Aktuell


Mehrheit in NRW für NP Teutoburger Wald

Bevölkerung will zweiten Nationalpark!

Deutliches Ergebnis der Emnid-Umfrage

NABU NRW Pressemitteilung, 30.10.12

Düsseldorf/Detmold - 86 Prozent der Bevölkerung von NRW wünschen sich einen Nationalpark in Senne, Teutoburger Wald und Eggegebirge. 76 Prozent sind es trotz heftiger Anfeindungen durch die Gegner auch im Regierungsbezirk Detmold. Nur zehn Prozent im Land beziehungsweise 16 Prozent in OWL lehnen ihn ab. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Emnid-Instituts. Dieses Votum einer großen Mehrheit ist ein klares Signal an die Parteien und auch an die Landesregierung: Die Bevölkerung will den Nationalpark!

Nationalparke schützen das nationale Naturerbe und sind daher Projekte von gesamtstaatlicher Bedeutung. Ihre Errichtung ist Ländersache. Ein Nationalpark in OWL kann deshalb auch nur von der Landesregierung geschaffen werden. Dass dabei die Interessen der Bevölkerung „vor Ort“ nicht übergangen werden dürfen, ist ebenso selbstverständlich wie etwa bei größeren Straßenbauvorhaben. Aus diesem Grund haben der Förderverein Nationalpark Senne-Eggegebirge und die Bezirkskonferenz Naturschutz im Regierungsbezirk Detmold das unabhängige Marktforschungsinstitut TNS Emnid beauftragt, in einer repräsentativen Meinungsumfrage herauszufinden, wie die Bevölkerung im Land, in den Regierungsbezirken und somit auch im Gebiet des geplanten Nationalparks das Vorhaben beurteilt, was sie davon erwartet oder befürchtet.

Die Ergebnisse der Umfrage sind eindeutig: Die weit überwiegende Mehrheit der Bevölkerung befürwortet die Errichtung eines Nationalparks „im Gebiet Senne-Teutoburger Wald-Eggegebirge“ und ist von den Vorteilen für sich, das Land und die Region überzeugt.

Die oft unsachliche Auseinandersetzung in der Region hat Teile der Bevölkerung aber offensichtlich auch verunsichert. Das äußert sich in Unterschieden der Zahl der noch Unentschlossenen („weiß nicht, keine Angaben“): Auf Landesebene sind es vier Prozent, in OWL aber acht Prozent.

Die große Mehrzahl der Befragten verbindet mit dem Nationalpark einen besseren Schutz der Natur, einen Imagegewinn für das Land und die Region, die Förderung des Tourismus, einen wirtschaftlichen Nutzen sowie die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Insbesondere die jüngere Generation (bis 29 Jahre) sieht Vorteile durch einen Nationalpark und ist deshalb dafür (91 Prozent). Die bislang von den wirtschaftlichen Interessenverbänden vertretene Meinung, dass ein Nationalpark ein wirtschaftlicher Nachteil für die Region OWL sei und viele Arbeitsplätze gefährde, zeigte weniger Wirkung als nach den Kampagnen vor allem der Holzindustrie zu erwarten war. 81 Prozent der Befragten sind davon überzeugt, dass ein Nationalpark (NLP) eine Verbesserung des Freizeitwertes und des Images im Land bewirkt. 78 Prozent der Befragten denken, dass sie als Bürgerinnen und Bürger von neuen Möglichkeiten des Naturerlebens in einem NLP profitieren werden. Eine beachtliche Mehrheit von 66% erwartet, dass sich ein NLP auch positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung auswirkt.

Der Begriff „Nationalpark“ ist in der Bevölkerung durchweg positiv besetzt. Große Mehrheiten verbinden damit „großartige Naturlandschaft“ (91 Prozent), „Naturerfahrung für Kinder“ (90 Prozent), ein „Rückzugsgebiet für bedrohte Pflanzen und Tiere“ (89 Prozent), Vorteile für Wissenschaft und Forschung (86 Prozent) und ein „attraktives Erlebnis- und Erholungsgebiet“ (83 Prozent).

Gefragt wurde auch, was bei der Bewirtschaftung öffentlicher Wälder, also solcher, die nicht im Privatbesitz sind, Vorrang haben sollte. Die Erhaltung heimischer Tiere und Pflanzen wurde von 96% für „wichtig bis sehr wichtig“ gehalten. Fast gleichrangig folgt die Förderung des Erholungswerts des Waldes für die Menschen. Demgegenüber halten die „Erzielung eines möglichst hohen wirtschaftlichen Ertrags durch Holzeinschlag, also der Gewinnung von Nutz- und Brennholz“ im Land 65 Prozent für „weniger wichtig“ bis „nicht wichtig“. Für wichtig halten ihn 34 Prozent im Land. Diesen eindeutigen Erwartungen der Bevölkerung an öffentliche Waldbesitzer wird sich jetzt auch der Landesverband Lippe stellen müssen.

Die Umfrage erfasst auch Ängste und Befürchtungen, die mit der Entwicklung eines Nationalparks verbunden sind. Dabei zeigen sich zwischen dem Landesdurchschnitt und dem RB Detmold nur wenige Unterschiede. Im Land erwarten 45 Prozent der Befragten, dass durch einen Nationalpark neue Arbeitsplätze geschaffen werden, im RB Detmold sind es nur 27 Prozent. Während im Land 66 Prozent der Befragten erwarten, dass sich der Nationalpark insgesamt positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung auswirkt, sind es im RB Detmold 53 Prozent. Dass durch den Baumschutz im Nationalpark auf dem Markt Holz knapper werden könnte, befürchten im Land 29 Prozent, im RB Detmold sind es 28 Prozent. Die von den Gegnern verbreitete Befürchtung, dass durch den Nationalpark „zu viel Naturraum für Anwohner und Touristen gesperrt wird“, teilen im Land nur 20 Prozent, im RB Detmold 23 Prozent.

