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NRW: Weniger als 25% Bäume gesund

Minister Remmel: Weniger als ein Viertel aller Bäume ist als gesund zu bezeichnen

NRW Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz Pressemitteilung, 20.7.12

Der Gesundheitszustand des nordrhein-westfälischen Waldes zeigte auch im letzten Jahr eine fallende Tendenz. Die Gründe dafür liegen nicht mehr wie zu Beginn der Erhebungen in den achtziger Jahren in schlechter Luft- und Bodenqualität. Heute sind am Wald die ersten negativen Folgen des Klimawandels abzulesen. „Die jährliche Erhebung zum Waldzustand liefert uns wichtige Ergebnisse, um den Wald auf die kommenden Herausforderungen vorzubereiten“, erläuterte Umweltminister Johannes Remmel heute beim Start der Erhebungen zum Waldzustandsbericht im Meinerzhagener Staatswald. „Weniger als ein Viertel aller Waldbäume konnten im letzten Jahr nur noch als gesund bezeichnet werden. Gleichzeitig stiegen die deutlichen Schäden an. Diese Entwicklung ist sehr beunruhigend. Denn der Wald ist ein Stück unschätzbares Naturerbe, das es zu bewahren und zu schützen gilt.“

Für den Leiter des Landesbetriebes Wald und Holz NRW, Andreas Wiebe, leidet der Wald besonders unter den Folgen des Klimawandels: „Tendenziell nimmt die Niederschlagssumme in den Sommermonaten ab und die Abstände zwischen den Mastjahren werden immer kürzer. Das setzt unseren Wald unter starken Stress. Um unser Waldnaturerbe zu bewahren, arbeiten wir Forstleute daran, den Wald zu einem klimaplastischen Ökosystem umzubauen, das den Folgen des Klimawandels widerstehen kann.“

Zur Datenerhebung ist der gesamte NRW-Staatswald in einem Raster von vier mal vier Kilometern aufgeteilt. Jeweils in den Schnittpunkten stehen die sogenannten Probebäume. In der Zeit von Mitte Juli bis Ende August wird jeder dieser etwa 10.000 Bäume von speziell geschulten Forstleuten aufgesucht, die dann den Umfang messen, die Baumkronen auf vergilbte Blätter oder Nadeln begutachten und den Befall von Baumschädlingen wie Insekten oder Pilzen bewerten. Daraus ergibt sich ein Bild über den Gesundheitszustand der vier wichtigsten Hauptbaumarten in NRW: Buche, Eiche, Fichte und Kiefer. Kombiniert mit den Jahresauswertungen der Wetterdaten auf Niederschlagsmengen, Trockenzeiten und Temperaturverläufen werden dann Gründe für positive und negative Entwicklungen abgeleitet sowie Maßnahmen entwickelt.

Für Minister Remmel ist der Zustand des Waldes auch eine emotionale Angelegenheit: „Unsere nordrhein-westfälischen Wälder sind ein besonders knappes und wertvolles Gut, vor allem für die Nutzung durch unsere Bürgerinnen und Bürger. Unser Wald ist ein Ort der Erholung und ist wichtig für unsere Gesundheit. Er dient als Sport- und Fitnessarena. Er ist ein Wirtschaftsgut, gleichzeitig aber auch ein wichtiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Er ist die grüne Lunge für unsere Atmosphäre.“

Der Start der Waldzustandserhebung ist die dritte Station der landesweiten „Naturerbetour“ des Ministers. Minister Remmel will durch seine diesjährige Sommertour das besondere Naturerbe des Landes ins Bewusstsein der Menschen rücken und auf die Bedrohung und Gefährdungen hinweisen, etwa durch den seit Jahren ungebremsten Flächenverbrauch. Täglich gehen allein in NRW mehr als elf Hektar wertvoller Natur- und Agrar-Fläche für immer verloren. Bei seinen gut zehn Terminen bis in den Herbst hinein wird Minister Remmel neben bekannten Naturerbe-Zielen, wie etwa dem Nationalpark Eifel, auch das weniger bekannte Naturerbe in den Fokus der Öffentlichkeit ziehen, etwa die Naturwaldzelle „Schiefe Wand“ im Sauerland, die Lippeauen in Hamm und das Thema „Natur in der Stadt“ im Ruhrgebiet. Die nächste Station führt ihn am Montag (23. Juli 2012) in den Kreis Steinfurt zum Recker Moor.

Hintergrundinformationen NRW-Naturerbe:

NRW verfügt über rund 3000 Naturschutzgebiete, etwa 550 Gebiete des europäischen Schutzgebietssystems „Natura 2000“ (8,4 Prozent der Landesfläche), einen Nationalpark in der Eifel und 14 Naturparke. Bemerkenswert groß ist die Artenvielfalt in Nordrhein-Westfalen mit über 40.000 verschiedenen Pflanzen- und Tierarten. Gleichwohl steht fast die Hälfte von ihnen auf der Roten Liste. Etwa 45 Prozent der heimischen Tier-, Pilz- und Pflanzenarten sind in ihren Beständen gefährdet oder bereits ausgestorben. Von den insgesamt etwa 12.000 betrachteten Arten sind 42 Prozent der Farn- und Blütenpflanzen, 42 Prozent der Säugetierarten, über 50 Prozent der Vogelarten und 55 Prozent der Schmetterlingsarten gefährdet oder ausgestorben. „Weltweit verschwinden gegenwärtig etwa 14.000 Arten unwiederbringlich. Auch NRW kann sich von diesem Trend nicht abkoppeln. Wir sind also dabei, die Festplatte unserer Natur zu löschen. Dies müssen wir verhindern“, warnt NRW-Umweltminister Johannes Remmel.




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