Aktuell


Klimagipfel in New York

Ban Ki-Moon übernimmt Führung im Klimaschutz

WWF-Pressemitteilung, 22.9.14

Der UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon hat zum Klima-Sondergipfel geladen und mehr als 120 Staats- und Regierungschefs sind der Einladung gefolgt – die deutsche Bundeskanzlerin hat abgesagt. Der Sondergipfel in New York gilt als ein wichtiger Termin auf dem Weg nach Paris, wenn dort im Dezember 2015 ein neues globales Klimaschutzabkommen beschlossen werden soll. Im Vorfeld des Gipfels waren rund um den Globus Hunderttausende Menschen auf die Straßen gegangen, um für mehr Klimaschutz und gegen die exorbitante Verbrennung von Kohle, Öl und Gas zu demonstrieren.

„Weltweit haben die Menschen mit ihrem Protest gezeigt, dass sie mit den Anstrengungen ihrer Regierungen im Klimaschutz nicht zufrieden sind und mehr erwarten. Der Gipfel von New York kann ein wichtiger Meilenstein werden, um dem internationalen Klimaschutz zu mehr Dynamik zu verhelfen“, sagt Eberhard Brandes, Vorstand des WWF Deutschland im Vorfeld des UN Gipfels. Der WWF erwartet von den UN-Klimaverhandlungen in Paris im Jahr 2015 ein effektives und faires internationales Klimaschutzabkommen.

„Einer der zentralen Schritte eine Klimakrise abzuwenden, ist die Befreiung der Weltwirtschaft von ihrer Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und einer konsequenten Umstellung auf erneuerbare Energien. Weltweit nimmt der Ausbau von erneuerbare Energien an Fahrt auf. Das Tempo muss aber erhöht werden, um die schlimmsten Folgen des Klimawandel s abzuwenden“, so Brandes weiter.

Der WWF hält die Absage der deutschen Bundeskanzlerin für einen Fehler. „Der WWF bedauert, dass Kanzlerin Merkel dem Klimagipfel fern bleibt. Die Absage ist das traurige Symbol der fehlenden Führungsstärke der Kanzlerin im Klimaschutz. Der Ban Ki-Moon-Klimagipfel wäre eine großartige Chance gewesen zu zeigen, dass Deutschland mit den anderen Staaten ernsthaft einen neuen Anlauf beim internationalen Klimaschutz nehmen will. Diese Chance wird verpasst. Mehr Engagement der Kanzlerin international ist dringend geboten“, sagt Brandes.

Auch wegen Deutschlands Führungsschwäche im Klimaschutz dümpelt die EU Klimapolitik desolat vor sich hin. Das Flaggschiff des europäischen Klimaschutzes, der Emissionshandel, wurde ohne nennenswerte Intervention der Kanzlerin versenkt. Die deutsche Klimapolitik soll erst im Dezember dieses Jahres auf Vordermann gebracht werden. Es gibt von deutscher Seite keine Erfolge oder neuen Initiativen zu verkünden. Deshalb bleibt die Kanzlerin lieber zu Hause. Im Hinblick auf die EU 2030 Klimaziele, die im Oktober 2014 festgelegt werden sollen, erhalten damit jene Staaten Auftrieb, die den Klimaschutz ausbremsen wollen.


Ban-Ki-Moon-Klimagipfel endet mit klarem Handlungsauftrag

Europa muss CO2-Emissionen bis 2030 drastisch senken
Deutschland muss Energiewende entschlossen voranbringen


BUND Pressemitteilung, 23.9.14

Berlin/New York: Für Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), endete der Ban-Ki-Moon-Klimagipfel mit einer deutlichen Handlungsaufforderung. "Die Staatengemeinschaft muss aus fossilen Energiequellen aussteigen. Die Europäische Union hat schon im Oktober die Chance, ein anspruchs­volles Klimaschutzpaket zu verabschieden. Entscheidende Schritte sind der schnelle Ausbau erneuerbarer Energien und mehr Energieeffizienz. Die Erderwärmung unter zwei Grad zu halten ist ein anspruchsvolles Ziel. Es liegt noch in weiter Ferne", sagte Weiger.

Wichtige Hebel, um das Weltklima im Gleichgewicht zu halten, seien der Ausstieg aus Braunkohle, Steinkohle, Öl und Gas und der Umstieg auf regenerative Energien. "Deutschland ist beim Umstieg auf erneuerbare Energien Vorreiter, jetzt müssen wir Vorreiter beim Ausstieg aus fossilen Energiequellen werden", forderte der BUND-Vorsitzende.

