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Mehr Würmer braucht der BodenWWF-Regenwurmreport: Ursachen und Folgen von zu wenigen Würmern im Boden. Hälfte der Regenwurmarten in Deutschland laut Roter Liste „sehr selten“.WWF Pressemitteilung, 3.1.17 Regenwürmer leisten einen entscheidenden Beitrag für Bodenfruchtbarkeit, Erosionsschutz und Hochwasserprävention. Doch um Deutschlands Würmer ist es vielerorts schlecht bestellt. Zu diesem Schluss kommt die Naturschutzorganisation WWF in ihrem am Dienstag veröffentlichten „Regenwurm-Manifest“ und warnt vor den Folgen. „Wenn die Regenwürmer leiden, leidet der Boden und damit die Grundlage für unsere Landwirtschaft und Ernährung“, warnt Dr. Birgit Wilhelm, Landwirtschaftsreferentin beim WWF Deutschland. In Deutschland sind laut der WWF-Analyse 46 Regenwurmarten beheimatet. Mehr als die Hälfte davon wird als „sehr selten“ oder sogar „extrem selten“ eingestuft. Auf Mais-Monokulturen hin ausgerichtete Fruchtfolgen hungern die Regenwürmer förmlich aus, Gülle-Ammoniak verätzt sie, zu viel Bodenbearbeitung zerschneidet sie und Glyphosat vermindert ihre Fortpflanzung. In den meisten Äckern leben durchschnittlich nur drei bis vier, maximal zehn verschiedene Arten. In der Landwirtschaft ist auch die absolute Bestandszahl gering: vor allem mit eintöniger Fruchtfolge und starkem Maschinen- und Chemieeinsatz sinkt sie auf unter 30 Tiere pro Quadratmeter. Der Durchschnitt in kleinstrukturierten Äckern liegt bei rund 120 Exemplaren, auf wenig gepflügten Öko-Äckern können über 450 Würmer gezählt werden. Die Folgen der Regenwurm-Armut für die Landwirtschaft: Zu kompakte, schlecht durchlüftete Böden, die zu wenig Wasser aufnehmen oder durchleiten. Hinzu können faulende Erntereste oder eine zu langsame Nährstoffrückgewinnung und Humusbildung kommen. „Ohne Regenwürmer ist der Boden lahm. Um trotzdem noch gute Erträge vom Acker zu bekommen, wird mit viel Dünger und Pestiziden von außen nachgeholfen, was wiederum oft den Würmern schadet. Es ist ein Teufelskreis“, erklärt Wilhelm. Doch auch weit darüber hinaus warnt die WWF-Analyse vor gefährlichen Kettenreaktionen für den Mensch: Ein Boden mit sehr vielen Regenwürmern nimmt bis zu 150 Liter Wasser pro Stunde und Quadratmeter auf, so viel wie bei starken Regenfällen sonst eher an einem Tag fällt. „Ein an Regenwürmern verarmter Boden reagiert hingegen auf Regen wie ein verstopftes Sieb: Es kommt nicht mehr viel durch. Unzählige kleine Abflussrinnen an der Bodenoberfläche selbst in Wiesen und Wäldern vereinigen sich zu reißenden Bächen und zu überbordenden Strömen. Dies führt zu den bekannten Hochwassern und deren Schlammfracht, die nichts anderes ist als abgetragener Boden aus dem Wassereinzugsgebiet“, so Wilhelm. Um die verarmten Bestände wieder stark aufzubauen und weiteren Regenwurmschwund vor Ort zu stoppen,, fordert der WWF eine stärkere politische und gesellschaftliche Unterstützung und Förderung einer humusaufbauenden und bodenschonenden Landwirtschaft. In der reformierten „Gemeinsamen Agrarpolitik“ der EU ab 2021 muss der Erhalt und Förderung der natürlichen Bodenfruchtbarkeit eine der zentralen Zielgrößen werden. Zukünftige Agrarzahlungen müssen ebenfalls an diesem Ziel ausgerichtet werden. Nitratbericht 2016: Keine Entwarnung bei GewässerbelastungHendricks: "Düngemittel