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Dauerhafter ökologischer AusnahmezustandNeue Rote Liste: Berggorilla und Walen geht es besserKlimawandel, Waldzerstörung und Überfischung sind Hauptprobleme WWF Pressemitteilung, 14.11.18 Dem Berggorilla geht es wieder besser. Auch die Bestände von Finn- und Westlichem Grauwal haben sich dank des internationalen Walfangverbots und konsequenter Schutzbemühungen erholt. Andere Arten jedoch taumeln weiter dem Aussterben entgegen - darunter der Amazonasflussdelfin sowie Teile der südostasiatischen Vogelwelt. Das geht aus der am Mittwoch durch die Weltnaturschutzunion IUCN veröffentlichten aktualisierten Roten Liste für bedrohte Tier- und Pflanzenarten hervor. An der Gesamtlage hat sich allerdings laut Naturschutzorganisation WWF nichts verändert. Das größte, menschenverursachte Artensterben seit Verschwinden der Dinosaurier schreite unvermindert voran - und bedroht laut WWF auch das Wohl des Menschen. So zeigt die neue Rote Liste auch, dass weltweit Fischarten durch Übernutzung zurückgehen, einige inzwischen sogar vom Aussterben bedroht sind. Eine Entwicklung, mit gravierenden, negativen Folgen für die Ernährungssicherheit vieler Millionen Menschen. "Einzelne Erfolge beim Artenschutz dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir uns in einem dauerhaften, ökologischen Ausnahmezustand befinden. Die weltweite biologische Vielfalt ist durch den Menschen in einem ständigen Krisenmodus gefangen", erklärt Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim WWF Deutschland auch mit Blick auf die derzeit stattfindende Konferenz zum Schutz der biologischen Vielfalt (CBD) im ägyptischen Sharm-El-Sheikh. "Berggorilla, Finn- und Grauwal zeigen aber erfreulicherweise auch: Wenn entschlossen gehandelt wird, kann Naturschutz erfolgreich sein. Umso tragischer, dass auf vielen Ebenen der politische Wille fehlt, geeignete Maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt unseres Planeten zu ergreifen. Die Staaten müssen ihre eigenen Bekenntnisse endlich in die Tat umsetzen." Bis 2020 haben sich die 196 CBD-Länder auf dem Papier viel vorgenommen. So soll unter anderem der Verlust an natürlichen Lebensräumen halbiert und die Überfischung der Weltmeere gestoppt werden. Ausgerechnet letzteres Ziel ist laut der neuen Roten Liste in weiter Ferne. "Das Erreichte ist mager und wird den unglaublichen Dimensionen des Massenaussterbens nicht gerecht", kritisiert Heinrich die bisherigen Ergebnisse. Die Hälfte der Mitgliedsstaaten hat beim Erhalt von Lebensräumen für Pflanzen und Tiere keine Fortschritte gemacht oder vermeldeten sogar Rückschritte. Ähnlich unbefriedigend sieht es beim Kampf gegen die Überfischung der Ozeane oder beim Schutz der Korallenriffe aus. Der WWF fordert ein "Paris-Abkommen für Mensch und Natur" - getrieben von den Staats- und Regierungschefs persönlich und unterfüttert mit ambitionierten Zielen, funktionierenden Prüfmechanismen und konsequenter nationaler Umsetzung. Christoph Heinrich: "Politik und Wirtschaft brauchen eine Anschubhilfe. Eine starke, globale Bürgerbewegung für die Vielfalt des Lebens auf dieser Erde kann den entscheidenden Unterschied machen. Wir müssen jetzt über Grenzen hinweg unsere zivilgesellschaftlichen Kräfte bündeln, um das Blatt zu wenden." Hintergrund Berggorilla: Der Status der Berggorillas auf der Roten Listen hat sich, dank länderübergreifender Schutzmaßnahmen, von "Vom Aussterben bedroht" auf "Stark gefährdet" verbessert. Schätzungen aus 2018 gehen von 1000 Tieren aus. Trotzdem gibt es keine Entwarnung. Neben intensiver Landwirtschaft ist der Berggorilla durch Wilderei bedroht. Für Gorillas engagiert sich der WWF bereits seit 1961 in vielen Projekten. In deren Rahmen werden in den Gorilla-Gebieten Wildhüter ausgebildet und naturschonende Arbeitsmöglichkeiten für die dort lebenden Menschen entwickelt. Finn- und westliche Grauwale: Die Zahl der Finnwal ist auf etwa 100.00 Tiere angestiegen, weshalb der Wal jetzt als "Gefährdet" eingestuft wird. Auch die westliche Population des Grauwals hat sich von "Vom Aussterben bedroht" auf "Stark Gefährdet" verbessert. Durch internationale Fangverbote konnten die Populationen wieder anwachsen. Der WWF unterstützt Projekte zum Schutz bedrohter Walarten - zum Beispiel durch Förderung von Walschutzgebieten, Entwicklung von Maßnahmen gegen unbeabsichtigten Beifang von Walen in