Weiger forderte die Bundesregierung auf, die Laufzeit von Braunkohlekraftwerken per Gesetz zu begrenzen. Nur so lasse sich das nationale Klimaschutzziel von minus 40 Prozent Kohlendioxid bis 2020 überhaupt noch erreichen. Erforderlich sei ein Gesetz, das zunächst die Laufzeit der ältesten und ineffizientesten Braunkohlemeiler auf je 35 Jahre einschränke.

"Deutschland kann und muss die Energiewende konsequent weiterführen. Die Bundesregierung muss sich dafür einsetzen, dass die europaweite Verringerung der CO2-Emissionen bis 2030 um mehr als 40 Prozent gelingt. Eine erfolgreiche Klima- und Energiepolitik duldet keinen Aufschub, das muss die Bundesregierung auch der Wirtschaft klarmachen", sagte der BUND-Vorsitzende.

Viel hänge davon ab, ob Bundeskanzlerin Angela Merkel in der internationalen Klimapolitik wieder eine Rolle spielen wolle, sagte Weiger. Möglichkeiten dazu existierten nicht nur auf EU-Ebene. Die deutsche G7-Präsidentschaft biete ebenfalls Chancen dafür. "2007 hat Merkel beim G8-Gipfel in Heiligendamm die Staatschefs der weltweit acht größten Industriestaaten von der Notwendigkeit globaler Klimaschutzmaßnahmen überzeugt. Beim G7-Gipfel im kommenden Jahr muss Merkel die Bereitschaft der Staatschefs für ein neues globales Klimaschutzabkommen erreichen", forderte der BUND-Vorsitzende.


Warme Worte

Von Gregor Kessler, Greenpeace-Online, 24.9.14

Auch der jüngste Klimagipfel brachte viele Bekenntnisse und wenig Lösungen. Alles wie immer also? Nicht ganz: In New York wird die Politik erstmals überholt – gleich von mehreren Seiten.

Der Klimawandel, sagt Ban Ki-moon, sei „die größte Gefahr in der Geschichte der Menschheit“. Aus den Reihen der Gäste des UN-Generalsektretäts, mehr als 100 Staats- und Regierungschefs aus aller Welt, will da niemand widersprechen. Nach 20 Jahren internationalen Klimakonferenzen ist das Problembewusstsein hoch. So hoch wie die Wahrscheinlichkeit, dass Regierungen diesem Klimawandel zwar mit empathischen Absichtserklärungen begegnen, aber wenig konkreten Maßnahmen.

Durchhangeln bis zum nächsten Gipfel

So auch diesmal wieder. China verspricht „noch größere Anstrengungen“ und einen „so schnell wie möglich“ sinkenden CO2-Ausstoß. US-Präsident Obama betont, „die besondere Verantwortung der USA und Chinas“ im Kampf gegen den Klimawandel. Und Bundesumweltministern Barbara Hendricks (SPD) stellt zwar endlich die Kohlefinanzierung im Ausland ein, vertröstet ansonsten aber auf Dezember. Dann steht in Lima die nächste Klimakonferenz an.

Es kann nicht an den Ankündigungen der Staaten liegen, dass der Ban Ki-moon Gipfel gestern für die Umweltverbände erstmals mit mehr Hoffnung als Enttäuschung endet. Denn zum ersten Mal verdichtet sich in New York das Gefühl, dass es nicht alleine die Politik ist, die die lange bekannte Bedrohung des Klimawandels aufhalten kann. Vielleicht können das auch andere Akteure. Und vielleicht sind diese sogar entschlossener.

Hunderttausende für Klimaschutz auf den Straßen

Handfeste Unterstützung bekam dieses Gefühl am Sonntag vor dem Gipfel. Da marschierten gut 300.000 Menschen durch die Straßen New Yorks, weit mehr als selbst die kühnsten Optimisten gehofft hatten und fordern Mut statt Zögern. Es gibt keinen Grund weiter zu warten und sehr viele endlich zu handeln, argumentieren sie. Die Wissenschaft sei unmissverständlich: Kohle und Öl müssten mittelfristig im Boden bleiben, wenn der Klimawandel nicht unkalkulierbare Folgen haben soll. Ersetzt werden sollen diese fossilen Energien durch die technisch inzwischen ausgereiften erneuerbaren Energien.

