Aktuell


Klimaschutz in der Landwirtschaft

Aigner eröffnet Internationalen Agrarministergipfel

"Gemeinsam für eine starke Landwirtschaft zur Sicherung der Welternährung und für Begrenzung des Klimawandels"

BMELV Pressemitteilung, 15.1.10

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner hat im Vorfeld des Internationalen Agrarministergipfels am Samstag in Berlin auf die dramatischen Folgen des Klimawandels in vielen Teilen der Welt hingewiesen und die Landwirtschaft zu verstärkten gemeinsamen Anstrengungen aufgerufen.

"Die Auswirkungen des Klimawandels sind in vielen Regionen dieser Welt bereits deutlich spürbar, besonders für die Landwirte in Afrika. Wir sind uns unserer Verantwortung für die Sicherung der Welternährung bewusst und wollen gemeinsam gegen den Klimawandel vorgehen", sagte Aigner im Vorfeld der Konferenz am 16. Januar. "Nationale Maßnahmen allein machen keinen Sinn. Wir brauchen mehr internationale Zusammenarbeit."

In Berlin treffen sich am Samstag Agrarministerinnen und -minister sowie Vizeminister aus über 50 Nationen, die mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung repräsentieren. Das Gipfeltreffen steht unter dem Motto: "Landwirtschaft und Klimawandel – neue Konzepte von Politik und Wirtschaft". Aigner zufolge steht die Agrarwirtschaft weltweit vor immensen Herausforderungen: "Die Weltbevölkerung wächst rapide. Jeder Mensch hat ein Recht auf Nahrung. Wenn wir dieses Recht verwirklichen wollen, muss die Produktion von Nahrungsmitteln in den kommenden vier Jahrzehnten um 70 Prozent gesteigert werden."

Es sei zwingend notwendig, die Landwirtschaft weltweit an die Bedingungen des Klimawandels anzupassen und klimaschonender zu produzieren. "Das wird nicht leicht, aber wir sind überzeugt, dass wir es in einer gemeinsamen Anstrengung schaffen können", betonte Aigner. "Die große Resonanz auf mein Angebot, zu Beginn des Jahres 2010 und unmittelbar nach Kopenhagen gemeinsam an zukunftsweisenden Konzepten für die Landwirtschaft zu arbeiten zeigt deutlich, wie sehr den Teilnehmern dieses Thema am Herzen liegt."

Als Gastgeberin des Internationalen Agrarministergipfels 2010 wird die Bundesministerin am Samstag, 16. Januar, gegen 17 Uhr bei einer Pressekonferenz im Konferenztrakt der DZ-Bank am Pariser Platz in Berlin die Ergebnisse der Öffentlichkeit vorstellen.

Die Ergebnisse des Gipfels sollen in internationale Prozesse einfließen.

Der Vertragsstaatenkonferenz zur Klimarahmenkonvention wird empfohlen, ein Arbeitsprogramm zur Landwirtschaft zu erarbeiten, um in diesem Sektor die Klimaeffizienz der Produktion und die Anpassung an den Klimawandel zu verbessern, ohne dabei die Sicherstellung der Welternährung zu vernachlässigen.


Donnerstag, 14. Januar, 12:18 Uhr

Globale Initiative für Klimaschutz im Agrarbereich

Berlin (apn) Der Agrarministergipfel am Wochenende will den Startschuss für eine weltweite Initiative für mehr Klimaschutz in der Landwirtschaft geben. Das kündigte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner am Donnerstag zum Auftakt der Grünen Woche in Berlin an.(...)

http://de.news.yahoo.com/1/20100114/tsc-globale-initiative-fr-klimaschutz-im-db2fba6.html


NABU: Aigner nimmt Klimaschutz in der Landwirtschaft nicht ernst genug

Tschimpke: Zahnlose Agrarpolitik und Verbraucher-Appelle greifen zu kurz

NABU Pressemitteilung, 16.1.10

Berlin - Mit Blick auf den internationalen Agrarministergipfel auf der Grünen Woche in Berlin hat der NABU Bundeslandwirtschaftsministerin Aigner vorgeworfen, den notwendigen Beitrag der Landwirtschaft zur Verringerung von klimaschädlichen Treibhausgas-Emissionen zu verharmlosen. „Wir begrüßen die Initiative der Bundesregierung, sich für konkrete Klimaschutzziele im Agrarbereich einzusetzen. Wer aber wie Ilse Aigner vorrangig über Maßnahmen wie erhöhten Reifendruck in Traktoren spricht, um Sprit zu sparen, hat die Dimension des Problems nicht verstanden“, kritisierte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Zu den größten Emissionsquellen in der Landwirtschaft zählen neben der intensiven Tierhaltung und den Stickstoffüberschüssen aus der Düngung vor allem die Zerstörung von natürlichen Kohlenstoffspeichern in Böden und Ökosystemen.

