AktuellGrünes Band
Bundesumweltministerin Hendricks: "Das Grüne Band kann Vorbildcharakter für gutes Zusammenwirken von der Landwirtschaft mit Naturschutz entfalten"Lückenschluss-Projekt: BUND zeigt, wie der bundesweite Lebensraumverbund und Artenschutz in der Agrarlandschaft umgesetzt werden könnenBUND Pressemitteilung, 11.8.17 Salzwedel/Nürnberg: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) präsentierte heute bei einer Wanderung am Grünen Band entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze bei Salzwedel in Sachsen-Anhalt Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks die Erfolge und Erfolgsrezepte des BUND-Projektes "Lückenschluss Grünes Band". Das Bundesumweltministerium fördert dieses Projekt seit 2012 im Bundesprogramm Biologische Vielfalt. Ziel ist es so genannte Lücken zu schließen, die auf 13 Prozent der 177 Quadratkilometer großen Fläche im Biotopverbund Grünes Band noch klaffen. "Das Grüne Band und unser Lückenschlussprojekt zeigen deutlich, dass ein landesweites Biotopverbund-Netz wie im Bundesnaturschutzgesetz vorgegeben umsetzbar ist. Zehn Prozent der Landesfläche dafür sind ein erreichbares Ziel", stellte Jörg Nitsch, stellvertretender Vorsitzender des BUND Bundesverbandes fest und forderte: "Ein Biotopverbund durch die ansonsten intensiv landwirtschaftlich genutzte, offene Agrarlandschaft ist unsere Chance dem dramatischen Artenrückgang Einhalt zu gebieten. Das Bundesumweltministerium und das Bundesamt für Naturschutz haben sich zuletzt vermehrt zu Wort gemeldet und wie der BUND notwendige Veränderungen in der Agrarpolitik angemahnt. Es ist allerhöchste Zeit, dass die Mahnrufe von Umweltpolitikern und Wissenschaftlern ressortübergreifend unterstützt werden ganz im Sinne eines zukunftsfähigen Deutschlands. Stopp des Artensterbens ist keine Kür, sondern Pflicht. Diesem Thema muss von der zukünftigen Bundesregierung höchste Priorität eingeräumt werden." Bundesumweltministerin Barbara Hendricks ergänzte: "Das Grüne Band ist von herausragender Bedeutung für den Naturschutz. Deutschlands einziger länderübergreifender Biotopverbund besteht in großen Teilen aus wertvollen Grünlandbiotopen. Diese sind aber bundesweit von Vernichtung bedroht. Dass sie im Grünen Band noch vorhanden sind, ist der langjährigen Zusammenarbeit des BUND mit extensiv arbeitenden Landwirten zu verdanken. Das Grüne Band ist ein Leuchtturmprojekt, das auch in der Diskussion um die Zukunft der Landwirtschaft Vorbildcharakter für gutes Zusammenwirken von der Landwirtschaft mit Naturschutz entfalten kann." Im Lückenschluss-Projekt, das im Grünen Band Sachsen-Anhalts und Thüringens durchgeführt wird, wurden vom BUND bisher 92 Hektar vornehmlich landwirtschaftlich intensiv genutzte Flächen erworben und in enger Kooperation mit örtlichen Landwirten in naturschutzgerechte Bewirtschaftung überführt. Der Erfolg lässt sich eindrücklich an den Entwicklungen der Zahlen der brütenden Braunkehlchen, dem Charaktervogel des Grünen Bandes, in der Region ablesen. Deutschlandweit sind die Bestände rapide im Abnehmen begriffen, und drohen in vielen Regionen ganz zu verschwinden. Nicht so in der Projektregion am Grünen Band: Hier konnte eine Stabilisierung der Bestände erreicht werden und es zeichnet sich sogar wieder ein Wachstum ab. "Die Zunahme des Braunkehlchen-Bestands basiert auf unseren engen Absprachen mit den Landwirten, die bereit sind, die Grünlandnutzung in Bereichen mit den am Boden befindlichen Nestern an den Brutverlauf anzupassen. So lange, bis ungefähr Mitte Juli die Jungen flügge geworden sind. So fanden z.B. 2015 13 erfolgreiche Bruten inmitten von Flächen statt, die von den Bewirtschaftern dank unserer Hinweise später als ursprünglich vorgesehen bearbeitet wurden. In diesem Jahr waren es sogar 19 Bruten mit mindestens 56 flügge gewordenen Jungvögeln, deren Bruterfolg auf die Absprachen und Anpassungen der Nutzung zurück zu führen ist", erklärt Dieter Leupold, Projektleiter Grünes Band des BUND in Sachsen-Anhalt. Vom Lückenschluss im Grünen Band Sachsen-Anhalt profitieren eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten, darunter Salzschwaden, Schachbrettblume, Silbergras, Kiebitz, Kreuzkröte, Kreuzotter, Ortolan, Vogelazurjungfer, Ziegenmelker