Aktuell


EU-Agrarpolitik

Studie zu EU-Plänen: Holzverheizung schadet dem Weltklima

Eine neue Studie des britischen Forstbehörde warnt vor verstärkten Emissionen durch die Bioenergiepläne der EU. Die Wälder als Brennholz in Öfen und Kraftwerke zu stecken, führt zu mehr Treibhausgasausstoß als fossile Brennstoffe, so die Experten.

"Rettet den Regenwald" e.V. Pressemitteilung, 29.5.18

Die EU will die Energieerzeugung aus Biomasse weiter ankurbeln, um die Klimaerwärmung abzumildern. Doch die grüne Energie droht noch mehr Treibhausgasemissionen freizusetzen als fossile Brennstoffe, warnt Forest Research, der wissenschaftliche Dienst der britischen Forstbehörde.

Die Briten berichtigen damit teilweise eine vorherige Forschungsarbeit ("Carbon Impacts of Biomass Consumed in the EU") ihrer Agentur im Auftrag der EU-Kommission, die eine der Grundlagen für die derzeitigen Bioenergiepläne der EU ist.

Die Studie erscheint gerade noch rechtzeitig, um in die aktuellen Beratungen der EU über die künftige Energiepolitik einzufliessen. Anstatt die Wälder auf maximale Holzproduktion für die Energieerzeugung zu trimmen, muss die EU den Energieverbrauch drastisch reduzieren.

Am 31. Mai 2018 treffen sich die Regierungsvertreter der 28 Mitgliedsstaaten der EU, das EU-Parlament und die EU-Kommission zu Dreierverhandlungen über die neue Erneuerbare Energien Richtlinie. Und am 11. Juni beraten die Mitgliedsländer in einem weiteren Ratstreffen über Energie.

Die Verheizung von Holz zur Erzeugung von Strom und Wärme spielt dabei eine zentrale Rolle. Zweidrittel der in der EU erzeugten erneuerbaren Energien basieren auf der Verbrennung von Holz und anderer Biomasse. Wind-, Wasser- und Solarenergie machen EU-weit nur ein Drittel der alternativen Energien aus.

Bitte unterstützen Sie unsere Petition "Abholzen für unsere Energie? Nein danke! an die EU: Zur AKTION.

Link zur Studie "Carbon impacts of biomass consumed in the EU:Supplementary analysis and interpretation for the European Climate Foundation"


NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller zu durchgesickerten Vorschlägen für neue EU-Agrarpolitik

Katastrophe für Landwirte und Naturschutz, wenn Zahlungen ungezielt fließen sollen - 80 Prozent weniger Geld für Natur und Umwelt

NABU Pressemitteilung, 23.5.18

Berlin – NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller zu den durchgesickerten Vorschlägen der EU-Kommission zur Gemeinsamen Agrarpolitik(GAP), die am 1. Juni vorgestellt werden sollen:

„Die Festlegung von mindestens 60 Prozent der 1. Säule der Agrarförderung, das sind mehr als 20 Milliarden Euro jährlich, für ungezielte sogenannte 'Einkommensförderung' zementiert den Weg in die Sackgasse für Landwirte und Umwelt endgültig. Zudem fehlt in den Vorschlägen eine deutliche Zweckbindung für den Naturschutz. Laut NABU-Berechnungen, plant die Kommission 80 Prozent weniger Geld an Natur und Umwelt zu koppeln.

Wenn Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner die Insekten für systemrelevant hält, müsste sie 15 Milliarden Euro pro Jahr für den Naturschutz in die GAP verhandeln. Das wäre auch für Landwirte ein Gewinn, denn sie könnten verlässlich und attraktiv für ihre Naturschutzleistungen bezahlt werden.

