Aktuell


Waldinventur 2014

Deutschland ist zu einem Drittel mit Wald bedeckt

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt präsentiert die Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur in der Bundespressekonferenz

BMEL Pressemitteilung, 8.10.14

Die dritte Bundeswaldinventur liefert erfreuliche Nachrichten: Die Waldfläche in Deutschland ist konstant geblieben – rund 11,4 Millionen Hektar umfasst der deutsche Wald. Bei der Vorstellung der Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur in der Bundespressekonferenz betonte Christian Schmidt, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, der Wald sei für unseren Alltag unverzichtbar: "Wald ist Erholungsraum, Rückzugsort und er liefert Rohstoffe für viele Dinge, die aus unserem Leben nicht wegzudenken sind." Eine nachhaltige Waldbewirtschaftung müsse sowohl Rücksicht auf die Natur nehmen als auch ökonomische Erfordernisse erfüllen, sagte Schmidt: "Ertragreiche Wälder sind keineswegs monotone Baumplantagen. Auch in Deutschland bilden die Wälder artenreiche Ökosysteme mit vielen verschiedenen – auch seltenen – Tier- und Pflanzenarten."

Der Bundesminister hob aber auch die Bedeutung des Waldes für den Klimaschutz hervor: "Die Bundeswaldinventur zeigt: Unsere Wälder entlasten die Atmosphäre jährlich um 52 Millionen Tonnen CO2 – das ist mehr, als die Metropolen Hamburg und Berlin pro Jahr ausstoßen. Nachhaltige Waldbewirtschaftung unterstützt und verstärkt diesen Effekt: Sie ist der Schlüssel, um die vielfältigen Anforderungen an den Wald in Einklang zu bringen." Viele Fragen zum Klimawandel und dessen Auswirkungen auf den deutschen Wald seien noch offen. "Die Bundesregierung hat deshalb im vergangen Jahr den Waldklimafonds eingerichtet. Damit sollen die Anpassung der deutschen Wälder an den Klimawandel unterstützt und Klimaschutzwirkungen verbessert werden."

Die Zusammensetzung des Waldes hat sich positiv entwickelt. Der Mischwaldanteil ist auf drei Viertel der Gesamtwaldfläche gestiegen. Strukturreiche Mischwälder sind gut gerüstet für die Herausforderungen des Klimawandels und Schadereignisse wie Stürme oder den Befall durch Borkenkäfer. "Der deutsche Wald ist in den vergangenen Jahren strukturreicher und älter geworden. Der gute Zustand des Waldes ist das Ergebnis vorausschauenden waldbaulichen Handelns von Politik, Waldeigentümern und Förstern", so Bundesminister Schmidt.

Die Bundeswaldinventur hat ergeben: In unseren Wäldern steht so viel Holz wie seit Jahrhunderten nicht mehr – und das bei einer hohen Nutzung. Der Holzvorrat im deutschen Wald ist in den vergangenen zehn Jahren um sieben Prozent gestiegen. Deutschland verfügt aktuell über einen Holzvorrat von 3,7 Milliarden Kubikmetern. Mit diesem Vorrat steht Deutschland an der Spitze der europäischen Länder, sogar vor den klassischen Waldländern Skandinaviens. "Nicht nur die Holzvorräte sind auf Rekordniveau – auch die Nachfrage ist rege. Der Bedarf nach umweltverträglich erzeugten Rohstoffen nimmt weltweit zu. Da liegt Holz voll im Trend. Umso mehr freut es mich, dass unsere Wälder heute vielfältiger sind denn je und mehr Holz nachwächst, als wir nutzen. Die Holznutzung in Deutschland ist nachhaltig", erklärte Schmidt. In den Jahren 2002 bis 2012 wurden jährlich rund 76 Millionen Kubikmeter Holz geerntet.

Hintergrundinformationen zur Bundeswaldinventur:

Alle zehn Jahre machen sich Bund und Länder gemeinsam an eine Herkulesaufgabe: Sie vermessen den deutschen Wald. Die Bundeswaldinventur ist der regelmäßige Zensus für den Wald, sie wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft koordiniert. Über 90 Milliarden Bäume wachsen in Deutschlands Wäldern – zu viele, um jeden einzelnen erfassen zu können. Die Bundeswaldinventur erhebt daher eine repräsentative Stichprobe. Über 60 Inventurtrupps in den Jahren 2011 und 2012 haben dazu an rund 60.000 Messpunkten rund 150 Merkmale erfasst. Die Ergebnisse der Bundeswaldinventur dienen als Informationsquelle und Entscheidungsgrundlage für Forst-, Klimaschutz-, Energie- und Naturschutzpolitik der Bundesregierung und sind daneben für Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen von Bedeutung.

