Aktuell


UN-Konferenz zur biologischen Vielfalt beginnt

Konferenz zur biologischen Vielfalt startet in Nagoya

Entscheidungen für den internationalen Biodiversitätsschutz für die Zeit nach 2011

BMU Pressemitteilung, 18.10.10

Morgen (Montag) wird im japanischen Nagoya die 10. Vertragsstaatenkonferenz des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, CBD) eröffnet. Sie dauert bis zum 29. Oktober 2010. In diesen zwei Wochen wird die Weltgemeinschaft unter japanischem Vorsitz über Maßnahmen gegen die anhaltende Naturzerstörung verhandeln. Die Vertragstaatenkonferenz der CBD findet alle zwei Jahre statt und ist das oberste politische Entscheidungsgremium der Konvention. Die letzte Konferenz tagte vom 19. bis 30. Mai 2008 in der UN-Stadt Bonn unter deutschem Vorsitz.

Zu den thematischen Schwerpunkten der Konferenz in Nagoya gehören die Verabschiedung eines Protokolls zum Zugang zu genetischen Ressourcen und einem gerechten Vorteilsausgleich (ABS-Protokoll), die Verabschiedung eines neuen Strategischen Plans der CBD sowie Finanzierungsfragen. Die Abkürzung ABS steht für Access and Benefit Sharing. Damit ist gemeint, dass der Zugang zu den genetischen Ressourcen eines Landes rechtssicher geregelt wird und dass die Herkunftsländer solcher Ressourcen an den Gewinnen, die ein Nutzer erzielt, gerecht beteiligt werden. Ein Beispiel ist die Entwicklung von Medikamenten oder Züchtungen.

Im strategischen Plan der CBD sind konkrete mittel- bis langfristigen Ziele und Prioritäten für den internationalen Biodiversitätsschutz festgelegt. Der aktuelle strategische Plan hat das Ziel, bis 2010 die gegenwärtige Rate des Biodiversitätsverlustes deutlich zu reduzieren. Weil dieses globale 2010-Biodiversitätsziel trotz etlicher Erfolge in einzelnen Bereichen auf regionaler, nationaler und lokaler Ebene insgesamt noch nicht erreicht wurde, soll die internationale Staatengemeinschaft in Nagoya darüber entscheiden, welche Ziele die globale Biodiversitätspolitik von 2011 bis 2020 verfolgen soll.

Mangelnde Finanzierung ist einer der Hauptgründe für den anhaltenden Biodiversitätsverlust. Dies gilt insbesondere für die ärmeren Länder des Südens, die den Großteil der weltweiten Biodiversität beherbergen, aber nicht über ausreichende Mittel für deren Schutz und nachhaltige Nutzung verfügen. Die große Herausforderung für Nagoya ist es, bei der derzeitigen angespannten Haushaltslage der Mitgliedsstaaten eine glaubwürdige Bereitschaft der Geberländer für eine verbesserte globale Finanzierung des Biodiversitätsschutzes in die Verhandlungen einzubringen.

Deutschland hat mit der Nutzung von Erlösen aus dem europäischen Emissionshandel für den klimarelevanten Biodiversitätsschutz ein innovatives Instrument entwickelt. Die Internationale Klimaschutzinitiative (www.bmu-klimaschutzinitiative.de) kann ein Modell für die Generierung zusätzlicher finanzieller Mittel für den Biodiversitätsschutz auch in anderen Ländern und Regionen sein.

Neben diesen Schwerpunktthemen werden die Delegierten Entscheidungen zu zahlreichen weiteren Themen treffen, darunter "Schutzgebiete", "Meeresbiodiversität", "Biodiversität und Klimawandel", "Waldbiodiversität", "Biokraftstoffe", "Invasive Arten" sowie "Biodiversität und Business".


UN-Vertragsstaatenkonferenz zur biologischen Vielfalt: Verhandlungen zur Rettung der Welt

WWF Pressemitteilung, 18.10.10

Ab morgen verhandeln im japanischen Nagoya Delegationen aus 193 Staaten über das Übereinkommen zum Erhalt der biologischen Vielfalt (CBD). Um das Artensterben in den Griff zu bekommen, fordert der WWF wirtschaftliche Aspekte stärker zu berücksichtigen. Es gehe nicht allein um den Schutz faszinierender Tiere und Pflanzen, sondern um handfeste wirtschaftliche Interessen und das Überleben vieler Menschen. "Bislang hat die Politik versagt und ihre Ziele weder in Deutschland noch international erreicht", bemängelt Günter Mitlacher, Leiter des Bereichs Biologische Vielfalt beim WWF Deutschland. Ursprünglich hatte sich die Weltgemeinschaft vorgenommen, das Artensterben bis 2010 "signifikant zu verringern". Davon ist man weit entfernt. Die von Menschen verursachte Aussterberate von Tieren und Pflanzen liege mindestens hundertmal höher als der natürliche Artenschwund.

