AktuellGolfstrom wird schwächer
Golfstromsystem verliert an Kraft Klimawandel im VerdachtPotsdam-Institut für Klimafolgenforschung Pressemeldung, 24.3.15Wie eine gewaltige Umwälzpumpe transportieren Strömungen des Atlantiks warmes Wasser in den Norden und kaltes Wasser in den Süden. Teil dieses Strömungssystems ist auch der Golfstrom, der für das meist milde Klima im Nordwesten Europas sorgt. Jetzt haben Forscher Belege dafür entdeckt, dass diese riesige Meeresströmung schwächer wird. Beobachtungen weisen darauf hin, dass die Umwälzung in den letzten Jahrzehnten langsamer war als jemals zuvor im vergangenen Jahrhundert, wahrscheinlich sogar im vergangenen Jahrtausend. Zu dieser Abschwächung hat offenbar die zunehmende Eisschmelze auf Grönland beigetragen, die durch den mensch-gemachten Klimawandel verursacht wird. Eine weitere Verlangsamung der Strömung könnte nicht nur Folgen haben für marine Ökosysteme, sondern auch für den Meeresspiegel und das Wetter in den USA und Europa. „Verblüffenderweise hat sich trotz fortschreitender globaler Erwärmung ein Teil des nördlichen Atlantik in den letzten hundert Jahren abgekühlt“, sagt Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Leit-Autor der in Nature Climate Change erscheinenden Studie. Frühere Forschung hatte bereits Hinweise darauf gegeben, dass eine Abschwächung der großen Umwälzströmung im Atlantik, die so genannte Atlantic Meridional Overturning Circulation, hierfür verantwortlich sein könnte. „Jetzt haben wir starke Belege dafür gefunden, dass dieses atlantische Förderband sich in den vergangenen hundert Jahren tatsächlich verlangsamt hat, besonders seit 1970“, so Rahmstorf. Weil es keine langen Strömungs-Messreihen gibt, haben die Wissenschaftler vor allem Temperaturdaten von der Wasseroberfläche untersucht, um Informationen über die Strömungen zu erhalten. Dabei nutzen sie den Umstand, dass die Meeresströmungen die wichtigste Ursache für Temperaturveränderungen im Nordatlantik sind. Aus so genannten Proxy-Daten ermittelt aus Eisbohrkernen, Baumringen, Korallen sowie den Ablagerungen auf dem Boden von Seen und Ozeanen können die Temperaturen über mehr als ein Jahrtausend zurück rekonstruiert werden. Die jüngsten Veränderungen sind seit dem Jahr 900 nie zuvor aufgetreten, was nahelegt, dass sie im Zusammenhang stehen mit der weltweiten vom Menschen verursachten Erwärmung. „Das Schmelzen von Grönlands Eis stört wahrscheinlich die Strömung“ Die große Umwälzung im Atlantik wird angetrieben von Unterschieden in der Dichte des Meerwassers. Von Süden fließt warmes und daher leichteres Wasser nach Norden, wo das kalte und daher schwerere Wasser in tiefere Ozeanschichten absinkt und sich wieder südwärts bewegt. „Jetzt aber stört wahrscheinlich das vom schmelzenden grönländischen Eis einströmende Süßwasser die natürliche Umwälzung im Atlantik“, sagt Ko-Autor Jason Box von der Geologischen Forschungsanstalt für Dänemark und Grönland. Das Süßwasser verdünnt das Meerwasser. Weniger salziges Wasser ist weniger dicht und sinkt daher weniger schnell in die Tiefe. „Der vom Menschen ausgelöste Masseverlust des grönländischen Eisschildes scheint den Golfstrom zu verlangsamen und dieser Effekt könnte noch zunehmen, wenn die weltweiten Temperaturen weiter ansteigen“, erklärt Box. Die im Nordatlantik beobachtete Abkühlung, genau südlich von Grönland, ist stärker als das, was die meisten Computersimulationen bisher vorausberechnet haben. „Herkömmliche Klimamodelle unterschätzen diese Veränderungen, entweder weil die Atlantikströmung in den Modellen zu stabil ist, oder weil sie das Schmelzen des grönländischen Eises nicht richtig einbeziehen können - oder aus beiden Gründen zusammen“, sagt Ko-Autor Michael Mann von der Pennsylvania State University in den USA. „Erneut zeigen hier Beobachtungsdaten, dass Klimamodelle in mancher Hinsicht immer noch zu konservativ sind, wenn es um das Tempo einiger Veränderungen geht.