Aktuell


Waldzustandsbericht NRW und Ba-Wü

Minister Remmel: „Eiche bleibt trotz leichter Besserung weiter Sorgenkind des Waldes in NRW“

Waldzustandsbericht 2013: Keine Entwarnung in Sicht
Dreimal so viele Bäume mit starken Schäden wie vor 30 Jahren
Nadelbäumen geht es schlechter, Zustand der Laubbäume stagniert


Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen Pressemitteilung, 21.11.13

Düsseldorf - Die Anzahl der Bäume ohne Schäden hat sich in Nordrhein-Westfalen weiter verringert. Nach der leichten Erholungsphase des Jahres 2012 geht der Trend nach den neuesten Ergebnissen des Waldzustandsberichtes 2013 wieder in Richtung Verschlechterung. „Wir können keine Entwarnung geben“, sagte Umweltminister Johannes Remmel heute in Düsseldorf bei der Vorstellung des Berichts. „Die Werte sind besorgniserregend. Wir haben heute fast dreimal so viele Bäume mit starken Schäden wie zu Beginn der Aufzeichnungen vor etwa 30 Jahren. Der Klimawandel und die damit einhergehenden Wetteränderungen machen dem heimischen Wald stark zu schaffen“, erläuterte Remmel. „Wir wollen und werden hier gegensteuern.“

Um Lösungen zu finden, wie ein Wald auf den Klimawandel vorbereitet werden kann, beabsichtigt das Land NRW gemeinsam mit der NABU-Naturschutzstation Münsterland e.V. und dem Landesbetrieb Wald und Holz NRW das Gemeinschaftsprojekt „Fit für den Klimawandel – Maßnahmen für eine nachhaltige, naturnahe Anpassung feuchter Wälder im Münsterland an Klimaveränderungen“ auf den Weg zu bringen. Ein rund 4.000 Hektar großes Waldgebiet in der Westfälischen Bucht südlich von Münster soll beispielhaft wieder naturnah hergestellt werden, um so fit für den Klimawandel gemacht zu werden. „Wir benötigen stabile Mischwälder mit einem hohen Anteil an Laubbäumen“, erläuterte der Minister. „Unser Ziel ist herauszufinden, wie wir unsere heimischen Wälder auf überwiegend feuchten Waldböden stabilisieren können. Dabei spielen die Aspekte naturnahe Waldbewirtschaftung, naturnahe Waldgesellschaft und eine breite genetische Vielfalt bei den Baumarten eine wichtige Rolle. Nur dann können wir die natürliche Anpassungsfähigkeit der forstwirtschaftlich genutzten Wälder erhöhen.“

Die Waldzustandserhebung wurde im Jahr 1984 als Reaktion auf das damals diskutierte Waldsterben erstmals durchgeführt. Die Ergebnisse sind seitdem stetig schlechter geworden. Während bei der ersten Waldzustandserhebung 1984 noch 59 Prozent ohne Schäden und nur 10 Prozent in der höchsten Schadensklasse waren, liegt der Anteil heute bei nur noch 27 Prozent Bäumen ohne Schäden. Im Vergleich zum Jahr 2012 ist das ein Rückgang von sieben Prozentpunkten. Der Anteil deutlich geschädigter Bäume ist um vier Prozent auf 29 Prozent gestiegen. Die schwachen Schäden sind von 41 auf 44 Prozent gestiegen und bilden weiterhin die größte Gruppe. Minister Remmel betonte, dass vor allem die Folgen der Klimaveränderung den Zustand der Wälder in NRW immer stärker beeinflussen: „Die Tendenz zeigt: Es gibt ein immer wärmeres und trockeneres Klima in der Haupt-Vegetationszeit. Der Wald muss sich dementsprechend anpassen, dieser Prozess setzt ihn stark unter Stress. Für den Lebenszyklus eines Waldes finden diese Prozesse in relativ kurzen Zeiträumen statt. Das Jahr 2013 ist ein weiteres Beispiel für diesen Trend: Der trockene Sommer mit drei Hitzewellen von Juni bis August hat dem Wald großen Stress bereitet, der zu weiteren Kronenschädigungen geführt hat.“

Der Zustand der wichtigsten Baumarten in der Übersicht:

Die Eiche ist die einzige Baumart mit relativ verbessertem Kronenzustand. Allerdings weisen immer noch mehr als 50 Prozent aller Eichen „deutliche Schäden“ auf.