In Nagoya müsse ein Rettungsplan der Biosphäre für den Zeitraum nach 2010 und ein konkret formuliertes Maßnahmenpaket auf den Weg gebracht werden, das alle Staaten zur Umsetzung bis 2020 verpflichtet. Großen Nachholbedarf gebe es bei der Ausweisung und Finanzierung von Schutzgebieten. Insbesondere auf hoher See schreite die Plünderung der Ozeane ungebremst voran. Nur etwa ein Prozent der Hohen See ist geschützt. Der WWF fordert, bis 2020 mindestens 20 Prozent der Erdoberfläche unter Naturschutz zu stellen. Zentraler Punkt bei den Verhandlungen sei überdies ein rechtlich bindendes Protokoll, das die Biopiraterie beenden soll. Darin müssen die Rechte der indigenen Völker und lokalen Gemeinden berücksichtigt und ihre Beteiligung an ihren Naturschätzen sichergestellt werden. "Wenn es gelingen soll, mit südamerikanischen oder afrikanische Länder, die über enorme Naturschätze verfügen, den Rettungsplan durchzusetzen, muss man die Menschen an den wirtschaftlichen Gewinnen aus dem biologischen Reichtums ihrer Länder beteiligen", betont Günter Mitlacher vom WWF. Er fordert die Staatengemeinschaft auf, das sogenannte ABS-Protokoll erfolgreich zum Abschluss zu bringen. Andernfalls seien der Rettungsplan und der Erfolg der gesamten Konferenz gefährdet.

Die Verhandlungen in Japan biete überdies die Gelegenheit, endlich ein gemeinsames Programm zum Thema Klimawandel und biologische Vielfalt in Angriff zu nehmen. Es gehe vor allem darum, die Vernichtung der Wälder zu stoppen und sie sowohl als Lebensraum für unzählige Tiere und Pflanzen, als auch als Kohlendioxydspeicher zu bewahren. In Nagoya geht es nicht nur um mehr Geld für den Naturschutz, sondern auch darum, schädliche Subventionen zu streichen. Der WWF verweist darauf, dass weltweit Jahr für Jahr 670 Milliarden Euro an Staatshilfen in Branchen fließen, die wesentlichen Anteil an der Zerstörung der Natur haben. Diese fatale Fehlentwicklung müsse gestoppt und die Vergabe der Mittel an ökologische Kriterien geknüpft werden. Nur so lasse sich eine nachhaltige Wirtschaftsweise fördern und die Leistungen der Natur für die Menschheit sichern.


Delegierte müssen bei Weltnaturschutzkonferenz in Nagoya Rettungspaket für biologische Vielfalt schnüren

BUND begleitet Verhandlungen

BUND Pressemitteilung, 17.10.10

Berlin/Nagoya (Japan): Kurz vor der morgen im japanischen Nagoya beginnenden Weltnaturschutzkonferenz hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Delegierten aus 193 Teilnehmerstaaten aufgefordert, ein Rettungspaket zu schnüren, das den weltweiten Verlust der biologischen Vielfalt bis 2020 stoppen kann. Dazu gehöre die Verabschiedung eines neuen, ambitionierten Strategischen Plans mit konkreten und messbaren Zielen ebenso wie eine ausreichende Finanzierung für dessen Umsetzung. Unter anderem müssten auf mindestens 20 Prozent der Erdoberfläche ein weltweites repräsentatives Schutzgebietsnetz geschaffen, umweltschädliche Subventionen abgebaut sowie die Überfischung der Meere gestoppt werden. Vor allem das Gastgeberland Japan blockiere bisher die Ausweisung von Meeresschutzgebieten.

Für die Rettung der biologischen Vielfalt forderte der BUND von den Industriestaaten künftig mindestens ein Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes bereit zu stellen. Die von Deutschland auf der letzten Weltnaturschutzkonferenz 2008 in Bonn zugesagten 500 Millionen Euro bis 2012 und 500 Millionen jährlich ab 2013 für den weltweiten Biodiversitätsschutz seien ein erster guter Schritt gewesen. Doch müsste es sich tatsächlich um zusätzliche Gelder handeln. Bisher seien die im Haushalt eingestellten 500 Millionen bereits dreimal, für Biodiversität, Klimaschutz und Entwicklungszusammenarbeit, veranschlagt worden.

Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender: "Bei der Weltnaturschutzkonferenz geht es um nichts Geringeres als die Sicherung unserer Existenzgrundlagen. Für die Rettung der Weltwirtschaft wurden in kürzester Zeit Milliarden mobilisiert. Doch bei Maßnahmen gegen den Biodiversitätsverlust und den Klimawandel wird zäh gerungen. Dabei sind die Folgen unumkehrbar. Die Weltgemeinschaft muss endlich der auf kurzfristige Gewinne angelegten Naturausbeutung eine Absage erteilen."

