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Klimabericht veröffentlicht (2)

Es wird höchste Zeit für ambitionierte Klimapolitik

Nach IPCC-Bericht: Germanwatch und Brot für die Welt fordern Bundesregierung auf, sich für starke EU-Klimaziele einzusetzen

Germanwatch / Brot für die Welt Pressemitteilung, 13.4.14

Berlin/Bonn. Es ist noch immer möglich, die globale Erwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen. Erleichtert wird dies dadurch, dass die Kosten erneuerbarer Energien in den vergangenen Jahren erheblich gesunken sind. Je eher Regierungen und Investoren jetzt umsteuern, desto günstiger und wahrscheinlicher wird dieses Ziel erreicht. Dies sind drei der wichtigsten Ergebnisse im dritten Teil des 5. Weltklimaberichts (IPCC-Bericht). Germanwatch und Brot für die Welt fordern die Bundesregierung auf, nun die richtigen Schlüsse aus dem Bericht zu ziehen.

"Es wird höchste Zeit, dass Regierungen und Investoren entschieden in Richtung einer CO2-freien Energieerzeugung umsteuern", sagt Lutz Weischer, Teamleiter Internationale Klimapolitik bei Germanwatch. "Dazu muss die Bundesregierung sich für ambitionierte EU-Klimaziele für die Zeit nach 2020 einsetzen. Die von der EU-Kommission vorgeschlagenen Treibhausgas-Einsparungen von 40 Prozent reichen nicht aus. Zudem werden für jedes EU-Mitglied verbindliche Ziele für erneuerbare Energien und Energieeffizienz benötigt."

Sabine Minninger, Klimareferentin bei Brot für die Welt, ergänzt: „Der Bericht belegt, dass global ein fundamentaler Wechsel der Energiesysteme notwendig ist. Auch arme Länder müssen die Möglichkeit haben, einen kohlenstoffarmen Entwicklungspfad einzuschlagen und die Nutzung von erneuerbaren Energien auszubauen. Die Industrieländer müssen ihnen dabei helfen und ihrem Versprechen nachkommen, dafür ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. Vor diesem Hintergrund ist es nicht akzeptabel, dass die Bundesregierung im aktuellen Haushaltsentwurf Mittel für die Klimafinanzierung zusammenstreicht, statt sie auszuweiten.“

Der Bericht enthält starke Argumente für eine entschlossene Klimapolitik. Er verweist auf die ethische Begründung für Klimaschutz und auf die unkalkulierbaren Risiken, die die Weltgemeinschaft bei diesem Großexperiment mit dem Klima eingeht. "Die ökonomische Analyse im Bericht zeigt, dass die Kosten für die Begrenzung des Klimawandels am niedrigsten sind, wenn jetzt gehandelt wird, anstatt den Klimaschutz in die Zukunft zu verschieben", erläutert Weischer. Minninger fügt hinzu: "Zudem haben Klimaschutzmaßnahmen eine Reihe weiterer positiver Effekte: Die Umstellung auf Erneuerbare Energien reduziert die Abhängigkeit von Brennstoff-Importen und trägt zur Reinhaltung der Luft und damit zum Gesundheitsschutz bei."

Investitionen in saubere Energien müssen bis 2030 verdoppelt werden

In dem Bericht werden 900 verschiedene Szenarien analysiert. Demnach muss sich der Anteil CO2-freier Energieerzeugung - vor allem durch erneuerbare Energien - weltweit bis 2050 verdreifachen bis vervierfachen, um das Zwei-Grad-Limit einzuhalten. Das geht mit einer massiven Veränderung der Investitionsströme einher: Verglichen mit dem Jahr 2010 müssen sich die jährlichen Investitionen in saubere Energien bis 2030 verdoppeln, während die Investitionen in fossile Technologien um 20 Prozent sinken müssen. "Die Finanz- und Energiebranche gehen also ein großes Risiko ein, wenn sie weiter auf fossile Energie setzen. Sie müssen ihre Geschäftsmodelle ändern", so Lutz Weischer.

