Aktuell


Erfolg für Białowieza-Urwald (2)

Alle Maschinen auf Stopp

Seit Jahren kämpft Greenpeace für den Schutz des Bialowieza-Urwalds in Polen, nun der Erfolg: Der Europäische Gerichtshof entschied, dass die Abholzungen in dem Wald illegal waren.

Greenpeace-Online, 17.4.18

Der Bialowieza-Urwald gehört zu den letzten Urwäldern Europas. Rund 11.000 Tierarten leben in dem Wald, darunter auch der seltene europäische Bison. Neben dem Natura 2000-Netzwerk ist der Urwald ebenso Teil des UNESCO-Weltnaturerbes. Doch das polnische Umweltministerium entschied, die Abholzungsrate im Wald für die nächsten zehn Jahre zu verdreifachen. Aus diesem Grund haben Greenpeace-Aktivisten in den vergangenen Monaten immer wieder vor Ort protestiert und sich den Maschinen in den Weg gestellt, um die Abholzung zu verhindern.

Die Verantwortlichen in Polen argumentierten, die Abholzungen und der Abtransport von toten Bäumen aus dem Wald wären Maßnahmen gegen einen massiven Borkenkäferbefall großer Waldgebiete. Der Borkenkäfer ist aber gar keine Gefahr für den Wald, wie zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bestätigen. Die wahre Bedrohung für einen der letzten großen Urwälder Europas und dessen Bewohner ist die Abholzung.

Abholzung verletzte EU-Recht

Das sah auch die EU-Kommission und brachte Polens Regierung vor den Europäischen Gerichtshof (EuGH). Dieser entschied bereits im Herbst 2017, dass die Regierung die Abholzung und den Abtransport der Bäume sofort stoppen müsse, bis eine endgültige Entscheidung gefällt sei. Es dauerte einige Monate, bis die polnische Regierung reagierte und die Arbeiten im November 2017 vollständig einstellte.

Die heutige Entscheidung des EuGH bestätigt, was Aktivistinnen und Aktivisten schon lange proklamierten: Polens ehemaliger Umweltminister Jan Szyszko hat das Gesetz gebrochen. Nun liegt es an dem neuen Minister Henryk Kowalczyk, die notwendigen Schutzmaßnahmen für einen der letzten Urwälder Europas zu treffen. Bislang stehen nur 17 Prozent des polnischen Urwalds als Nationalpark unter Schutz. Greenpeace wird sich weiter dafür einsetzen, dass der gesamte Bialowieza-Wald zum Nationalpark wird, denn nur so werden die Maschinen ruhen, und der wird Wald langfristig verschont bleiben.


In die Schranken verwiesen

Rodungen im polnischen Urwald Bialowieza illegal
WWF begrüßt Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs


WWF Pressemitteilung, 17.4.18

Berlin: Die im polnischen Urwald Bialowieza genehmigten Abholzungen sind illegal. Das hat der Europäische Gerichtshof am Dienstag entschieden und damit vorherige Entscheidungen und Stellungnahmen des Gerichtshofs sowie der Europäischen Kommission bestätigt. Der Holzeinschlag könne mit der Ausbreitung des Borkenkäfers nicht gerechtfertigt werden. Das Urteil ist letztinstanzlich, Polen kann somit keine weiteren Schritte einleiten, um den Richterspruch anzufechten. Der WWF begrüßt die Entscheidung und fordert Polen auf, jegliche Aktivitäten einzustellen, die das Waldgebiet gefährden könnten.

Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim WWF Deutschland, kommentiert: „Mit dem Urteil wurde ein Angriff auf ein einzigartiges Naturdenkmal abgewehrt. Das ist ein wichtiges Signal für den Naturschutz in Europa. Der Erhalt von Schutzgebieten ist keine rein nationalstaatliche Angelegenheit, sondern geht alle Europäer an. Das gilt erst recht für den letzten großen Urwald Europas. Umweltminister Kowalczyk muss jetzt dafür sorgen, dass es keine weiteren Abholzungen gibt. Das Weltnaturerbe Bialowieza muss erhalten bleiben – für die Tier- und Pflanzenwelt und für zukünftige Generationen.“

Hintergrund

Der Nationalpark Bialowieza gilt als letzter großer Urwald in Europa. Er ist durch EU-Recht geschützt und als Natura-2000-Gebiet eingestuft. Der Wald, der für seine sehr alten Baumbestände bekannt ist, erstreckt sich über 150.000 Hektar entlang der Grenze zwischen Polen und Weißrussland. Mehr als 20.000 Tierarten sind hier zu Hause, darunter die größte Bison-Population des Kontinents sowie weitere seltene Arten wie Luchs und Wolf. Im Jahr 2016 hatte die polnische Regierung den Holzeinschlag im Schutzgebiet genehmigt – Grund sei der Kampf gegen den Borkenkäfer. Bis 2023 sollten fast 190.000 Kubikmeter Holz geschlagen werden dürfen. Der WWF bezeichnete die Begründung als unglaubwürdig. Der Wald könne sich ohne menschlichen Eingriff selbst regulieren. Stattdessen dränge sich der Verdacht auf, dass es der Regierung tatsächlich um den Profit aus dem Holzverkauf ginge.




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