“ Keine neue Eiszeit aber möglicherweise erhebliche Auswirkungen Die anhaltende Erwärmung der Landmassen würde durch die Abkühlung über dem Nordatlantik kaum verringert. Die Forscher erwarten keinesfalls eine neue Eiszeit, wenn die große atlantische Umwälzung schwächer wird - die Bilderwelt von Hollywood-Filmen wie „The Day After Tomorrow“ bleibt also wirklichkeitsfern. Allerdings ist klar, dass eine deutliche Veränderung des Golfstromsystems, auch wenn sie sich langsam vollzieht, erhebliche negative Auswirkungen haben könnte. „Wenn die große Atlantikströmung weiter verlangsamt wird, könnte das massive Folgen haben“, sagt Rahmstorf. „Eine Störung der Strömung würde wahrscheinlich die Ökosysteme des Ozeans stören, und damit auch die Fischerei und die Lebensgrundlagen vieler Menschen an den Küsten. Eine Abschwächung des Golfstroms trägt auch zum regionalen Anstieg des Meeresspiegels bei, dies würde unter anderem Städte wie New York oder Boston betreffen. Temperaturveränderungen in der Region südlich von Grönland können außerdem Wettersysteme auf beiden Seiten des Atlantik beeinflussen, in Nordamerika wie auch in Europa.“ Wenn die Strömung zu schwach wird, könnte sie sogar vollständig zusammenbrechen die atlantische Umwälzung wird schon lange als mögliches Kipp-Element im Erdsystem betrachtet. Als Kippen wird hierbei eine vergleichsweise rasche und nahezu unumkehrbare Veränderung bezeichnet. Der aktuelle Bericht des Weltklimarats IPCC schätzt, dass die Wahrscheinlichkeit eines solches Umkippens der Strömung noch innerhalb unseres Jahrhunderts bis zu Eins zu Zehn beträgt. Allerdings zeigen Expertenbefragungen, dass viele Experten das Risiko größer einschätzen. Die jetzt veröffentlichte Studie des internationalen Forscherteams um Rahmstorf bietet neue Informationen für eine bessere Abschätzung dieser Gefahr. WWF: Arktisches Wintereis noch nie so dünn wie jetzt65 Prozent Eisverlust in 40 JahrenWWF Pressemitteilung, 20.3.15 Das arktische Meereis weist in diesem Jahr die geringste Winterausdehnung aller Zeiten aus, gab gestern das US-amerikanische Nationale Datenzentrum für Schnee und Eis (NSIDC) bekannt. Die Nachricht führt die Folgen des Klimawandels drastisch vor Augen, nachdem 2014 bereits das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1880 war. Verantwortlich für den niedrigen Eisstand war unter anderem ein ungewöhnlich warmer Februar in Teilen von Alaska und Russland. Verglichen mit der durchschnittlichen Wintereisausdehnung der Jahre 1981 bis 2010 ging damit in der Arktis eine Eisfläche von fast 1,1 Millionen Quadratkilometer verloren. Das ist fast dreimal die Fläche von Deutschland. „Das ist kein Rekord auf den man stolz sein kann. Eine niedrige Wintereisausdehnung kann eine Serie von Reaktionen auslösen, die für die Arktis und den Rest der Welt gefährlich sind“, sagt Alexander Shestakov, Leiter des WWF Arktis-Programms. Jedes Jahr im September erreicht das arktische Meereis seine geringste Ausdehnung, danach wächst es im dunklen arktischen Winter wieder auf sein Maximum, welches im März erreicht wird. Der nun bekannt gegebene Negativ-Rekord weist auf Bedingungen von dünnem, langsam wachsendem Eis hin. Der WWF befürchtet als Folge eine stärkere Eisschmelze im Sommer. Denn je dünner und löcheriger die Eisdecke, desto mehr wird das dunklere Meerwasser sichtbar. Da das Meer aber im Gegensatz zum Eis die Sonnenstrahlung deutlich stärker absorbiert, erwärmt es sich zusätzlich. Dadurch schmilzt das Arktiseis noch weiter. Ein Großteil der Meereisschmelze geht auf den Klimawandel zurück, der von Treibhausgasen verursacht wird. „Der Klimawandel wirkt sich in der Arktis besonders stark aus. Dieser jüngst gemessene Wert sollte uns ein deutliches Warnsignal sein. Denn der dramatische Verlust des Polareises hat zur Folge, dass sich auf der nördlichen Hemisphäre das Klima ändert: Die Sommer werden niederschlagsreicher, die Winter strenger und die Wetterextreme