Kurz darauf folgen die ersten Taten. Nicht aus der Politik sondern der Wirtschaft. 40 Unternehmen, darunter Milliardenkonzerne wie der französische Beauty-Gigant L’Oréal, das weltgrößte Lebensmittelunternehmen Nestlé und der Frühstücksflockenproduzent Kellogg verpflichten sich, die Regenwaldrodung bis 2020 zu halbieren und bis 2030 ganz einzustellen. Schon zuvor hatten Technologieunternehmen wie Apple, Google und Facebook angekündigt, ihren immensen Energiebedarf weit rascher auf Erneuerbare Energien umzustellen, als es die allermeisten Staaten tun.

Die Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energien ist weltweit in vollem Gang, aber es sind nicht Politiker, die sie vorantreiben. Es ist die Zivilgesellschaft die den Wechsel fordert und schlaue Unternehmen, die sich danach richten. Die Belege, dass Klimaschutz das Wirtschaftswachstum nicht bremsen sondern langfristig beschleunigen wird, werden heute auf vielen Chefetagen gehört. Noch viel mehr vielleicht, dass Nachhaltigkeit zu einem Imagefaktor geworden ist. Auch wenn Umweltverbände und Konzernchefs Nachhaltigkeit noch unterschiedlich definieren, so ist doch offensichtlich: Die wirtschaftliche Dynamik im Klimaschutz hat die politische längst überholt.

Es ist die Aufgabe von Umweltverbänden zu überprüfen, wie ernst Unternehmen ihre freiwilligen Ankündigungen nehmen. Es wäre die Aufgabe von Staats- und Regierungschefs, Entscheidungen zu treffen, die das Freiwillige verbindlich werden lassen. Greenpeace-Chef Kumi Naidoo fasst das so zusammen: „Wir können uns nicht alleine auf den guten Willen einiger Wirtschaftsbosse verlassen. Dafür ist die Situation zu ernst.“


Ban Ki-moon-Gipfel: Hendricks wirbt für ehrgeizige Klimaziele

BMUB Pressemitteilung, 23.9.14

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks hat auf dem UN-Sondergipfel zum Klimaschutz in New York zu mehr Engagement im Klimaschutz und in der Klimafinanzierung aufgerufen. Die großen CO2-Emittenten müssten bis Anfang 2015 anspruchsvolle Klimaschutzbeiträge vorlegen. Deutschland bleibe bei seinem Ziel 40 Prozent der Treibhausgase bis 2020 zu mindern und werde zusätzlich Anstrengungen im Klimaschutz unternehmen. Die reichen Länder sollen sich zudem noch in diesem Jahr an der Auffüllung des Grünen Klimafonds beteiligen. Deutschland werde bis zu 750 Mio. Euro in den Fonds einzahlen.

"Unser Ziel ist ein Abkommen, das alle Staaten an feste Reduktionsverpflichtungen bindet. Damit dies gelingen kann, müssen die reichsten Länder den ärmeren Staaten partnerschaftlich zur Seite stehen. Deutschland wird sich mit bis zu 750 Millionen Euro - rund 1 Milliarde Dollar - an der Erstauffüllung des Green Climate Funds beteiligen. Es wäre ein wichtiges Signal an die Entwicklungsländer, wenn möglichst viele Länder sich bis zur Konferenz in Lima an einer substantiellen ersten Auffüllung beteiligen würden", sagte Hendricks in ihrer Rede im Plenum des UN-Sondergipfels.

Hendricks warb eindringlich dafür, auch die langfristigen Ziele über 2030 hinaus nicht aus dem Blick zu verlieren. Letztlich müsse in diesem Jahrhundert weltweit eine Wirtschaftsweise ohne zusätzlichen Kohlendioxidausstoß realisiert werden. Dabei werde klar, dass die globale Energieversorgung dekarbonisiert werden müsse. Der Neubau selbst der effizientesten Kohlekraftwerke müsse daher bereits heute kritisch überprüft werden, so die Ministerin.

"In der klima- und entwicklungspolitischen Zusammenarbeit werden wir keine Finanzierung für Neubauten mehr zur Verfügung stellen und die Modernisierung laufender Kohlekraftwerke in diesem Zusammenhang nur noch eingeschränkt und nach klar definierten Kriterien finanzieren. Damit schließt sich die Bundesregierung der Initiative mehrerer Industriestaaten und Banken an", sagte Hendricks.

