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Weltklimarat warnt: Klima wird immer wärmerVon Benjamin Borgerding, Greenpeace-Online, 27.9.13Der Klimawandel geht unvermindert weiter. Das ist ein zentrales Ergebnis des fünften Berichtes des Weltklimarates IPCC, der heute in Stockholm veröffentlicht wurde. Auf über 2000 Seiten haben 850 Wissenschaftler aus aller Welt den Stand der Klimaforschung zusammengetragen. „Wir sind mittendrin im Klimawandel. Das Schmelzen des arktischen Eises, der Anstieg des Meeresspiegels und die Versauerung der Meere schreiten voran“, sagt Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid. „Wir müssen weg von der klimaschädlichen Verbrennung von Kohle und Öl», so der Experte. Durch das Verbrennen von Kohle, Gas und Öl steigen die Temperaturen. Jedes der drei letzten Jahrzehnte war wärmer als alle vorangegangenen seit 1850. „Noch schluckt das Meer einen Großteil der durch CO2 verursachten Temperaturerhöhung. Das kann die Ruhe vor dem Sturm sein. Wenn das Meer die gespeicherte Hitze wieder abgibt, werden die Folgen umso heftiger sein“, sagt Smid. Aber einige Länder agieren weiterhin als gäbe es eine zweite Welt. Besonders Russland ignoriert die Warnungen des Weltklimarates und möchte Öl- und Gasvorkommen in den ökologisch sensiblen Gebieten der Arktis ausbeuten. Greenpeace warnt schon seit Jahren vor Ölbohrungen in dem Gebiet. Ausgerechnet den Greenpeace-Aktivisten, die dort friedlich protestiert haben, drohen derzeit in Russland lange Haftstrafen. Der Pegel steigt5. IPCC-Report: WWF fordert, menschengemachten Klimawandel zu begrenzenWWF Pressemitteilung, 27.9.13 Heute wurden in Stockholm die Ergebnisse des fünften Klimaberichtes des Weltklimarates (IPCC, Intergovernmental Panel on Climate Change) vorgestellt. Sicherer denn je ist der Klimawandel menschgemacht, zeigt sich die Wissenschaftsgemeinde überzeugt. Der WWF fordert von den Regierungen sofort deutlich ambitioniertere Maßnahmen zum Klimaschutz zu ergreifen. „Der IPCC-Bericht bestätigt eindrücklich, dass wir schnell handeln müssen Er ist eine Sturmwarnung an alle Regierungen, die klimaschädlichen Emissionen drastisch zu reduzieren“, sagt Eberhard Brandes, Vorstand des WWF Deutschland. „Wir müssen uns schnellstmöglich von Kohle und fossilen Energieträgern verabschieden, um den Klimawandel und dessen verheerende Folgen zu begrenzen.“ Der Bericht der IPCC-Wissenschaftler zeigt, dass die negativen Folgen der globalen Erderwärmung sich deutlich stärker auf die Meere auswirken als bislang bekannt. Ein deutlicher Anstieg des Meeresspiegels wird die Menschheit vor große Probleme stellen. Ursache ist einerseits das größere Volumen des erwärmten Wassers, andererseits das Abgleiten ganzer Eisberge ins Meer, ein Prozess der sich im Vergleich zu den 1990er Jahren deutlich beschleunigt hat. Zugleich hat die Versauerung der Meere um fast 30% seit 1900 zugenommen, da große Mengen der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen im Meerwasser gebunden werden. „Der Mensch verändert das chemische Gleichgewicht der Ozeane, das wirkt sich auf alles Leben im Meer aus. Neben einer Verminderung des CO2-Ausstoßes brauchen wir Meeresschutzgebiete, weil intakte Ökosysteme widerstandsfähiger sind und sich massiven Veränderungen besser anpassen können“, fordert Brandes. Ohne die drastische Reduzierung von Treibhausgasemissionen wird ein Temperaturanstieg von mehr als zwei Grad Celsius gegenüber vorindustriellen Werten nicht zu verhindern