Die Belaubungswerte der Buche haben sich stabilisiert und im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert. Auch hier liegt der durchschnittliche Blattverlust immer noch auf hohem Niveau.

Bei der Fichte hat sich der Kronenzustand nach einer kurzen Erholungsphase wieder verschlechtert. Die Sommerhitze hat in den Oberböden das Wasser knapp werden lassen. Die Fichte mit ihrer flachen Wurzel hat das besonders hart getroffen. Ihre Vitalitätswerte sind insgesamt gesunken.

Bei der Kiefer – ebenfalls eine Hauptbaumart in NRW – war der Nadelverlust in diesem Jahr besonders hoch. Gleichwohl ist die Kiefer immer noch vergleichsweise stabil und liegt bei den „deutlichen Schäden“ weit unter Durchschnitt.

Die Anpassung an den Klimawandel ist auch Schwerpunkt der Waldstrategie 2050. Vor allem die Information und Beratung der vielen nordrhein-westfälischen Privatwaldbesitzer über Ergebnisse der Forschung und Strategien zur Anpassung der Wälder, aber auch Fördermaßnahmen zum Umbau in klimatolerante Mischwälder werden Bestandteil der Strategie sein. Schon heute werden bis zu 80 Prozent der Wiederaufforstung mit klimaangepassten Bäumen vom Land übernommen, insgesamt werden pro Jahr rund 2,5 bis 3 Millionen Euro Fördermittel dafür aufgewendet. Die Waldstrategie soll im Jahr 2014 vorgestellt werden.

Die Waldzustandserhebung wird bundesweit seit 1984 jährlich von den Ländern basierend auf einem systematischen Netz von Stichproben jeweils im Juli und August vorgenommen. Durch die regelmäßigen Stichprobenerhebungen beim Kronenzustand können Veränderungen erkannt und Risiken bewertet werden. Die Informationen sind eine wichtige Grundlage für forst- und umweltpolitische Entscheidungen zum Schutz des Waldes.

Wald bedeckt rund ein Viertel der Landesfläche von NRW. Damit stehen jeder Einwohnerin und jedem Einwohner im Schnitt rund 500 m2 Wald zur Verfügung (Bundesdurchschnitt: 1200 m2). Für den Waldzustandsbericht wird jedes Jahr im Juli und August der Kronenzustand von rund 10.000 Einzelbäumen nach einem vorgegebenen Stichprobenverfahren von Fachleuten aus der Forstwirtschaft begutachtet. Unter Einbeziehung von Wetterdaten und der Entwicklung von Schadorganismen werden die Ergebnisse ausgewertet und im Waldzustandsbericht zusammengefasst.

Der Bericht in einer Lang- und Kurzfassung sowie ein Webclip zum Thema Wald sind zu finden unter: www.umwelt.nrw.de und www.wald-und-holz.nrw.de.

Das Web-Video zur Waldzustandserhebung finden Sie hier: www.youtube.com/umweltnrw Das Verfahren der Waldzustandserfassung

Grundlage zur Ermittlung ist ein bundesweit einheitlicher Kriterienkatalog, der unter anderem ein regelmäßiges Raster vorsieht, welches in den meisten Jahren einen Abstand von 4 x 4 km im Gelände besitzt. An den Schnittpunkten des Rasters wird durch speziell geschulte Forst-Fachleute der Kronenzustand von dauerhaft markierten Probebäumen beurteilt. Die wichtigsten Kriterien sind die Verlichtung der Baumkronen und die Vergilbung der noch vorhandenen Nadeln und Blätter sowie weitere Faktoren, die Einfluss auf das Erscheinungsbild der Baumkronen haben. Dazu zählen besonders die Fruktifikation, Insekten- und Pilzbefall, Sturm- und Wetterschäden sowie zusätzliche biotische und abiotische Schadereignisse.


