AktuellTag der indigenen Völker
Indigene Umweltaktivisten in LebensgefahrMenschenrechtsreport dokumentiert weltweite Bedrohung indigener NaturschützerGfbV Pressemitteilung, 7.8.15 Auf die bedrohliche Lage indigener Naturschützer macht die Gesellschaft für bedrohte Völker anlässlich des Internationalen Tages der indigenen Völker (09.08.) aufmerksam. Wenn sie ihre Umwelt vor Zerstörung und Raubbau schützen oder ihre Landrechte einfordern, bringen sich Angehörige von Ureinwohnergemeinschaften in Lebensgefahr. „In etlichen Ländern werden unbequeme Stimmen schnell durch feigen Mord zum Verstummen gebracht oder sie sind unerträglichen Schikanen wie willkürlicher Inhaftierung, langjährigen Gefängnisstrafen, Misshandlung und Folter oder empfindlicher Einschränkung ihrer Bewegungs- und Meinungsfreiheit ausgesetzt“, sagt die GfbV-Referentin Yvonne Bangert. Die GfbV dokumentiert in einem am Freitag veröffentlichten 36-seitigen Menschenrechtsreport, dass Konzerne und Regierungen der Industrienationen die Wirtschaftsentwicklung fast immer höher bewerten als Umweltschutz und Menschenrechte. Auf indigene Gemeinschaften wird wenig Rücksicht genommen. „So haben in den vergangenen Jahren immer mehr indigene Umweltaktivisten ihr Engagement mit dem Leben bezahlen müssen wie auf den Philippinen. Dort mussten allein zwischen Oktober 2014 und Juni 2015 auf der Insel Mindanao 23 indigene Umweltaktivisten und traditionelle Führer wegen ihres Engagements gegen Bergbauprojekte sterben. Hier wie anderswo bleiben die Täter - gedungene Mörder, Paramilitärs oder staatlicher Sicherheitskräfte - oftmals straflos.“ Weltweit gibt es Angaben der GfbV zufolge rund 5.000 indigene Völker mit etwa 450 Millionen Angehörigen. Anhand zahlreicher Beispiele aus zehn asiatischen, mittel- und südamerikanischen Ländern sowie der Russischen Föderation wird in dem GfbV-Report aufgezeigt, wie skrupellose Großgrundbesitzer, ehrgeizige Projekte zur Öl-, Gas- und Kohle-Förderung, die Errichtung von Staudämmen, die Ausbeutung wertvoller Bodenschätze, rücksichtsloser Holzeinschlag, aber auch Drogenschmuggel und Bürgerkrieg nicht nur das Leben einzelner bedrohen, sondern das Überleben ganzer Ureinwohnergemeinschaften gefährden. „Angehörige indigener Völker sind zu besonders entschlossenen Umwelt- und Klimaschützern geworden, denn sie sind auf eine intakte Natur angewiesen, die sie schonend bewirtschaften können“, sagt Bangert. „Außerdem haben sie zu ihrem traditionellen Land eine so starke kulturelle Bindung, dass sie ihre Identität verlieren, wenn sie vertrieben oder zwangsumgesiedelt werden.“ „Es reicht nicht, mit Blick auf den Klimawandel Gipfel um Gipfel zu absolvieren und immer neue Klimaziele zu verkünden. Den indigenen Umweltschützern mehr Gehör zu verschaffen, liegt auch in unserem Interesse, denn wir alle haben nur diesen einen Planeten. Das erwarten wir auch vom nächsten Klimagipfel im Dezember in Paris.“ Vollständiger Report UN-Tag der indigenen Völker: Neue Kommunikations-Technologie gibt Indigenen eine StimmeSurvival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 7.8.15Im Vorfeld des Internationalen Tages der indigenen Völker der Vereinten Nationen am Sonntag, dem 9. August, hat Survival International ein einzigartiges Projekt gestartet. Die globale Bewegung für die Rechte indigener Völker hat einigen der weltweit am abgeschiedensten lebenden indigenen Gemeinden eine hochmoderne Kommunikationstechnologie zur Verfügung gestellt. Das Projekt namens „Tribal Voice“ ist das erste seiner Art und ermöglicht es indigenen Gemeinden, die über keinen Internet-Anschluss verfügen, Video-Botschaften zu verschicken, in denen sie über ihr Leben und ihren Kampf ums Überleben erzählen. Somit erreichen die Indigenen in Echtzeit ein weltweites Publikum. Bis jetzt nutzen die Guarani und die Yanomami in Brasilien das Projekt. Mariazinha von der Yanomami-Gemeinde Rokoari erklärte im allerersten Tribal-Voice-Video: „Heute ist die Kommunikationsausrüstung angekommen und ich bin sehr glücklich. ( ) Wenn wir illegale Goldgräber auf unserem Land antreffen oder wenn Außenseiter versuchen, uns zu töten, kann ich das jeden wissen lassen. ( ) Wir werden in der Lage sein, mit Menschen, die sehr weit weg leben, zu kommunizieren.