sein. „Der Bericht bestätigt, dass die Energiewende in Deutschland der absolut richtige Weg in eine klimafreundliche Zukunft ist. Wir fordern die neue Bundesregierung auf, die Energiewende energisch voranzutreiben und die Beschlüsse in einem Klimaschutz- und Energiewenderahmengesetz verbindlich zu verankern. Auf internationaler Ebene gilt es, zu einer Klimaschutzpolitik zurückzukehren, die ihren Namen verdient“, fordert Brandes. Dazu gehörten ein funktionierender Emissionshandel und für das neue EU-Klimapaket 2030 die Festlegung von ambitionierten und verbindlichen Zielen zur Minderung der Emissionen, Steigerung der Energieeffizienz und zum Ausbau der erneuerbaren Energien. IPCC-Bericht bestätigt KlimakriseBUND: Klimaschutz nicht aufschieben, Industriestaaten müssen zuerst handelnBUND Pressemitteilung, 26.9.13 Berlin/Stockholm: "Der Klimawandel findet statt und er wird schlimmere Auswirkungen haben als befürchtet. Der IPPC-Bericht macht deutlich, dass die Welt beim Klimaschutz nicht zögern darf. Um extreme Wetterlagen, Überschwemmungen, Dürren, Hungerkatastrophen und große Flüchtlingsströme zu vermeiden, müssen vor allem die Industriestaaten sofort handeln. Längeres Warten wird für alle sehr sehr teuer", sagte Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zur Veröffentlichung des ersten Teils des neuen UN-Klimaberichts in Stockholm. Ein neues internationales Klimaschutzabkommen müsse so schnell wie möglich verabschiedet und bis spätestens 2020 ratifiziert werden. Weiger: "Wenn die für den Klimawandel hauptverantwortlichen Industriestaaten und inzwischen auch große Schwellenländer so weitermachen wie bisher, setzen sie das Leben von Millionen Menschen aufs Spiel. Ab sofort muss der globale CO2-Ausstoß kontinuierlich verringert werden, sonst wird die kritische Zwei-Grad-Grenze überschritten und der bereits eingeschlagene Weg in die Klimakrise unumkehrbar." Die letzte Bundesregierung habe den Klimaschutz sträflich vernachlässigt, kritisierte Weiger. Sie habe auf EU-Ebene strengere CO2-Grenzwerte für neue Pkw verhindert und das Energieeffizienzgesetz sowie die Reform des Emissionshandels torpediert. Um das Ziel, bis 2020 den CO2-Ausstoß in Deutschland um 40 Prozent zu senken, überhaupt noch erreichen zu können, stehe eine neue Bundesregierung vor schwierigen Aufgaben. Sie müsse dringend ein Klimaschutzgesetz verabschieden, das einen Maßnahmenplan zur drastischen Reduzierung der Treibhausgase sowie mittel- und langfristige Zielvorgaben enthalte. Und sie müsse alles tun, damit die Europäische Gemeinschaft als Ganzes auf der internationalen Bühne wieder eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz spiele. Weiger: "Ob Gebäudesanierung, Strom- oder Spritverbrauch auch in Deutschland wurden die Einsparpotentiale beim CO2-Ausstoß in den letzten vier Jahren nicht mobilisiert. Bundeskanzlerin Angela Merkel darf sich nicht länger als oberste Autolobbyistin profilieren, sie muss den Klimaschutz wieder ins Zentrum ihrer Politik stellen." Die Treibhausgas-Emissionen im Verkehr müssten bis zum Ende der Legislaturperiode um ein Viertel reduziert werden. Dazu sei der CO2-Ausstoß neuer Pkw zunächst auf durchschnittlich 80 Gramm pro Kilometer und dann auf 60 Gramm pro Kilometer zu begrenzen. Wesentlich erhöht werden müsse der Anteil erneuerbarer Energien im deutschen Strommix. Es sei möglich, ihn innerhalb der kommenden Legislaturperiode um mindestens 50 Prozent anzuheben. Weltklimarat legt Bericht zum Klimawandel