Weitere Informationen:

www.bmel.de/bundeswaldinventur


Wald-Bilanz der Bundesregierung täuscht über Defizite hinweg

Gemeinsame Presseerklärung von BUND, Forum Umwelt und Entwicklung, Greenpeace und NABU, 8.10.14

Berlin – Umweltverbände sehen nach Vorstellung der Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur (BWI3) durch Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt weiterhin Defizite beim Waldnaturschutz. Laut Bericht der Bundesregierung ist der Bestand der Buchenwälder anteilig weiter gewachsen. Zudem sind die Wälder im Vergleich zur Bundeswaldinventur von 2002 (BWI2) geringfügig älter geworden und verfügen über leicht gestiegene Holzvorräte. „Diese Ergebnisse sind begrüßenswert, dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Deutschland immer noch weit davon entfernt ist, eine internationale Vorbildrolle bei der ökologischen Waldnutzung und dem Waldnaturschutz einzunehmen“, so BUND, Forum für Umwelt und Entwicklung, Greenpeace und NABU. Die Umweltverbände bedauern, dass die Ergebnisse zur BWI3 nicht umfassend veröffentlicht wurden, und werden sich, sobald diese vorliegen, nach dieser ersten, vorläufigen Bewertung ausführlich damit befassen.

„Die Zunahme der Buchenwaldfläche sagt nichts darüber aus, wie die Forstwirtschaft mit den seltenen, alten Buchenwäldern in Deutschland umgeht“, sagt Greenpeace Geschäftsführerin Brigitte Behrens. „Fakt ist, dass hierzulande zu wenige Buchenwälder streng geschützt sind, obwohl Deutschland für deren Schutz die weltweit größte Verantwortung hat.“

„Der Holzvorrat in unseren Wäldern liegt derzeit immer noch bei weniger als der Hälfte der Holzvorräte, die es in Urwäldern oder über lange Zeit ungenutzten Wäldern gibt“, sagt Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Mehr Holz im Wald bindet auch mehr klimaschädliches Kohlendioxid und ist Voraussetzung für eine größere Artenvielfalt. Unsere Wälder müssen insgesamt deutlich älter werden, dies muss die Waldnutzung berücksichtigen“, sagte Weiger. Die Naturschutzverbände kritisieren in dem Zusammenhang, dass die Auswertungen Bäume von über 160 Jahren pauschal zusammenfassen, was nicht einmal die Hälfte der Lebensspanne der Baumart Buche ausmacht. Damit sind keine differenzierten Aussagen zu den alten Wäldern möglich. Die Naturschutzverbände kritisieren zudem, dass die misslungene Bewertung der Naturnähe aus der vorhergehenden BWI übernommen wurde.

Zu wenig Waldschutz – erst 1,9 Prozent der deutschen Wälder streng geschützt

Derzeit werden nur 1,9 Prozent der deutschen Wälder dauerhaft forstwirtschaftlich nicht mehr genutzt und sind entsprechend rechtlich geschützt. Auf diesen Flächen können sich Waldstrukturen entwickeln, die vor allem auf Grund der vielen alten und dicken Bäume entstehen. Diese sind für den Erhalt der biologischen Vielfalt unverzichtbar. Nach Beschluss der Bundesregierung, der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) von 2007, sollen bis zum Jahr 2020 fünf Prozent der deutschen Wälder dauerhaft ohne forstwirtschaftliche Nutzung sein. „Momentan gibt es von Seiten der meisten Bundesländer und der Bundesregierung nur halbherzige Schritte, um dieses Ziel zu erreichen“, kritisiert NABU-Präsident Olaf Tschimpke. „Bundesregierung und Bundesländer als größte öffentliche Waldbesitzer müssen umgehend Maßnahmen beschließen, um neue Waldschutzgebiete einzurichten.“ Besonders zusammenhängende Wälder über 100 Hektar sollten dabei berücksichtigt werden.