Eine weitere katastrophale Entwicklung droht durch die Blankoschecks, die die Kommission an die EU-Staaten verteilen will. Der Vorschlag sieht sehr viel Flexibilität für die Mitgliedstaaten und gleichzeitig zu wenig ausreichende Kontrolle der EU-Kommission vor, wenn es um den Einsatz von EU-Förderung geht. Schon jetzt lässt die GAP in vielen Ländern Korruption und Missbrauch zu. Die Regierungen müssen verpflichtet werden, ausreichend Geld für klare gesellschaftliche Ziele auszugeben, und dafür Rechenschaft abzulegen.“


NABU: Neuer EU-Aktionsplan - Schicksal von Uferschnepfe, Kiebitz & Co. hängt am seidenen Faden

Vogelschutz-Experten: Ohne naturverträgliche Agrarpolitik haben Wiesenbrüter in Europa keine Chance

NABU Pressemitteilung, 24.5.18

Berlin, Brüssel – Der NABU begrüßt den neuen EU-Aktionsplan zum Schutz von Wiesenbrütern im landwirtschaftlich genutzten Feuchtgrünland, der heute vom Michael-Otto-Institut im NABU in Brüssel gemeinsam mit europäischen Partnern des BirdLife-Netzwerks vorgestellt wird.

Die EU-Mitgliedstaaten, insbesondere Bund und Länder in Deutschland, sind nun aufgefordert, die vorgeschlagenen Maßnahmen umzusetzen. Voraussetzung dazu ist aber vor allem eine entsprechende Neuausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Ansonsten haben Wiesenbrüter in Europa keine Zukunft. Am 1.Juni werden die Vorschläge der EU-Kommission zur neuen GAP erwartet – bisher durchgesickerte Entwürfe lassen laut NABU das Schlimmste für Vögel und Insekten befürchten.

Aktuelle Analysen zeigen europaweit dramatische Abnahmen der Brutbestände vieler einstmals häufig in Wiesen brütenden Watvögeln. „Erfolgreich brüten können die Vögel heutzutage fast nur noch in speziell für sie unterhaltenen Schutzgebieten. Doch für das Ziel, die Bestände europaweit zu erhalten, gibt es hiervon zu wenige. Auch fehlt das Geld, für ein wirkungsvolles Management“, sagt Dr. Hermann Hötker, Institutsleiter des Michael-Otto-Institut im NABU.

Da die Vögel vor allem in landwirtschaftlich genutzten Lebensräumen vorkommen, hängt ihr Überlegen von der aktuellen Landwirtschaftspolitik ab. Das Fördersystem der GAP, das vor allem pauschal Fläche und Grundeigentum fördert, statt konkrete Leistungen von Landwirten, führt dazu, dass immer intensiver gewirtschaftet wird, Grünland verschwindet, oder häufiger gemäht und gedüngt wird. Das hat auf die Bestände der Wiesenbrüter fatale Auswirkungen.

Außerdem fehlt es an attraktiven Anreizen für Naturschutzmaßnahmen von Landwirten. Diese können sehr effektiv sein und werden gerne angenommen – sie müssen sich aber auch wirtschaftlich lohnen, wie aktuelle Auswertungen im Rahmen des Aktionsplans gezeigt haben. Der NABU fordert daher einen EU-Naturschutzfonds in der GAP in Höhe von 15 Milliarden Euro pro Jahr.

Die im neuen Aktionsplan behandelten Vogelarten sind traditionell auf eine landwirtschaftlich geprägte Kulturlandschaft angewiesen, die ihnen in der Vergangenheit einen für sie produktiven Lebensraum boten. Und hier liegen die Lösungsansätze, die der Plan aufzeigt: In Schleswig-Holstein zum Beispiel werden in Grünlandregionen erfolgsorientierte Artenschutzmaßnahmen, gezielter Vertragsnaturschutz und Flächenerwerb als koordinierte Instrumente eingesetzt und verschaffen den Vögeln einen im Durchschnitt über die Jahre ausreichenden Bruterfolg.

Zusatzinfo

Bei einem Treffen der zuständigen Vertreter aller EU-Mitgliedstaaten wurden in den vergangenen Tagen neben dem Wiesenlimikolen-Plan acht weitere Artenschutzpläne für bedrohte Vogelarten in Grundzügen verabschiedet. Darunter befindet sich auch ein Aktionsplan für die weltweit und in Deutschland stark bedrohte Turteltaube. Der NABU begrüßt, dass dieser Plan ein zumindest vorübergehendes Verbot der in Südeuropa immer noch legalen Jagd auf diese Art vorsieht. Denn im Rahmen der Planerstellung konnten Wissenschaftler nachweisen, dass die jährlich in der EU geschossenen 1,5 Mio. Turteltauben mehr sind als die Art vertragen kann. Auch das Überleben der Turteltaube hängt jedoch maßgeblich von einer Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik ab.




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