häufen sich“, warnt Regine Günther, Leiterin des Klima und Energiepolitik des WWF Deutschland. Am Meereis der Arktis hängt ein ganzes Netzwerk von Lebewesen. Angesichts der stets steigenden Bedrohung ruft der WWF die Arktis Anrainer Staaten auf, kurzfristig ein Netz von widerstandsfähigen marinen Gebieten rund um den Nordpol aufzubauen. Dickes mehrjährig gewachsenes Eis hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten deutlich verringert. Eine kürzlich veröffentlichte Studie zeigt, dass das arktische Meereseis seit 1971 um 65 Prozent ausgedünnt wurde. Earth Hour 2015: Wir sind viele für das KlimaWWF-Online, 23.3.15Die Zeit läuft ab. Die globalen Treibhausgasemissionen müssen dringend reduziert werden. Doch nicht nur deswegen ist 2015 ein besonderes Jahr für das Weltklima. Gerade aus deutscher Perspektive. Dieses Jahr werden in Deutschland die Umsetzung des Klimaschutzpaketes 2020 und die Gestaltung des Strommarktes verhandelt. Die EU wird über die Zukunft des Emissionshandels entscheiden. Und auf der Weltbühne verhandeln die Staaten beim Klimagipfel COP21 in Paris über einen neuen UN-Klimavertrag. Klimaschutz voranbringen 2015 ist ein Jahr, um den Klimaschutz weltweit voranzubringen. Die längst eingeschlagene Wende zu einer nachhaltigen Wirtschaft, basierend auf erneuerbaren Energien, ist ökonomisch erforderlich und ökologisch unvermeidbar, muss allerdings noch beschleunigt werden. Es gibt keine Alternative. Deutschland wird im Klimajahr 2015 eine spezielle Rolle spielen als Gastgeber des G7 Gipfels auf Schloss Elmau im Juni. Schon jetzt ist klar: Bei den Gesprächen der sieben wichtigsten Industrienationen wird es auch um Klima und Energie gehen. Schon hier können weitreichende Entscheidungen für das Klima mit Blick auf das neue Klimaabkommen, welches im Dezember in Paris beschlossen werden soll, getroffen werden. Weiterhin wird von der G7-Gruppe erwartet, sich zur Reduzierung und zum stufenweisen Ausstieg aus Investitionen in fossile Energien, insbesondere in Kohle, zu bekennen. Zudem muss der Ausbau von erneuerbaren Energien in Entwicklungsländern stärker unterstützt werden. Es gibt wissenschaftlich keinen Zweifel an der Notwendigkeit zur dringenden Begrenzung der globalen Erwärmung. Wie ehrgeizig das neue Klimaabkommen auf der COP21 ausfallen wird, ist aber unklar. Die Forderungen des WWF für die Klimakonferenz COP21 stehen längst fest:
Die Earth Hour wird weltweit, auf allen Kontinenten, von vielen Millionen Menschen gefeiert. Rund um den Globus versinken Wahrzeichen für eine Stunde in Dunkelheit, darunter die Chinesische Mauer oder der Eiffelturm in Paris. 2014 beteiligten sich 7000 Städte in 162 Ländern. In Deutschland nahmen letztes Jahr über 160 Städte teil. 2015 sind wir mehr. Mehr für das Klima. WWF Kommentar Klimaschutzpolitik für Deutschlands StromsektorStatement zum neuen nationalen Klimaschutzinstrument für die deutsche StromerzeugungWWF Pressemitteilung, 19.3.15 Die Bundesregierung plant die Einführung eines neuen Klimaschutzinstrumentes für den deutschen Kraftwerkssektor, um die Treibhausgasminderung von 40% bis zum Jahr 2020 gegenüber 1990 erreichen zu können. Im Dezember vergangenen Jahres wurde ein Vorschlag hierfür angekündigt. Jetzt liegen die ersten Eckpunkte vor. Regine Günther, Leiterin Klima und Energiepolitik des WWF kommentiert: „Die Einführung des vorgelegten Instrumentes wäre ein großer Schritt nach vorn für Deutschlands Glaubwürdigkeit im Klimaschutz. Nach dem Zusammenbruch des europäischen Emissionshandels rückt die Erreichung des 40% Ziels wieder in greifbare Nähe. Bei der vorgelegten Lösung werden richtigerweise vor allem die ältesten und schmutzigsten Kraftwerke ins Visier genommen. Schrittweise wird deren Betrieb verteuert bis sie schließlich aus dem System gedrängt werden. Die sauberen Kraftwerke erhalten so Vorfahrt. Deutschland könnte darüberhinaus mit diesem Instrument einen zusätzlichen Beitrag leisten, den europäischen Emissionshandel wieder flott zu machen. Der WWF begrüßt die Eckpunkte.