Deutschland hat vergangene Woche den Ratifizierungsprozess für die neuen Kyoto-Verpflichtungen (Kyoto II) durch einen Beschluss des Bundeskabinetts auf den Weg gebracht. Damit trägt Deutschland dazu bei, dass das Kyoto-Nachfolgeabkommen möglichst frühzeitig in Kraft treten kann. Bundesministerin Hendricks kündigte in New York an, dass Deutschland seine überschüssigen Emissionsrechten aus dem Kyoto-Protokoll löschen wolle. In dem Umfang, in dem Deutschland seine Kyoto-Verpflichtungen im Nicht-Emissionshandelsbereich nach EU-Recht übererfüllt hat, sollen die nicht benötigten Zertifikate nicht verkauft, sondern stattdessen sukzessive gelöscht werden. Damit wird verhindert, dass zusätzliche Klimaschutzanstrengungen in Deutschland verpuffen, indem die Zertifikate anderswo auf der Welt genutzt werden und zu zusätzlichem Treibhausgasausstoß führen.


Hendricks zieht positive Bilanz des UN-Klimagipfels in New York

BMUB Pressemitteilung, 24.9.14

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks hat eine positive Bilanz des Klimagipfels der Vereinten Nationen gezogen. "Nur durch eine umfassende Partnerschaft von Industrie- und Entwicklungsländern, von Wirtschaft und Zivilgesellschaft kann es gelingen, die Menschheitsfrage des Klimaschutzes zu lösen. Der von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon einberufene Gipfel hat Hoffnung gemacht, dass dies gelingen kann", sagte Hendricks heute in New York.

Hendricks verwies darauf, dass die Länder mit den höchsten Treibhausgasemissionen auf dem Gipfel zugesagt haben, im Hinblick auf den Klimagipfel in Paris bis Anfang 2015 ihre Beiträge zu einem neuen Klima-Abkommen – also neue Klimaziele für die Zeit nach 2020 – vorzustellen – darunter China und die USA. "Darüber hinaus gab es ermutigende Signale, etwa von Frankreich, Mexiko, Dänemark, der Schweiz und Korea, die mich zuversichtlich machen, dass der Grüne Klimafonds noch vor der Klimakonferenz in Lima Ende dieses Jahres substantiell aufgefüllt wird."

Ein weiterer Schwerpunkt des UN-Gipfels war der Waldschutz. Hendricks sagte, mit der "New York Declaration on Forests" sei ein bisher beispielloser Zusammenschluss von Regierungen, Unternehmen, zivilgesellschaftlichen und indigenen Verbänden sowie multilateralen Organisationen entstanden, der dazu beizutragen wolle, die Entwaldung bis 2030 zu beenden und entwaldungsfreie Lieferketten aufzubauen. Hendricks: "Das wird die Nachfrage nach Rohprodukten wie Palmöl, Soja, Rindfleisch und Holz steigern, die nachweislich so gewonnen werden, dass keine Entwaldung mehr damit einhergeht. So werden gezielt Anreize für die Vermeidung von Entwaldung gesetzt."

Hendricks sagte, Deutschland werde international weiterhin als Vorreiter und Schrittmacher im Klimaschutz wahrgenommen und anerkannt. "Ich habe auf dem Gipfel Deutschlands Schritte in Richtung einer klimafreundlichen Transformation unserer Volkswirtschaft vorgestellt und bin dabei auf sehr positives Echo gestoßen: die deutsche Energiewende, unsere mittel- und langfristigen Klimaschutzziele und unseren Beitrag zur Klimafinanzierung, insbesondere den im Juli angekündigten Beitrag zum Grünen Klimafonds von bis zu 750 Millionen Euro wurden mehrfach als beispielhaft gewürdigt."

Die Ministerin verwies insbesondere auf drei neue klimapolitische Entscheidungen der Bundesregierung, die auf dem Gipfel ein positives Echo hervorriefen: Zum einen wurde der Prozess zur Ratifizierung der zweiten Verpflichtungsperiode des Kyoto-Protokolls angestoßen worden. Hendricks: "Damit trägt Deutschland dazu bei, dass die neuen Kyoto-Verpflichtungen vom Jahr 2013 bis zum Jahr 2020 möglichst frühzeitig in Kraft treten können. Wir bekennen uns damit klar dazu, dass für den Klimaschutz ambitionierte völkerrechtliche Abkommen wie das Kyoto-Protokolls dringend erforderlich sind."