und Wildbienen. Neben der angepassten Nutzung schafft der BUND auch durch die Anlage von Kleingewässern, das Auflichten dichter Kiefernbestände oder das Pflanzen von Dornenhecken geeignete Lebensräume für diese Arten. Dabei berücksichtigt der BUND z.B. beim Monitoring der Vogelazurjungfern auch angrenzende Flächen auf niedersächsischer Seite. "Vielerorts liegen wertvolle Lebensräume benachbart zum Grünen Band und stellen bedeutende Quervernetzungselemente dar. So auch in Niedersachsen. Deshalb haben wir eine Fachkonzeption in Auftrag gegeben, die übergeordnete Ziele für die Entwicklung von Teilräumen in Niedersachsen am Grünen Band definiert und als Arbeitsgrundlage für weitere Aktivitäten dient", so Almut Kottwitz, Staatssekretärin im Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz. Der BUND fordert, dass der Lückenschluss auch im restlichen Grünen Band umgesetzt wird. "Die Bundesregierung muss einen Fonds mit 30 Millionen Euro einrichten, damit die Lückenflächen für den Biotopverbund angekauft werden können", betonte Dr. Kai Frobel, Sprecher des Bundesarbeitskreises Naturschutz des BUND, der das Grüne Band 1989 initiiert hat. Damit würde nicht nur die überfällige Umsetzung des im Bundesnaturschutzgesetz geforderten länderübergreifenden Biotopverbundes wesentlich vorangebracht. Es wäre auch ein essenzieller Beitrag zur Verwirklichung der grünen Infrastruktur in Deutschland. Das "Bundeskonzept Grüne Infrastruktur", hat zum Ziel, den Schutz und Erhalt von Ökosystemen und Ökosystemleistungen bis zum Jahr 2020 zu verbessern. Neben dem Lückenschluss durch Flächenankauf ist auch der gesetzliche Schutz des Grünen Bandes ein zentrales Thema. Die wertvollen Flächen des Grünen Bandes müssen vor einer Nutzungsintensivierung geschützt werden, wie sie z.B. im Grünland durch die Zunahme der Schnitthäufigkeit, Einsaat sehr artenarmer Grasmischungen oder eine hohe Düngerausbringung droht. In Sachsen-Anhalt plant die Landesregierung die Unterschutzstellung ihres Grünen Bandes als Nationales Naturmonument. Diesbezüglich konnte Klaus Rehda, Staatssekretär im sachsen-anhaltischen Umweltministerium gute Nachrichten überbringen: "Wir erarbeiten einen Zeitplan und ein fachliches Konzept für den Prozess der Unterschutzstellung und werden uns demnächst mit allen Akteuren an einen Tisch setzen. Alle Betroffenen werden zu Wort kommen und das weitere Vorgehen gemeinsam erarbeitet". Hintergrund Das Grüne Band ist 1.393 Kilometer lang und immer noch der einzige länderübergreifende Biotopverbund Deutschlands. Mit 146 verschiedenen Biotoptypen stellt es einen unersetzlichen Lebensraum für mehr als 1.200 gefährdete und teils vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten dar. Es ist Leuchtturmprojekt in der "Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt" und Rückgrat des im Bundesnaturschutzgesetz angestrebten deutschlandweiten Biotopverbundsystems. Insgesamt 850 Hektar Fläche hat der BUND im und am Grünen Band erworben, um die wertvollen Biotope langfristig zu sichern. Die letzte Bestandsaufnahme des Grünen Bandes in 2012 ergab, dass insgesamt 13 Prozent der Fläche des einzigartigen nationalen Biotopverbunds durch intensiv genutztes Grünland, Ackerbau und Straßen in ihrer Funktion stark beeinträchtigt sind. Neben vielen kleinen Zerschneidungen hat der BUND im Lückenschluss-Projekt deutschlandweit 26 Lücken mit einer Länge von jeweils über einem Kilometer untersucht. Die Lücken sind vor allem in den Folgejahren der Wiedervereinigung entstanden, als Gesellschaft, Politik und Landnutzer sich der einzigartigen Bedeutung des Grünen Bandes als längsten Lebensraumverbund Deutschlands meist noch nicht bewusst waren. So kam es auf zahlreichen Flächen zur intensiven landwirtschaftlichen Nutzung. Auf diese Weise wurde in diesen Bereichen der Arten- und Biotopreichtum des Grünen Bandes drastisch verringert. Die intensiv genutzten Bereiche sind eine unüberwindbare Barriere für wandernde Tiere und die Ausbreitung von Pflanzen. Im 343 Kilometer langen Abschnitt des Grünen Bandes in Sachsen-Anhalt befinden sich 11 der 26 Lücken mit einer Gesamtlänge von 104,7 Kilometern. Die Rote