Sabine Minninger ergänzt: "Es ist falsch, weiterhin Entwicklungsgelder in Kohle statt in den Ausbau von nachhaltigen Energien fließen zu lassen. Vor diesem Hintergrund sind die aktuellen Diskussionen in der deutschen Politik zu begrüßen, diese klimaschädliche Finanzierung durch die staatliche KfW-Bank einzustellen."


Game over! Keine Kohle für die Kohle

Vor dem Weltklimarat fordert WWF Subventionsstopp für fossile Energien

WWF Pressemitteilung, 11.4.14

Mit einer symbolischen Aktion hat der WWF am Rande der aktuellen Tagung des Weltklimarats (IPCC) in Berlin gegen die fortgesetzte Subventionierung klimaschädlicher Energieerzeugung protestiert. Die dort versammelten Wissenschaftler und Politiker beraten noch bis Sonntag über Wege zur Minderung der klimaschädlichen Treibhausgase.

Vor dem Konferenzzentrum präsentierten WWF Aktivisten den „Climate Disaster Jackpot“, einen einarmigen Banditen, mit dem Subventionen verzockt und weltweit in fossilen Energieprojekten fehlinvestiert werden. Öffentliche Steuergelder fließen so in Projekte zur kurzfristigen Profitmaximierung auf Kosten des Klimawandels.

„Der Weltklimarat sagt es laut und deutlich: Der Klimawandel ist ein massives Risiko. Die Zeit zu handeln, wird knapp. Daher fordern wir einen sofortigen Subventionsstopp für fossile Energieträger. Auch Banken, Investoren und Finanzdienstleister müssen sich von solchen Projekten abwenden. Wir verspielen unsere Zukunft, wenn wir weiter auf Kohle, Gas und Öl setzen, statt auf erneuerbare Energien und Energieeffizienz,“ sagt Dr. Stephan Singer, Direktor Globale Energiepolitik, WWF International. Stattdessen müsse Energiearmut in Entwicklungsländern bekämpft und Gelder für Energieeffizienzmaßnahmen und Förderprogramme für erneuerbare Energien zur Verfügung gestellt werden.

Weltweit fließen Milliardensummen in den Bau von Kohlekraftwerken und in die Förderung anderer fossiler Energieträger. Jedes neue Kraftwerk zementiert den Status Quo für Jahrzehnte und verhindert einen Technologiewechsel hin zu einer Energie- und Stromversorgung mit Erneuerbaren. Global werden jährlich über eine Billion US-Dollar in die Förderung von fossilen Energieträgern investiert. Erneuerbare Energien erhalten lediglich ein Viertel davon.

Zeitgleich veröffentlicht der WWF heute einen Report mit Fallstudien aus verschiedenen Ländern, der zeigt wie vielfältig erneuerbare Energien weltweit gefördert und Treibhausgase reduziert werden können. Die Studie nennt die wichtigsten wirtschaftlichen, sozialen, ökologischen und ethischen Argumente für ambitionierten Klimaschutz.

„Die Erzeugung von Energie aus fossilen Energieträgern ist für einen Ausstoß von jährlich 32 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr verantwortlich, das entspricht etwa zwei Drittel der globalen Treibhausgasemissionen. Um die Erderwärmung deutlich unter der 2 Grad C- Schwelle zu begrenzen, müssen wir unsere Energiegewinnung und unser Konsumverhalten grundlegend verändern,“ fordert Tabaré Arroyo Currás, Mitautor der Studie. Die Menschheit müsse die selbstgewählte Abhängigkeit von fossilen Energieträgern beenden und den Schalter auf saubere, nachhaltige Energie umlegen.


IPCC dringt auf Sofortmaßnahmen zur Minderung der CO2-Emissionen

BUND-Vorsitzender Weiger: „Der Weg in eine CO2-arme Wirtschaft ist ohne Alternative“

BUND Pressemitteilung, 11.4.14

Berlin: Wenn der Weltklimarat an diesem Wochenende seine Empfehlungen zur Bekämpfung des Klimawandels abgeben wird, erwartet der Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger, klare Signale an die Politik. „Die Regierungen der Industriestaaten sind am stärksten in der Pflicht, die viel zu hohen Pro-Kopf-Emissionen an Treibhausgasen in ihren Ländern zu verringern“, sagte Weiger. „Wenn die reichen Staaten beim Klimaschutz versagen, wird sich die Erdatmosphäre um mehr als zwei Grad erwärmen. Der Weg in eine CO2-arme Wirtschaft ist ohne Alternative. Sonst werden Überschwemmungen, Dürren, Hurrikans und andere Wetterextreme mit all ihren katastrophalen Folgen weiter zunehmen“, sagte der BUND-Vorsitzende.