vorAltmaier ruft zu entschlossenem Handeln aufWanka: Klimaforschung bleibt Priorität Gemeinsame Presseerklärung von Bundesumweltministerium, Bundesforschungsministerium und Umweltbundesamt, 27.9.13 Bundesumweltminister Peter Altmaier und Bundesforschungsministerin Johanna Wanka werten den neuesten Bericht des Weltklimarats als untrügliches Zeichen dafür, dass der Klimawandel voranschreitet. "Der IPCC zeigt der Weltgemeinschaft, dass ein ambitionierter Klimaschutz unumgänglich ist", unterstrich Altmaier nach der Vorstellung des Berichts des Weltklimarats IPCC heute in Stockholm. "Forschung ist der Schlüssel zum Verständnis des Klimawandels. Der IPCC-Bericht ist der weltweit bedeutendste Sachstandsbericht zur Klimaforschung", betonte auch Wanka. Der jetzt vorgestellte Bericht ist der erste Teil des fünften IPCC-Sachstandsberichts. An ihm wirkten hunderte von Wissenschaftlern mit, auch 40 Forscher aus Deutschland waren daran beteiligt. Der IPCC stellt im Auftrag der Vereinten Nationen in seinen Berichten den aktuellen wissenschaftlichen Sachstand der Klimaänderung fest. Die Ergebnisse der internationalen Klimaforschung bestätigen unzweifelhaft, dass der Klimawandel voranschreitet. Im gesamten Klimasystem finden vielfältige Veränderungen statt: Nicht nur die Temperatur der unteren Atmosphäre steigt, auch die Ozeane werden wärmer, Gletscher tauen, Permafrostböden erwärmen sich, Eisschilde verlieren an Masse, der Meeresspiegel steigt weiter an. Mit großer Sicherheit wird auch bestätigt, dass von Menschen verursachte Treibhausgase für den größten Teil der beobachteten Klimaänderung verantwortlich sind. Um die globale Erwärmung zu begrenzen, müssen Treibhausgasemissionen erheblich gemindert werden. Bundesumweltminister Peter Altmaier forderte mehr Ehrgeiz beim Klimaschutz: "Mit entschlossenem Handeln können wir eine Erwärmung um mehr als 2 Grad noch verhindern. Das ist eine wichtige Botschaft für die internationalen Klimaschutzverhandlungen. Es gilt, bis 2015 ein neues ambitioniertes Abkommen auszuhandeln. Die EU muss hier die Führung übernehmen. Darum müssen wir dringend den Emissionshandel stärken, das EU-Klimaschutzziel anschärfen und für 2030 ein ambitioniertes Klimaschutzziel vereinbaren." Auch für die nationale Klimapolitik seien die IPCC-Ergebnisse von unmittelbarer Bedeutung. "Die Bundesregierung hat sich mit dem Energiekonzept ehrgeizige Klimaschutzziele gesetzt. Das Ziel, die Emissionen in Deutschland bis 2050 um 80 bis 95 Prozent gegenüber 1990 zu senken, ist auf Berechnungen des IPCC zurückzuführen. Mit der Energiewende haben wir den schrittweisen und langfristig angelegten Umbau unserer Energieversorgungssysteme begonnen. Der Klimaschutz ist neben dem Atomausstieg ein entscheidender Treiber für diesen Umbau." Die Bundesforschungsministerin Johanna Wanka sagte in Berlin: "Es wird deutlich, dass noch nicht alle Fragen zum Klimawandel abschließend beantwortet sind. Wir dürfen daher in unserem Engagement bei der Klimaforschung nicht nachlassen. Hier sehe ich weiterhin eine klare Priorität bei der Forschungsförderung." Seit dem letzten IPCC-Bericht hat das BMBF rund 490 Millionen Euro in die Klimaforschung investiert. Wanka betonte, dass der neue Bericht wichtige Anhaltspunkte liefert, wo noch Forschungslücken bestehen. "Wir werden den Bericht jetzt genau auswerten und prüfen, wo durch gezielte Forschungsförderung die Wissenschaft in die Lage versetzt werden kann, die noch fehlenden Antworten zu liefern." Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamtes, verwies auf zentrale Aussagen des Berichts: "Die globale Mitteltemperatur der unteren Atmosphäre ist seit Ende des 19. Jahrhunderts bereits im Mittel um 0.85 Grad Celsius gestiegen. Jedes der drei vergangenen Jahrzehnte war wärmer als alle vorhergehenden seit 1850. Auch viele extreme Wetterereignisse zeigen Veränderungen, so sind Hitzewellen in einigen Regionen häufiger aufgetreten." Infolge der fortgesetzten Tauprozesse von Gletschern und Eisschilden und der Ausdehnung des erwärmten Ozeanwassers stieg der globale mittlere Meeresspiegel im Zeitraum von 1901 bis 2010 um etwa 19 Zentimeter. Dessen Anstieg hat sich in den letzten 20 Jahren sogar noch beschleunigt. Im letzten Jahrzehnt ist sechsmal so viel Grönlandeis geschmolzen wie in den 10 Jahren davor. "Die Aussagen des Weltklimaberichts sind gegenüber dem letzten Bericht von 2007 noch sicherer und fundierter geworden. Sie zeigen einen großen Handlungsbedarf auf." Prof. Dr. Peter Lemke vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar und Meeresforschung, ergänzte: "Aussagen über mögliche künftige Entwicklungen des Klimas sind auf der Grundlage von erweiterten und verbesserten Modellen belastbarer und sicherer geworden. Ein weiterer ungebremster Ausstoß von Treibhausgasen ließe an vielen Stellen des Klimasystems deutliche Veränderungen erwarten, wie sie seit hunderten bis tausenden von Jahren nicht aufgetreten sind." Dazu zählen Niederschläge, Eis und Schnee, einigen Extremwetterereignisse, Meeresspiegelanstieg und Versauerung der Ozeane. Alle Regionen der Erde wären betroffen. Viele der Änderungen im Klimasystem blieben für Jahrhunderte bestehen, auch wenn keine Treibhausgase mehr freigesetzt würden. Der Bericht stellt fest, dass der globale Temperaturanstieg in der bodennahen Luft in den vergangenen 15 Jahren langsamer war, als in den Jahrzehnten davor. Daraus kann man aber nicht auf eine Abschwächung des globalen Klimawandels schließen. Denn es handelt sich dabei nur um kurzfristige Veränderungen, die vor allem auf natürliche Schwankungen zurückgehen und den langfristigen Erwärmungstrend überlagern. Darüber hinaus belegen das Schmelzen der Gletscher, die Erwärmung der Ozeane, das Schmelzen des arktischen Meereises und viele andere Größen die weitere Erwärmung des Klimas. Der Bericht ist der erste von 3 Teilbänden des 5. IPCC-Sachstandsberichtes. Der zweite Band beschäftigt sich mit den Folgen des Klimawandels und Fragen der Anpassung, der dritte mit den Handlungsoptionen zur Vermeidung weiterer Treibhausgasemissionen. Ihre Veröffentlichung ist für Ende März und Mitte April 2014 geplant. Weltklimarat verschärft Warnungen vor gefährlicher Erderwärmung(AFP) - 28. September, 2013http://csr-news.net/main/2013/09/28/weltklimarat-verscharft-warnungen-vor-gefahrlicher-erderwarmung/?lp_lang_pref=de Greenpeace-Analyse vom IPCC-BerichtWas sind die Aussagen des Weltklimarats (IPCC) im Einzelnen?Eine ausführliche Analyse zur Veröffentlichung des neuen Berichtes vomWeltklimarat IPCC von Greenpeace Klimaexperte Karsten Smid, 28.9.13 Temperaturanstieg: Seit 1880 ist eine Erwärmung um ca. 0,85 Grad C zu beobachten. Dieser Wertbezieht sich auf die weltweiten Durchschnittstemperaturen der Land- und Meeresflächen. Jedes der letzten drei Jahrzehnte war wärmer als alle vorangegangenen seit 1850. Die Erwärmung der Oberflächentemperaturen erfolgt allerdings nicht gleichmäßig, da es zu Schwankungen kommt, die Jahrzehnte lang