Fischernetzen oder durch Studien über den Einfluss der Meeresverschmutzung auf die Wale. Überfischung: Die Fischerei plündert die Weltmeere. Deren Reichtum schien lange Zeit unerschöpflich - eine Illusion, denn Fisch ist nicht in unbegrenzten Mengen vorhanden. Die weltweite Überfischung gilt heute als eine der größten Bedrohungen für die Gesundheit der Meere und das Überleben seiner Bewohner. Schon heute sollten wir vier Fünftel aller Fischbestände eher schonen anstatt sie weiter intensiv und an der Grenze ihrer Belastbarkeit zu befischen. Ein gutes Management lässt sich auch durchsetzen, wenn Verbraucher und Händler die Weichen richtig stellen: Wer Fisch aus nachhaltigem Angebot bevorzugt, lenkt den Markt ein Stück weiter hin zur naturverträglichen Fischerei, damit auch in vielen Jahren noch Fische und Meeresfrüchte im Angebot sind. So zeigt etwa der WWF-Einkaufsratgeber Fische & Meeresfrüchte, welche Fischprodukte unbedenklich sind und von welchen man derzeit lieber die Finger lassen sollte. Flasbarth: UN-Konferenz soll Trendwende einläuten beim weltweiten Verlust der biologischen VielfaltBMU Pressemitteilung, 14.11.18Zum Auftakt der 14. Weltbiodiversitätskonferenz im ägyptischen Sharm El-Sheikh findet heute und morgen das hochrangige Segment statt. Für die Bundesregierung nimmt Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth an dem Treffen teil. Anschließend tagt die Konferenz vom 17. bis zum 29. November auf Arbeitsebene. Hauptthemen sind die Umsetzung der globalen Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt und eine bessere Berücksichtigung dieser Ziele bei der Energieerzeugung, bei Infrastrukturprojekten und im Gesundheitssystem. Umwelt-Staatsekretär Flasbarth: "Wir verlieren weiterhin täglich Tier- und Pflanzenarten in großer Zahl und zerstören weltweit Lebensräume trotz ehrgeiziger globaler Ziele zum Schutz der Biodiversität. Eine Trendwende ist überfällig. Ein wichtiger Grund für den fortschreitenden Verlust ist: Der Schutz der biologischen Vielfalt wird in vielen Bereichen von Politik und Wirtschaft noch zu wenig beachtet, in der Land-, Forst und Fischereiwirtschaft, der Energieerzeugung oder der Infrastrukturplanung. Auf der Konferenz in Ägypten wollen wir gemeinsam einen neuen Startpunkt setzen, um diese Herausforderung anzugehen." Diskutiert wird außerdem der Stand der Umsetzung globalen Biodiversitätsstrategie der sogenannten "Aichi-Biodiversitätsziele". Diese wurden 2010 von der UN verabschiedet und zielen auf 2020: Bis dahin sollte der Verlust der biologischen Vielfalt weltweit gestoppt werden. Außerdem steht auf der Konferenz in Ägypten eine Entscheidung über den Prozess für die Ausarbeitung neuer Ziele für die Zeit nach 2020 an. Seit 2013 unterstützt Deutschland jährlich mit mindestens einer halben Milliarde Euro den Schutz der weltweiten biologischen Vielfalt. Damit ist Deutschland einer von 10 Staaten, die ihre finanziellen Beiträge 2015 gegenüber dem Durchschnitt 2006 bis 2010 bereits mehr als verdoppelt haben und dadurch dieses vereinbarte Ziel umgesetzt haben. Umwelt-Staatssekretär Flasbarth bekräftigt erneut das deutsche Engagement für den internationalen Biodiversitätsschutz: "Wir stehen zu unseren Zusagen und werden diese auch in Zukunft erfüllen. Aber mit Geld allein ist es nicht getan wir müssen auch die großen Trends der Naturzerstörung stoppen. Das ist nicht nur eine Aufgabe in den großen biodiversitätsreichen Ländern des Südens. Auch in Europa werden wir, beispielsweise bei der anstehenden Agrarreform, zeigen müssen, ob wir auf unserem eigenen Kontinent eine naturverträgliche Landwirtschaft schaffen können." Umwelt-Staatssekretär Flasbarth hob in Sharm El-Sheikh hervor, dass jetzt die Vorarbeiten beginnen müssten, um 2020 bei der nächsten Vertragsstaatenkonferenz der CBD in China eine neue globale Biodiversitätsstrategie für 2020 bis 2030 zu beschließen. "Wir haben jetzt zwei Jahre Zeit zu überprüfen, was wir in diesem Jahrzehnt richtig und was wir falsch gemacht haben im Umgang mit unserer Natur. Daraus müssen wir dann die richtigen und zukunftsweisenden Schlüsse ziehen. Noch ein Jahrzehnt an Naturverlust auf unserem Planeten dürfen wir nicht zulassen." Hintergrund: Das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) gehört mit derzeit 196 Vertragsparteien (inklusive der EU) wie das Klimarahmenabkommen (UNFCCC) und die Wüstenkonvention (UNCCD) zu den drei völkerrechtlichen Verträgen, die auf der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 zur Unterzeichnung auslagen. Deutschland ist seit dem Inkrafttreten der CBD am 29. Dezember 1993 Vertragspartei. Die Federführung liegt beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU). Die CBD hat drei übergeordnete Ziele:
Beschlüsse zur verstärkten Umsetzung des Strategischen Plans durch sogenanntes Mainstreaming sowie die Diskussion über den Prozess für die Ausarbeitung des strategischen Rahmens für Biodiversität nach 2020 bilden die Schwerpunkte der 14. Vertragsstaatenkonferenz, die vom 17. November bis 29. November 2018 im ägyptischen Sharm El-Sheikh stattfinden wird. 70 Prozent der letzten Wildnis auf der Erde auf nur fünf Staaten verteiltDer Großteil der unberührten Natur auf der Erde liegt auf dem Staatsgebiet von nur fünf Ländern: Laut einer im Wissenschaftsmagazin "Nature" veröffentlichten Studie beherbergen Australien, Brasilien, Kanada, Russland und die USA mehr als 70 Prozent der letzten Wildnis des Planeten. Land- und Seegebiete, in denen die Menschheit so gut wie nicht eingegriffen hat, bedecken demnach nur noch ein Viertel der Erde.(AFP) - 31. Oktober, 2018 http://www.dtoday.de/startseite/panorama_artikel,-70-Prozent-der-letzten-Wildnis-auf-der-Erde-auf-nur-fuenf-Staaten-verteilt-_arid,633006.html Lebensraum für Orang-Utans auf Borneo verschwindet(dpa) - 13. November, 2018https://www.allgemeine-zeitung.de/panorama/aus-aller-welt/lebensraum-fur-orang-utans-auf-borneo-verschwindet_19183087# Tiger und Nashorn atmen aufChina stoppt Lockerung des Handels mit Tigerknochen und NashornhornWWF Pressemitteilung, 12.11.18 Berlin: Wie die chinesische Regierung heute bekanntgegeben hat wird die bereits beschlossene Lockerung des Handels mit Tigerknochen und Nashornhorn von in Gefangenschaft gezüchteten Tieren vorerst nicht umgesetzt. Vor zwei Wochen hatte der Staatsrat in Peking eine entsprechende Reform verabschiedet mit dem erklärten Ziel, die Nutzung solcher Produkte durch Krankenhäuser sowie den Handel mit antiken Tiger- und Nashornerzeugnissen für den privaten Gebrauch zu erleichtern. Der WWF hatte die Entscheidung als schweren Rückschlag für den Artenschutz kritisiert. Umso erleichterter zeigen sich die Umweltschützer nun angesichts der neuen Entwicklung. Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim WWF Deutschland, kommentiert: „Die Entscheidung der chinesischen Regierung kann für den Schutz von Tiger und Nashorn gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ein gelockerter Handel mit Produkten von in Gefangenschaft lebenden Tieren hätte fatale Folgen auch für die wildlebenden Populationen gehabt. Es steht hier nicht weniger als das Überleben ganzer Arten auf dem Spiel. Wir sind außerordentlich erleichtert, dass die chinesische Regierung den international wie auch in China geäußerten Befürchtungen Gehör schenkt und die Reform nun überdenkt. Das Land hat in den letzten Jahren ein außerordentliches Engagement für den Artenschutz gezeigt, insbesondere durch das nationale Handelsverbot für Elfenbein. Es wäre ein wichtiges Signal an die internationale Gemeinschaft, wenn China diese Führungsrolle beibehält und weiter an der Bekämpfung des illegalen Wildtierhandels und der Verringerung der Nachfrage arbeitet. Der WWF wird sich dafür einsetzen, dass die nun vorerst auf Eis gelegte Lockerung vollständig abgesagt wird.“ Sowohl Tigerknochen als auch Nashornhorn wurden 1993 aus dem Arzneibuch der traditionellen chinesischen Medizin entfernt. Der Weltverband der chinesischen Medizingesellschaften veröffentlichte 2010 eine Erklärung, in der die Mitglieder aufgefordert werden, Teile gefährdeter Arten nicht zu verwenden. Die Wiederaufnahme eines legalen Marktes für diese Produkte wäre laut WWF ein enormer Rückschlag. Die Erfahrungen Chinas mit dem Handel mit Elfenbein hätten gezeigt, wie schwierig es ist, parallel legale und illegale Märkte zu kontrollieren. Es stehe zu befürchten, dass illegale Produkte gewaschen werden und in den Handel fließen. Gleichzeitig befürchten die Umweltschützer ein Anheizen der Nachfrage und eine damit einhergehende Zunahme der Wilderei. Dabei seien die Bestände derart niedrig, dass schon eine leichte Zunahme der illegalen Jagd zu ernsthaften Gefahren für das Überleben der Arten führen könnte, so der WWF. » zurück |
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