Deutschland sei beim Klimaschutz auf eine besondere Weise gefordert. Die Energiewende, eingeleitet um von der riskanten Atomkraft und der klimaschädlichen Kohleverstromung wegzukommen, befinde sich immer noch am Anfang. „Ein gebremster Ausbau der erneuerbaren Energien wird den Erfordernissen des Klimaschutzes nicht gerecht. Der Bundestag muss den Entwurf von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel zur Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes umfassend nachbessern. Der geplante Deckel für Wind- und Sonnenenergie muss weg“, sagte Weiger. Da 2013 die CO2-Emissionen im Vergleich zum Jahr davor um mehr als ein Prozent gestiegen seien, müsse die Bundesregierung außerdem Maßnahmen treffen, um die ältesten und klimaschädlichsten Kohlekraftwerke umgehend stillzulegen. „Ein sinnvolles Instrument zur Stilllegung der klimaschädlichsten Kohlemeiler ist die Einführung von CO2-Grenzwerten bei der Stromerzeugung“, sagte Weiger.

Auf europäischer Ebene müsse die Bundesregierung ebenfalls mehr für den Klimaschutz tun, forderte der BUND-Vorsitzende. Vor allem müsse sie sich stärker für eine Reform des Emissionshandels einsetzen. „Viel zu billige CO2-Zertifikate sind kein Anreiz zum Energiesparen. Ihr Preis wird erst steigen, wenn zwei Milliarden überschüssige Zertifikate dauerhaft vom Markt genommen werden. Und bei der Umsetzung der EU-Effizienzrichtlinie muss die Bundesregierung für eine ausreichende Finanzierung von Energiesparprogrammen sorgen“, sagte Weiger.

Vernachlässigte Potentiale für mehr Klimaschutz in Deutschland sieht der BUND-Vorsitzende auch im Verkehrsbereich. In den vergangenen 20 Jahren seien die CO2-Emissionen im Verkehrssektor auf inzwischen über 150 Millionen Tonnen pro Jahr angestiegen. Gründe dafür seien die Verdoppelung der Emissionen des Flugverkehrs und das ungebremste Wachstum im Straßengüterverkehr. „Die Bundesregierung muss endlich auch eine Mobilitätswende einleiten. So würde die Ausweitung der LKW-Maut auf sämtliche Straßen die regionalen Wirtschaftskreisläufe stärken“, sagte der BUND-Vorsitzende.


NABU: IPCC-Bericht zeigt, wie Erderwärmung noch gebremst werden kann

Tschimpke: Countdown für entschlosseneres Handeln läuft

NABU Pressemitteilung, 11.4.14

Berlin – Anlässlich der für kommenden Sonntag in Berlin geplanten Veröffentlichung des dritten Teilberichts des Weltklimarats IPCC fordert der NABU von der Bundesregierung und der internationalen Staatengemeinschaft ein entschlosseneres Handeln gegen die Erderwärmung. „Der Countdown, die globale Erwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, läuft“, warnte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Die nächsten 15 Jahre müssen laut IPCC genutzt werden, den Schwenk hin zu einer CO2-armen Wirtschaft zu vollziehen. Ansonsten drohe ein noch höherer Temperaturanstieg mit unabsehbaren Folgen.

