derzeit sind 21 neue Kraftwerke im Bau oder in Planung. Die meisten davon überflüssig, sagt Peters: " Mit jeder verbrannten Tonne Kohle setzen wir Unmengen CO2 frei und heizen den Klimawandel an. Statt auf Kohle zu setzen, muss in den nächsten Jahren begonnen werden, die ältesten und klimaschädlichsten Anlagen vom Netz zu nehmen - Braunkohlekraftwerke zuerst. "

Deutschland gefährdet eigene Klimaziele

Ein Ausstiegsszenario für den Klimakiller Kohle? Fehlanzeige. Ob man vergessen hat, dass Deutschland verbindliche Klimaziele erfüllen will? Bis zum Jahr 2020 soll der Treibhausgasausstoß um 40 Prozent gegenüber 1990 gesunken sein. Um dies einzuhalten, muss bis dahin die Stromerzeugung aus Kohlekraft zurückgehen. Stattdessen sollen nach dem Willen der Regierung staatliche und europäische Fördergelder ab 2013 in den Neubau der fossilen Kraftwerke fließen - eine echte Energiewende sieht anders aus.

Bundesländer mit reichen Kohlevorkommen wie zum Beispiel Brandenburg, Sachsen oder Sachsen-Anhalt unterstützen die Kohlelobby. "Man kann sich ausrechnen, dass die neuen Kohlekraftwerke nicht nur als Lückenbüßer gebaut werden, sondern mindestens 30 Jahre produzieren sollen", sagt Peters. Die wenig pfiffige Lösung der Klimaindustrie: Kohlendioxid soll abgeschieden und unterirdisch gelagert werden. Ein neues Gesetz vom 8. Juli 2011 hat den Weg für die sogenannte CCS-Technik bereits geebnet - eine Kehrtwende kann nur der Bundesrat noch einleiten.

Doch überall, wo ein neues Kohlekraftwerk geplant ist, formiert sich der Widerstand - erfolgreich! Bereits siebzehn Bauprojekte konnten seit 2007 verhindert werden Jüngstes Beispiel ist das geplante Kohlekraftwerk in Krefeld. Aufgrund von Bürgerprotesten hat die Trianel - ein Zusammenschluss von Stadtwerken - das Projekt auf Eis gelegt und erwägt nun den Bau eines Gaskraftwerks. Das Signal der Bürger an ihre regionalen Energieversorger kommt an: Immer mehr Stadtwerke setzen sich klar gegen den Bau von Kohlekraftwerken ein.

Nur selten geht ein Kohlekraftwerk planmäßig ans Netz. Die Gründe sind vielfältig. Werkstoffprobleme verzögern die Inbetriebnahme der Kohlekraftwerke in Moorburg, Duisburg und Boxberg. Dort treten bereits jetzt Risse in den Schweißnähten auf. Andere Projekte stocken nach Bürgerklagen im Genehmigungsprozess.

Braunkohle besonders klimaschädlich.

Deutschland ist trauriger Spitzenreiter beim Braunkohleabbau und damit schlecht für den Umstieg auf Erneuerbare aufgestellt: Die Leistung von Kohlekraftwerken lässt sich nicht flexibel regeln. Im Gegensatz zu effizienten Gaskraftwerken können sie die wetterbedingten Energieschwankungen aus Wind-, Wasser- und Solaranlagen nicht regulieren.

In den vergangenen hundert Jahren wurden für den Braunkohleabbau 135 Ortschaften ganz oder teilweise abgebaggert, 27.000 Menschen umgesiedelt - oftmals gegen ihren Willen. Der schwedische Energieriese Vattenfall plant fünf weitere Tagebaue in der Lausitz - mehr als 3000 Menschen sind betroffen.

Greenpeace fordert den Ausstieg aus dem klimaschädlichsten Energieträger Braunkohle bis 2030 und den endgültigen Kohleausstieg bis 2040. Eine Stromversorgung mit 100 Prozent erneuerbaren Energien bis 2050 ist möglich - wie es geht, steht im Plan.




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