Waldzustandsbericht 2013 vorgestellt

Forstminister Alexander Bonde: „Positiver Trend zur Verbesserung des Waldzustands hält an, aber kein Grund zur Entwarnung“

Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg Pressemitteilung, 21.11.13

Stuttgart - „Der Waldzustandsbericht 2013 zeigt erfreulicherweise, dass sich der Zustand des Waldes gegenüber dem Vorjahr erneut leicht verbessert hat. Damit setzt sich der mittelfristige Trend zur Verbesserung des Zustands unserer Wälder nach dem extremen Trockenjahr 2003 weiter fort. Das ist für uns in Baden-Württemberg eine gute Nachricht. Schließlich ist unser Land mit einem Waldanteil von knapp 40 Prozent der Landesfläche ein Waldland im besten Sinne“, sagte Forstminister Alexander Bonde am Donnerstag (21. November) bei der Vorstellung des Waldzustandsberichtes 2013 in Stuttgart. Besonders die kühle und feuchte Frühjahrswitterung 2013 habe sich günstig auf die Entwicklung der Waldbäume ausgewirkt. Zudem habe ein allgemein geringes Vorkommen an Schadinsekten zu einer geringeren Belastung bei den Waldbäumen geführt.

Weniger Waldfläche im Land geschädigt

„Der Anteil der Waldfläche in Baden-Württemberg, der als deutlich geschädigt einzustufen ist, nahm im Vergleich zum Vorjahr um einen Prozentpunkt ab und liegt nun bei 35 Prozent. Besonders erfreulich ist der Anstieg der nicht geschädigten Waldbestände von 26 Prozent auf 33 Prozent. Auch der mittlere Nadel- und Blattverlust der Bäume hat sich um 1,5 Prozentpunkte verringert auf 22,1 Prozent. Damit verlieren die Bäume durchschnittlich ein Fünftel ihrer natürlichen Blattmasse. Dies stellt zugleich den zweitbesten Wert der letzten zehn Jahre dar. Damit setzt sich die Tendenz zur Verbesserung des Waldzustands weiter fort“, erläuterte Forstminister Bonde die aktuellen Ergebnisse. Neben günstigen Witterungsverhältnissen sei der positive Trend auf die konsequente Luftreinhaltepolitik, die naturnahe Waldbewirtschaftung sowie die Programme zur Boden­schutz­kalkung zurückzuführen. Letztere würden immer wieder an die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse angepasst.

Zustand von Fichte, Tanne und Eiche verbessert - Buche verschlechtert sich

Bei der Betrachtung der einzelnen Baumarten zeige sich ein differenziertes Bild. „Der Gesundheitszustand der Baumarten Tanne, Fichte und Eiche hat sich verbessert“, so Bonde. Besonders erfreulich sei die Entwicklung bei der Tanne. Nach deutlichen Schäden Anfang der 1980er Jahre, die auf hohe Schadstoffeinträge zurückzuführen gewesen seien, erweise sich die Baumart mittlerweile als äußerst stabil. Ihr Kronenzustand habe sich in den letzten 15 Jahren kaum verändert. „Unser Sorgenkind bleibt auch dieses Jahr die Buche. Ihr Zustand hat sich im Vergleich zum Vorjahr nochmals verschlechtert“, sagte der Minister. Regionale Spätfrost- und Insektenschäden sowie eine verstärkte Fruchtausbildung hätten ihr besonders zu schaffen gemacht.

Kein Grund zur Entwarnung: Verbesserung des Waldzustands ist Daueraufgabe

„Zwar belegt der diesjährige Waldzustandsbericht eine positive Entwicklung des Gesundheitszustands unserer Wälder. Allerdings zeigen die Ergebnisse auch, dass nach wie vor über ein Drittel der Waldfläche in Baden-Württemberg stark geschädigt ist“, so Bonde. Der Zustand der Wälder sei damit deutlich schlechter als noch Mitte der 1980er Jahre, als das Thema Waldsterben in der gesellschaftlichen Debatte breit verankert war. „Auch im Hinblick auf zunehmende Extremwetterlagen ist es daher umso wichtiger, ein Bewusstsein für die anhaltend hohen Waldschädigungen zu schaffen. Die Stabilisierung und Verbesserung des Waldzustandes ist weiterhin eine zentrale Aufgabe für Politik und Gesellschaft“, betonte Bonde.