Aus NABU-Sicht kann das Ruder nur herumgerissen werden, wenn die Menschheit und allen voran die Industriestaaten ihren Hunger nach Energie und Rohstoffen bändigen. „Wir haben es in der Hand, unsere Infrastruktur bereits heute an die Bedürfnisse von morgen anzupassen“, sagte Tschimpke. Durch bedarfsgerechte Investitionen in den Klimaschutz, bei denen erneuerbare Energien und ein geringerer Ressourcenverbrauch im Mittelpunkt stehen, sänken zudem die Anpassungskosten an den Klimawandel. „Der Einsatz von Risikotechnologien zur Rettung des Klimas, wie Atomkraft, Geo-Engineering oder die Abscheidung und unterirdische Lagerung von CO2 (CCS) sollte von vornherein durch konsequenten und naturverträglichen Klimaschutz ausgeschlossen werden.“

Der IPCC sieht hingegen große Klimaschutzpotenziale in der Stadtentwicklung. Auch der NABU sieht große Potentiale im aktiven Stadtnaturschutz, da dies angesichts der weltweiten Verstädterung immer bedeutender werde. „Gerade in Städten bietet die Natur zahlreiche Klimaschutzfunktionen“, sagte NABU-Klimaexpertin Tina Mieritz. So sorge urbanes Grün für Abkühlung in Ballungszentren, begünstige die Frischluftentstehung und reduziere den Hitzestress im Sommer, während es bei Starkniederschlägen dazu beitrage, Regenwasser zurückzuhalten und wieder zu verdunsten.

Aus NABU-Sicht zeigt der IPCC-Bericht unmissverständlich, dass sich die Länder einigen müssen, mit welchen politischen, technologischen und wirtschaftlichen Maßnahmen dem Klimawandel begegnet werden soll. Daher müssten gerade von Deutschland und der EU neue Impulse für ein weltweit geltendes Weltklimaabkommen ausgehen. Dieses soll 2014 im peruanischen Lima auf den Weg gebracht und 2015 in Paris beschlossen werden. Sollte der Umschwung in den kommenden 15 Jahren zu einer klimafreundlichen Wirtschaft nicht gelingen, sei die Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad so gut wie aussichtslos, so Mieritz.


Energiewende ist Schlüssel für mehr Klimaschutz

Weltklimarat legt Bericht zur Treibhausgas-Minderung vor

BMBU/BMBF Pressemitteilung, 13.4.14

Der neue Bericht des Weltklimarats IPCC stellt klar: Die international vereinbarte Obergrenze von maximal 2 Grad C kann mit ambitionierter Klimapolitik noch eingehalten werden. Die Wissenschaftler zeigen Optionen auf, wie dies erreicht werden kann. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks und Bundesforschungsministerin Johanna Wanka sehen den zentralen Schlüssel für mehr Klimaschutz in einem grundlegenden Umbau der Energieversorgung. Nötig sei eine globale Energiewende mit erneuerbaren Energien, Energie- und Ressourceneffizienz. Hierzu lieferten Forschung und Entwicklung die notwendigen Baupläne.

Der IPCC hat heute in Berlin seinen dritten Teilbericht vorgelegt. Demnach würde eine weitere Verzögerung von anspruchsvollen Klimaschutzmaßnahmen die Zahl der technologischen Optionen empfindlich reduzieren und die Kosten des Klimaschutzes erheblich erhöhen.

Bundesumweltministerin Hendricks: „Wir müssen jetzt alles daran setzen, im Klimaschutz beherzt voran zu gehen. Deutschland kann dabei eine wichtige Rolle spielen, wenn wir der Welt am praktischen Beispiel zeigen, dass Klimaschutz in einem Industrieland funktioniert. Auf nationaler Ebene wollen wir nun in allen Bereichen nach den effizientesten Lösungen für den Klimaschutz suchen, um unsere ehrgeizigen Ziele zu erreichen. Auf internationaler Ebene ist es wichtig, dass in diesem und nächsten Jahr die Weichen für ein verbindliches, weltweites Abkommen für die Zeit nach 2020 gestellt werden. Europa muss hier die Führung übernehmen. Darum wollen wir so schnell wie möglich ein EU-weites Klimaziel von mindestens 40 Prozent bis 2030 festlegen. Der Bericht des Weltklimarats zeigt, dass erneuerbare Energien und Energieeffizienz zentrale Bausteine für mehr Klimaschutz sind. Darum brauchen wir auch eigene Ziele für diese beiden Bereiche.“ Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 die Treibhausgasemissionen um 80 bis 95 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Bis 2020 soll die Minderung mindestens 40 Prozent betragen.