Liste der Biotoptypen Deutschlands wurde erstmals 1994 vom Bundesamt für Naturschutz veröffentlicht. Schon in der Fassung von 2006 ist zu ersehen, dass zwei Drittel der 146 Biotoptypen im Grünen Band Deutschlands als gefährdet einzustufen sind. Die neue Fassung erschien im Mai dieses Jahres. Im Vergleich zu 2006 ist deutschlandweit insbesondere der stark negative Trend bei den 71 Typen der Grünlandbiotope besorgniserregend. Im Bundesnaturschutzgesetz (§§ 20,21) ist (seit 2010) festgelegt, dass zehn Prozent der Fläche eines jeden Landes für die Schaffung eines Biotopverbunds eingesetzt werden sollen. In der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt wird dies in Ziel B 1.1.3 aufgegriffen: "Bis 2020 besitzt Deutschland auf 10 Prozent der Landesfläche ein repräsentatives und funktionsfähiges System vernetzter Biotope." Das Bundesprogramm Biologische Vielfalt, aus dem das Lückenschlussprojekt vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert wird, dient der Erreichung der in der Biodiversitätsstrategie genannten Ziele. Grünes Band vereint Naturschutz mit LandwirtschaftMit extensiver Landwirtschaft zum Lückenschluss im "Tafelsilber der Deutschen Einheit"BMUB Pressemitteilung, 15.8.17 Wie erfolgreicher Naturschutz von nationaler Bedeutung wirkt, konnte heute Bundesumweltministerin Barbara Hendricks bei einem Termin entlang des Grünen Bandes bei Hoyersburg (Sachsen-Anhalt) begutachten. Zu dem Spaziergang hatte der BUND für Umwelt und Naturschutz eingeladen, um anhand seines Naturschutzprojekts zu zeigen, wie ein Lebensraumverbund für den Arten- und Naturschutz in der Agrarlandschaft gedeihen kann. Das BUND-Projekt "Lückenschluss Grünes Band" wird seit 2012 aus Mitteln des Bundesprogramms Biologische Vielfalt gefördert. Ziel ist es, die Lücken des insgesamt 17.700 Hektar großen Biotopverbunds zu schließen, die auf rund 13 Prozent der Fläche noch offen sind. Themen des Besuchs waren die Sicherung und Entwicklung der Flächen des Biotopverbunds Grünes Band in Sachsen-Anhalt und Thüringen auf bisher 92 Hektar und die Darstellung weiterer Entwicklungspotenziale. Hendricks: "Das Grüne Band ist von herausragender Bedeutung für den Naturschutz. Deutschlands einziger länderübergreifender Biotopverbund besteht in großen Teilen aus wertvollen Grünlandbiotopen. Diese sind aber bundesweit von Vernichtung bedroht. Dass sie im Grünen Band noch vorhanden sind, ist der langjährigen Zusammenarbeit des BUND mit extensiv arbeitenden Landwirten zu verdanken. Das Grüne Band ist ein Leuchtturmprojekt, das auch in der Diskussion um die Zukunft der Landwirtschaft Vorbildcharakter für gutes Zusammenwirken von der Landwirtschaft mit Naturschutz entfalten kann." Mit rund 1.400 Kilometern ist das Grüne Band entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze Deutschlands längster Biotopverbund. Am Grünen Band sind neun Bundesländer beteiligt. Mit dem Nationalen Naturerbe (6.800 Hektar) und Fördermaßnahmen des Bundesumweltministeriums sind wesentliche Teile des Grünen Bandes dauerhaft gesichert. Ein Indikator für den Erfolg des BUND-Projekts sind die steigenden Zahlen des Charaktervogels des Grünen Bands, des Braunkehlchens. Dessen Bestände sind deutschlandweit stark rückläufig. In der Projektregion hat sich die Population des kleinen Zugvogels aus der Familie der Fliegenschnäpper stabilisiert. Es zeichnet sich sogar wieder ein Wachstum ab. Das Grüne Band zieht sich durch fast alle deutschen Landschaften, von den norddeutschen Niederungsgebieten bis hin zu den Mittelgebirgen. Hier kommen heute mehr als 1.200 bedrohte Tier- und Pflanzenarten vor. In Bereichen, in denen das Grüne Band beeinträchtigt und lückenhaft ist, setzt sich das Bundesumweltministerium dafür ein, den Biotopverbund zu vervollständigen. Im Bereich des Grünen Bandes gibt es eine besonders hohe Konzentration von Schutzgebieten. Derzeit sind 29,4 Prozent der Fläche des ehemaligen innerdeutschen Grenzstreifens als Naturschutzgebiet ausgewiesen. 64 Prozent der Fläche sind als Natura 2000-Gebiete geschützt. Zudem liegen drei Biosphärenreservate sowie ein Nationalpark im Bereich des Grünen Bandes. » zurück |
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