andauern. In den letzten 15 Jahren war die Erwärmung beispielsweise langsamer als der seit 1951 beobachtete Trend. Das heißt aber nicht, dass der Klimawandel stehengeblieben oder langsamer geworden ist. Über die Erwärmung der Erdoberfläche hinaus ist die Erwärmung der Weltmeere ein weiteres entscheidendes Anzeichen für den Klimawandel. Zwischen 1971 und 2010 ist mit insgesamt 90 Prozent ein Großteil der Erwärmung des Klimasystems im Meer gespeichert worden. Die Erwärmung führt aufgrund der Wärmeausdehnung zu einem Anstieg des Meeresspiegels, und belastet das Leben im Meer eines der frühen Anzeichen hierfür ist die massenhafte Korallenbleiche. Die künftige Erwärmung wird davon abhängen, wie viele Schadstoffe noch in die Atmosphäre aufsteigen und wie viele Wälder und andere Pflanzen gerodet werden. Setzt der Mensch seinen bisherigen Lebensstil fort (IPCC, RCP8.5-Szenario), könnte die globale Durchschnittsoberflächentemperatur bis zum Jahr 2100 fast 5 Grad Celcius über dem vorindustriellen Niveau liegen. Werden ehrgeizige Maßnahmen zur Emissionssenkung ergriffen (wie in den Auswertungendes IPCC im RCP2.6-Szenario), könnte die globale Durchschnittstemperatur mit ziemlicher Sicherheit unter zwei Grad bleiben und bis zum Jahr 2100 etwa 1.5 Grad erreichen. Arktis: Ein rascher Rückgang des Meereises ist eines der erschreckensten Anzeichen des Klimawandels in der Arktis. Seit 1978 nimmt die Ausdehnung des Meereises ab und erreichte im Sommer 2012 ihren niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1950. Auch die Menge an mehrjährigem Meereis ist gesunken, das heißt das Meereis wird dünner und das Eisvolumen nimmt ab. Durch diese Veränderungen ist das Meereis weniger beständig gegenüber der Windeinwirkung. Der IPCC berichtet, dass das Grönländische Eisschild im vergangenen Jahrzehnt (2002-2011) etwa sechsmal schneller an Masse verloren hat als im vorangegangenen Jahrzehnt (1992-2001). Auch das Antarktische Eisschild scheint fünf Mal schneller als zuvor an Masse zu verlieren. Meeresspiegelanstieg: Der globale Meeresspiegel steigt sowohl wegen der Wärmeausdehnung der Meere als auch dem Abschmelzen von Eis aus Gletschern und Eisschildern. Seit 1901 ist der Meeresspiegel im Durchschnitt um circa 19 Zentimeter gestiegen, pro Jahr waren das im Schnitt etwa 1,7 Millimeter. Zwischen 1971 und 2010 lag der Anstieg bei 2,0 Millimeter pro Jahr, zwischen 1993 und 2010 war er allerdings mit 3,2 Millimeter pro Jahr fast doppelt so hoch. Selbst wenn zügige Emissionssenkungen umgesetzt werden, wird der Anstieg in diesem Jahrhundert noch höher sein, als zwischen 19712010. Wie schnell und wie stark der Meeresspiegel künftig ansteigen wird, hängt davon ab, wie zügig und in welchem Umfang wir unsere Emissionen senken. Unter Verwendung von Modellprognosen würde das Szenario mit den niedrigsten Emissionen (RCP2.6) bis zum Jahr 2100 einen Anstieg von circa 44 Zentimeter verursachen (mit einer Spannweite von 27 bis 60 Zentimeter). Beim Szenario der Fortsetzung der bisherigen Verhaltensweise (RCP8.5) läge der Anstieg circa 66 Prozent höher, nämlich bei 73 Zentimetern (53 97 Zentimeter). Die neuen Schätzungen sind höher als im letzten Teil des IPCC-Berichts (18 bis 59 Zentimeter). Im Gegensatz zu früher wird berücksichtigt, dass die Grönländischen und Antarktischen Eisschilder rasch abschmelzen. Versauerung der Meere: Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Aufnahme vom Menschen verursachten CO2 durch die Ozeane zu einer