Bundesforschungsministerin Wanka: „Der Bericht der IPCC-Wissenschaftler zeigt: Die Klimaforschung und die Forschung für die Energiewende müssen mit Hochdruck fortgeführt werden.“ Seit dem letzten IPCC-Bericht 2007 hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Klimaforschung massiv verstärkt, vor allem mit seinem Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklungen (FONA). Allein im Jahr 2013 hat das BMBF 750 Millionen Euro in Klima- und Energieforschung investiert. Priorität haben dabei Projekte zur Vermeidung von CO2, beispielsweise bei Speichertechnologien wie Wärmespeichern und Batterien, Materialforschung oder der Nutzung von CO2 als Rohstoff. Zugleich entwickelt das BMBF nationale und internationale Strategien zur Anpassung an Folgen des Klimawandels. „Wir übernehmen Verantwortung insbesondere in den Regionen, die vom Klimawandel besonders betroffen sind“, sagte Wanka. So werden in Kooperation mit zehn westafrikanischen und fünf südafrikanischen Ländern Kompetenzzentren zu Klimawandel und Landnutzung in Afrika aufgebaut. Das BMBF richtet sein Augenmerk auch auf noch offene Forschungsfragen, etwa die Wolkenverteilung und Kohlenstoffspeicherung im Ozean. „Wo noch Wissenslücken bestehen, werden wir die Forschung vorantreiben“, so die Bundesforschungsministerin.

Der Bericht ist der letzte von drei Teilbänden des 5. IPCC-Sachstandsberichtes. Der Teilbericht zeigt Handlungsoptionen zur Minderung von Treibhausgasemissionen auf. An ihm wirkten hunderte von Wissenschaftlern mit, auch 16 Experten aus Deutschland waren daran beteiligt. Nach Schweden und Japan war Deutschland erstmals Gastgeber des IPCC-Treffens, an dem rund 120 Staaten teilnahmen. Der erste Teilband beschäftigte sich mit den naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels, der zweite stellte die Folgen des Klimawandels, Verwundbarkeiten und Möglichkeiten der Anpassung dar. Der Zyklus des 5. IPCC-Sachstandsberichts schließt mit dem übergreifenden Synthesebericht, der Ende Oktober 2014 in Kopenhagen verabschiedet wird.


Flasbarth: Ein Nachlassen im Klimaschutz können wir uns nicht leisten

Weltklimarat IPCC beginnt Tagung in Berlin

BMUB Pressemitteilung, 7.4.14

Anlässlich der heute beginnenden Tagung des Weltklimarates IPCC hat Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth die Verdienste des Wissenschaftler-Gremiums für den Klimaschutz gewürdigt. „Der Klimawandel ist eine der größten globalen Herausforderungen, die die Staatengemeinschaft in diesem Jahrhundert bewältigen muss. Die Tatsache, dass die Staatengemeinschaft dies anerkannt hat, ist zu einem wichtigen Teil dem IPCC zu verdanken“, sagte Flasbarth in Berlin zur Eröffnung einer Tagung des IPCC.

„Der Weltklimarat IPCC ist eine einzigartige Institution. Es gibt weltweit kein Politikfeld, in dem wissenschaftliche Erkenntnisse auf vergleichbar direktem Weg zu den politischen Entscheidungsträgern gelangen“, sagte Flasbarth. Mehr als 600 Teil¬nehmer aus über 130 Staaten verabschieden im Laufe dieser Woche den aktuellen Bericht des Weltklimarates zu den Handlungsmöglichkeiten für die Begrenzung der globalen Erwärmung.

„Der aktuelle Bericht kommt genau zur richtigen Zeit, um das wissenschaftliche Fundament für die anstehenden Entscheidungen zu liefern. Denn international stehen wir vor wichtigen Weichenstellungen“, sagte Flasbarth. Er verwies darauf, dass die Weltgemeinschaft Ende 2015 auf der UN-Klimakonferenz in Paris ein umfassendes und ambitioniertes Klimaabkommen beschließen muss in dem alle Staaten Minderungsverpflichtungen ab dem Jahr 2020 übernehmen. „Nur wenn wir deutliche Reduzierungen unserer Emissionen beschließen und umsetzen, werden wir weiterhin eine Chance haben, die Erderwärmung in einigermaßen beherrschbaren Grenzen zu halten. Ein Nachlassen im Klimaschutz können wir uns nicht leisten“, so Flasbarth.

