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Schwindende WälderWWF-Bericht: Waldzerstörung schreitet voran2,4 Millionen Quadratkilometer globaler Waldverlust seit 1990 WWF Pressemitteilung, 20.3.18 Berlin: Die massive globale Waldzerstörung entwickelt sich zu einer immer größeren Bedrohung für Artenvielfalt, Klimaschutz und Menschheit. Darauf macht der WWF in seinem aktuellen Waldbericht aufmerksam. Laut dem Report „Die schwindenden Wälder der Welt“ sind seit 1990 fast 2,4 Millionen Quadratkilometer Naturwald verloren gegangen, was mehr als der sechsfachen Fläche Deutschlands entspricht. „Die Hotspots der Waldzerstörung liegen in den tropischen Wäldern von Südamerika, Afrika und Südostasien. Das ist besonders dramatisch, denn sie sind Heimat für die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten der Welt und speichern gleichzeitig besonders viele Treibhausgase“, sagt Susanne Winter, Programmleiterin Wald beim WWF Deutschland. Die mit Abstand größten Verluste sind nach Angaben des WWF in Afrika und Südamerika zu beobachten. Afrika hat seit 1990 zwölf Prozent seiner Waldfläche verloren (etwa 860.000 Quadratkilometer). Trauriger Spitzenreiter ist Nigeria, wo im genannten Zeitraum ganze 60 Prozent des Waldes zerstört wurden. In absoluten Zahlen stellt jedoch der Amazonas den wichtigsten Schauplatz der weltweiten Waldzerstörung dar. So hat der größte Regenwald der Erde seit 1995 über 310.000 Quadratkilometer eingebüßt. Während die Abholzung seit der Jahrtausendwende dank besserer Schutzbemühungen zunächst zurückging, zieht sie seit 2012 im Zuge der brasilianischen Wirtschaftskrise und Schwächung des Waldgesetzes wieder deutlich an. Die Gründe für den Waldverlust variieren von Region zu Region. Der mit Abstand wichtigste Faktor sei global gesehen jedoch die industrielle Landwirtschaft. Insbesondere die Viehhaltung und der Anbau von Palmöl und Soja in riesigen Monokulturen verschlängen immer größere Flächen. Allein Deutschland importiert landwirtschaftliche Erzeugnisse von 55.000 Quadratkilometer Fläche, die einmal bewaldet waren, insbesondere Soja als Futtermittel in der Fleischerzeugung. Hinzu kämen die nicht-nachhaltige Abholzung für die Holz- und Papierproduktion, der Abbau von Bodenschätzen und Infrastrukturprojekte in zuvor unberührten Gegenden, die einer weiteren Zerstörung wiederum Vorschub leisten. Ein kleiner Hoffnungsschimmer sei, dass sich der Waldverlust insgesamt verlangsamt. Eine wichtige Rolle spielt hierbei Asien, wo nach extremer Waldzerstörung jetzt massiv aufgeforstet wird und die Waldfläche seit 1990 um rund 250.000 Quadratkilometer angewachsen ist. Auch Europas Wälder konnten sich seither um etwa 150.000 Quadratkilometer ausbreiten. Der WWF bewertet die Aufforstungen als wichtigen Schritt, sie dürften jedoch nicht von der anhaltende Zerstörung von Naturwäldern ablenken: „Aufforsten ist notwendig, es kommt aber auf das Wie an. In den meisten Fällen haben wir es mit Plantagen-Forsten für die schnelle Holzgewinnung zu tun. Wir pflanzen artenarme Monokulturen, während artenreiche Naturwälder weiter im großen Stil abgeholzt werden“, so Susanne Winter. Trotzdem sei das Aufforsten ein Beitrag zum Klimaschutz, zugleich könnten die Plantagen helfen den Druck von den Naturwäldern zu verringern. Um die folgenreiche Zerstörung der Wälder zu stoppen, fordert der WWF eine Abkehr vom Dogma der kurzfristigen Profitmaximierung: „Unsere Wirtschaftsweise basiert zu großen Teilen auf der Ausbeutung von Ressourcen, ohne dass wir die Folgen in Betracht ziehen. Kurzfristig gewinnen wir Wohlstand, aber langfristig sägen wir an dem Ast, auf dem wir sitzen. Die Wälder sind dafür