“ UN schaffen in Sendai neues internationales Rahmenwerk für KatastrophenvorsorgeGermanwatch erwartet neuen Druck für Klimaabkommen in Paris: Risikoverstärker Klimawandel eindämmenGermanwatch Pressemitteilung, 18.3.15 Sendai/Bonn. Mit der Entscheidung zum Sendai Rahmenwerk 2015-30 ist die dritte Weltkonferenz zur Katastrophenvorsorge heute zu Ende gegangen. Dabei verpflichten sich die Staaten weltweit dazu, in den nächsten 15 Jahren durch Vorsorgemaßnahmen die Auswirkungen von Naturkatastrophen substantiell zu verringern. Konkret sollen sieben Ziele erreicht werden, zum Beispiel bis 2030 die Zahl der Todesfälle durch Wetterextreme, Erdbeben und Vulkanausbrüche zu senken sowie ihre volkswirtschaftlichen Schäden zu begrenzen. „Sendai sendet zwei Signale am Anfang einer Reihe wichtiger UN-Entscheidungen in diesem Jahr“, sagt Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer bei Germanwatch. „Erstens ist es eine gemeinsame Verantwortung der Staaten dieser Welt, dass Naturkatastrophen möglichst selten zu humanitären Katastrophen werden. Und zweitens kann dies nur gelingen, wenn der Risikoverstärker Klimawandel wirkungsvoll eingedämmt wird." Die Konferenz in Sendai hat die Rolle des Klimawandels als Risikoverstärker hervorgehoben. „Katastrophenvorsorge ohne ernsthaften Klimaschutz ist wie heiße Milch rühren ohne die Herdplatte abzustellen“, sagt Bals. „Es ist ein wichtiges und logisches Signal von Sendai, den Klimawandel als Risikotreiber in den Fokus zu nehmen.“ Allerdings war es nicht die Aufgabe von Sendai, diesen Klimaschutz zu organisieren. Bals: „Das Ergebnis von Sendai ist ein Zeichen an den Klimagipfel von Paris, weltweit die energiepolitische Wende zu beschleunigen." Überschattet wurde der Gipfel von der menschlichen Tragödie durch Zyklon Pam im Südpazifik. Vanuatus Premierminister Baldwin Lonsdale warb auf der Konferenz für Unterstützung für den verwüsteten Inselstaat. Christoph Bals betont: „Wenn Katastrophen so groß sind, dass Länder sich nicht selbst helfen können, ist die internationale Gemeinschaft gefragt. Schnelle und zuverlässige Hilfe wäre möglich, wenn es international vereinbarte Ver- und Absicherungslösungen für Klimarisiken gäbe. In Sendai wurde dies diskutiert, Vanuatus Notlage hat diese Notwendigkeit gezeigt." Deutschland könne hier im Rahmen seiner G7-Präsidentschaft in diesem Jahr internationale Akzente setzen. „Eine wirkungsvolle Initiative für Klimarisikoversicherungen wäre sowohl ein Schritt für die Umsetzung des Ergebnisses von Sendai als auch eine vertrauensbildende Maßnahme gegenüber besonders vom Klimawandel bedrohten Staaten für die Klimaverhandlungen in Paris“, so Bals. Schmelzende Gletscher: Peruaner fordert von RWE Geld für Schutzmaßnahmen einGermanwatch Pressemitteilung, 16.3.15Berlin/Huaraz. Erstmals verlangt ein massiv von Risiken des Klimawandels Betroffener von einem der größten Treibhausgasemittenten in Europa, dass sich das Unternehmen an dringend notwendigen Schutzmaßnahmen beteiligen soll: Der Peruaner Saúl Luciano Lliuya fordert mit Hilfe seiner in der Auseinandersetzung um Klimaschäden erfahrenen Rechtsanwältin Dr. Roda Verheyen (Kanzlei Günther, Hamburg) von dem Energiekonzern RWE ein, sich an der Finanzierung von Schutzmaßnahmen zu beteiligen. Seinem Haus - sowie einem großen Teil der peruanischen Andenstadt Huaraz - drohen wegen eines durch die Gletscherschmelze wachsenden Gebirgssees oberhalb der Stadt eine Flutkatastrophe. Die deutsche Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch berät auf Wunsch von Saúl Luciano diesen bei seinem Anliegen gegenüber RWE. Sollte der Konzern nicht positiv reagieren, hat der Peruaner vor, gegen RWE vor ein deutsches Gericht zu ziehen. „Ein solcher Vorstoß ist in Europa bisher einmalig“, sagt Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch. „Die schnell wachsenden