Der in Berlin zu verabschiedende Text ist ein Teilbericht des Fünften Sachstandsbericht des IPCC. Sachstandsberichte des IPCC fassen alle 6 bis 7 Jahre den wissenschaftlichen Erkenntnisstand der Klimaforschung zusammen. Der aktuelle Bericht besteht aus vier Teilen, die zwischen September 2013 und Oktober 2014 veröffentlicht und zuvor jeweils auf einer IPCC-Plenarsitzung verabschiedet werden. Der erste Teil ist im vergangenen Herbst erschienen und bestätigt eindeutig, dass sich das Klima gegenwärtig ändert und dass dies auf menschlichen Einflüssen beruht. Der zu Beginn der vergangenen Woche in Japan veröffentlichte zweite Teil bestätigt, dass bei unverändertem Emissionswachstum mit einem globalen Temperaturanstieg von 4 Grad Celsius gegenüber vorindustriellem Niveau sehr hohe Risiken für Mensch, Gesellschaft und Ökosysteme bestehen. Der dritte, in Berlin zu verabschiedende Teilbericht wird Aussagen zu den politischen, technologischen und wirtschaftlichen Optionen für die Begrenzung der globalen Erwärmung auf 2 Grad gegenüber vorindustriellem Niveau treffen. Die Veröffentlichung ist für kommenden Sonntag (13. April) geplant.

Der abschließende vierte Teil, der so genannte Synthesebericht, soll die wesentlichen Ergebnisse und Zusammenhänge der drei vorherigen Teilberichte darstellen. Er soll Ende Oktober dieses Jahres beraten und veröffentlicht werden.


Zeitalter der Erneuerbaren beginnt

Von Gregor Kessler, Greenpeace-Online, 13.4.14

Der Weltklimarat sieht die Welt vor einer historischen Wende: Die Erneuerbaren Energien seien in den vergangenen Jahren sowohl technologisch ausgereift, als auch effizient und günstig geworden. In der Folge sehen die Wissenschaftler die globale Energieversorgung vor einem grundlegenden Abschied von fossilen Energien und einem Durchbruch der Erneuerbaren.

Wenige Stunden bevor der Weltklimarat (IPCC) am Sonntag in Berlin das dritte Kapitel des Klimareports vorgestellt hat, demonstrierten Greenpeace-Aktivisten vor dem Brandenburger Tor für eine beschleunigte Energiewende. Auf einer fünf Meter großen Erdkugel forderten sie: „Power To The People! Clean Energy Now!“

Die Wissenschaftler im Klimarat unterstützen die Forderung mit ihren Fakten. Zwar habe das Jahrhundert schlecht angefangen. Zwischen 2000 und 2010 seien die CO2-Emission schneller gestiegen, als in den Jahrzehnten zuvor. Verantwortlich dafür sei maßgeblich die Verbrenung fossiler Energieträger, allen voran die Kohle. Doch das werde sich sehr bald ändern, so die Wissenschaftler. In den kommenden Jahren würden 100 Milliarden Euro in den Ausbau der Erneuerbaren Energien fließen, während Investitionen in Kohlekraftwerke drastisch abnehmen werden. „Das 21. Jahrhunderts hat mit einem Kohlejahrzehnt begonnen, doch es wird sich in das Jahrhundert der Erneuerbaren Energien wandeln“, so Karsten Smid, Greenpeace-Klimaexperte.

Die Klimawissenschaftler haben nachgewiesen, dass eine globale Energiewende nur minimale Auswirkungen auf die globale Konsumnachfrage haben würde. Gerade mal um 0,06 Prozent würde ein radikaler Umstieg auf eine CO2-freie Energieversorgung das Konsumwachstum abschwächen. Unbeachtet blieben dabei die so vermiedenen Schäden durch den Klimawandel. „Eine globale Energiewende ist eine Chance, keine Belastung. Mit minimalen Kosten lassen sich die dramatischsten und teuren Folgen des Klimawandels verhindern“, so Smid.