umweltschonender einsetzen"BMUB Pressemitteilung, 3.1.17 Düngemittel in der Landwirtschaft beeinträchtigen nach wie vor die Gewässerqualität in Deutschland. Das zeigen die Ergebnisse des aktuellen Nitratberichts, der vorwiegend Messdaten aus landwirtschaftlich genutzten Flächen erfasst. Hauptproblem bleibt der übermäßige Einsatz von Stickstoffdüngern. Nitrat belastet vor allem das Grundwasser. Die Bundesregierung legt den Bericht alle vier Jahre der Europäischen Kommission vor. Fast ein Drittel der Messstellen für die Grundwasserqualität wiesen zwischen 2012-2014 zu hohe Nitratwerte auf. Auch an den Küsten der Nord- und Ostsee gibt es kaum Anzeichen für eine Verbesserung. Die zu hohen Phosphor- und Stickstoffeinträge (Eutrophierung) führen hier zu übermäßigem Algenwachstum. Bei Seen und Flüssen gehen die Einträge leicht zurück. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks: "Die intensivierte Landwirtschaft kommt uns immer wieder teuer zu stehen. Das zeigt sich gerade beim Grundwasser. Wenn es zu stark mit Nitrat belastetet ist, muss es für unsere Trinkwasserversorgung verdünnt oder das Nitrat muss technisch beseitigt werden. Das treibt die Wasserkosten für alle in die Höhe. Im Sinne des Gemeinwohls müssen wir hier stärker als bisher gegensteuern. Dafür brauchen wir jetzt verschärfte Düngeregeln. Diese haben wir 2016 auf den Weg gebracht, jetzt müssen sie zügig in Kraft treten." Der Grundwasserzustand hat sich in den vergangenen Jahren nicht wesentlich verbessert. Gegenüber den Messungen von 2008 bis 2011 ist der Anteil der unbelasteten oder nur gering belasteten Grundwassermessstellen zwischen 2012 bis 2014 kaum gestiegen prognostiziert worden war hingegen eine deutliche Verbesserung. 28 Prozent der Messstellen weisen zudem Konzentrationen auf, die den Zielwert von 50 Milligramm pro Liter überschreiten. An Flüssen und Seen wird dieser Wert flächendeckend unterschritten. Der Nitratbericht wertet erstmals auch die Einträge von Phosphor in Seen, Flüsse und Küstengewässer aus, der ebenfalls durch Düngemaßnahmen in die Umwelt gelangt. Wie Nitrat löst auch Phosphor in Gewässern ein übermäßiges, schädliches Pflanzenwachstum aus, das die Ökologie der Gewässer verändert und sie auch verlanden lassen kann. Die Phosphoreinträge sind zwischen 2012 und 2014 deutlicher zurückgegangen. Der angestrebte Zielwert hier existieren je nach Gewässertyp unterschiedliche Vorgaben wird jedoch an cicrca 65 Prozent der Messstellen an Oberflächengewässern überschritten. Dies wirkt sich vor allem auf die deutschen Nordsee- und Ostseeküsten aus. In den Küstengewässern kommt es aufgrund der hohen Nährstoffeinträge aus den Flüssen zu einem vermehrten Algenwachstum. Die Bundesregierung hat deshalb strengere Regeln beim Einsatz von landwirtschaftlichen Düngern auf den Weg gebracht. Ab diesem Jahr sollen demnach bei der Düngeverordnung neue Vorgaben gelten, die mittelfristig zu weniger Nitrat in den Gewässern führen und die Eutrophierung deutlich verringern sollen. Die parlamentarischen Beratungen zur Novelle des Düngegesetzes und die Verhandlungen zwischen Bund und Ländern zur Änderung der Düngeverordnung müssen jetzt zügig finalisiert werden. Ziel muss sein, dass Regelungspaket noch im ersten Quartal des Jahres zu verabschieden. » zurück |
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