Risiken durch die schmelzenden Gletscher in den Anden tragen eindeutig die Handschrift des Klimawandels. Saúl Luciano Lliuya findet sich nicht mit einer Opferrolle ab, sondern nimmt sein Schicksal in die Hand." Kein Unternehmen in Europa setzt laut einer Studie von 2013 mehr Treibhausgase frei als RWE. Das Unternehmen ist, so zeigt eine Untersuchung von 2014, für rund ein halbes Prozent aller weltweit seit Beginn der Industrialisierung freigesetzten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Saúl Luciano Lliuya fordert nun, dass RWE auch ein halbes Prozent der Kosten für die in Huaraz erforderlichen Schutzmaßnahmen übernehmen soll. Der Weltklimarat IPCC führt die inzwischen sehr gut untersuchte Gletscherschmelze in den Anden auf den Klimawandel zurück. Im peruanischen Huaraz ist die Gefahr besonders präsent: Ein Gletschersee einige Kilometer oberhalb der 55.000-Einwohner-Stadt ist allein seit 2003 um das Vierfache gewachsen. Durch den Klimawandel steigt auch das Risiko, dass sich große Eisblöcke von den Gletschern lösen und in den See stürzen. Dann würde eine verheerende Flutwelle und im Anschluss eine meterhohe Überschwemmung in den unteren besiedelten Gebieten drohen. Schon 1941 fielen einer Flutwelle aus diesem See - der damals aber noch kleiner war - mehrere Tausend Menschen zum Opfer. Es wird vermutet, dass sich durch ein Erdbeben ein sehr großes Gletscherstück löste und dieses in den See stürzte. Seither ist das Risiko einer neuen Flut durch den Klimawandel drastisch gestiegen und wird von den Behörden als akut eingeschätzt. Zuletzt ereignete sich 2003 eine weitere kleinere Flut. Mehrfach wurde in jüngster Zeit der Notstand ausgerufen. Derzeit existiert nicht einmal mehr das vor einiger Zeit notdürftig installierte Frühwarnsystem. Die Arbeiter dort hatten seit Juni 2014 keinen Lohn mehr erhalten. Als vor kurzem auch noch die Funkanlage für Alarmmeldungen ausfiel, stellten sie ihre Arbeit ein. Um die Flutgefahr dauerhaft abzuwenden, müssten immer wieder große Mengen Wasser aus dem Gletschersee Palcacocha durch ein neues Entwässerungssystem abgepumpt und Dämme des Sees verstärkt beziehungsweise neue Dämme errichtet werden. Saúl Luciano fordert von RWE, dass der Konzern Kosten von etwa 20 000 Euro für die Durchführung dieser Maßnahmen übernimmt. Dies wäre nur ein kleiner Teil der Gesamtkosten - ein Beitrag, der sich am Beitrag des Konzerns zum Klimawandel orientiere. Christoph Bals: „Wir unterstützen diese Forderung. Wer andere schädigt, hat verschiedene Pflichten. Deshalb erwartet Germanwatch zum einen von RWE, dass das Unternehmen ein neues Geschäftsmodell entwickelt, um nicht ständig weitere Schäden zu erzeugen. Zum anderen soll das Unternehmen seinen Beitrag für den Schutz der Betroffenen leisten. Marktwirtschaft kann ohne das Verursacherprinzip nicht funktionieren. Wer Risiken erzeugt, muss auch Verantwortung dafür übernehmen." Germanwatch betrachte es nicht als eine Dauerlösung, dass sich alle - häufig sehr armen - Betroffenen auf den Weg machen müssen, um die notwendige Unterstützung von den Verursachern einzufordern. "Es gibt immer mehr Menschen, deren Existenz durch den globalen Klimawandel gefährdet ist, obwohl sie am wenigsten zu dessen Verursachung beigetragen haben. Wir brauchen eine politische Lösung für diesen Skandal, die die Verursacher in die Pflicht nimmt. Das für Dezember geplante neue Klimaabkommen von Paris bietet die Gelegenheit, hier einen deutlichen Schritt weiter zu kommen", so Bals. Klimawandel: "Ich habe die Risken unterschätzt"Lord Nicholas Stern ist der berühmteste Ökonom des Klimawandels. Sein Stern-Report von 2006 beeinflusst weiter die Politik. Aber wie denkt er heute selbst über sein großes Thema?Von Karl Gaulhofer, Die Presse, 17.3.15 http://diepresse.com/home/wirtschaft/international/4687685/Klimawandel_Ich-habe-die-Risken-unterschaetzt » zurück |
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