Dieser Entwicklung muss auch Deutschland konsequent folgen. Für eine ehrliche Energiewende müssen wir aus der Kohleverstromung aussteigen. Derzeit jedoch sehen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) tatenlos zu, wie Braunkohlekraftwerke Deutschlands CO2-Emissionen steigen lassen. Als Konsequenz auf den Klimabericht fordert Greenpeace von der Bundesregierung erneut einen Ausstieg aus der Braunkohle bis zum Jahr 2030 und ein Ende der Kohleverstromung insgesamt bis 2040.


Mehr Klimaschutz in Entwicklungsländern

NAMA-Programm für Nationale Minderungmaßnahmen wird ausgeweitet

BMUB Pressemitteilung, 7.4.14

Deutschland und Großbritannien stellen weitere Mittel für ambitionierte Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen in Entwicklungsländern zur Verfügung. Das Bundesumweltministerium und das britische Ministerium für Energie und Klimawandel (DECC) rufen dazu auf, neue Projektvorschläge für die Finanzierung von Klimaschutzprojekten in Entwicklungsländern einzureichen. Dafür stehen rund 50 Millionen Euro zur Verfügung. Projektvorschläge können bis zum 15. Juli 2014 eingereicht werden.

Um Entwicklungsländer bei der Umsetzung ambitionierter nationaler Minderungsmaßnahmen im Klimaschutz zu unterstützen, haben das Bundesumweltministerium und DECC 2012 das sogenannte „NAMA-Programm" eingerichtet und mit einer Anfangssumme von 70 Millionen Euro ausgestattet. Mit diesen Mitteln werden bereits Projekte in Chile, Costa Rica, Kolumbien, Indonesien und Mexiko gefördert. Mit der zweiten Auswahlrunde stehen nun zusätzliche Mittel für weitere Projekte zur Verfügung.

Im Rahmen der internationalen Klimaverhandlungen wurden NAMA-Projekte („Nationally Appropriate Mitigation Actions“) als freiwillige Klimaschutzmaßnahmen von Entwicklungs- und Schwellenländern etabliert. Diese sollen in die jeweiligen nationalen Entwicklungspläne eingebettet sein und dazu beitragen, das jeweilige Land auf einen emissionsarmen Entwicklungspfad zu bringen. Meist fehlt es bisher jedoch an finanzieller Unterstützung zur Umsetzung dieser Projekte, hier setzt das NAMA-Programms an.

Die im Rahmen des Programms unterstützten Projekte können sämtliche Instrumente der Entwicklungszusammenarbeit nutzen. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf der Mobilisierung von zusätzlichem Investitionskapital, das den Wandel hin zu einer nachhaltigen, klimafreundlichen Entwicklung im jeweiligen Partnerland unterstützen soll.


Forscher bauen europaweites System zur Messung von Treibhausgasen auf

Pressemitteilung des Thünen-Instituts für Agrarklimaschutz, 3.4.14

Die neue europäische Forschungsinfrastruktur ICOS soll Daten zu den Quellen und Senken von Treibhausgasen liefern. Sie unterstützt damit die europäische Klimapolitik in ihrem Bemühen, die Ursachen der globalen Klimaerwärmung zu verstehen und diese in akzeptablen Grenzen zu halten.

Treibhausgase kennen keine Ländergrenzen. Zur Überwachung der Atmosphäre und des Klimas bauen europäische Forscher gemeinsam das „Integrated Carbon Observation System“ (ICOS) auf. Es sieht europaweit kontinuierliche Messungen von Treibhausgasen vor. Dabei sollen nicht nur Treibhausgase in der Atmosphäre erfasst werden, auch Emissionen aus fossilen Quellen und die Abgabe bzw. Aufnahme durch die Landökosysteme und die Ozeane werden bestimmt. So können auch die Einflüsse unterschiedlicher Landnutzung und der Klimavariabilität erkannt werden. 14 europäische Staaten beteiligen sich an ICOS und bringen Messdaten von mehr als 150 Stationen in dieses neuartige Forschungsnetzwerk ein.