ein Paradebeispiel. Wälder versorgen uns mit sauberem Wasser, schützen uns vor Erosion und Fluten und stabilisieren unser Klima. Setzen wir das aufs Spiel, verlieren wir mehr als ein paar Prozente Wirtschaftswachstum“, sagt Susanne Winter vom WWF. Um einen weiteren Niedergang aufzuhalten müssten ein Großteil der verbliebenen Naturwälder unter strengen Schutz gestellt werden. Für Klima- und Artenschutz sei darüber hinaus entscheidend, wirtschaftliche Interessen mit dem Umweltschutz zu versöhnen. Dazu spricht sich der WWF für Finanzierungsprogramme aus, mit denen eine naturnahe, die Artenvielfalt erhaltende Waldbewirtschaftung gefördert wird. Des Weiteren müssten bereits bestehende Gesetze entschiedener durchgesetzt werden. Gerade in Ländern mit großen Waldbeständen sei Korruption ein großes Problem, mitunter würden Wälder in Schutzgebieten oder gar Nationalparks abgeholzt. Doch auch hierzulande ist laut WWF noch viel zu tun: So werde beispielsweise die Holzhandelsverordnung, die den Import illegalen Holzes in die EU verhindern soll, auch in Deutschland nur mangelhaft umgesetzt. Waldbericht 2018 (PDF, 24 MB) Internationaler Tag des Waldes: BMU bringt Wiederaufbau von Wäldern weltweit voranBMU Pressemitteilung, 20.3.18Der Wiederaufbau zerstörter Wälder nimmt international Fahrt auf. Die sogenannte „Bonn Challenge“ zum Wiederaufbau von Wäldern, die Deutschland 2011 gestartet hat, hat weltweit Aktivitäten ausgelöst. Kurz vor dem Internationalen Tag des Waldes am 21. März hat vergangene Woche eine 3. Bonn Challenge-Konferenz in Brasilien stattgefunden. Bis heute gibt es insgesamt 47 Zusagen von Ländern, Provinzen oder Unternehmen, bis 2020 mehr als 160 Millionen Hektar Wald wiederaufzubauen. Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Die Wiederherstellung von Wäldern ist ein zentraler Baustein, um die nachhaltige Zukunft unserer Erde zu sichern. Wer zerstörte Wälder wiederherstellt, hilft nicht nur Umwelt und Klima, sondern tut auch was für wirtschaftliche Entwicklung und Armutsbekämpfung. Es gibt weltweit immer mehr erfolgreiche Ansätze zum Wiederaufbau von Wäldern. Wir wollen helfen, dass sich diese guten Ideen und Konzepte weltweit verbreiten nicht nur in Entwicklungs- und Schwellenländern.“ Bei der 3. Bonn Challenge-Konferenz vergangene Woche stand Brasilien im Fokus. Das südamerikanische Land hat es als besonders waldreiches Land geschafft, seine Entwaldungsraten seit 2004 dauerhaft zu reduzieren. Zugleich verfolgt es den Plan, 12 Millionen Hektar natürliche Vegetation bis 2030 wiederherzustellen. Sieben Jahre nach ihrem Start hat die Bonn Challenge sich in Lateinamerika, Afrika und Asien etabliert. Erste Ansätze gibt es außerdem im Mittelmeerraum sowie in Zentralasien. Diese regionalen Prozesse befördern den Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen den beteiligten Ländern. Die Bonn Challenge in Brasilien hat gezeigt, dass insbesondere Gemeinden und Landkreise wichtige Akteure bei der langfristigen Aufgabe des Wiederaufbaus von Wäldern sind. El Salvador stellte auf der 3. Bonn Challenge eine Initiative vor, das Jahrzehnt 2021-2030 zur UN-Dekade für die Restaurierung von Ökosystemen („UN Decade for the Restoration of Ecosystems“) zu erklären. Der zentralamerikanische Staat und Bonn Challenge-Partner wird zusammen mit anderen zentralamerikanischen Staaten in den kommenden Monaten einen Antrag in die UN-Generalversammlung einbringen. Als größte Kohlenstoffsenken der Erde spielen Wälder eine zentrale Rolle beim Klimaschutz. Darüber hinaus sind sie einer der Schlüssel zum Erhalt der biologischen Vielfalt. » zurück |
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