Aktuell


Steigerwald und Kellerwald

Ganze Kellerwaldregion profitiert vom Nationalpark

Riesiges Interesse aus Steigerwaldregion an BN-Informationsfahrt

BUND Naturschutz in Bayern Pressemitteilung, 27.8.14

Eine große Besuchergruppe von fast 80 Interessierten aus der Steigerwaldregion war der Einladung des BUND Naturschutz in Bayern (BN) und des Freundeskreises Nationalpark Steigerwald in den Nationalpark Kellerwald-Edersee in Nordhessen gefolgt. Der BN lädt seit 2007 jährlich Befürworter und Kritiker des geplanten Nationalparks Steigerwald zu Busfahrten in andere Nationalparke ein, damit sie sich ein Bild machen können, wie das Miteinander in den Nationalparkregionen funktioniert. Nationalparkleiter Manfred Bauer und Ranger Hermann Bieber führten auf schmalen, idyllischen Pfaden durch die Weltnaturerbestätte und den Nationalpark Kellerwald. Im Nationalparkzentrum Vöhl-Herzhausen fand eine abschließende Diskussionsrunde mit Vertretern der Kommunalpolitik, der Nationalparkpartner, des Tourismus und des Nationalpark-Fördervereins statt. Dabei bestätigten alle die sehr gute Zusammenarbeit zwischen Nationalpark Kellerwald-Edersee und anderen Partner in der Region.

„Die Menschen hier lieben ihren Nationalpark, sie identifizieren sich mit ihm und sind insbesondere auch stolz auf den UNESCO-Weltnaturerbetitel“, so Björn Brede, Bürgermeister der Stadt Frankenau, eine der vier direkt an den Nationalpark angrenzenden Kommunen. „Die Entstehung von Nationalpark und Naturpark Kellerwald Edersee hängen sehr eng mit der Entstehung des Naturschutzgroßprojektes Kellerwald-Region zusammen. Mit dem Naturschutzgroßprojekt konnten zusätzlich 6 Millionen € in der Region investiert werden“, so Jens Deutschendorf, Vize-Landrat im Landkreis Waldeck-Frankenberg. So profitieren viele in der gesamten Region vom Nationalpark: die Kommunen, der Naturpark, der Tourismus, die Landwirtschaft und viele klein- und mittelständische Betriebe der Gastronomie, des Übernachtungsgewerbes, des Handwerks und des Einzelhandels. „Ein großer Teil der Deutschen möchte den Urlaub aktiv in der Natur verbringen“, so Claus Günther, Geschäftsführer der Edersee Touristic GmbH. „Im nationalen und internationalen Wettbewerb sind dafür Zertifikate und Qualitätsstandards entscheidend. Wir sind deshalb sehr froh über den Nationalparktitel und die Auszeichnung als Weltnaturerbe, die dafür sorgen, dass Wanderwege wie der Urwaldsteig gut angenommen werden.“ „Bekannte Politiker sind nicht durch die Eröffnung von Autobahnen in die Geschichtsbücher eingegangen, sondern durch die Eröffnung von Nationalparken“, resümierte Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BN. „Wir fahren gerne in den Kellerwald, aber es wäre schön, wenn wir Bayern und Franken einen eigenen Laubwaldnationalpark besichtigen können.“ Die Steigerwäldler bekamen aus dem Kellerwald mit auf den Weg: „Viel Erfolg bei Eurem Nationalpark!“

Auf idyllischen Pfaden durch Weltnaturerbewälder

In einem ausgebuchten Doppeldeckerbus der Firma Kleinhenz aus Gerolzhofen startete eine große Schar interessierter Bürgerinnen und Bürger aus dem Steigerwald, um sich vom hessischen Nationalpark Kellerwald-Edersee ein Bild zu machen. „Wir hatten eine riesige Nachfrage und mussten leider einige Interessierte auf nächstes Jahr vertrösten, wo es in den Nationalpark Hainich gehen soll“, so Ulla Reck von Freundeskreisbüro in Ebrach. Im Nationalpark Kellerwald führte die 3-stündige Wanderung von Asel-Süd auf schmalen, idyllischen Pfaden durch die Weltnaturerbewälder, vom Ringelsberg zum Hagenstein und schließlich zum Nationalparkzentrum Herzhausen. Nationalparkleiter und Forstwissenschaftler Manfred Bauer und Ranger Hermann Bieber, ein ehemaliger Waldarbeiter, führten die Gruppe und berichteten viele Details zum Nationalpark und dessen Entstehung. Der Kellerwald ist berühmt für seine ausgedehnten bodensaure Buchenwälder und seine über 500 Quellen. Der Nationalpark Kellerwald ist der zweitjüngste unter den deutschen Nationalparks, der 2004 von der hessischen Regierung Koch nach langen, kontroversen Diskussionen gegründet wurde. Trotzdem kann sich der Nationalpark bereits mit dem Weltnaturerbetitel schmücken. Seit Juni 2011 stehen 1.467 Hektar an naturnahen Buchenwäldern inmitten des 5.700 Hektar großen Nationalparks auf der Welterbeliste. Die ganze Region, ja ganz Hessen und selbst ehemalige Nationalparkkritiker sind sehr stolz auf „ihren“ Nationalpark.