Der Weg zu ICOS ist eine europäische Erfolgsgeschichte: In zahlreichen Vorläuferprojekten haben Wissenschaftler verschiedener Disziplinen europaweit zusammengearbeitet und so die wissenschaftlichen und technischen Grundlagen gelegt. „Dieses von europäischen Forschern entwickelte Konzept einer dezentralen Forschungsinfrastruktur überzeugte auch das Europäische Strategieforum für Forschungsinfrastrukturen. ICOS wurde daher auf dessen Liste der förderungswürdigen Forschungsinfrastrukturen („ESFRI Roadmap“ genannt) gesetzt“, sagt Prof. Martin Heimann, Direktor am Max-Planck-Institut für Biogeochemie (MPI) in Jena, einer der federführenden Initiatoren für eine deutsche Beteiligung. Seit 2008 haben die nationalen Forschungsministerien und die Europäische Kommission die Konzeption von ICOS unterstützt.

Bei der jetzt beschlossenen Umsetzung spielt Deutschland eine zentrale Rolle: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat Investitionen in Höhe von 15 Millionen Euro bewilligt, mit denen derzeit wesentliche Teile der deutschen Infrastruktur aufgebaut werden. Zusätzlich übernimmt Deutschland gesamteuropäische Verantwortung: Das Jenaer MPI baut ein zentrales Kalibrier- und Analysenlabor für ganz Europa auf. Damit wird das wichtigste Ziel von ICOS, die hochpräzise Messung der verschiedenen atmosphärischen Treibhausgase, umgesetzt. Ein weiteres zentrales Labor entsteht am Institut für Umweltphysik der Universität Heidelberg. Hier werden Spezialmessungen durchgeführt, die zeigen, wie viel des atmosphärischen Kohlendioxids aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas stammt und wie viel aus natürlichen Quellen.

„In den letzten beiden Jahren haben wir bereits zahlreiche Voruntersuchungen durchgeführt und intensiv an der Standardisierung der Messverfahren auf europäischer Ebene gearbeitet. Nun kann es mit dem planmäßigen Aufbau der Infrastruktur endlich losgehen“, freut sich Dr. Mathias Herbst vom Thünen-Institut für Agrarklimaschutz in Braunschweig, der Koordinator des deutschen Konsortiums. „Bis Ende 2015 soll die Infrastruktur aufgebaut sein und in die langfristige operationelle Phase übergehen.“ Der Betrieb von ICOS wird dann vor allem vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) getragen. Das BMVI unterstützt dabei über den Deutschen Wetterdienst das atmosphärische Messnetz sowie den Betrieb der zentralen ICOS-Labore zunächst für 20 Jahre mit ca. 3,4 Millionen Euro pro Jahr.

Mit der Koordination des ICOS-Netzwerks übernimmt das Thünen-Institut als Einrichtung aus dem Geschäftsbereich des Bundesminsteriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) eine zentrale Funktion im Konsortium. Weiterhin werden mehrere Institute der Helmholtz-Gemeinschaft Teile ihres TERENO-Beobachtungsnetzwerks in das Ökosystem-Messnetz einbringen. Große Teile des Ozean-Messprogramms übernimmt die Helmholtz-Gemeinschaft durch das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven und das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Auch die Leibniz-Gemeinschaft und mehrere Universitäten werden Teile der Infrastruktur langfristig betreiben. „ICOS vereint alle großen Wissenschaftsorganisationen in Deutschland“, betont Dr. Werner Kutsch, seit kurzem Generaldirektor von ICOS auf europäischer Ebene. Ausdrücklich schließt er auch die beteiligten universitären Forschergruppen ein. „Denn ohne den dort ausgebildeten guten wissenschaftlichen Nachwuchs lässt sich langfristig keine exzellente Forschungsinfrastruktur betreiben.“

Auf der europäischen Ebene wird ICOS in den nächsten Monaten ein Registrierungsverfahren durch die Europäische Kommission durchlaufen, an dessen Ende eine europäische Institution namens „European Research Infrastructure Consortium“ (ERIC) stehen wird. Diesen Prozess koordiniert Dr. Kutsch seit März von Helsinki aus, denn Finnland wird Sitz des ICOS ERIC sein. In den nächsten Wochen wird er die Verpflichtungsschreiben der beteiligten Länder entgegennehmen und Ende Mai die endgültige Registrierung bei der Kommission beantragen.




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