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Vor Rio+20

WWF: Rio+20 braucht klare Ziele

Bisheriger Verhandlungsentwurf unzureichend

WWF Pressemitteilung, 23.4.12

Als zwar mit guten Ansätzen versehen aber zu wenig ambitioniert kritisiert der WWF die Verhandlungsziele des UN-Nachhaltigkeitsgipfel Rio+20. Die angestrebten Ziele des Gipfels seien deutlich zu vage definiert. Der offizielle Verhandlungstext für den vom 20.-22. Juni in Rio de Janeiro stattfindende Konferenz wird heute in New York in einem letzten Vorbereitungstreffen verhandelt.

Die Verhandlungsführer stecken mit der heutigen Diskussion den Erwartungshorizont an die Ergebnisse des Gipfels ab. Der WWF erkennt an, dass einige zukunftsweisende Ideen für die Verwirklichung einer nachhaltigen Entwicklung in Ansätzen skizziert im neuen Dokument enthalten sind. Dazu gehört die enge Verknüpfung zwischen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Fragestellungen, die sich in neuen allgemeingültigen Indikatoren für Wohlstand der UN-Mitgliedstaaten wiederspiegeln müssen, die weit über das Bruttoinlandsprodukt (BIP) hinausgehen. Der WWF bemängelt jedoch, dass im Papier insgesamt die Dringlichkeit der Aufgaben nicht deutlich wird und klare Zielvorgaben und Fristen zur Umsetzung fehlen. Der neue Textvorschlag ist eine Überarbeitung des Anfang des Jahres vorgestellten Ausgangsentwurfs mit dem Titel „The Future We Want“.

„Der Zusammenhang zwischen dem Schutz natürlicher Ressourcen und dem Zugang aller Menschen zu sauberem Wasser, sauberer Energie und ausreichender Nahrung muss mit klaren Handlungsoptionen für die nächsten Jahre und Jahrzehnte ausgestattet werden.“ sagte Alois Vedder, Leiter Politik des WWF Deutschland. Dabei müsse klar werden, dass umweltschädliche Subventionen in einer Green Economy nichts zu suchen haben und die Staaten müssten sich endlich darauf verständigen, dem Bruttosozialprodukt gleichwertig ökologische und soziale Indikatoren zum Vergleich ihres Wohlstandes an die Seite zu stellen.

Die Menschheit lebt derzeit über ihre Verhältnisse und verbraucht deutlich mehr, als ein Planet dauerhaft an natürlichen Ressourcen bereitstellen kann. Dabei sind die Chancen und Möglichkeiten ungerecht verteilt: Die Ärmsten, die am meisten auf die Einkünfte aus natürlichen Ressourcen angewiesen sind, leiden am meisten an den Folgen der Übernutzung. Die Industrienationen hingegen zählen zu den größten Profiteuren.


"Das war wieder ein rundum gelungener McPlanet"

Von Christina Hofmeister, Greenpeace-Online, 24.4.12

Am Sonntag ging der internationale Bewegungskongress McPlanet in Berlin zuende. Über 1700 umweltinteressierte Teilnehmer waren dabei. Jürgen Knirsch, Experte für nachhaltigen Konsum bei Greenpeace und Mitinitiator des Kongresses, zieht im Interview ein Fazit.

Online-Redaktion: Rund hundert Workshops und Podiumsdiskussionen, ein buntes Kulturprogramm und mehr als 1700 Besucher waren beim Bewegungskongress McPlanet an diesem Wochenende dabei. Welchen Eindruck hattest du von der Stimmung?

Jürgen Knirsch: Die Stimmung war sehr gut. Auf dem Kongress waren sehr viele wissbegierige, vor allem junge Menschen, die mit großem Interesse den Veranstaltungen folgten. Es gab das starke Bedürfnis, nicht nur Informationen zu bekommen, sondern auch Handlungsanleitungen dazu, was man im Alltag, aber auch politisch machen kann. Auch das Kulturprogramm fand regen Anklang. Zusammen mit dem schönen Wetter hat dies mit dazu beigetragen, dass es wieder ein rundum gelungener McPlanet war.

Online-Redaktion: Wie war der Kongress dieses Jahr im Vergleich zu den McPlanet-Kongressen vorher?

Jürgen Knirsch: Er war etwas anders strukturiert. Es gab nicht so viele Panels, also Großveranstaltungen, wie in der Vergangenheit. Neben der inhaltlichen Strukturierung durch die vier Themenbereiche Energie, Landwirtschaft, Gemeingüter und Lebensstil standen diesmal die mittelgroßen und kleinen Veranstaltungen im Vordergrund.