allmählichen Versauerung eben dieser Ozeane führen wird. Der Säuregehalt der Ozeane ist seit Beginn der Industriellen Revolution um 30 Prozent gestiegen, und dieGeschwindigkeit der Versauerung wird in den kommenden Jahrzehnten zunehmen. Extreme Wetterbedingungen: Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Anzahl der kalten Tage und Nächte auf globaler Ebene zwischen 1951 und 2010 zurückgegangen ist, und die Anzahl der warmen Tage und Nächte im selben Zeitraumzugenommen hat. Es ist nahezu gewiss, dass es mit steigenden weltweiten Durchschnittstemperaturen an den meisten Orten sowohl im Tages- als auch im Jahreszeitenverlauf zu mehr Ereignissen mit extrem hohen Temperaturen und weniger Ereignissen mit extrem niedrigen Temperaturen kommen wird. Es ist nahezu sicher, dass der durchschnittliche globale Niederschlag im Laufe des kommenden Jahrhunderts zunehmen wird. Das Muster wird von Region zu Region unterschiedlich sein, im Allgemeinen werden jedoch nasse Orte noch nasser werden, und trockene noch trockener. Neue Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Schlussfolgerungen des vierten Sachstandsberichts hinsichtlich eines globalen Trends zunehmender Dürren seit den 1970er Jahren nicht mehr bestätigt werden können. Dies liegt daran, dass es an direkten Beobachtungen fehlt, die abgeleiteten Trends von der Wahl der Kennzahlen abhingen und dass die Trends geografisch widersprüchlich waren. Damit werden jedoch wichtige regionale Veränderungen maskiert. So haben die Frequenz und die Intensität der Dürren im Mittelmeerraum und in Westafrika seit 1950 wahrscheinlich zugenommen und im zentralen Nordamerika und Nordwestaustralien wahrscheinlich abgenommen. Global gesehen besteht eine niedrige statistische Sicherheit, dass die Veränderungen bei den tropischen Wirbelstürmen auf den Einfluss des Menschen zurückzuführen sind. Wie sind die Aussagen einzuordnen? Der IPCC-Bericht liefert eine Fülle von Daten, die unzweifelhaft die Grundaussagen zur Erderwärmung untermauern. Der fünfte Sachstandsbericht präzisiert die Möglichkeiten und Grenzen der Klimawissenschaft. Er geht insbesondere auf die Kritik ein, dass die Klimamodelle die beobachtete Temperaturentwicklung der letzten 15 Jahre nicht richtig wiedergibt. In dem Bericht werden Unsicherheiten im Kenntnisstand und noch ausstehende Fragen stärker als früher hervorgehoben. An den Grundaussagen ändert sich aber nichts. Was ist dran an der Kritik des Weltklimarats (IPCC)? Der IPCC hat sich zum Trend der globalen Temperaturentwicklung, zu den Aussagen der Klimamodelle und bei der Frage der Ursachen der Klimaänderungen mit der Stagnation der Temperatur in den letzten 15 Jahren beschäftigt. In der Folge wurde die Messgröße für den Einfluss der CO2-Konzentration auf das Klima (Klimasensitivität) leicht erweitert. Für wahrscheinlich wird jetzt der Bereich zwischen 1,5 und 4,5 Grad Celcius erachtet. Im letzten Bericht lag der untere Wert bei 2 Grad. Damit ist der IPCC auf seine Kritiker zugegangen und hat jüngste Veröffentlichungen in seinem Bericht mit berücksichtigt. Zu den Ursachen äußert sich der Bericht allerdings äußerst zurückhaltend. Was sind die Schlussfolgerungen, die Greenpeace aus dem Report zieht? Der fünfte Bericht ist in seinen Aussagen konservativ und in seinem Tonfall besonders vorsichtig. Damit reagieren die Klimawissenschaftler auf die Situation, dass Aussagen zum Klimawandel hochgradig politisch aufgeladen sind. In allen Aussagen zeigt sich, dass es allerdings keinen Grund zur Entwarnung gibt. Klimafreundliche ErnährungVon Sara Westerhaus, Greenpeace-Online, 28.9.13Jede Mahlzeit verursacht Emissionen: Ein Kilogramm Rindfleisch verursacht siebzehnmal mehr CO2 wie die gleiche Menge Kartoffeln. Das Schweizer Social Startup Eaternity will ein neues Bewusstsein schaffen und gleichzeitig damit Geld verdienen. Aurelian Jaggi, Mitgründer & Software Entwickler bei Eaternity, erzählt uns, warum das Projekt entstand. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, die CO2-Emissionen durch Essgewohnheiten zu thematisieren? Aurelian Jaggi: Die Idee, allen einen Zugang zu klimafreundlicher Ernährung zu bieten, entstand im Rahmen eines Projekts an der ETH Zürich. Dann hat es aber noch ein Jahr gedauert, bis wir ein Pilotprojekt machen konnten. Wir haben dann in einer ersten Aktion drei Wochen lang klimafreundliche Ernährung in der Mensa umgesetzt. Was wollt ihr erreichen? Aurelian Jaggi: Es ist viel Forschung zum Thema vorhanden, also Studien darüber, was welchen Einfluss auf das Klima hat und wie groß der jeweilige Fußabdruck ist. Aber es wird nicht angewandt. Noch ist es nicht im Bewusstsein der Leute, obwohl 30 Prozent der privaten Emissionen auf die Ernährung zurückgehen. Wir schlagen eine Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis, und wollen als Social Business möglichst viel Wirkung erzielen. Wie sieht denn eine klimafreundliche Ernährung aus? Aurelian Jaggi: Das ist relativ einfach. Es gibt drei Grundpfeiler: Regionalität, Saisonalität und weniger tierische Produkte. Mit der Regionalität vermeidet man klimaschädliche Flugreisen und mit der Saisonalität Gewächshäuser. Fleisch und Milchprodukte verursachen im Herstellungsprozess hohe CO2-Emissionen. Ein fettiger Cheeseburger belastet das Klima drei Mal so stark wie ein gesundes und schmackhaftes Pilz-Kürbis Risotto. Ist das nicht mit Verzicht verbunden? Aurelian Jaggi: Ich bin selber seit einem halben Jahr vegan, einfach mal, um es auszuprobieren und konsequent zu leben. Das ist aber nicht unsere Message: Wir wollen eher zeigen, dass mit einer gesunden und bewussten Wahl dreimal pro Woche bereits viel erreicht ist. Und auch bestehende Menüs können optimiert werden. Wenn ein Gericht in Mensen und Kantinen tausendmal verkauft wird, dann sind auch CO2-Einsparungen von 20 Prozent viel, auch ohne dass jeder Einzelne groß was ändern muss. Wie kann ich herausfinden, wie hoch der CO2-Gehalt meines Essens ist? Aurelian Jaggi: Ein solcher Rechner ist in Entwicklung. Künftig sollen auch weitere Umweltfaktoren einbezogen werden, etwa der Wasser- oder Landverbrauch. CO2 ist eben nicht die einzige Umweltdimension. Außerdem entwickeln wir einen Gesundheitsindikator, sodass auch diese Perspektive abgebildet ist. Wie kommt das Konzept bisher an? Aurelian Jaggi: Es entwickelt sich gut, denn viele Mitarbeiter fordern immer mehr, dass ihre Arbeitgeber sich um ihre Angestellten kümmern. Gesunde Verpflegung gehört dazu, neuerdings auch Verantwortung in der Nachhaltigkeit. Dieses Bedürfnis wird an den Systemgastronomen weitergegeben - den wir bedienen. Man muss aufpassen, wie man die Leute abholt: Wir wollen die Wahl nicht einschränken, wir wollen zum einen Transparenz und zum anderen auch ein Angebot schaffen. Denn Essen ist ein emotionales Thema. Warme und saure Sintflut?WWF zum Klimabericht des IPCC: „Klimaschutz und Meeresschutz verbinden“WWF Pressemitteilung, 27.9.13 Der vom Menschen gemachte Klimawandel hat stärkere