AktuellFSC-zertifizerter Raubbau
Zertifizierter RaubbauWWF legt Beschwerde ein gegen FSC-Zertifizierung von Holzindustrie SchweighoferWWF-Pressemitteilung, 7.3.16 Wien/Berlin - Der WWF legt Beschwerde ein gegen die FSC-Zertifizierung des österreichischen Unternehmens Holzindustrie Schweighofer. Die Umweltschützer reagieren damit auf eine Bekanntgabe vom Januar, wonach das Unternehmen für seine Standorte in Rumänien und drei weiteren Ländern neue FSC-Zertifikate für die Produktkette (CoC) erhalten habe. Laut Schweighofer werde damit sichergestellt, dass keinerlei Holz aus umstrittenen Quellen verwendet werde. Der WWF hegt jedoch Zweifel, dass die zuständige Zertifizierungsstelle „Quality Austria“ die FSC-Standards eingehalten hat und fordert eine umfassende Prüfung des Prozesses. Auch in Deutschland werden Produkte von Schweighofer vertrieben, u.a. in Baumärkten und bei Holzhändlern. „Schweighofer zählt zu den schlimmsten Kahlschlägern Europas. Das Unternehmen macht seit Jahren Schlagzeilen, weil es Holz aus illegalen Quellen verarbeitet, teilweise sogar aus Nationalparks. Die Zertifizierung ist ein Schlag ins Gesicht aller Unternehmen, die halbwegs auf ökologische Standards achten“, kritisiert WWF-Waldexperte Johannes Zahnen. Zur Überprüfung des Zertifizierungsprozesses habe der WWF daher nun formell Beschwerde eingereicht bei der für FSC zuständigen Akkreditierungsstelle „ASI“ (Accreditation Services International). ASI gehört nicht zu FSC, sondern akkreditiert die unabhängigen Zertifizierer im Auftrag von FSC. Wie alle Zertifizierer hat auch Quality Austria von ASI die Genehmigung erhalten FSC-Zertifikate ausstellen zu dürfen. „Nach unserer Ansicht muss nun der Zertifizierungsprozess so schnell wie möglich überprüft und in Konsequenz die Zertifikate wieder entzogen werden“, so Johannes Zahnen weiter. Bei der Vergabe dieser neuen FSC-Zertifikate kritisiert der WWF, dass weder Schweighofer noch Quality Austria die vorgeschriebene Befragung der Stakeholder in ausreichender Qualität durchgeführt hätten. Der WWF zweifelt außerdem daran, wie der Zertifiziere zu der Überzeugung gelangen konnte, dass die gesamte Holzbeschaffung aller Lieferanten bei Schweighofer legal sei. Die massiven Vorwürfe vonseiten diverser Nichtregierungsorganisationen, von ehemaligen Förstern oder auch der rumänischen Behörden zur Verbindung von Schweighofer zu illegal geschlagenem Holz und organisierter Kriminalität, Bedenken wegen Scheinfirmen etc. seien offensichtlich nicht beachtet worden. Und dies obwohl die meisten Ermittlungen gegen Holzindustrie Schweighofer noch nicht abgeschlossen seien oder nicht einmal begonnen hätten. Bereits im November letzten Jahres habe der WWF zudem eine umfassende Beschwerde direkt bei FSC International eingebracht (Policy of Association), um die Anschuldigungen von Holzankauf aus illegalen Quellen durch Schweighofer aus nicht FSC-zertifizierten Wäldern zu überprüfen. FSC International habe diese Beschwerde angenommen und werde in Kürze einen umfassenden Überprüfungsprozess starten. Nach Ansicht des WWF hätte schon vor dem Hintergrund einer bereits eingebrachten FSC-Beschwerde gegen das Unternehmen kein weiteres FSC-Zertifikat ausgestellt werden dürfen. „Der Fall stinkt von allen Enden, so dass eine regelkonforme Zertifizierung eigentlich ausgeschlossen werden kann. Das aus Umweltschutzsicht so wichtige und wertvolle FSC-Siegel darf wegen schlampiger Zertifizierung auf keinen Fall beschädigt werden.“ Hintergrund zum Fall Schweighofer: Im Oktober 2015 präsentierte die US-amerikanische „EIA“ (Environmental Investigation Agency) einen Bericht, wonach Holzindustrie Schweighofer einer der größten Treiber für illegalen Holzeinschlag in Rumänien ist. Zu diesem Ergebnis kam die EIA in Zusammenarbeit mit weiteren Organisationen wie WWF nach Jahren investigativer Recherche. Als Beweise wurden unter anderem Videos veröffentlicht, welche Manager von Schweighofer zeigen, die illegal geschlagenes Holz kaufen wollen sowie ein Holzlaster, der aus einem Nationalpark kommend undokumentierte Holzstämme an Schweighofer lieferte. » zurück |
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