„In der Klimabilanz der Landwirtschaft lassen die Politiker gerne den Umbruch von Grünland und die Entwässerung von Mooren unter den Tisch fallen, obwohl dadurch in Deutschland rund 40 Prozent der Agraremissionen verursacht werden“, so Tschimpke. Gut gemeinte Appelle an die Landwirte und die Verbraucher, sich klimafreundlicher zu verhalten, greifen aber aus Sicht des NABU zu kurz. Die Agrarpolitik müsse sich ihrer Verantwortung stellen und dafür sorgen, dass die Landwirtschaft künftig nur noch Subventionen erhalte, wenn sie konkrete Leistungen für den Klima- und Umweltschutz erbringe. „Wenn wir weiter machen wie bisher, wird die deutsche Landwirtschaft ihre Treibhausgasemissionen bis 2020 gerade mal um 20 Prozent gegenüber 1990 verringern können. Notwendig ist aber wie im Verkehrs- und Energiebereich das Doppelte, nämlich 40 Prozent“, so NABU-Klimaexperte Carsten Wachholz.

Mit der Ausarbeitung eines verbindlichen Aktionsprogramms für mehr Klimaschutz in der Landwirtschaft sollte der Schwerpunkt nach Auffassung des NABU auf Maßnahmen gelegt werden, die tatsächlich zur Verringerung der Treibhausgas-Emissionen beitragen und gleichzeitig Vorteile für Natur und Umwelt gewährleisten. „Klimaschutz muss konsequenter als bisher in der Agrarpolitik verankert werden. Wir benötigen ein Umbruchverbot für Grünland, Programme für dauerhaften Schutz und Wiedervernässung von Mooren, eine Verschärfung der Düngeverordnung sowie mehr Ökolandbau“, erläuterte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.


Landwirte für Umweltschutz belohnen

WWF lobt Agrargutachten des Sachverständigerates für Umweltfragen

WWF Pressemitteilung, 13.1.10

Berlin - Der WWF fordert zum Auftakt der Grünen Woche in Berlin die Bauern finanziell zu entlohnen, die aktiv den Schutz von Klima, Wasser und Biologischer Vielfalt betreiben. Spätestens mit dem Inkrafttreten der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik im Jahr 2014 müssen Agrarsubventionen grundsätzlich an ökologische Kriterien gekoppelt werden. Der WWF stützt sich bei seinen Forderungen auf ein aktuelles Gutachten des Sachverständigenrates für Umweltfragen (SRU). Das Beratungsgremium der Bundesregierung fordert von der Landwirtschaft nicht mehr nur die preiswerte Produktion von Lebensmitteln, sondern zugleich einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz. Dies sei das wichtigste öffentliche Gut, das zukünftig von der Landwirtschaft bereitgestellt werden müsse. "Auch wenn es Agrarlobbyisten alter Schule nicht gerne hören, wir müssen uns davon verabschieden, immer mehr, immer billiger zu produzieren", so WWF-Agrarreferent Matthias Meissner. Man brauche ein neues Leitbild für die europäische Landwirtschaftspolitik.

Der WWF fordert die Bundesregierung auf, den Rat ihrer eigenen Experten zu befolgen. Ein derart wichtiges Politikfeld dürfe nicht den Interessen der ausschließlich an kurzfristigen Gewinnen orientierten Agrarindustriellen überlassen werden. "Einige Vertreter der Agrarlobby spielen noch immer Blinde Kuh und wollen die essentielle Bedeutung von Umwelt- und Klimaschutz für die wirtschaftliche Zukunft der heimischen Landwirtschaft einfach nicht sehen", sagt Meissner.

Nachhaltigkeit müsse endlich Leitmotiv werden. Dabei müsse die Agrarpolitik europaweit an den gleichen Umweltstandards gemessen und durch ein einheitliches Subventionssystem gefördert werden. Ausdrücklich begrüßt der WWF die Vorschläge des SRU zur Beseitigung der bisher praktizierten Einkommensübertragung an Landwirte durch die Einführung einer Landwirtschaftpolitik, die Leistungen für den Natur-, Klima- und Ressourcenschutzes honoriere. Sinnvoll sei z.B. eine ökologische Grundprämie, die an etwa zehn Prozent ökologische Vorrangflächen auf der landwirtschaftlicher Nutzfläche und andere Öko-Mindestleistungen gekoppelt sei. Die Vorschläge des SRU, Agrarumweltmaßnahmen auf die Grundprämie aufzusatteln und die Naturschutzleistungen auch ohne zwingenden Bezug zur Landwirtschaft zu fördern, gingen ebenfalls in die richtige Richtung.

In Zeiten von knapperen öffentlichen Mittel müsse genau überlegt werden, welche Reformen langfristig und nicht nur kurzfristig für alle rentabel sind, so der WWF. Vorrang sollten nachhaltig und umweltverträglich arbeitende Bauern erhalten, die die natürlichen Grundlagen für die Landwirtschaft kommender Generationen schützen. Eine flächendeckend intakte Natur sei von wachsender Bedeutung für das wirtschaftliche Wohlergehen der ländlichen Räume.







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