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Nationalpark Schwarzwald auf dem Weg

Landtag bringt Nationalpark Schwarzwald auf den Weg

Begleitet von Protesten unmittelbar vor dem Landtag haben die Abgeordneten den einzigen südwestdeutschen Nationalpark gesetzgeberisch auf den Weg gebracht. Für die Regierung war die erste Lesung eine Herzensangelegenheit, die Opposition lehnt den Gesetzentwurf jedoch ab.

Von Andreas Böhme, Südwest Presse, 23.10.13

http://www.swp.de/ulm/lokales/ulm_neu_ulm/Landtag-bringt-Nationalpark-Schwarzwald-auf-den-Weg;art1158742,2268434


NABU: Land hat beim Waldschutz Hausaufgaben noch nicht erledigt

Neue Studie des Bundesamtes für Naturschutz: Südwesten mit 0,8 Prozent Naturwaldfläche bundesweites Schlusslicht

NABU Baden-Württemberg Pressemitteilung, 21.10.13

Stuttgart – Der Südwesten ist Schlusslicht bei der Ausweisung von Waldschutzgebieten. So lautet die Bilanz einer neuen Studie des Bundesamtes für Naturschutz. „Lediglich 0,8 Prozent der Waldfläche im südwestdeutschen Raum darf sich derzeit ohne forstlichen Eingriff in Richtung Urwald entwickeln. Das ist ein mageres Ergebnis und sollte uns anspornen, noch deutlich mehr für den Waldnaturschutz zu tun“, sagt der Landesvorsitzende des NABU Baden-Württemberg Dr. Andre Baumann. Schlechter schneide im bundesweiten Vergleich nur das Alpenvorland ab, wobei auch hier größere Teile zu Baden-Württemberg gehörten.

Ausgangspunkt der Studie ist die Nationale Biodiversitätsstrategie, in der die Bundesregierung 2007 unter Führung von Angela Merkel unter anderem festgeschrieben hat, dass sich der deutsche Wald bis 2020 auf fünf Prozent der Fläche wieder in Richtung Urwald entwickeln darf. Aus Sicht des NABU sind der geplante Nationalpark im Nordschwarzwald sowie die Kernzonen des geplanten Biosphärengebietes Südschwarzwald zentrale Bausteine, um das Merkel-Ziel auch in Baden-Württemberg zu erreichen. Weitere Schritte müssten danach noch erfolgen.

„Dass sich nun ausgerechnet die CDU-Landtagsfraktion aus rein parteitaktischen Erwägungen gegen den Nationalpark stellt und damit die von CDU-Kanzlerin Merkel beschlossenen Ziele konterkariert, ist absurd und unverantwortlich,“ kritisiert Baumann. Erst vor wenigen Wochen hatte Merkel das 5-Prozent-Ziel noch einmal bekräftigt. Aus Sicht des NABU ist es auch deshalb unverständlich, dass die CDU im Land gegen den geplanten Nationalpark ins Feld zieht, weil die CDU vor der Landtagswahl selbst mit einem Nationalpark geliebäugelt und ihn in ihr Programm mit aufgenommen hat. „Ich möchte von Fraktionschef Hauk daher wissen, wie die CDU die Merkel-Ziele in Baden-Württemberg ohne einen Nationalpark erreichen möchte“, sagt Baumann. „Zugleich bitte ich die CDU-Abgeordneten, dem Nationalparkgesetz zuzustimmen. Grün-Rot führt ein Projekt zu Ende, das die CDU unter ihren Ministern Weiser und Vetter aus der Taufe gehoben hat.“

Neben dem Land seien aber auch die Kommunen gefragt, einen Beitrag zur Umsetzung des 5-Prozent-Zieles zu leisten. „40 Prozent der Landeswaldfläche sind Kommunalwald, beim Waldnaturschutz haben die Kommunen daher ein ordentliches Gewicht“, resümiert Baumann. Die Umsetzung von Alt- und Totholzkonzepten – wie von Peter Hauk in seiner Zeit als Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz für den Staatswald eingerichtet – stünde in vielen Kommunen noch aus. Dass es auch anders gehen kann, zeigen aus Sicht des NABU einige vorbildliche Kommunen im Land: So bringt die Stadt Baden-Baden rund 400 Hektar ihres Gemeindewaldes in den Nationalpark ein. Auch die Stadt Stuttgart und die fünf „NABU-Naturwaldgemeinden“ Königsfeld, Mönchweiler, Pfullingen, Bad-Dürrheim und Hirschberg haben fünf Prozent ihrer Waldfläche aus der Nutzung genommen und der Natur übergeben. Baumann appellierte an die Kommunen, diesen Vorbildern zu folgen und dafür auch die bestehenden Förder- und Finanzierungsinstrumente in Anspruch zu nehmen.

Hintergrund zum Fünf-Prozent-Ziel

Die Bundesregierung hat unter Angela Merkel am 7. November 2007 die „Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt“ beschlossen. Für den Wald formuliert sie als zentrales Ziel: "2020 beträgt der Flächenanteil der Wälder mit natürlicher Waldentwicklung fünf Prozent der Waldfläche". In ihrer Videobotschaft vom 18. Mai bekräftigte Angela Merkel noch einmal diese Zielvorgabe.

In der aktuellen Untersuchung des Bundesamtes für Naturschutz wurden seit 2010 Walddaten aus allen Bundesländern zusammengetragen. Erstmalig wurde für das gesamte Bundesgebiet untersucht, wie viel Wald in Deutschland derzeit aus der forstlichen Nutzung genommen ist. Die Studie zeigt, dass Deutschland mit insgesamt 1,9 Prozent (213.145 Hektar) nutzungsfreier Waldfläche noch weit vom 5-Prozent-Ziel der Bundesregierung entfernt ist. Fünf Prozent würden 553.790 Hektar entsprechen. Den südwestdeutschen Raum mit nur 0,8 Prozent nutzungsfreier Waldfläche bilden in der Studie vor allem Baden-Württemberg sowie Teile Bayerns und Hessen. Auch das Alpenvorland mit gerade mal 0,3 Prozent gehört zu nennenswerten Teilen zu Baden-Württemberg.

Bezogen auf das gesamte Bundesgebiet wird sich bis 2020 der Anteil nutzungsfreier Wälder durch bereits geplante Neuausweisungen von Schutzgebieten wie Nationalparks, Biosphärengebiete oder Bannwälder voraussichtlich auf 2,3 Prozent erhöhen. Damit wäre das Fünf-Prozent-Ziel um mehr als die Hälfte verfehlt.

In ihrem Koalitionsvertrag hat die grün-rote Landesregierung angekündigt, das Ziel der nationalen Biodiversitätsstrategie umzusetzen. Da Privatwaldbesitzer nicht in gleichem Umfang Flächen aus der Nutzung nehmen, müssen im öffentlichen Wald rund 10 Prozent der Waldfläche zusammenkommen, um unter dem Strich das Fünf-Prozent-Ziel zu erreichen. Neben dem Land kommt dabei den Kommunen eine wichtige Rolle zu.




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