Auswirkungen auf die Weltmeere als bislang bekannt. Dies geht aus den heute in Stockholm vorgestellten Ergebnissen des Klimabericht des IPCC (Intergovernmental Panel of Climate Change) hervor. Die vom Menschen verursachten CO2-Emissionen wirken direkt auf die Ozeane: Die Meere werden saurer, weil das Meerwasser CO2 aus der Atmosphäre aufnimmt und sich daraus Kohlensäure bildet. „Das chemische Gleichgewicht der Meere verändert sich, weil die Ozeane die größten Mengen des zusätzlichen Treibhausgas schlucken, das vom Menschen in die Luft geblasen wird“, warnt Heike Vesper, Leiterin Meeresschutz beim WWF. „Die zunehmende Versauerung der Meere kann sich auf das gesamte Nahrungsnetz und die Artenzusammensetzung im Meer auswirken.“ In der Gesamtheit sind die Folgen derzeit schwer zu prognostizieren. Sicher ist, dass die Versauerung es kleinen, kalkbildenden Organismen wie Krebsen oder Muscheln erschwert, schützende Kalkschalen zu bilden. Diese stehen am Anfang der Nahrungskette, so dass größeren Lebewesen wie Fischen weniger Nahrung zur Verfügung steht. Auch tropische Korallenriffe eines der artenreichsten Ökosysteme der Erde - sind durch die Versauerung bedroht: Ihre Kalkskelette hören ab einer CO2 Konzentration von ca. 400-500 ppm (parts per million) auf zu wachsen und können sich bei höherer Konzentration sogar auflösen. Aktuell liegt die Konzentration bereits bei 400 ppm und damit am obersten Ende des Toleranzbereichs. „Für den Meeresschutz ist die Reduktion der CO2-Emissionen doppelt wichtig: um einerseits direkt die Versauerung der Meere und andererseits die globale Erwärmung in den Ozeanen zu begrenzen“, so Vesper weiter. „Wir müssen Klimaschutz und Meeresschutz stärker verbinden. Meeresschutzgebiete helfen dabei, marine Ökosysteme widerstandsfähiger gegen massive Veränderungen zu machen. Gesunde Fischbestände sind widerstandsfähiger als überfischte“. Aber weniger als zwei Prozent der Weltmeere stehen bisher unter Naturschutz und 30 Prozent der Fischbestände weltweit sind überfischt. Der WWF fordert bis 2020 ein Netz aus Schutzgebieten einzurichten, dass mindestens 10 Prozent der Ozeane und seiner charakteristischen Ökosysteme verbindet. Laut aktuellem IPCC-Bericht fällt der Meeresspiegelanstieg stärker aus als bislang prognostiziert. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts ist ein Anschwellen von 26 bis 81 cm möglich. Ursache hierfür sind u.a. die schmelzenden Kontinental-Eisschilde Grönlands und der Antarktis: ganze Eisberge rutschen ins Meer ab. Dieser dynamische Eisverlust konnte bislang nicht ausreichend berechnet und berücksichtigt werden. Die Klimaerwärmung lässt auch die Temperatur der Ozeane steigen, bis 2000 Meter Tiefe ist die Erwärmung nachweisbar. Die Ausdehnung des aufgeheizten Wassers trägt stark zum steigenden Meeresspiegel bei. Die Meeresfauna reagiert ebenfalls auf die gestiegenen Wassertemperaturen: gefährliche Korallenbleichen nehmen zu. Fischbestände wandern polwärts in kältere Zonen ab. Die Makrele im Nordostatlantik z.B. ist in die Fanggebiete von Island und den Faröer Inseln gewandert und hat damit einen Konflikt mit der EU-Fischerei, den sogenannten „Makrelenkrieg“, ausgelöst. „So kann Klimawandel ein Faktor werden, der das Ringen um ein nachhaltige Fischerei beeinflusst“, so Vesper. „Umgekehrt dürften durch Überfischung drastisch reduzierte Bestände für Klimaänderungen anfälliger sein als nachhaltig genutzte.“ » zurück |
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