Zudem werde Deutschland von überschüssigen Emissionsrechten aus dem Kyoto-Protokoll keinen Gebrauch machen. Hendricks: "In dem Umfang, in dem wir unsere Kyoto-Verpflichtungen übererfüllen, sollen die nicht benötigten Zertifikate sukzessive gelöscht werden und damit dem internationalen Markt entzogen werden. Damit verhindern wir, dass zusätzliche Klimaschutzanstrengungen in Deutschland verpuffen, indem die Zertifikate anderswo auf der Welt genutzt werden und zu zusätzlichem Treibhausgasausstoß führen."

Zum Dritten habe die Bundesregierung entschieden, ihre Haltung zur Finanzierung von Kohleprojekten neu zu bestimmen. Hendricks: "Wir müssen die globale Energieversorgung bis Mitte dieses Jahrhunderts fast vollständig vom Einsatz der Kohle loslösen. Jeder Neubau von Kohlekraftwerken muss daher kritisch überprüft werden. In der klima- und entwicklungspolitischen Zusammenarbeit werden wir keine Finanzierung für Neubauten mehr zur Verfügung stellen und die Modernisierung laufender Kohlekraftwerke in diesem Zusammenhang nur noch eingeschränkt und nach klar definierten Kriterien finanzieren. Damit schließt sich die Bundesregierung der Initiative mehrerer Industriestaaten und Banken an."


NABU zum UN-Klimagipfel: Merkel glänzt durch Abwesenheit

Tschimpke: Deutschland muss Gipfel zum Ausstieg aus der Kohlefinanzierung nutzen

NABU Pressemitteilung, 22.9.14

Berlin/New York – Anlässlich des morgigen UN-Sondergipfels zum Klimaschutz unter Leitung von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon fordert der NABU von Deutschland mehr Führungsstärke. „Mit ihrer Abwesenheit sendet Bundeskanzlerin Merkel das falsche Signal an die Weltgemeinschaft. Es müssen schnellstens Lösungen für die drängendsten Fragen unserer Zeit erarbeitet werden – und das auf höchster Regierungsebene. Drei Bundesminister können das Regierungsoberhaupt nicht ersetzen“, kritisierte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.

In New York wird Bundeskanzlerin Angela Merkel durch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks vertreten. Ebenfalls anreisen werden Bundesaußenminister Steinmeier und Bundesentwicklungsminister Müller. Um das für 2015 anvisierte Ziel eines weltweiten Klimaabkommens in Paris beschließen zu können, müssen morgen in New York die Weichen gestellt werden und im Oktober beim Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs sowie bei der UN-Klimakonferenz im Dezember in Lima konkretisiert werden.

Der NABU fordert daher von der Bundesregierung und speziell von Bundeskanzlerin Merkel, sich stärker für den globalen Klimaschutz einzusetzen. Dazu gehört nach Ansicht des NABU auch, dass Deutschland in New York ankündigt, konsequent aus der Förderung klimaschädlicher Kohlekraftwerke auszusteigen. „Mit der KfW-Bankengruppe ist Deutschland weltweit massiv an der Finanzierung des Klimakillers Kohle beteiligt. Diese inkonsequente Politik muss ein Ende haben, und zwar sofort. Deutschland sabotiert damit bislang seine eigenen und die internationalen Ziele im Klimaschutz“, so Tschimpke.

Allein in den Jahren 2006 bis 2013 belief sich die von der KfW vorgenommene Förderung von Kohlekraftwerken auf mindestens 3,3 Milliarden Euro. Gefördert wurden nicht nur Anlagen in Ländern wie Brasilien und Australien, sondern auch eine klimaschädliche Infrastruktur. Darüber hinaus fordert der NABU von Angela Merkel, die skeptischen EU-Staats- und Regierungschefs endlich dazu zu bringen, auf ihrem Gipfel Ende Oktober für ambitionierte und verbindliche EU-Energie- und Klimaziele bis 2030 zu stimmen. Als Minimalziel müssen die Treibhausgasemission mindestens um 40 Prozent gegenüber 1990 reduziert werden, der Anteil der erneuerbaren Energien um 30 Prozent ausgebaut und Energie um 30 Prozent eingespart werden.