Vormalige Nationalparkgegner werden zu Nationalparkverfechtern

So sagte der damalige Landwirtschafts- und Umweltminister Wilhelm Dietzel (CDU) 2009 zum fünfjährigem Nationalparkjubiläum: „Der Nationalpark ist zum Erfolgsmodell und Besuchermagnet für die Region geworden“. Dabei hatte Dietzel als verantwortlicher Minister den Nationalpark über lange Jahre vehement abgelehnt. Ähnlich ging es Andreas Schöneweis, der einer kleinen Gruppe – alternativ zur Wanderung - Partnerbetriebe und das Umfeld des Nationalparks vorstellte. Schöneweiß war als Nebenerwerbslandwirt und als Sohn eines Forstwirts anfangs alles andere als begeistert von den Nationalparkplänen. Als Nationalparkkritiker fuhr er damals in den Nationalpark Bayerischer Wald, befragte Politiker vor Ort und besichtigte Ferienwohnungen. So erkannte er die Chancen, die der Nationalpark bot, und baute mit Ferienwohnungen konsequent auf ein zweites Standbein, den Naturtourismus.

Insgesamt gibt es mittlerweile 41 Nationalparkpartnerbetriebe in der Kellerwaldregion. Das Angebot reicht von Bauernhofpensionen mit Reitmöglichkeiten, Ferienwohnungen, Ferienhäusern, Jugendeinrichtungen, Campingplätzen und Hotels bis zu verschiedenen Gastronomiebetrieben. „Wir haben erkannt, dass es im Wald um mehr geht als um`s Holz-Hacken“, so Schöneweiß. „Wir wollen als Nationalparkpartnerbetriebe die riesigen Entwicklungsmöglichkeiten nutzen, die Nationalpark und Welterbetitel für unsere strukturschwache Region bieten.“ „In den Jahren als der Nationalpark noch überwiegend kritisch diskutiert wurde waren die Diskussionsrunden mit Nationalparkgegnern oft von deren Befürchtungen geprägt und nicht von Fakten und wissenschaftlich fundierten Tatsachen“, so Gitta Langer, Vorsitzende des Fördervereins für den Nationalpark Kellerwald-Edersee. Dieser wurde 2005 gegründet, ein Jahr nach der Einrichtung des Nationalparks Kellerwald-Edersee durch die hessische Landesregierung.

Praktizierte Bürgernähe: Kommunen und Bürger werden in Planung einbezogen

„Die Einbindung der Gemeinden ist auf allen Wegen sichergestellt“, so Nationalparkleiter Manfred Bauer. Jedes Jahr finden Begehungen mit den Ortsvorstehern statt. Wichtige Angelegenheiten werden besprochen und einvernehmliche Lösungen gesucht und gefunden. Hubert Weiger erläutert dies für Bayern näher: In den Nationalparken Bayerischer Wald und Berchtesgaden sind zur Sicherung kommunaler Belange die Gemeinden und Landkreise im Kommunalen Nationalparkausschuss vertreten. Sie entscheiden mit bei wichtigen Planungen, die sie betreffen.


Bundesministerin Hendricks besucht Projekt zum Schutz der Wildkatzen in Thüringen

BMUB Pressemitteilung, 28.8.14

Damit Wildkatzen, die "kleinen Tiger Deutschlands" und andere Wildtiere wieder ungefährdet wandern und neue Lebensräume erschließen können, soll ein 20.000 km langes Netzwerk verbundener Waldgebiete entstehen. Dazu werden im Vorhaben „Wildkatzensprung“ im Bundesprogramm Biologische Vielfalt Tausende Bäume und Sträucher gepflanzt. Das Projekt ist eines der größten Naturschutzvorhaben Europas und wird vom Bundesumweltministerium mit über 2 Mio. Euro gefördert. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks würdigte heute das Engagement der Ehrenamtlichen vor Ort bei einem Besuch im Wildkatzendorf Hütscheroda in Thüringen.

Hendricks: „Der Artenreichtum unserer Erde schwindet weltweit immer noch in dramatischem Ausmaß. Deshalb ist die Erhaltung der biologischen Vielfalt für mich ein zentrales Anliegen, auch in Deutschland. Wir wollen, dass die Wildkatze eine sichere Zukunft bei uns hat. Mit seiner bundesweiten Ausstrahlung und Modellhaftigkeit wird dieses Projekt zur positiven Entwicklung des Wildkatzenbestandes beitragen. Mein Dank gilt den vielen hundert Ehrenamtlichen, die sich bereits in dieses Projekt eingebracht haben.“

Die Europäische Wildkatze hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in Deutschland und zählt auch aufgrund ihrer Gefährdung zu den Arten, für die Deutschland international eine besondere Verantwortung trägt. Die Lebensräume dieses Raubtieres sind naturnahe Laub- und Mischwälder mit Baumhöhlen und einem hohen Totholzanteil. Solche Wälder gibt es in Deutschland nur noch vereinzelt. Oft sind sie durch Straßen, landwirtschaftlich genutzte Flächen oder Siedlungen zerschnitten und voneinander isoliert. Das macht es für die Wildkatze, aber auch für andere Waldtiere schwer und gefährlich, weitläufig zu wandern, neue Lebensräume zu erschließen und sich populationsübergreifend zu vermehren.

Im Rahmen des Projekts des Umweltverbands BUND werden in sechs Bundesländern neue, bis zu 50 Meter breite Waldverbindungen entstehen und bestehende Wälder ökologisch verbessert. Parallel dazu werden die aktuellen Bestände und Wanderungen der Wildkatzen in einer Gendatenbank erfasst. Ein besonderes Element des Vorhabens ist die breite ehrenamtliche Unterstützung. Hunderte Freiwillige helfen mit beim Pflanzen von Bäumen und Sträuchern für die Wanderkorridore. Das auf sechs Jahre angelegte Projekt läuft noch bis 2017 und hat ein Gesamtvolumen von rund 3,6 Mio. Euro.




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