Online-Redaktion: "Too big to fail" war das Motto dieses McPlanets. Was für eine Intention hattet ihr als Initiatoren des Kongresses damit?

Jürgen Knirsch: "Too big to fail" heißt ja, unsere Erde ist viel zu wertvoll, als dass wir sie für irgendwelche wirtschaftlichen Interessen oder Sachzwänge opfern sollten. Der diesjährige McPlanet beschäftigte sich vor allem mit der Rio+20-Konferenz, die in zwei Monaten stattfinden wird. Auf McPlanet ging es um die Frage, ob das die Rio+20-Konferenz leitende Konzept der "Grünen Ökonomie" eines ist, an dem man sich orientieren oder das man eher kritisch betrachten sollte. Sehr interessant war, dass dazu viele kritische, aber auch einige zustimmende Positionen auf McPlanet Gehör fanden.

Online-Redaktion: Was könnte der Kongress angestoßen haben? Hat er etwas angestoßen?

Jürgen Knirsch: Der Kongress hat den Leuten konkrete Handlungsanweisungen gegeben. Es wurde auch deutlich Wert darauf gelegt, dass einerseits individuelle Verhaltensänderung wichtig ist, diese aber andererseits immer durch politische Vorgaben oder Rahmenbedingungen ergänzt werden muss. Ich glaube, der Kongress hat noch einmal deutlich gemacht, dass wir für diese politischen Rahmenbedingungen eintreten und Forderungen an die Politik richten müssen.

Online-Redaktion: Was glaubst du haben die Teilnehmer von dem Kongress mitgenommen?

Jürgen Knirsch: Sie haben gesehen, dass es viele Menschen gibt, die ähnlich denken wie sie und dass sie nicht alleine sind, sondern Teil einer größeren Bewegung. Sie bekamen Informationen über den Zustand des Planeten und zwar nicht nur mit Blick auf die Umwelt, sondern auch mit Blick auf wirtschaftliche und soziale Probleme. Die Teilnehmer haben erfahren, was man konkret als einzelne Person machen kann, im persönlichen Umfeld, beim eigenen Lebensstil, beim eigenen Konsum, aber auch auf politischer Ebene. Die Hoffnung ist, dass sie das, was sie mitgenommen haben, dann auch umsetzen.

Online-Redaktion: Was nimmst du persönlich dieses Jahr aus McPlanet mit?

Jürgen Knirsch: Für mich war eine Veranstaltung zur "Grünen Ökonomie" am Sonntagmorgen am spannendsten. Professor Martin Jänicke, Wissenschaftler mit Schwerpunkt Umweltpolitik aus Berlin hielt dort ein Einführungsreferat, in dem er auch auf das Spannungsverhältnis zwischen Effizienz und Suffizienz einging. Viele sagen, wir müssen nur mit unseren Ressourcen und unserer Energie effizienter umgehen, dann können wir ohne Grundsatzfragen mit Blick auf Wirtschaftssysteme und Wachstum zu klären so weitermachen wie bisher. Andere denken, das ist der falsche Weg. Wir müssen uns stärker mit Suffizienz, also Genügsamkeit, beschäftigen.

Professor Jänicke hat für mich noch einmal deutlich gemacht, dass Genügsamkeit des Einzelnen zwar sehr wichtig ist, aber dass wir weder die Zeit noch die Möglichkeit haben, sieben Milliarden Menschen persönlich anzusprechen und davon zu überzeugen, genügsamer zu leben. Deshalb sollten wir die G20, die Gruppe der zwanzig bedeutsamsten Länder der Welt drängen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Das war für mich sehr wertvoll, um zu vermeiden, dass wir nicht die Effizienzfalle durch die Suffizienzfalle ersetzen.

Online-Redaktion: Sollte McPlanet weitergehen?

Jürgen Knirsch: Das war jetzt der fünfte Kongress, und man könnte natürlich sagen, fünf ist eine gute Zahl, um aufzuhören. Aber ich glaube, McPlanet hat mehrere wichtige Funktionen: Die wichtigste ist, vor allem jungen Menschen eine Plattform zur Information, zum Austausch und zum Einstieg in eine weitere thematische Beschäftigung zu bieten. Auch für die Hauptamtlichen, die z.B. mit ihren Veranstaltungen auf McPlanet beteiligt sind, ist es eine Möglichkeit für den Blick über den Tellerrand und um sich mit anderen auszutauschen und zu vernetzen. In dem Themenspektrum Umwelt und Globalisierung gibt es nichts Vergleichbares zu McPlanet. Auch ein sechster McPlanet wäre also meiner Meinung wichtig, da die Probleme auf diesem Planeten nicht weniger werden werden.




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