„Es gibt keinen Holzmangel, aber die derzeitige Holzverwendung ist ökologisch und gesellschaftlich untragbar. Gut die Hälfte der verwendeten Holzmenge wird ohne vorherige anderweitige Nutzung verbrannt. Aus der anderen Hälfte werden zu großen Teilen kurzlebige - und Verpackungsprodukte erzeugt“, so Jürgen Maier vom Forum Umwelt und Entwicklung. Wenn durch Holzprodukte energieintensive Rohstoffe ersetzt werden sollen, muss die Holzindustrie verstärkt Lösungen für die Verwendung von Laubholz in langlebigen Produkten anbieten können. Nur dann machen Holzprodukte wirklich Sinn.


Zur Bundeswaldinventur: BUND fordert bessere Standards für Waldwirtschaft

BUND Pressemitteilung, 8.10.14

Berlin: Anlässlich der Veröffentlichung der Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) eine Senkung des Holzverbrauchs in Deutschland gefordert. Besonders problematisch sei der immense Verbrauch von Brennholz, für das mittlerweile rund die Hälfte des Holzaufkommens eingesetzt werde. „Wälder müssen deutlich älter und vorratsreicher werden“, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. „Darauf ist bei der Waldnutzung wie auch beim Holzverbrauch zu achten“, so Weiger.

Der BUND-Vorsitzende begrüßte, dass die Wälder etwas laubbaumreicher, älter und vorratsreicher geworden sind, wies aber darauf, dass wegen der historischen und aktuellen forstlichen Nutzungen nach wie vor große Defizite bestünden. Der deutsche Wald sei immer noch zu jung, er werde zu stark von Nadelbäumen dominiert, besitze zu wenig Biotopbäume und zu wenige dicke und alte Bäume. Erforderlich seien ökologische Mindeststandards für die Waldbewirtschaftung.

„Im Bundeswaldgesetz müssen wichtige Aspekte des Waldschutzes wie das Kahlschlagsverbot, der Bodenschutz und ein hoher Anteil an Totholz festgeschrieben werden“, sagte Weiger. Das existierende Waldgesetz sei nicht geeignet, bei der Nutzung des Waldes das Gemeinwohl gegenüber Privatinteressen zu sichern. Dies gelte vor allem für den öffentlichen Wald.

„Wälder speichern Trinkwasser, filtern die Luft, schützen vor Überschwemmungen und speichern das Klimagas CO2. Sie sind Lebensraum für hunderttausende Tiere, Pflanzen und Pilze und Ort der Erholung für Millionen Menschen. Der Wald kann all diese Dienstleistungen nur erbringen, wenn seine Bewirtschaftung nach ökologischen Standards erfolgt“, sagte der BUND-Vorsitzende.

Der BUND-Vorsitzende forderte die Bundesregierung und die Länder auf, endlich die Ziele der Nationalen Biodiversitätsstrategie umzusetzen und dem Erhalt der Naturwälder Priorität zu geben. Dazu gehöre, bis 2020 mindestens fünf Prozent der Waldfläche in Deutschland dauerhaft der natürlichen Entwicklung zu überlassen. In öffentlichen Wäldern sollten mindestens zehn Prozent der Fläche unbewirtschaftet bleiben. Gegenwärtig werde nur etwa ein Drittel dieses Ziels der Bundesregierung erreicht. „Wir kritisieren vor allem, dass in Deutschland noch immer viel zu wenig Wälder geschützt sind“, sagte Weiger.


Der deutsche Wald hat sich erholt

Der Bund hat die Waldinventur vorgestellt. Umweltschäden gibt es kaum.

(dpa) - 9. Oktober, 2014

http://www.rp-online.de/panorama/der-deutsche-wald-hat-sich-erholt-aid-1.4583417


Deutschland ist Wald-Europameister

Von Karin Jäger, Deutsche Welle, 8.10.14

http://www.msn.com/de-de/nachrichten/wissenundtechnik/deutschland-ist-wald-europameister/ar-BB8aV0A


Bundeswaldinventur: Großer, dicker, alter Wald

Von Elena Müller, Berliner Zeitung, 8.10.14

http://www.berliner-zeitung.de/wissen/bundeswaldinventur-grosser--dicker--alter-wald,10808894,28683634.html




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