“ Die Yanomami sind das größte, in relativer Isolierung lebende, indigene Volk in Südamerika. Ihr Land und ihr Leben werden permanent von illegalen Goldgräbern bedroht, die ihre Wasserläufe verschmutzen und Krankheiten einschleppen, gegen die die Yanomami kaum resistent sind. Ein Anführer der Guarani äußerte gegenüber Survival: „Wir sagen schon seit Jahren, dass wir dazu in der Lage sein müssen, mit den Menschen in Brasilien und auf der ganzen Welt zu kommunizieren. Dieses Projekt ist genau das, worauf wir die ganze Zeit gewartet haben.“ Die im Südwesten Brasiliens lebenden Guarani haben den Großteil ihres Landes an Viehfarmen und Zuckerrohrplantagen verloren. Ihre Anführer stehen im Visier von Bewaffneten, die von den Ranchern angeheuert werden, um sie zu ermorden und die indigenen Gemeinden anzugreifen. Erst kürzlich legten Angreifer Feuer in einer Guarani-Gemeinde, nachdem die Indigenen Teile ihres angestammten Landes wieder besetzt hatten. Das Projekt „Tribal Voice“ will indigenen Völkern gegenüber Regierungen und multinationalen Unternehmen, die versuchen, sie zum Schweigen zu bringen, eine Stimme geben. Die Indigenen können künftig mit der ganzen Welt ihre Ansichten über ihre Umwelt, Lebensformen und Visionen für ihre Zukunft teilen. Stephen Corry, Direktor von Survival, erklärte heute: „Indigene Völker sind genau wie wir. Auch sie machen sich Sorgen über ihre Lebensqualität und die Zukunft ihrer Kinder. In ihrem scharfsinnigen Verständnis der Welt übertrifft sie niemand, und sie können uns eine Menge kluger Dinge sagen zu so ziemlich jedem Aspekt des heutigen Lebens. Daher geben wir den indigenen Völkern eine moderne Kommunikationstechnologie, mit der sie in Echtzeit zur ganzen Welt sprechen können.“ ZDF-„planet e.“-Doku „Goldrausch am Amazonas“ über Brasiliens bedrohte UreinwohnerZDF Pressemitteilung, 5.8.15Mainz Anlässlich des Internationalen Tages der indigenen Völker hat das ZDF am Sonntag, 9. August 2015, 14.45 Uhr, die „planet e.“-Dokumentation „Goldrausch am Amazonas“ über Brasiliens bedrohte Ureinwohner im Programm. Autor Daniel Moj begleitet den Menschenrechtsaktivisten Egydio Schwade auf seiner Reise im Amazonasgebiet. Illegale Goldsuche, Raubbau am Regenwald: In Brasilien kämpfen die Ureinwohner um ihre Heimat und um ihr Überleben. An ihrer Seite ist der deutschstämmige ehemalige Padre Egydio Schwade. Seit mehr als 50 Jahren setzt sich der Menschenrechtsaktivist für die Rechte der indigenen Völker in Brasilien ein. Schon während der brasilianischen Militärdiktatur ließ er sich in dem Ort Presidente Figueiredo nieder und suchte den Kontakt zum Stamm der Waimiri-Atroari. Diese gehörten damals zu den besonders bedrohten Völkern am Amazonas. Er war Zeuge, als der Bau einer Straße mitten durch den Regenwald zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Militärs und Ureinwohnern führte. Tausende Indios bezahlten ihren Widerstand damals mit dem Leben. Derzeit spitzt sich die Lage wieder zu: Zum einen unterstützt die neue brasilianische Landwirtschaftsministerin Kátia Abreu, die der Agrarlobby nahesteht, weitere Abholzungen und stellt die Rechte der indigenen Minderheiten in Frage. Zum anderen dringen Goldsucher immer weiter in die Regenwälder vor. Der Kampf der Ureinwohner scheint aussichtslos. Der Internationale Tag der indigenen Völker wurde erstmals am 9. August 1994 von den Vereinten Nationen ausgesprochen und wird seitdem jährlich begangen. Er wird veranstaltet, um die Rechte der indigenen Bevölkerungsgruppen zu fördern und zu schützen. » zurück |
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