Insbesondere der Klimawandel mit seinen unterschiedlichen Auswirkungen führe zu einer dauerhaften Belastung für die Wälder. „Das veränderte Klima ist ein extremer Stressfaktor für die Bäume. Der Aufbau klimastabiler Mischwälder ist daher eine unserer Hauptaufgaben in den nächsten Jahrzehnten“, betonte Bonde. Um die Auswirkungen von Emissionen und Klimawandel auf den Wald möglichst gering zu halten, seien auch in Zukunft weitere Anstrengungen im Klima- und Umweltschutz nötig. Hier habe die grün-rote Landesregierung mit dem Voranbringen der ökologischen Modernisierung, der Unterstützung der Energiewende und dem Integrierten Energie- und Klimaschutzkonzept bereits wichtige Schritte eingeleitet.

Hintergrundinformationen:

Der Waldzustandsbericht ist ein umfassender Umwelt- und Ökosystembericht, der den Zustand unserer Wälder, den auf großer Fläche naturnahsten Lebensräumen, umfassend darstellt. Er wird im Auftrag der Landesregierung durch die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg (FVA) jährlich erstellt. Er ist aus den Waldschadensberichten der 1980er Jahre hervorgegangen.

Als wesentlicher Teil des forstlichen Umweltmonitorings zeigt der Waldzustandsbericht, wie Umweltfaktoren die Entwicklung unserer Wälder beeinflussen. Es handelt sich dabei um eine breite Synopse, die die zeitlichen Trends in den Bereichen der Säure- und Stickstoffbelastung, der Bodenentwicklung, der Nährstoffversorgung der Bäume sowie des Nadel- und Blattverlusts als Indikatoren für die Waldgesundheit darstellt. Der Waldzustandsbericht ermöglicht es, langjährige Entwicklungen aufzuzeigen und daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten.

Ergänzend zur jährlichen Erhebung des Kronenzustandes wurden durch das Land Intensivmessflächen eingerichtet, die umfangreiche Ergebnisse über einen langen Zeitraum liefern. Dort werden Daten zu Baumzustand und -wachstum, Nährstoffkreislauf, Stoffeintrag, Bodenzustand, Bodenvegetation sowie Meterologie, also die Dynamik der Umweltveränderungen, erhoben. Dadurch erhalten wir wertvolle Informationen zu den komplexen Wirkungszusammenhänge im Ökosystem Wald. Dies ist eine unverzichtbare Grundlage für eine sinnvolle und vorausschauende Umweltpolitik.

Ein Schwerpunkt der diesjährigen Untersuchung war die Auswertung dieser sogenannter Intensivmessflächen. Die Intensivmessflächen in Baden-Württemberg wurden Mitte der 1990er Jahre aufgebaut. Aus Gründen der Vergleichbarkeit wurden zunächst nur Messflächen in Fichtenreinbeständen angelegt. Im Jahr 2008 wurden an den fünf bereits bestehenden Fichtenversuchsflächen zusätzlich je eine Buchenfläche angelegt, um Aussagen über die Reaktion der Baumarten Fichte und Buche gegenüber vergleichbaren Umwelteinflüssen treffen zu können. Die Auswertungen im Waldschadensbericht 2013 zeigen einen deutlichen Rückgang der Sulfateinträge auf allen Flächen seit Mitte der 1990er Jahre. Die Stickstoffeinträge pendeln nach wie vor auf einem hohen Niveau. Bei den Einträgen von Phosphor, Kalium und Magnesium sind jahreszeitliche Schwankungen zu beobachten, die meist auf natürliche Ursachen wie Witterungsverläufe zurückzuführen sind.

Weitere Informationen zu den Themen Naturschutz und Waldbewirtschaftung sowie den Waldzustandsbericht 2013 finden Sie auf der Internetseite des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz unter www.mlr.baden-wuerttemberg.de sowie unter www.forstbw.de und www.fva.de.




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