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Illegaler Einschlag im Spessart?

Greenpeace deckt Einschläge in Bayerns wertvollsten Wäldern auf

Aktivisten schützen angrenzenden Baum-Bestand vor Abholzung

Von Sara Westerhaus, Greenpeace-Online, 20.11.12

Greenpeace Aktivisten haben heute einen frischen Einschlag von sogenannten Biotopbäumen in einem Natura2000-Schutzgebiet im bayerischen Spessart aufgedeckt. Diese Bäume sind wichtig, da sie vielen geschützten Tieren einen Lebensraum bieten. Bayern verstößt damit voraussichtlich gegen europäisches und deutsches Naturschutzrecht.

Greenpeace prüft deshalb rechtliche Schritte gegen die bayerische Landesregierung. Gleichzeitig haben Greenpeace Aktivisten damit begonnen, ein ebenfalls zum Einschlag markiertes über 150 Jahre altes Waldgebiet bei Aschaffenburg zu schützen. Sie übermalen die Einschlagsmarkierungen mit grüner Farbe und kennzeichnen auch nicht-markierte Bäume. So ist nicht mehr nachvollziehbar, welche Bäume gefällt werden sollten. "Es ist unverantwortlich: Bayern lässt den Lebensraum seltener Tiere vernichten, statt ihn zu schützen. Horst Seehofer (CSU) muss sicherstellen, dass der Vorstand seiner Forstbetriebe Naturschutzrecht einhält", sagt Luis Scheuermann, Waldexperte bei Greenpeace.

Die Höhlen in den Biotopbäume bieten Nist- und Rastplätze für zahlreiche geschützte Tiere. Hier finden beispielsweise der heimische Schwarzspecht und seltene Fledermausarten ihr Zuhause. Die gefällten Biotopbäume befinden sich in der Abteilung Finkendelle im Forstbetrieb Rothenbuch. Es ist ein ausgewiesenes FFH- und europäisches Vogelschutzgebiet. FFH-Gebiete dienen dem Schutz bedrohter Tiere- und Pflanzenarten sowie ihrer Lebensräumen. Auch das Waldstück, in dem die Umweltschützer die Bäume markieren, gilt als europäisches Naturschutzgebiet (Natura2000).

Bayern missachtet internationale und nationale Verpflichtungen zum Waldschutz

Von der ursprünglichen Buchenwaldfläche in Deutschland sind nur noch sieben Prozent erhalten, obwohl dies die hier typisch vorherrschende Waldart wäre. Für deren Erhalt trägt Deutschland eine besondere internationale Verantwortung, da es ein Viertel des Weltareals der Buchenwälder stellt. Bayern ist das Bundesland mit den größten alten Buchenwaldflächen in Deutschland, kommt aber seiner Verantwortung zum Schutz dieser Wälder nicht nach. Die Landesregierung weigert sich, die Waldschutzziele der Bundesregierung umzusetzen und hält Daten über Lage und Zustand der Wälder zurück. "Täglich verschwinden einmalige, ökologisch wertvolle alte Buchenwälder. Minister Seehofer muss die Willkür und Profitgier des Vorstands der bayerischen Staatsforsten endlich stoppen", so Scheuermann.

Im Frühjahr sowie im Herbst dieses Jahres kartierten Greenpeace Aktivisten im Spessart zahlreiche Wälder, um die von Bayern geheim gehaltenen Daten selbst zu erheben (http://gpurl.de/ombw1). Auch in Niedersachsen hat die unabhängige Umweltschutzorganisation eine Vermessung alter Buchenwälder gestartet. Hier sind die Umweltschützer seit einer Woche im Göttinger Stadtwald und im Solling aktiv. Bürger können eine symbolische Patenschaft für die von Greenpeace kartierten Buchen übernehmen: www.greenpeace.de/baumpate


Stoppt die Säge im Spessart!

Von Sara Westerhaus, Greenpeace-Online, 15.11.12

Da sehen die Förster im Spessart den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr: Greenpeace-Aktivisten übermalen nahe Aschaffenburg Markierungen auf alten Bäumen, die gefällt werden sollen und tupfen die runden Markierungen auch auf bisher nicht markierte Bäume. wissen die Förster nicht mehr, welche Bäume sie zum Fällen markiert haben.

Gleichzeitig zur heutigen Aktion wurde der zuständige Forstbetrieb über die Markierungsarbeiten der Aktivisten informiert. In dem 125 Hektar großen Waldgebiet wollen die bayerischen Staatsforsten (BaySF) 227 alte Bäume fällen. Dagegen protestieren Greenpeace-Aktivisten bereits seit Wochen und haben Schilder mit dem Zeichen "Motorsägen verboten" angebracht. "Die Ergebnisse unserer Vermessung des Waldes lassen darauf schließen, dass diese Wälder älter als 180 Jahre sind. Das Unternehmen verstößt somit gegen das eigene Naturschutzkonzept", so Greenpeace-Sprecher Martin Hofstetter.

Nach ersten Protesten von Greenpeace-Aktivisten Anfang des Jahres stoppten die bayerischen Staatsforsten (BaySF) vorübergehend den Einschlag für besonders schützenswerte, sogenannte Klasse-1-Wälder. Forstkarten , die Greenpeace zugespielt wurden, zeigen, dass auch das Waldgebiet, indem die Umweltschützer heute aktiv sind, über 180 Jahre alt ist. Damit muss es als Klasse-1-Wald eingeordnet werden. Die BaySF bestreiten, dass es sich bei dem Waldgebiet um einen besonders schützenswerten Waldbestand handelt, der von der Nutzung ausgenommen ist. Sie wollen etwa 50 Festmeter pro Hektar in dem Waldgebiet einschlagen.

Bayern hält weiterhin wichtige Daten und Kartenmaterial zurück

"Wer durch den Einschlag alter Buchen Geld verdient, darf nicht gleichzeitig darüber entscheiden, ob die Bäume schützenswert sind", sagt Martin Hofstetter. "Unsere Wälder sind mehr als Holz. Sie haben vor allem auch vielfältige ökologische und soziale Funktionen.

" Greenpeace-Aktivisten hatten im Frühjahr sowie im Herbst dieses Jahres zahlreiche Wälder im Spessart kartiert, um von Bayern geheim gehaltene Daten selbst zu erheben. Insgesamt vermaßen die Aktivisten seit Anfang des Jahres im bayerischen Spessart über 30.000 alte Buchen und Eichen und erstellten detaillierte Karten. Bayern hält derweil noch immer wichtige Daten über die Lage und Zustand der Wälder zurück, die Greenpeace bereits im November 2011 nach Umweltinformationsgesetz angefragt hat. Andere Bundesländer sind ihrer Informationspflicht nachgekommen. "Horst Seehofer muss endlich seiner Pflicht als Landeschef nachkommen und die Daten freigeben", sagt Martin Hofstetter.




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