„Deutschland muss wieder seiner Rolle als Klima-Vorreiter gerecht werden und auch kritische Länder wie Polen vom Klimaschutz überzeugen. Durch die Krise in der Ukraine sollte endlich auch Polen zu der Einsicht gelangen, dass Stabilität, Versorgungssicherheit und Klimaschutz nur mit Hilfe von mehr Energieeffizienz und dem Ausbau erneuerbarer Energie erreicht werden können“, sagte NABU-Energieexperte Ulf Sieberg


Fünf Gründe, warum sich alle vor einem neuen Klima-Deal drücken

(dpa) - 23. September, 2014

http://www.focus.de/wissen/videos/bisher-groesste-demo-gegen-den-klimawandel-fuenf-gruende-warum-ein-weltklimavertrag-so-schwierig-ist_id_4151244.html


UN-Weltkonferenz zu indigenen Völkern: Satirischer Film kritisiert 'Entwicklungsprojekte'

Survival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 17.9.14

Anlässlich der UN-Weltkonferenz über indigene Völker, die am 22. und 23. September in New York stattfindet, wirft Survival International mit einem neuen Kurzfilm einen satirischen Blick auf die zerstörerischen Folgen von “Entwicklungshilfeprojekten” für indigene Völker.

Der zweiminütige Zeichentrickfilm 'Da habt ihr's!', gesprochen vom deutschen Schauspieler Jan van Weyde, zeigt wie im Namen von “Entwicklung” Raubbau an Land und Ressourcen indigener Völker betrieben wird.

Ohne ihre Rechte und Bedürfnisse zu berücksichtigen, werden indigene Gesellschaften, die sich bisher selbst versorgten, mit erzwungener “Entwicklung” ihrer Lebensgrundlage und Entscheidungsfreiheit beraubt. Ihnen bleiben zum Überleben oft nur Almosen.

“Da habt ihr’s!” basiert auf echten Beispielen von erzwungener “Entwicklung”. “Was soll das für eine Entwicklung sein, wenn die Menschen kürzer leben als vorher?”, fragte etwa Roy Sesana, Angehöriger der Buschleute in Botswana, nachdem seine Gemeinde umgesiedelt wurde, um sie zu “entwickeln”.

In Äthiopien werden gegenwärtig rund 200.000 Indigene zwangsumgesiedelt, angeblich um ihnen ein “modernes Leben” zu ermöglichen. Ein Angehöriger der Mursi sagte zu Survival International: “Wir warten darauf zu sterben. Wir weinen. Wenn Äthiopiens Regierung die Menschen in einem Dorf zusammenpfercht, gibt es keinen Platz mehr für Getreideanbau. Meine Kinder werden hungrig sein und keine Nahrung haben.”

Mit dem Film bekräftigt Survival International, die globale Bewegung für die Rechte indigener Völker, vor der UN-Weltkonferenz auch seine Forderung nach einer Ratifizierung der Konvention ILO 169, dem einzigen verbindlichen internationalen Abkommen, das die Landrechte indigener Völker schützt. Viele Staaten lehnen es noch immer ab, das Abkommen zu ratifizieren, darunter auch Deutschland, obwohl nicht zuletzt Maßnahmen ihrer Entwicklungspolitik Auswirkungen auf indigene Völker haben.

Erst kürzlich schlug die Weltbank, einer der wichtigsten Akteure in der Entwicklungszusammenarbeit, eine Änderung bei der Kreditvergabe vor, die bestehende Umwelt- und Sozialstandards schwächen würde. Der Entwurf könnte auch die bisher erkämpften Richtlinien zum Schutz indigener Völker und internationale Standards untergraben.

Marcelo Giugale, damals Weltbank-Direktor für Reduzierung von Armut in Afrika, schrieb 2012 in Bezug auf indigene Völker: „Ist das Festhalten an kulturellen Werten und Traditionen, die sich niemals verändern, in einer Marktwirtschaft, die sich andauernd verändert, hilfreich oder hemmend? (…) Wir müssen die ‚nicht-kognitiven’ Fähigkeiten der Menschen messen und herausfinden, wie diese ihre Befähigung, Erfolg zu haben, beeinflussen.“ Damit spricht Giugale indigenen Völkern nicht nur ab, lebendige und dynamische Gesellschaften zu haben, er übergeht auch die Frage, ob und wie einzelne indigene Völker am Entwicklungsmodell der Weltbank teilhaben möchten.

Davi Kopenawa, Schamane und Sprecher der Yanomami in Brasilien, erklärte zu seinen Erfahrungen mit “Entwicklung”: “Es ist nicht so, dass die Yanomami keinen Fortschritt wollen, oder andere Dinge, die weiße Menschen haben. Sie wollen selbst entscheiden, anstatt Veränderungen aufgezwungen zu bekommen, als ob es egal wäre, ob sie es wollen oder nicht.”

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