Den Delegierten müsse es laut BUND zudem gelingen, endlich eine faire Einigung über die Nutzung der biologischen Vielfalt und den daraus resultierenden Gewinne zu erzielen. So nutzen Pharmafirmen Pflanzen und andere Organismen zur Herstellung von Medikamenten und ließen sich diese patentieren. An den Gewinnen seien die Herkunftsländer allerdings bisher nicht beteiligt. Die indigenen und lokalen Gemeinschaften, deren Heilwissen oftmals genutzt werde, schon gar nicht. Diese Biopiraterie müsse ein Ende haben. Hier muss vor allem Kanada seine Blockadehaltung aufgeben.

Nicola Uhde, BUND-Naturschutzexpertin: "Die Länder des globalen Südens verknüpfen ihre Zustimmung zu einem Strategischen Plan mit den Einlenken der Industriestaaten bei der Biopiraterie und der Finanzierung des weltweiten Biodiversitätsschutzes. Dadurch wird in Nagoya nichts entschieden sein, bevor nicht alles entschieden ist."

Weltweit sind nach Angaben der Weltnaturschutzunion IUCN mehr als ein Drittel der 47.677 untersuchten Tier- und Pflanzenarten von Aussterben bedroht. In Deutschland steht ein Drittel der Tiere und Pflanzen auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Von den Lebensräumen Deutschlands sind drei Viertel gefährdet. Um als glaubwürdiger Verhandlungspartner in Nagoya aufzutreten, forderte der BUND die Bundesregierung auf, auch die eigenen Hausaufgaben beim Schutz der Biodiversität zu machen. Unter anderem müsse endlich der Indikatorenbericht veröffentlicht werden, der die Gefährdung der biologischen Vielfalt in Deutschland dokumentiere. Für bundeseigene Flächen müsse ein sofortiger Verkaufsstopp dafür sorgen, dass ein Flächenpool für den Biodiversitätsschutz geschaffen werden kann.


18. Oktober, 2010

Warnungen vor Artensterben begleiten UN-Konferenz

Tokio (dapd). Der Erde droht nach Ansicht von Wissenschaftlern das größte Artensterben seit der Ausrottung der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren. Begleitet von dieser Warnung und dem Appell, mehr für den Artenschutz zu tun, haben sich rund 8.000 Delegierte aus 193 Ländern am Montag in Japan zu einer UN-Konferenz versammelt, deren Thema die Wahrung der biologischen Vielfalt ist.(...)

http://de.news.yahoo.com/17/20101018/tsc-warnungen-vor-artensterben-begleiten-ebff22e.html


18. Oktober, 2010

Flasbarth optimistisch für UN-Artenschutzkonferenz

Berlin (dapd). Zu Beginn der UN-Konferenz in Japan über Artenvielfalt hat sich der Chef des Umweltbundesamts, Jochen Flasbarth, zuversichtlich geäußert. Erstmals in der Geschichte liege ein unterschriftsreifer Entwurf zur sogenannten Biopiraterie vor, sagte Flasbarth am Montag im Deutschlandfunk.(...)

http://de.news.yahoo.com/17/20101018/tsc-flasbarth-optimistisch-fuer-un-arten-ebff22e.html


UN-Artenschutzkonferenz berät in Japan über Schutzmaßnahmen

AFP, 18.1010

http://de.news.yahoo.com/2/20101018/tpl-un-artenschutzkonferenz-beraet-in-ja-ee974b3.html


Entwicklungsländer gegen Konzerne

Von Annette Jensen, taz, 18.10.10

Schluss mit der Ausbeutung durch Pharmakonzerne: Das fordern die Entwicklungsländer bei der UN-Artenschutz-Konferenz. Dort steht auch Deutschland in der Kritik.(...)

http://www.taz.de/1/zukunft/wirtschaft/artikel/1/entwicklungslaender-gegen-konzerne/


Der ökonomische Wert der Biodiversität

Gespräch mit dem Ökologen Jörn P. W. Scharlemann

Neues Deutschland, 18.10.10

Eine Gruppe von Ökologen und Ökonomen hat im Vorfeld des heute beginnenden Biodiversitätsgipfels in Nagoya im Fachblatt »Science« skizziert, welche Herausforderungen aus Sicht der Wissenschaft vor der UN-Konferenz stehen. Mit einem der Autoren, dem leitenden Wissenschaftler am United Nations Environment Programme World Conservation Monitoring Centre (Cambridge, Großbritannien) Dr. Jörn P. W. Scharlemann, sprach ND-Mitarbeiter Steffen Schmidt.(...)

http://www.neues-deutschland.de/artikel/182027.der-oekonomische-wert-der-biodiversitaet.html




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