Um bei der Umfrage Verwechselungen mit dem Begriff „Naturpark“ auszuschließen, wurde den Befragten eingangs die Liste der deutschen Nationalparks vorgelesen, verbunden mit der Frage, ob sie schon mal einen oder mehrere davon besucht haben. Weit mehr als die Hälfte gaben an, bereits einen oder mehrere Nationalparke besucht zu haben.

Karsten Otte, Sprecher der Bezirkskonferenz Naturschutz im Regierungsbezirk Detmold sieht in diesem Umfrageergebnis vom Oktober 2012 einen klaren Auftrag an die Landesregierung, die 1991 und 2005 vom Landtag einstimmig beschlossene und im Koalitionsvertrag von 2011 erneut zugesagte Errichtung eines Nationalparks in OWL endlich auch zu realisieren. Immerhin heißt es im Koalitionsvertrag: „Wir werden die Einrichtung des Nationalparks Senne-Egge/Teutoburger Wald wieder anstoßen und gemäß einstimmigem Landtagsbeschluss vom April 2005 (Drs. 13/6219) vorantreiben…“ Worum es dabei konkret gehen soll, ist in der genannten Drucksache nachzulesen: „Das Kernstück eines zukünftigen Nationalparks Senne in Ostwestfalen-Lippe ist der derzeitige britische Truppenübungsplatz (rund 11.500 ha). Hinzu kommen die angrenzenden Naturschutz- und Waldgebiete und Teile des Lippischen Waldes (insgesamt 19.000 Hektar).“ Statt parteitaktisch motivierte Meinungen von Politikern sind für Karsten Otte naturschutzfachliche Kriterien und Eigentumsverhältnisse maßgeblich, wie der Nationalpark abzugrenzen ist: „Im Ersten Schritt sind es die öffentlichen Flächen von Landesverband Lippe und Land NRW mit rund 6.500 Hektar, später können Bundesflächen der Senne hinzukommen.“

Prof. Karl A. Otto, Vorsitzender des Fördervereins Nationalpark Senne-Eggegebirge, sieht nach dem Scheitern des Versuchs, im Kreis Lippe auf eigene Initiative einen Nationalpark zu schaffen, nun die Verantwortung beim Land – wo sie rechtlich und politisch auch hingehört: „Mit der öffentlichen Meinung im Rücken kann die Landesregierung jetzt die Verhandlungen mit dem Landesverband Lippe über einen Flächentausch zum Abschluss bringen und dann eine eigene Konzeption für die Errichtung des Nationalparks vorlegen. Die Sacharbeit der bereits eingerichteten Arbeitskreise muss unter Leitung der Bezirksregierung fortgesetzt werden.“

Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU NRW ergänzt: „Nationalparke sind Projekte von gesamtstaatlicher Bedeutung, ihre Errichtung ist aber Ländersache. Nicht der Kreis Lippe, sondern nur das Land kann in NRW einen Nationalpark errichten, deshalb ist es auch wichtig, zu wissen, wie die Bevölkerung in Nordrhein-Westfalen über die Einrichtung eines zweiten Nationalparks im Teutoburger Wald denkt. Das Ergebnis spricht eine noch deutlichere Sprache als ich es erwartet hätte. 86 Prozent der Befragten befürworten einen zweiten Nationalpark in NRW – ein klarer Auftrag an die Landesregierung, die Ausweisung des Nationalpark Teutoburger Wald weiter voranzutreiben. Das heißt aber auch, sollte sich herausstellen, dass der Kreis Lippe mit der Umsetzung des Nationalparks in der Region überfordert ist, muss das Land wieder das Heft in die Hand nehmen. Klar ist: der Flächentausch mit dem Landesverband würde die Voraussetzung schaffen, einen international anerkannten zweiten Nationalpark in NRW zu gründen. Dazu laufen die Verhandlungen weiter. Allein dieser Umstand zeigt schon, dass der Schlichter komplett versagt hat, als er zu dem Schluss kam, keinen gangbaren Weg zur Realisierung des Nationalparks aufzuzeigen.“

Paul Kröfges, Vorsitzender des BUND in NRW: „Ein solch wichtiges Zukunftsprojekt für die Natur, für die Menschen, für die Region und Imagegewinn für ganz NRW darf nicht aufgrund parteitaktischer Spielchen von Lokalpolitikern und lautstarken Protesten einige Wutbürger gegen den Willen der überwältigenden Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in OWL scheitern. Ostwestfalen-Lippe kann stolz auf seinen Naturschatz sein, muss aber auch mit dem Nationalpark Verantwortung für das nationale Naturerbe übernehmen.“

Für Bernd Milde vom NABU Kreisverband Lippe muss der Landesverband Lippe als öffentlicher Waldbesitzer mit dem Tausch den Weg zum Nationalpark frei machen: „Bei wertgleichen Flächentausch mit dem Land kann der Landesverband Lippe nur gewinnen, das Angebot ist mehr als fair, die Lipper sollten sich diese einmalige Chance nicht entgehen lassen.“

Für diese repräsentative Meinungserhebung wurden 1045 nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Bürgerinnen und Bürger des Landes NRW, getrennt nach Regierungsbezirken, befragt. Die Umfrage wurde durchgeführt im Oktober 2012 im Auftrag des Fördervereins Nationalpark Senne-Eggegebirge und der Bezirkskonferenz Naturschutz im Regierungsbezirk Detmold mit finanzieller Unterstützung von der Stiftung für die Natur Ravensberg.




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